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Fünftes Kapitel.


Mich führt der Geist, du siehst nicht seine Hand,
Mich leitet hell sie durch des Lebens Nächte.
Die Ströme trocknen, Hügel ebnen sich,
Und Mauern stürzen, öffnen mir den Eingang –
Bleibt treu das Glück, so bring' ich frohe Kunde.

Es liegt nicht in dem Interesse dieser Erzählung, eine genaue Darstellung jener kriegerischen Thaten zu liefern, welche Gustav Wasa in kurzer Zeit zum Herrn des größten Theils von Schweden machten, und diejenige, welche der dänischen Sache noch anhingen, so sehr entmuthigten, daß oft sein bloßer Name schon hinreichte, sie zu Flucht oder Ergebung zu bewegen. Seite kriegerischer Ruhm erklang durch ganz Europa. Er hatte in unglaublicher Geschwindigkeit aus dem schwedischen Landvolke ein Heer gebildet, das es mit den kriegsgeübtesten Soldaten aufnehmen konnte. Er zeigte sich als einen Freund des Volkes, seine beredsame Güte gewann ihm Aller Herzen. Die Verbesserungen, die er an den Waffen anbrachte, welche die Dalekarlen zu führen verstanden, an Bogen und Pfeil, an Armbrust und Bolzen, an Speer und Messer, setzten ihn in den Stand, den dänischen Hackenschützen das Gleichgewicht zu halten, und oft von einem Hinterhalte aus Schrecken und Verwirrung unter den Feinden zu verbreiten. Nach mehreren Niederlagen der Dänen, erklärte er an König Christian im Namen des Landes offen den Krieg, weil er durch Betrug sich auf den schwedischen Thron geschwungen, nicht eine seiner durch Eid und Sakrament bestätigten Versprechungen erfüllt, und eine gerechte Rache durch das von ihm vergossene Blut so vieler edlen und wackern Schweden gereizt habe. Gustav Wasa ergriff diese Maßregel nicht eher, als bis er sein Ansehn wohl begründet wußte. In der That vermehrte er auch das Zutrauen seiner Landsleute durch sein weises Betragen von Tage zu Tage. Alles wurde von ihm so eingerichtet, »daß,« wie sein Geschichtschreiber Archenholz sagte, »mit der möglichsten Schonung des Landes seine Soldaten ihren Sold regelmäßig erhielten; wobei er sein eigenes Vermögen hergab, alles von seinen Vorfahren nachgelassene Familiensilber ausprägen ließ und sehr selten etwas von der Beute für sich behielt. Dem geringsten seiner Soldaten war beständig der Zutritt zu ihm offen; er entschied liebreich ihre Klagen, und wenn von ihnen schwere Arbeit gefordert wurde, so legte er selbst mit Hand an, so wie er an den gefährlichsten Orten mitkämpfte. So handelte der schwedische Edelmann, der dem mächtigen Könige Christian, dem Schwager des großen Kaisers Carl des Fünften, die Krone Schwedens zu entreißen wagte.«

In einer Reihe von Siegen eroberte er die ansehnlichsten Festungen und Städte des Reiches, unter den letztern auch Upsala, diesen alten Sitz der Gelehrsamkeit, wo er einst seinen jugendlichen Geist in der Uebung von Kunst und Wissenschaft gebildet. Ueberall blieb ihm das Glück getreu und bald stand er selbst vor der Hauptstadt Stockholm, wo sein erstes Geschäft war, die Pflicht eines guten Sohnes zu erfüllen, indem er die Gebeine seines Vaters, die noch von dem Stockholmer Blutbade her am Galgen auf dem sogenannten Brunkberge zur Schau standen, mit denen andrer schwedischer Edlen, ehrenvoll zur Gruft bestattete. Die Hauptstadt selbst behauptete sich hartnäckig gegen alle Angriffe. Severin Norby stand ihr kräftig mit seiner Flotte bei, und Gustav Wasa sah sich genöthigt, die Belagerung in eine bloße Einschließung zu verwandeln, während der er einen Reichstag in der alten Stadt Wadstena hielt, auf welchem er, indem er die Würde eines Königs ablehnte, einstimmig zum Reichsvorsteher und Reichshauptmann ernannt wurde. Viele Landschaften, Städte und feste Schlösser, welche bisher noch den Dänen unterworfen gewesen, fielen jetzt von diesen ab, und begaben sich unter den Schutz des Reichsvorstehers. Immer aber blieb dessen Hauptaugenmerk der Besitz von Stockholm, der ihm durch Severin Norby's kluge Maßregeln fortwährend streitig gemacht wurde. Gustav Wasa rückte auf's Neue vor die Hauptstadt, überzeugte sich aber bald, daß trotz der Flucht des dänischen Vicekönigs Baldenacke nach Koppenhagen, er ohne den Beistand einer Flotte nichts Wirkungsvolles unternehmen könne. Norby setzte seine ganze Kraft daran, Stockholm zu behaupten. Nicht mit Unrecht beargwohnte ihn Gustav, daß er die Absicht habe, sich selbst auf den schwedischen Thron zu schwingen. Deshalb hatte er den schwedischen Edelleuten, die vor Christians Grausamkeit auf seine Schiffe flüchteten, Schutz verliehen, deshalb Sten Sture's Wittwe gütig aufgenommen, deshalb alle schwedischen Gefangenen ebenso wohlwollend als großmüthig behandelt. Nun sollte ihm der geächtete Gustav Wasa mit seinem größtentheils ans Thalbauern bestehenden Heere diese Krone entreißen, die er schon oft in den Träumen seiner Zukunft auf seinem Haupte gesehen? Nimmermehr. Hier galt es einen großen, einen hartnäckigen Kampf, auf dessen glücklichen Ausgang Severin Norby um so mehr hoffte, da es den Schweden an einer Kriegsflotte fehlte, und der dänische Admiral, wie sich Norby noch immer kläglich nannte, viele Freunde unter den Edeln des Landes zu besitzen glaubte. Aber schon hatte Gustav, um jenem Mangel abzuhelfen, sich an seine alten Freunde, die Lübecker, gewandt, und von ihnen, die sich vielfach über Christians Treulosigkeiten zu beklagen hatten, die Versicherung eines baldigen Beistandes zur See empfangen.

Unter diesen Verhältnissen finden wir vor den Mauern von Stockholm einen Theil derjenigen wieder, deren Schicksale bisher unsere Aufmerksamkeit rege, unsre Erwartungen in Spannung erhielten. Roland von Bremen hatte die Ergebenheit an seinen königlichen Freund bei allen Gelegenheiten auf eine so glänzende Weise bewährt, daß dieser ihn zum Hauptmann seiner dalekarlischen Leibwache ernannte, zu einem Ehrenposten, der ihm von Vielen mißgönnt seyn würde, wenn sein Muth nicht selbst die Neider verstummen gemacht hätte. So sehr ihn auch der siegreiche Gang der schwedischen Waffen erfreute, so fühlte er sich doch in seinem Innern tief verstimmt, und hatte oft Mühe, sich einer Schwermuth zu erwehren, die sich seines ganzen Wesens zu bemächtigen drohete. Noch immer lebte er über das Schicksal, das Margarethen durch Erasmus Fontanus bereitet worden, in beunruhigenden Zweifeln. Er wußte aus dem Berichte dänischer Ueberläufer, daß dieser sich bei der Besatzung der Hauptstadt befand, aber von Margarethen konnte er nichts erfahren, keine Spur auffinden, die ihm einen Aufschluß über ihr Schicksal gegeben hätte. Die Gesellschaft des Rasmus Jute, der ganz und gar einer schwarzen Melancholie verfallen war und alle Erscheinungen des Lebens nur aus einem unglücklichen Gesichtspunkte betrachtete, übte dabei einen Einfluß auf ihn, der seinen Trübsinn vermehren mußte. Dieser und der Jüngling Claudianus waren seine Zeitgenossen. Beide hatten in vielen Gefechten einen Muth an den Tag gelegt, der sie in den Augen Gustav Wasa's würdig machte, seiner Leibwache beigesellt zu werden. Von Zeit zu Zeit sah Roland Doneldey auch den alten Huskurer bei sich. Bragi Ingemund hatte sich dem Heere angeschlossen, um in der Ausübung seiner Kunst Verwundeten und Kranken zu dienen, und genoß vorzüglich bei den Thalleuten, denen er durch seine Vorliebe für manchen altherkömmlichen wenn auch abergläubischen Gebrauch bedeutend erschien, eines großen Ansehens.

Eines Abends, es war in der Mitte des Sommers, wo die ganze Natur in reich entfalteter Freude aufblühete, stand Roland Doneldey, in Träumereien, die ihm Margarethens Bild vorführten, versunken, auf einem Hügel, von dem er die See mit Norby's Flotte erschauen konnte, wo ein Theil der belagerten Hauptstadt mit ihren Inseln und Canälen vor seinem Blicke frei lag.

Eine Bewegung unter den feindlichen Schiffen erregte seine Aufmerksamkeit. Er sah, wie ein kleines Fahrzeug von dem Hauptschiffe abstieß, sich dem Landungsplatz in der Nähe des alten königlichen Schlosses auf dem Ritterholm näherte, hier anlegte und einen Mann aussetzte, dem eine zahlreiche Begleitung folgte. Roland besaß ein sehr scharfes Gesicht, und die Stelle, auf der er sich befand, war nicht so weit von jenem Landungsplatze entfernt, um ihn nicht die Gestalt des Mannes, der sich mit seinem Gefolge nun dem Schlosse näherte, erkennen zu lassen. Es war Arwed Oxe, unsern Lesern vielleicht mehr erinnerlich unter dem Namen Ignotus. Sein ganzes Aeußeres verrieth, daß er die Stelle eines Kriegsobersten bekleidete, er schien seinen Begleitern Befehle zu ertheilen, welche diese sogleich ausführten, indem sie sich mit eiligen Schritten zu den bezeichneten Punkten begaben. Roland dünkte es keinem Zweifel unterworfen, daß Vincenz Norby seinen künftigen Eidam, den er in seinem Interesse glauben durfte, auf einen wichtigen Posten gestellt habe, der ihm eine unbeschränkte Macht in der belagerten Stadt einräumte. Von Margarethen wußte Roland nichts anders, als daß sie Erasmus Fontanus – in welcher Absicht, vermochte er nicht zu errathen – noch immer als seine Gefangene bewahre. Wie, wenn er durch die Bedeutung jenes Ringes, den ihm einst Arwed Oxe durch Claudianus als ein Unterpfand seiner dauernden Freundschaft gesandt, den einstigen Reisefährten aufforderte, ihm diese Freundschaft zu bewähren und Margarethen aus unrechtmäßiger Haft, aus den Händen eines Mannes zu befreien, den Ignotus selbst als einen jeder Unthat fähigen Bösewicht kennen gelernt hatte? Aber wem sollte er dieses wichtige Unterpfand anvertrauen, wo lag die Möglichkeit, wenn auch ein sichrer Boten aufgefunden worden, diesen in eine Stadt zu senden, mit der jede Verbindung bei Todesstrafe verboten war, in der selbst dem Ahnen, der es dennoch wagte, sich unter irgend einer Verkleidung auf geheimem Wege einzuschleichen, die größte Gefahr drohete? Ihn selbst fesselte die Pflicht an seinen Posten, in die Nähe des Reichsvorstehers; auch die Freunde, auf deren Dienste er vielleicht hätte rechnen können, mußten sich eben sowohl der Strenge der kriegerischen Ordnung unterwerfen. Die letzte Hoffnung, welche in seiner Seele wie ein dämmerndes Morgenroth aufgegangen, erlosch wieder in der trüben Ueberzeugung, daß seine Kraft, in so fern sie für die Geliebte wirken wolle, gelähmt sey.

Die Sonne neigte sich hinter den Bergen, ihre Strahlen spiegelten sich in der ruhigen Silberfläche des Mälar. Dunkle Schatten legten sich über See und Land, die feindliche Flotte zeigte sich nur noch in dämmernden Umrissen, und erinnerte an die Gespensterschiffe, die noch in den Sagen der nordischen Seeleute leben, einzelne Sterne erschienen am tiefblauen Himmel, als Roland Doneldey noch immer auf dem Hügel stand, von dem er jenen Freund wiedergesehen hatte. Er sah die Lichter in den Häusern der Stadt sich entzünden, er konnte sich nicht von dem Anblicke des Ortes trennen, der, wie sein Herz ihm sagte, diejenige innerhalb seiner Mauern barg, welche gewiß die Sehnsucht nach Wiedervereinigung mit ihm theilte.

Da huschte mit leisen, unvernehmbaren Schritten eine zarte weiße Gestalt aus einem Gehölze am Fuße des Hügels hervor, da schwebte sie leicht, wie eine Elfe, herauf, da stand sie, unbemerkt von dem jungen Krieger, neben diesem und legte endlich, nachdem sie über seine Person hinlänglich unterrichtet schien, sanft eine bebende Hand auf dessen Arm. Roland's erste Bewegung war ein Griff nach dem Schwerte. Dann aber, als er sich überzeugte, daß ein Weib vor ihm stehe, ließ er beschämt die Rechte von der Waffe sinken. Er betrachtete das seltsame Wesen, das sein Antlitz jetzt zu ihm erhob, näher und erkannte zu seinem Erstaunen die junge Freundin Margarethen's, die Dalekarlerin Lille. Ihr Auge blickte mit wunderlich scheuem Ausdrucke zu ihm auf, ihr Angesicht, ihre Gestalt schien, soviel Roland in der Dämmerung unterscheiden konnte, noch schlanker, geisterhafter geworden zu seyn, als früher.

»Um Gott, Lille,« sprach Roland im Tone der höchsten Ueberraschung, »was führt dich hierher? Warum hast du das friedliche Dalarne verlassen und wagst es, deine Schritte hierher zu lenken, wo der Pfad eines jungen Mädchens mit tausend Gefahren umgeben ist, wo der Krieg sein Verderben in unzählichen Gestalten auf dich einbrechen lassen kann? Ist der Oheim in Mora gestorben? Steht das Pfarrhaus öde und einsam, daß dich die Noth trieb, die alten Freunde aufzusuchen?«

»Der Geist treibt mich;« antwortete mit halblauter, geheimnisvoller Stimme Lille. »Alles verhält sich noch in Mora, wie du es verlassen an jenem Julafton, wo zuerst das kriegerische Horn von Dalarne erklang, wo zuerst die Sturmglocke läutete, die so manchem tapfern Manne zugleich ein prophetisches Grabgeläute ward. Viele Tage sind seitdem vergangen, die Leute haben ihre Arbeiten vorgenommen, wie immer, die Heerden zogen in die Bergwiesen, die Schnitter erndteten, der Dal-Elf rauschte im Sturmeslauf in den Siljan, wo der mächtigere Seegeist den Stromgeist in Fesseln legte, bis dieser sich ihnen wieder entrang, um in furchtbarerer Gewalt seiner Vereinigung mit der Meerfrau entgegenzueilen. Alles ist wieder geworden, wie ehedem: nur Lille nicht.«

Ein tiefer Seufzer entrang sich bei diesen Worten ihrer Brust. Dann schrak sie plötzlich zusammen und, Roland rasch von der Stelle drängend, wo sie standen, fuhr sie fort:

»Geh einige Schritte weiter mit mir! Hier ist nicht gut seyn. Auf diesem Rasen ist ein Tanzplatz der Elfen und sie dürfen nicht wissen, was ich dir zu sagen habe. Die Stunde, die ihnen Macht verleiht auf Erden, kommt heran. Wenn das Gras und die Blumen den Thau des Abends trinken, dann schweben sie herbei, um auch ihren Theil an dem erquickenden Tranke zu nehmen. Ihretwegen hauchen die Blumen kräftigere Düfte, aber diese Düfte betäuben den Menschen und unterwerfen ihn der Geistermacht, während er sie am Sonnenlichte gefahrlos und zu seinem Ergötzen trinken darf.«

Sie hatte Roland's Hand genommen und ihn von der Spitze des Hügels hinab an einen Platz geführt, der, von Gras und Gestrüpp entblößt, im Dämmerlichte des Abends einiges Gemäuer zeigte, das einem zerstörten Gebäude zum Fundamente gedient zu haben schien. Hier blieb sie stehen. Sie ließ Roland's Hand fahren und blickte sinnend in das Meer hinaus, auf dem die Lichter der feindlichen Flotte, wie wunderliche, aus der Tiefe auftauchende Sterne erschienen.

»Ich begreife dich nicht, Lille,« hob der junge Deutsche von Neuem an, »und was du mir bisher gesagt hast, gibt mir keinen Aufschluß über dein wunderliches Unternehmen. Noch einmal: was willst du, was suchst du hier, was konnte dich zu einer so weiten, gefahrvollen Reise bewegen?«

»Begreife ich mich selbst?« versetzte in einem träumerischen Tone das Mädchen. »Kann ich mir das Räthsel lösen, das mir dunkle Mächte in meinem eignen Daseyn aufgegeben? Warum haben sie um meine Wiege gesessen und ein geheimnisvolles Band gewebt, das mein ganzes Leben an sie fesselt? Warum ward mir der unselige Vorzug, die Elfen in ihren Tänzen zu erblicken, den Strömkarl singen zu hören, die Stimmen der Bergtrollen aus dem Gestein zu vernehmen, die drohende Sjöra im Fichtengrunde hinschreiten zu seyn? Die Leute in Dalarne sagen, weil ich an einem Sonntage geboren worden; aber ist der Sonntag nicht Gottes Tag und habe ich weniger Recht auf den Schutz seiner Heiligen, als andre?«

»Mache dich von diesen abergläubischen Vorstellungen los, die ein strafbarer Unverstand aus den Zeiten des Heidenthums in unsre Tage mit herübergenommen hat;« sprach unwillig Roland von Bremen. »Solche Gedanken sind einer Christin unwürdig und du bist den Geistern nur deshalb verfallen, weil du an sie glaubst. Du selbst quälst dein Leben mit Wahnbildern, mit Hirngespinsten.«

»O es ist sehr klug, aber auch sehr leicht, so zu sprechen;« erwiederte gereizt Lilie. »Wer die Gewalt der dunkeln Mächte nie erfahren, dem kostet es nichts, sie zu beweinen und ihrer zu spotten. Es bedarf dazu auch keines weitern Nachdenkens, er braucht nur nach seinen alltäglichen Erfahrungen zu urtheilen. Aber frage nur Margarethen Böchower, wann du sie einmal wiedersiehst? Sie kann dir sagen, daß mir der Strömkarl Alles, was nachher im Thallande geschehn, vorausgezeigt hat im Johannisgesichte, die geharnischten Krieger, den Aufstand von Dalarne, blutige Gefechte und wildes Kriegsgetümmel, ach! und schlimmere Dinge, die noch eintreffen werden, wie das Uebrige, Unheil und früher Tod des armen Claudianus, die ich ihm selbst bereiten muß.«

Sie fing an bitterlich zu weinen. Roland fühlte sich von Mitleiden ergriffen. Er wurde irr an sich, er schwankte in seiner bisherigen Ueberzeugung, daß die Gesichte, die Erfahrungen aus einer geheimnisvollen Geisterwelt, von denen Lille sprach, nur Ergebnisse der Täuschung, nur Vorspiegelungen eines kranken Gemüthes seyen. Hatte ihm doch, wie er sich jetzt erinnerte, Margaretha von jener Johannisnacht erzählt, hatte sie doch der Offenbarungen gedacht, die Lille'n damals geworden, und mußte er sich doch nun gestehn, das so Vieles erfüllt sey, was sie freilich nur andeutend enthalten!

»Lille,« sagte er, diesen Betrachtungen nachgebend, »es mag Dinge geben, zu denen der Mensch in seinem eingeschränkten Wissen keinen Schlüssel besitzt. Müssen wir doch selbst Vieles, was unser Christenglaube lehrt, in Demuth hinnehmen, ohne es in seinen Wundern deutlich zu erkennen, ohne daß wir wagen dürften, den Geheimnissen der Gottheit nachspüren zu wollen. So kann es denn wohl ein göttliches Walten seyn, das dir wunderbare Erkenntnisse, bedeutungsvolle Ahnungen und Träume zuführt und du magst dich deßhalb nicht unter einer grauenvollen Oberherrschaft böser Trollen und Elfen wähnen.«

»Das ist wiederum erstaunlich klug gesprochen,« antwortete bitter das Mädchen, »und ich muß den Scharfsinn bewundern, mit dem du meinen Aberglauben mit deiner Vernunft in Uebereinstimmung zu bringen suchst. Allein das ändert in der Sache nichts. Die Elfen führen deßhalb doch ihren nächtlichen Ringelreihen auf, der Strömkarl singt, die Sjöra brütet Unheil, der Tomtegubbe umschleicht das Haus, Nisse, der gute Knecht, bewacht es und die böse Mara tritt allnächtlich wieder zu meinem Lager und preßt mit ihrer Eisenhand mir ängstigend Brust und Hals. Wir begreifen Beide nicht, wie das zugeht, aber genug, es geschieht! Glaube mir, Roland Doneldey, du wirst noch lange in Glück und Freude leben, wenn Lille, die dann das Leben des Claudianus nicht mehr schützt, dem Strömkarl, der nach ihr verlangt von ihrer Geburt an, zum Opfer heimgefallen ist. Du wirst sie beklagen und nicht mehr für eine wahnsinnige Träumerin halten, die Einbildungen für Wirklichkeit genommen. Wenn du dann an einem Flusse oder an einem See hinschreitest mit der glücklichen Margaretha, dann wirst du auch den Strömkarl singen hören von Lille's Leiden im Leben, von ihrem Unglücke, von ihrem frühen Tode. Sein Lied wird Euch rühren und Ihr werdet aus feuchtem Auge des armen Mädchens gedenken, das nie sich selbst angehörte, das, so lange es lebte, nur Gewalten, die es fürchtete, unterworfen war.«

Sie erhob sich mit einer hastigen Bewegung von einem Gemäuer, auf das sie sich während dieser Worte niedergelassen hatte. Sie blickte auf das Meer, an dessen äußerstem Saume jetzt ein schwacher Silberstreif den Aufgang des Mondes verkündigte, dann in die Stadt, die in dunkeln Häusergruppen auf den Inseln, welche hier die Vereinigung des Mälar's mit dem Meere bildete, vertheilt dalag. Sie sah so starr hinab, als suche ihr Blick das nächtliche Dunkel zu durchdringen, um einzelne Verhältnisse der Oertlichkeit zu entdecken.

»Ich muß dich verlassen;« begann wiederum Lille nach einer Stille, die einige Minuten gedauert hatte. »Ich gehe zu Margarethen, hast du mir einen Auftrag an sie mitzutheilen?«

Diese überraschende Eröffnung mußte den jungen Deutschen mit neuem Befremden erfüllen.

»Beim Himmel, Lille,« rief er, »du verwirrst mich durch alles Wunderliche, was du mir sagst! Was weißt du von Margarethen, wo willst du sie aufsuchen, wo hoffst du sie zu finden?«

»Dort!« entgegnete in einem festen Tone das Mädchen, indem sie die Hand gegen den dunkeln Mittelpunkt der Hauptstadt erhob.

»Und wenn sie dort weilt,« fuhr Roland dringender fort, »wenn du diese Gewißheit besitzest, wie willst du zu ihr gelangen in eine Stadt, die von Mauern und Gräben, von den Armen des Meeres, die sie umschließen, bewahrt, von Kriegern bewacht ist, die jedem, der kühn genug wäre, aus dem schwedischen Lager sich einschleichen zu wollen, Tod oder Gefangenschaft drohen?«

»Habe ich dir nicht gesagt, daß mich der Geist treibt?« versetzte mit ängstlicher Stimme, indem sie scheu um sich blickte, die Dalekarlerin. »Er wird mich auch führen, er zeigt mir die Wege, die ich einzuschlagen habe. Achte wohl auf meine Worte, denn ich muß leise zu dir sprechen, daß sie die lauernden Trollen nicht vernehmen. Sie würden es für Verrath halten, daß ich dir Alles entdecke, ihre Rache dürfte mir die Frucht meines Unternehmens entreißen. Aber du bist Margarethen's Freund, du trauerst um ihren Verlust, meine Erzählung wird deine Hoffnungen neu beleben, deinen Muth wieder aufrichten. Ich war eines Abends in der Laube hinter dem Pfarrhause zu Mora, die du wohl kennst, über sehnsüchtigen Gedanken an Margarethen eingeschlummert. Da wurde ich durch eine kalte Hand, die mir über das Angesicht strich, erweckt. Die Sjöra stand vor mir im weißen Gewand, hoch und schlank wie eine Birke des Waldes, mit einem seltsamen Lächeln auf dem Riesenantlitz, den dunkeln Blick des großen Auges starr auf mich heftend. Ich wollte fliehen; ich vermochte nicht, mich von der Stelle zu bewegen. Ich errathe deine Wünsche, klang es – ob von der Sjöra gesprochen oder gebietrisch gedacht, weiß ich nicht – in meine Seele: ich will sie erfüllen. Da erhellte sich die Nacht, da war es, als führe die Sjöra mich fort aus Dalarne, am Dal-Elf hinab in niedrigere Gegenden, in ein ebenes Land, auf diesen Hügel, in die Stadt, die vor uns liegt. Es waren wunderliche, entlegene Wege, die sie mich betreten ließ, als sie mich in das Innere der Stadt brachte. Wir schritten durch enge Gassen, über viele Brücken, über öffentliche Plätze hin. Wunderbar war es, daß kein menschliches Wesen uns auf unserm Wege begegnete. Endlich standen wir vor einem einsam gelegenen, großen Hause. Es war auf alterthümliche Weise gebaut, mit einer weiten gewölbten Vorhalle, die sich thurmähnlich erhob, mit hohen Fenstern, wie man sie gewöhnlich an den Kirchen findet. Das Gebäude lag dunkel und drohend da, wie ein geräumiger Kerker. Da dehnte sich plötzlich die weiße Gestalt der Sjöra zu ungeheurer Höhe aus, sie legte die Rechte auf die Spitze des Gebäudes und alle Wände wurden mit einemmale durchsichtig, wie Glas, ich sah unbekannte Personen in den Gemächern wandeln, ich erblickte Margarethen Böchower, deine Margaretha, in einem kleinen Zimmer, in dem sie mit trübem Blicke vor einem Tische saß und in schwermuthsvolle Gedanken versunken scheinend, den Kopf in die Hand stützte. Margaretha! rief ich, die Arme nach ihr hinbreitend. Aber unter einem entsetzlichen Donnerschlage versank da Alles in tiefe und undurchdringliche Nacht, indem mich eine gewaltsame Betäubung ergriff, vernahm ich, wie aus weiter Ferne, das Hohngelächter der Sjöra, ich wußte einige Augenblicke nichts von mir – als ich wieder zu mir kam, sah ich den glänzenden Sternenhimmel über mir, fand ich mich zurückversetzt in den Pfarrgarten zu Mora.«

»Ein Traum,« rief ungläubig Roland, »nichts als ein lebhafter, einen Theil der Wirklichkeit nachspiegelnder Traum.«

»Nenn' es, wie du willst!« erwiederte mit dem Unwillen, der sie immer ergriff, wenn man die Wirklichkeit ihrer Erscheinungen bezweifelte, Lille. »Ich deutete es anders. Ich sah es für einen Fallstrick an, den die Sjöra mir legte, denn sie meint es nimmer gut mit den Sterblichen und hinter ihren reizendsten Lockungen birgt sie die Tücke. Aber von diesem Augenblicke an sah ich den Weg von Mora bis zur Hauptstadt, die verschlungenen Gänge, die mich zu jenem Hause, zu dem Aufenthalte Margarethens brachten, immer im Geiste vor mir, so klar, so vertraut, daß ich gewiß war, ohne andre Hülfe zu ihr gelangen zu können. Dabei wuchs meine Sehnsucht nach ihr von Augenblick zu Augenblick. Nur die Furcht vor den Tücken der Sjöra hielt mich lange zurück, das Thal von Mora zu verlassen und den weiten Weg anzutreten. Aber die Geister trieben und drängten zum Werke, das sie von mir erheischten. Allnächtlich kam die gräßliche Mara, legte sich pressend auf meine Brust, schlang die kralligen Arme mir um den Hals und schrie mit heulendem, widrigem Tone mir in's Ohr: ›auf, auf, Mägdlein, in die Ferne, in die Fremde! Zum kristallnen Hause, wo die Freundin deiner harrt. Steh' auf und wandre! Die Mara preßt und würgt dich so lange, bis du den Wanderstab nimmst und den Weg gehst, den dir die Sjöra gezeigt. Meinst du, die Geister verschwenden ihre Gunst an dich, damit du sie ausschlägst? Du sollst nicht Ruhe haben Tag und Nacht, du sollst leben in unaufhörlicher Qual und Pein, bis der Siljan und das Thal von Mora hinter dir liegen!‹ Und so geschah es. Am Tage quälte mich die Sehnsucht nach Margarethen, in der Nacht die furchtbare Mara mit ihrem Drucke, mit ihren Mahnungen, die dem Krächzen des Leichhuhns glichen. Ich konnte endlich nicht mehr bleiben. Eines Nachts, als Alles im Hause tief eingeschlummert lag, trat ich den weiten Weg an. Wohin ich meinen Fuß setzte, fand ich eine bekannte Stätte, denn Alles hatte mich die Sjöra sehen und erkennen lassen, wie es wirklich war. Oft diente ich andern Reisenden zur Führerin, denn ich blieb nicht auf der großen Heerstraße, ich schlug die Richtpfade ein, die ich im wunderbaren Gesichte mit der Sjöra gewandelt. Nichts schien mir neu, jeder Hügel, jeder Wald blickte mich vertraulich an und oft, wenn meine Wandrung noch spät am Abende dauerte, hörte ich aus den Zweigen und von den Wiesen leisen Elfengesang, als wollten sie die Vorüberziehende begrüßen. Ich habe die Tage nicht gezählt, die ich auf der Reise zubrachte. Genug, hier bin ich und daß du mich an dieser Stelle siehst, mag dir die Macht derjenigen beweisen, die in geheimnißvollen Fäden mein Schicksal weben.«

»Und du willst in der That zu Margarethen?« rief in Erstaunen und Verwirrung über das, was er vernommen, Roland von Bremen. »Du fühlst dich sicher, auf irgendeinem Wege, der so klar vor deinem Geiste liegt, wie der aus Dalarne hierher, in das Innere von Stockholm, zu deiner Freundin zu gelangen? «

»Das Gesicht der Sjöra hat mich noch nicht betrogen;« versetzte mit Bestimmtheit das Mädchen. » Nacht liegt vor deinem Auge, aber wie ein Silberschein leuchtet mir durch die Nacht der Pfad entgegen, auf dem ich zu Margarethen gelange. Er windet sich geheimnißvoll durch tausend Hindernisse und nur diejenige vermag ihn zu finden, nur diejenige wird ihn ohne Gefahr wandeln, welche die Macht der Geister erleuchtet und beschützt.«

»Noch einmal, Lilie,« sagte überlegend der Hauptmann der schwedischen Leibwache, »ich will glauben, daß dir in einem Traume eine wunderbare Offenbarung gekommen ist, die eine unwiderstehliche Gewalt über dich übt, die dich mit einer sonst unerklärlichen Erkenntniß ausrüstet. So führt sie dich auch vielleicht zu derjenigen, deren Schicksal mich so sehr beunruhigt. Auf diese Wahrscheinlichkeit, auf diese Hoffnung will ich es wagen, den Plan ihrer Rettung zu bauen. Nimm diesen Ring! Findest du, wie ich Ursache habe zu fürchten, sie in der Gewalt, unter Zwange eines Menschen, den sie verabscheut, so suche mit diesem Kleinode einen angesehenen Kriegsobersten, Namens Arwed Oxe, auf. Vielleicht nennt er sich auch Ignotus: genug, beide Namen bezeichnen einen und denselben Mann. Ihm entdecke Alles, ihm sage, daß Erasmus Fontanus der Räuber Margarethens sey. Er kennt den Ring und seine Bedeutung. Alles wird dann gut werden, Alles sich erfreulich lösen.«

»Alles!« wiederholte in einem schmerzlichen Tone Lille, indem sie den Ring nahm und in ihrem Gewande verbarg. »Für dich und für Margarethen,« fuhr sie fort, »aber nicht für Claudianus, nicht für mich! Glaubt mir, die Geister haben nicht ohne eine dunkle, tückische Absicht mich hierher gesandt, sie waren listig genug, zu ihren finstern Zwecken ein Mittel zu erwählen, dem auch mein Herz beipflichtete. Warum singt der Strömkarl freudiger, wenn ich seinem Gebiete nahe komme, warum höre ich aus dem Rauschen seines Gesanges mich so oft als seine Braut begrüßen? Doch genug von diesen Dingen! Was kümmern sie dich, da du nicht daran glaubst? Noch Eins, Roland Doneldey. Ich wage nicht, Claudianus zu begrüßen, ich fürchte ihm zu nahen, weil ich weiß, daß es in meiner unseligen Bestimmung liegt, ihm Verderben zu bringen. Aber gib mir eine Kunde von ihm, gib mir auf meine wunderbare Wandrung die Versicherung mit, daß es ihm wohl ergehe!«

»Du kannst sie mit dir nehmen;« erwiederte Roland. »Er ist ein wackrer Krieger geworden, seine Tapferkeit ehrt Alt und Jung, man hat ihn würdig gefunden, ihn der Leibwache Gustav's beizugesellen.«

»Und jener unselige Blutbund mit Rasmus Jute?« fragte sie mit bebender Stimme weiter. »Hat er noch kein Unheil geboren?«

»Wie?« rief überrascht Roland. »Weißt du auch von dem? Wer verrieth dir jene Geheimnisse, die am Styggforsen verhandelt worden?«

»Bragi Ingemund, dem Claudianus sich vertraut, erzählte mir davon in jener Nacht des Julafton, als Dalarne sich gegen den Dänenkönig erhob;« sprach das Mädchen. »Und nun lebe wohl! Ich habe schon zu lange bei dir verweilt. Mich drängt und treibt es und der Widerstand, den ich ihm entgegensetze, thut sehr wehe. Schon steigen wieder die Mahnungen der Elfen im nächtlichen Dufte der Blumen empor, schon mahnt die Sjöra ernst im Rauschen des Stromes, schon schwebt drohend der schwarze Schatten der gräßlichen Mara durch die Nacht heran. Ich muß sie begütigen, die mächtigen Gewalten! Lebe wohl, Roland Doneldey!«

»Harre noch einen Augenblick!« versetzte dieser, zwischen Pflichtgefühl und Liebessehnsucht schwankend. »Wie wäre es, wenn ich dich begleitete? Warum sollte nicht auch ich auf dem Wege, der sich dir öffnet, zu Margarethen gelangen können?«

»Nein, nein,« rief im ängstlichen Tone und den jenseitigen Abhang des Hügels hinabeilend, Lille. »Das Glück kommt zu dir; du brauchst es nicht aufzusuchen. Es möchte sich sonst leicht in Unglück verwandeln, denn die Genossenschaft einer, die die Geister beherrschen, ist gefährlich. Lebe wohl! Ich werde deines Auftrags und des Ringes gedenken.«

Diese letzten Worte tönten kaum vernehmlich aus dem dunkeln Grunde, der sich bis an die Pallisaden und Gräben der Stadt ausdehnte, herauf. Roland strengte vergebens seine Sehkraft an, um die weiße Gestalt, die geisterhaft in die Nacht verschwunden war, noch einmal zu unterscheiden. Er lauschte ihr nach, aber ihr Tritt war nicht mehr zu vernehmen. Das wunderliche Ereigniß war wie ein Traumbild an ihm vorübergegangen. Wie viel Unerklärliches, Sinneverwirrendes enthielt es und dennoch auch wieder welche seltsam sich entfaltende Wahrheiten, welches aus tiefem Dunkel erkennbar vortretende Walten, das bedeutungsvoll in sein Schicksal eingriff!

Er verweilte noch einige Zeit auf dem Hügel. Bald schweifte sein Blick über die dunkeln Häusermassen der Stadt hin, bald nach dem Meere, dessen Wellen sich mit Getöse am Ufer brachen. Plötzlich blitzte es in der Ferne auf. Ein Kanonenschuß ertönte, sein Donner zog über die Wogen heran. In rascher Folge ließen sich noch zwei Schüsse vernehmen und Roland, mit diesem Signale vertraut, seiner Sache nun gewiß, rief, mit einem Male seinem träumerischen Sinnen gänzlich enthoben, frohlockend aus:

»Das sind Freunde, das ist Hülfe aus Deutschland! Die wackern Lübecker halten ihr Wort. Ihre Flotte zieht heran und bald wird nun dieser Kampf geendigt, bald das letzte Bollwerk der dänischen Tyrannei gefallen seyn.«

Eine rasche, verwirrte Bewegung unter den dänischen Schiffen, welche ihm das Herumirren der Schiffslaternen verrieth, ließ ihn erkennen, daß man auch dort die bedeutungsvollen Signale bemerkt habe. Er eilte den Hügel hinab, dem schwedischen Lager zu. Lange schon hatte Gustav Wasa die Ankunft dieser Bundesgenossen erwartet. Die Nachricht, welche Roland von Bremen überbrachte, mußte ihn mit neuer Hoffnung erfüllen, mußte den Muth der Krieger, den die langwierige Belagerung erschlafft, wieder beleben, während der Feind, nun auch von der Seeseite angegriffen und beschäftigt, in eine Zukunft blickte, die den Ausgang des Kampfes unter diesen Umständen sehr zweifelhaft erscheinen ließ. Die frohe Begebenheit wurde im Lager der Schweden mit Jauchzen und Frohlocken begangen, Geschützsalven trugen den Freunden auf der See ein donnerndes Willkommen entgegen, während die Stadt im finstern Schweigen dalag und von der dänischen Flotte flüchtige Lichter über die Wellen hinschwebten, leichte Fahrzeuge, ausgesandt, den herannahenden neuen Feind zu erforschen und zu beobachten.



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