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Zweites Kapitel.
Soldrückstände und Aristokraten.

Bei dem düsteren Bilde, das die allgemeine Lage bietet, sieht Bouillé selbst nichts Gutes voraus. In der französischen Armee herrschten seit den Tagen der Bastille und schon früher sehr bedenkliche Zustände, die sich von Tag zu Tag verschlimmerten. Die Disciplin, die zu allen Zeiten eine Art Wunder ist und durch den Glauben wirkt, brach damals ohne jede Aussicht auf baldige Wiederherstellung zusammen. Die französischen Garden spielten ein gefährliches Spiel; wie sie es gewannen und wie sie jetzt den Preis davontragen, ist allen bekannt. Wir sahen, wie in dem allgemeinen Umsturz die gedungenen Gladiatoren das Fechten verweigerten; sogar die Schweizer vom Regiment Château-Vieux, die wirklich eine Art französischer Schweizer aus Genf und dem Waadtlande sind, sollen sich zu fechten geweigert haben. Deserteure gingen über, selbst Royal-Allemand bot ein trostloses Bild, wenn es auch seiner Pflicht treu blieb; kurz, wir sahen, wie die militärische Zucht und Ordnung in Gestalt des armen Besenval in jenem rebellischen, unbotmäßigen Lager zwei 366 Martertage auf dem Marsfelde verbrachte und dann, »in den Schleier der Nacht gehüllt,« längst des Seineufers fortzog, um an einem anderen Orte eine Zuflucht zu suchen, nachdem ihr dieser Boden offenbar zu heiß geworden war.

Doch welchen neuen Boden soll man suchen, welches Heilmittel erproben? Von Ansteckung noch freie Garnisonen und wohlerwogene Strenge im Drillen; das war zweifellos der Plan. Aber ach, in allen Quartieren und festen Plätzen von Paris bis zum entferntesten Weiler herrscht bereits die Seuche des Aufruhrs und der Meuterei; sie wird eingeatmet, sie pflanzt sich durch Berührung und durch den Verkehr immer weiter fort, bis schließlich auch der einfältigste Soldat von ihr ergriffen ist. Leute in Uniform sprechen mit Leuten im Bürgerrocke, Leute in Uniform lesen nicht nur Zeitungen, sondern schreiben sogar für sie. Siehe die Zeitungen vom Juli 1789 (in Hist. Parl. II, 35 etc). Es giebt öffentliche Petitionen und Verwahrungen, geheime Sendboten und Verbindungen, es herrscht Unzufriedenheit, Eifersucht, Ungewißheit, mit einem Worte, es ist eine Stimmung voll Argwohn und Mißmut. In der ganzen französischen Armee gärt und glüht es unheimlich, es ist ein Zustand, der niemand Gutes verkündet.

Steht uns also in der allgemeinen gesellschaftlichen Auflösung und Umwälzung auch noch ihre tiefgreifendste, schrecklichste Art, eine Soldatenrevolution, bevor? Wenn schon jeder Aufstand unter allen Verhältnissen ein Bild trostloser Öde bietet, welch unendlich traurigeren Anblick gewährt er, wenn er den Charakter einer Soldatenmeuterei annimmt! Dann wird gerade das Werkzeug aller Zucht und Ordnung, wodurch alles übrige geleitet und im rechten Geleise erhalten wurde, zum schrecklichsten, unberechenbarsten Werkzeug der Zuchtlosigkeit, ähnlich wie das Feuer, sonst unser unentbehrlicher, allhelfender Diener, verheerend wirkt, wenn es die Herrschaft an sich reißt und zur Feuersbrunst wird. Wir nannten die Disziplin eine Art Wunder; und ist es nicht in der That wunderbar zu sehen, wie ein Mann Hunderttausende in Bewegung setzt? Jeder einzelne von ihnen liebt oder fürchtet ihn persönlich nicht und muß doch seinem Worte gehorchen, muß dahin und dorthin gehen, marschieren oder Halt machen, töten oder sich töten lassen, als hätte das Schicksal selbst gesprochen, als wäre das Kommandowort im buchstäblichen Sinne ein Zauberwort!

Wie aber, wenn das Zauberwort einmal vergessen und 367 der Zauber gebrochen ist? Dann verwandeln sich die Legionen eifrig dienender Geister in drohende Dämonen und erheben sich wider euch; die freie, wohlgeordnete Arena verwandelt sich in einen Kampfplatz der Hölle, und der unglückliche Zauberer wird in Stücke gerissen. Soldatenpöbel ist nichts anderes als bewaffneter Pöbel, über dessen Haupte stets der Tod schwebt; denn auf Ungehorsam ist die Todesstrafe gesetzt; und des Ungehorsams hat er sich schuldig gemacht. Und wenn schon jede Pöbelrotte sich wie wahnsinnig gebärdet und wie im Wahnsinn unter tollen Anfällen von Hitze und Kälte handelt, in denen wilde Wut plötzlich mit panischem Schrecken abwechselt; – bedenket, wie sich erst ein Soldatenpöbel gebärden wird, der in einem so folgenschweren Konflikt von Pflichten und Strafen zwischen Reue und Wut hin und her geworfen wird und in seinen Hitzanfällen das geladene Gewehr in der Hand hält! Für den Soldaten selbst ist eine Revolte etwas Furchtbares und zumeist vielleicht sogar Beklagenswertes, und doch ist sie so gefährlich, daß sie nur Haß und kein Mitleid erweckt. Eine ganz abnorme Klasse von Menschen, diese armen gedungenen Schlächter! Mit einer Skrupellosigkeit, die das Staunen des Moralisten unserer Tage erregt, haben sie geschworen, Maschinen zu werden, und sind doch zum Teile Menschen geblieben. Möge eine kluge Behörde sie ja nicht daran erinnern, möge allezeit die Gewalt, vor allem aber die Ungerechtigkeit sofort und knapp vor dem Punkte, an dem der Rückprall erfolgen muß, innehalten! Auch Soldaten revoltieren, wie wir schon zu wiederholten Malen erklärten; wäre es nicht so, könnte gar manches, was in dieser Welt nur kurzen Bestand hat, ewig dauern.

Abgesehen von dem allgemeinen Streit und Hader, in dem alle Adamssöhne hier auf Erden wider ihr Schicksal kämpfen, lassen sich die Beschwerden der französischen Soldaten vornehmlich auf zwei zurückführen: erstens, daß ihre Offiziere Aristokraten sind, zweitens, daß sie von den Offizieren um ihren Sold betrogen werden, zwei Beschwerden oder eigentlich nur eine, aus der sich leicht hundert ableiten lassen. Welche Menge von Folgerungen kann man schon aus der einen Prämisse ziehen, daß die Offiziere Aristokraten sind! Diese Thatsache allein bildet eine unerschöpfliche, nie versiegende Quelle von Beschwerden, man könnte sie sogar den allgemeinen Rohstoff der Beschwerde nennen, aus dem sich täglich eine besondere, individuelle Beschwerde von selbst entwickeln wird. Daß sie von Zeit zu Zeit eine bestimmte Gestalt annimmt, 368 das mag sogar eine Art von Trost gewähren. Unterschlagung unseres Soldes! So hat die Beschwerde Körper und Gestalt gewonnen, man kann sie fassen, kann sie anzeigen und ihr, wenn auch nur mit zornigen Worten, Ausdruck geben.

Leider ist ja die große Quelle von Beschwerden wirklich vorhanden. Aristokraten sind notwendigerweise fast alle unsere Offiziere, es liegt ihnen in Fleisch und Blut. Nach einem speziellen Gesetze kann niemand auf die erbärmlichste Lieutenantsstelle in der Miliz Anspruch erheben, bevor er nicht zur Zufriedenheit des Löwen-Königs einen wenigstens vier Generationen alten Adel nachgewiesen hat, also nicht allein einen Adel im allgemeinen, sondern einen Adel, der auf vier Geschlechter zurückreicht. Das ist die Verbesserung, auf die vor gar nicht langer Zeit ein mit Gesuchen überlaufener Kriegsminister verfallen ist; Dampmartin, Événements, I, 89. eine Verbesserung, die zwar den überlaufenen Minister entlastet, aber in Frankreich den klaffenden Gegensatz zwischen Bürgertum und Adel erweitert und überdies den Adel in einen neuen und alten gespalten hat, – als ob ihr nicht schon mit euerm alten und neuen und mit euerm alten, älteren und ältesten Adel der Gegensätze und Widersprüche übergenug hättet, die jetzt, wie man überall hört und sieht, lärmend aneinander prallen und samt allen übrigen Gegensätzen von dem einen großen Strudel in die Tiefe gezogen werden! Dieser Sturz in die Tiefe, aus der es keine Wiederkehr giebt, vollzog oder vollzieht sich noch unter wüstem Lärm und chaotischer Verwirrung; nur das Militär ist noch nicht von dem Strudel erfaßt; aber auch hier darf man bereits die Frage aufwerfen: Kann es hoffen, sich dauernd über dem Wasser zu erhalten? Offenbar nein.

Es mag wohl richtig sein, daß in Zeiten äußeren Friedens, wenn es sich nicht um das Kämpfen, sondern um das Drillen handelt, die Frage, wie man in der Truppe avanciert, ziemlich theoretisch erscheint; zieht man aber die Menschenrechte in Betracht, so ist sie immer von praktischer Bedeutung. Der Soldat hat geschworen, nicht nur dem Könige, sondern auch dem Gesetz und der Nation treu zu sein. Lieben aber unsere Offiziere die Revolution? fragen alle Soldaten. Nein, im Gegenteile, sie hassen die Revolution und lieben die Gegenrevolution. Junge, blaublütige Epaulettenträger, mit ihren vom Standesstolz vergifteten Anschauungen, spötteln ganz offen mit einem an Verachtung grenzenden Unwillen über 369 unsere Menschenrechte wie über ein neues Spinnengewebe, das man wegfegen muß. Die älteren Offiziere, die vorsichtiger sind, schweigen, ohne auch nur den Mund zu verziehen; aber man kann erraten, was in ihrem Innern vorgeht. Ja, wer weiß, ob nicht hinter dem harmlosesten Kommandowort die Gegenrevolution selbst lauert, ob nicht ein Verkauf an die Prinzen im Exil oder an den Kaiser von Österreich dahinter steckt; denn können nicht verräterische Aristokraten die geringe Einsicht von uns schlichten Leuten täuschen? So wirkt der allgemeine Rohstoff der Beschwerden verderblich, erzeugt statt Vertrauen und Achtung nur Haß und endlosen Verdacht und macht das Befehlen wie das Gehorchen zur Unmöglichkeit; um wie viel verderblicher, wenn der Glaube an jene zweite, weit schwerer empfundene Beschwerde, die Unterschlagung des Soldes, ganz allgemein in der Vorstellung des gemeinen Mannes feste Gestalt angenommen hat! Unterschleif der verächtlichsten Art besteht und hat lange bestanden; aber wenn die neuerklärten Menschenrechte und alle sonstigen Rechte kein bloßes Spinnengewebe sind, so darf er nicht länger bestehen!

Das französische Militärsystem scheint einem traurigen Ende durch Selbstmord entgegenzugehen. Ja, was noch schlimmer ist, in dieser Sache steht ein Bürger dem anderen als Feind gegenüber. Der Soldat findet Gehör und unbegrenzte Teilnahme bei den an Kopfzahl überaus starken niederen Klassen der Patrioten, während die höheren Klassen auf der Seite der Offiziere stehen. Der Offizier kleidet und parfümiert sich noch immer für die hier und da stattfindenden traurigen Soireen in den Salons des nicht emigrierten Adels. Hier spricht er von seinen Leiden – sind nicht seine Leiden auch die Leiden Sr. Majestät und der Natur? – und legt so gleichzeitig seinen kecken Trotz und seine feste Entschlossenheit an den Tag. Bürger und mehr noch Bürgerinnen sehen das Recht und Unrecht ein; nicht das Militärsystem allein, sondern vieles andere mit ihm wird durch Selbstmord enden. Es ist, wie wir schon sagten, ein noch tiefer gehender Umsturz möglich als irgend einer von denen, die man bisher erlebt hat: ein Umsturz, bei dem die tiefunterste, düster brennende schweflige Schichte, auf der alles ruht und wächst, obenauf zu liegen kommt.

Wie aber mag dies alles auf das rauhe Soldatenherz wirken, auf den Soldaten mit seiner militärischen Pedanterie, mit seiner Unerfahrenheit in allen dem Paradeplatz fernliegenden Dingen, auf ihn, der die Unerfahrenheit des Kindes 370 mit dem Ingrimm des Mannes und dem Ungestüm des Franzosen in sich vereinigt! Schon lange füllen geheime Versammlungen in Eß- und Wachzimmern, mürrische Blicke, tausenderlei kleine Verdrießlichkeiten zwischen Befehlenden und Gehorchenden den langen öden Tag des Soldaten aus. Fragt doch Kapitän Dampmartin, einen glaubwürdigen, geistvollen Kavallerieoffizier und Schriftsteller, der das Reich der Freiheit unter gewissen Einschränkungen liebt und doch im heißen Südwesten und anderswo bis ins Innerste des Herzens gekränkt ist »durch Aufruhr, den er gesehen hat, durch Bürgerkrieg bei hellem Tageslicht und bei Fackelschein, durch Anarchie, die hassenswerter ist als der Tod.« Einst begegneten unserem Kapitän Dampmartin und einem Kameraden auf den Wällen, wo es keinen Seitenweg giebt und ein Ausweichen unmöglich ist, widerspenstige Soldaten, denen der Wein die Köpfe erhitzt hatte; sie grüßen zwar sofort militärisch – »denn wir blicken sie ruhig an« –; aber sie thun es in schnippischer, beinahe höhnischer Art. Eines Morgens legen sie alle ledernen Wämser und überflüssigen Koller, deren sie überdrüssig sind, in einem großen Haufen vor der Thür des Kapitäns nieder, – worüber »wir lachen« wie ein Esel, der Disteln frißt. Ein andermal knüpfen sie unter allgemeinem Fluchen und Lärmen zwei Fouragestricke zusammen, mit der ausgesprochenen Absicht, den Quartiermeister aufzuhängen; dies alles hat unser ehrenwerter Kapitän durch die schwarzrote Brille liebevoll bedauernder Erinnerung betrachtet und fließend niedergeschrieben. Dampmartin, Événements, I, 122-146. Die Gemeinen murren in allgemeiner Unzufriedenheit, die Offiziere legen ihre Charge nieder und gehen aus Überdruß über die Grenze.

Oder fragen wir einen anderen schriftstellernden Offizier, der noch nicht Kapitän, sondern erst Unterlieutenant im Artillerie-Regiment La Fère ist, einen jungen Mann von einundzwanzig Jahren, der wohl das Recht besitzt zu sprechen: er heißt Napoleon Bonaparte. Vor fünf Jahren wurde er von der Brienner Kriegsschule weg als Unterlieutenant ausgemustert, »weil er von La Place in der Mathematik für tüchtig erklärt worden war.« Gegenwärtig liegt er zu Auxonne im Westen in Garnison; dort wohnt er nicht gar prächtig »im Hause eines Barbiers, gegen dessen Frau er es an der 371 herkömmlichen Achtung fehlen läßt;« oder er wohnt sogar im Pavillon drüben, in einer Kammer mit kahlen Wänden, deren ganze Einrichtung aus einem schlechten »Bett ohne Vorhänge, aus zwei Stühlen und einem Tische in der Fensternische besteht; Bücher und Papiere bedecken ihn. Sein Bruder Ludwig schläft im anstoßenden Zimmer auf einer groben Matratze.« Gleichwohl ist er mit etwas Bedeutendem beschäftigt: er schreibt sein erstes Buch oder seine erste Flugschrift, – einen mit leidenschaftlicher Beredsamkeit geschriebenen Brief an den korsischen Deputierten M. Matteo Buttafuoco, der kein Patriot, sondern Aristokrat ist und nicht verdient, Deputierter zu sein. Unser schriftstellernder Unterlieutenant korrigiert die Probebogen; »jeden Morgen um 4 Uhr früh bricht er von Auxonne auf und geht nach Dôle, dem Wohnort seines Verlegers Joly. Wenn er seine Korrekturarbeit vollendet hat, nimmt er mit Joly ein ganz einfaches Frühstück ein und macht sich unmittelbar darauf wieder auf den Rückweg in seine Garnison, wo er gegen Mittag eintrifft, und legt somit täglich im Laufe des Vormittags zwanzig Meilen zurück.«

Unser Unterlieutenant kann beobachten, daß in den Salons, auf den Gassen, auf den Landstraßen, in den Gasthäusern, kurz, daß überall die Gemüter nahe daran seien, in Flammen aufzulodern; daß ein Patriot allen Grund habe, den Mut sinken zu lassen, sobald er in einen Salon trete oder in eine Gesellschaft von Offizieren komme, eine so bedeutende Majorität finde er gegen sich; daß er dagegen auf der Straße oder unter Soldaten sofort wieder die Empfindung habe, als wäre die ganze Nation mit ihm. Er kann ferner bemerken, daß nach dem berühmten Schwur, » dem König, der Nation und dem Gesetze treu zu sein,« eine große Veränderung eingetreten sei; daß er für seine Person vor dem Schwur einem Befehl, auf das Volk zu feuern, im Namen des Königs gehorcht, nach dem Schwur aber demselben Befehle im Namen der Nation nicht gehorcht hätte. Er kann wahrnehmen, daß die patriotischen Offiziere, die in stärkerer Zahl bei der Artillerie und beim Geniecorps als bei den anderen Truppengattungen zu finden wären, im allgemeinen sich in der Minderzahl befänden, aber infolge der Unterstützung durch die Soldaten das Regiment in ihrer Gewalt hätten und oft die aristokratischen Kameraden aus Not und Gefahr retten mußten. Eines Tages zum Beispiel »reizte ein Mitglied unserer Offiziersmesse den Pöbel, indem er vom Fenster des 372 Speisesaales » O Richard, o mon roi« sang, und ich mußte ihn der Wut des Volkes entreißen.« Norvins, Histoire de Napoléon, I, 47; Las Cases, Mémoires (übersetzt in Hazlitts Life of Napoléon, I, 23-31.)

Dies alles möge der Leser mit Zehntausend multiplizieren und mit geringen Änderungen über alle Lager und Garnisonen Frankreichs ausdehnen. Die französische Armee scheint in der That an der Schwelle einer allgemeinen Meuterei zu stehen.

Einer allgemeinen Meuterei. Das mag wohl bei dem patriotischen Konstitutionalismus und in der hohen Versammlung ein Schaudern erregen. Es muß etwas geschehen; aber niemand kann sagen, was. Mirabeau schlägt vor, man möge, da es soweit gekommen sei, die ganze Armee mit ihren Zweihundertachtzigtausend Mann sofort auflösen und neu organisieren. Moniteur. 1790, Nr. 233. So plötzlich, so unvermittelt läßt sich das unmöglich thun! rufen alle. Und doch ist es auf die eine oder andere Weise buchstäblich nicht zu umgehen, antworten wir; denn eine solche Armee mit ihrem Vier-Generationen-Adel, ihren Soldunterschlagungen und mit Soldaten, die Fouragestricke zusammenknüpfen, um damit ihren Quartiermeister aufzuhängen, kann neben einer solchen Revolution nicht bestehen. Es bleibt euch nur die Wahl zwischen einer langsam-schleichenden, chronischen oder einer schnellen, einschneidenden Auflösung und Neuorganisation, zwischen Todeskämpfen, die lange Jahre währen oder in einer kurzen Stunde die Entscheidung bringen. Mit einem Mirabeau als Minister oder Regenten hätte man dieses Mittel ergreifen können; da kein Mirabeau an der Spitze der Regierung steht, so wird man sich natürlich für jenes entscheiden.

 


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