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Hundertzweiter Brief

 

Paris, Samstag, den 26. Januar 1833

In der Hochzeit des Figaro spielte die alte Mars die Susanna. So etwas kann mich zugleich betrübt und zornig machen. Wenn ausgezeichnete Menschen, von echten und anerkannten Verdiensten, sich solche kleine Eitelkeiten erlauben, was bleibt dann der Gemeinheit übrig? Sechzig Jahre ist sie alt und übernimmt eine Rolle, für die man schon im dreißigsten nicht jung genug mehr ist. Eine Frau, welche die seltene glückliche Natur einer Ninon hätte, könnte vielleicht in ihrem sechzigsten Jahr noch eine Susanne sein; aber eine spielen – niemals. Und was mir am schlimmsten schien, war, daß die Mars besonnen genug blieb, ihr Vermögen zu berechnen, und aus Furcht es zu übersteigen, es nicht einmal zu erreichen wagte. Sie stand nun da in ihrer edlen Art wie eine betagte Königin und wagte, besorgt, die Majestät ihrer Würde oder ihres Alters zu verletzen, nicht die kleinste jugendlich heitere Bewegung, die sich doch selbst eine betagte Königin zuweilen erlauben dürfte. Sie hatte so eine vornehme Haltung, daß die Gräfin als Kammermädchen neben ihr erschien, und es war ganz wunderlich zu sehen, wenn die Dienerin saß und die Gebieterin neben ihr stand. Wenn Figaro oder der Page ihr einen Kuß raubte, ließ sie es geschehen wie ein Spalier, von dem Knaben eine Birn' abreißen. Diese Nachsicht, die freilich ein gebildetes Publikum überall mit einer beliebten Schauspielerin hat, finde ich kaum löblich. Gewiß ist es für Menschen von Gefühl eine rührende Vorstellung, sich zu ihrem Vergnügen eine Künstlerin bemühen zu sehen, die einst ihre Väter entzückt hat. Aber wir müssen auch an unsere Kinder denken und aus Dankbarkeit für den Genuß, den unsere Eltern gehabt, nicht den Enkeln den Genuß entziehen. Wenn, wie es an vielen Orten geschieht, eine Schauspielerin eine jugendliche Rolle zwanzig Jahr zu lange behauptet, so werden dadurch die jungen Künstlerinnen in ihrer Ausbildung zurückgehalten, und oft stirbt darüber ein ganzes Theatergeschlecht aus, das die bedeutendsten Rollen nie auf neue würdige Art darstellen sah.

Aber wie viel strenger noch, als es geschehen, hätte ich die Mars beurteilt, hätte nicht eine gewisse Ehrfurcht meinen Tadel bescheidener gemacht. An dem nämlichen Tage, da man »Figaro« aufführte, war es aus den Zeitungen bekannt geworden, daß die Mars von einem ihrer ehemaligen Liebhaber unvermutet eine Erbschaft von vierzigtausend Franken Renten gemacht habe. Das Geld ist der wahre Kothurn, die Mars kam mir zuweilen erhaben vor. Diese Erbschaftsgeschichte ist sehr merkwürdig und voller Moral und Philosophie; sogar etwas Religion kömmt darin vor. Sollten Sie vielleicht in der Zeitung diese Geschichte nicht gelesen haben, schreiben Sie mir es, ich erzähle sie Ihnen dann. Damit Sie aber während der vierzehn Tage, die darüber hingehen werden, keine üble Meinung von der Mars hegen, will ich Ihnen gleich erklären, was hier unter Liebhaber zu verstehen sei. Der alte Herr, der unsere Susanna zur Erbin eingesetzt, war ihr Liebhaber, wie man keinem Bettler wehren kann, der Liebhaber jeder Königin zu sein. Er hatte sie, aber sie hatte ihn nicht lieb. Sie gab ihm kein Gehör und nie Zutritt in ihr Haus. Aber ein edler Mann rächt sich für weibliche Grausamkeit nie anders als durch ein Geschenk von vierzigtausend Franken Renten.

Die Rolle des Figaro wurde von Monrose ganz unleidlich dargestellt. Dieser Monrose ist sonst einer der besten Schauspieler des Théâtre Français, besonders ausgezeichnet in den spitzbübischen Bedienten der Stücke Molières. Aber eben die metallene Gefühllosigkeit und Unverschämtheit jener spitzbübischen Bedienten wußte er nicht loszuwerden, und Figaros Geist, Grazie und Sentimentalität verstand er nicht aufzufassen, oder verstand sie nicht darzustellen. Die Melodie seines Spiels und Beaumarchais' Worte paßten gar nicht zusammen. So war diese Aufführung eine der langweiligsten, die man sich denken kann, und was die Unlust noch vermehrte, war die Schläfrigkeit des Publikums, dessen rege Teilnahme durch Lob und Tadel eigentlich die Pariser Komödie so anziehend macht. Doch eben diese Apathie der Zuschauer interessierte mich auf eine andere Art und beschäftigte mich den ganzen Abend. Man besucht einen Freund in seiner Krankheit oder in den Tagen seiner Wiedergenesung, da hört er nicht auf, von seinen Schmerzen oder von seiner Erleichterung zu sprechen, zu jammern oder zu lächeln; man besuche ihn vier Wochen später und frage ihn, wie er sich befindet – er versteht die Frage nicht mehr. Ganz so erschien mir das heutige Frankreich, wenn ich es mit dem des achtzehnten Jahrhunderts, mit dem Frankreich Beaumarchais' verglich. Es hat seine Schmerzen, seine Genesung, seinen Arzt und seine Gesundheit vergessen. Jener Figaro, jenes große Zeughaus voll Spott, Tadel, Witz, Humor und Satire, das einst eine Welt gegen eine Welt bewaffnete, was ist aus ihm geworden? verschmähtes Kinderspielwerk; das erwachsene Volk hat keine Freude mehr daran. Wo sonst der Sturm des Beifalls tobte, da war es still; man klatschte nicht, man lächelte kaum. 1785 kam das Stück auf die Bühne, 1789 wurde es unter freiem Himmel aufgeführt. Beaumarchais hatte die Möbels der Monarchie mit zarter Pfauenfeder leicht abgestäubt; fünf Jahre später zerschlug die Nationalversammlung die Möbels, und bald stürzte das leere Haus zusammen. Staub ist die Schminke jeder alten Monarchie; den fort, und man sieht ihre Runzeln, ihr garstiges Pergament, und sie wird ein Spott der Jugend.

»Figaros Hochzeit« war eine Weltkomödie, bildete Epoche in der großen und majestätischen Geschichte Frankreichs. Und kömmt mir einer und kauderwelscht von Demagogen, von Volksverführern, von Zeitungsschreibern, von Lügenverbreitern, von Revolutionsfabrikanten: so will ich ihm beweisen, bis er rot wird, daß Ludwig XIV., indem er die Aufführung des »Tartuffe«, und Ludwig XVI., indem er die Aufführung des »Figaro« gestattete – jener der Geistlichkeit, dieser dem Adel die erste Wunde beigebracht, und daß es also zwei französische Könige gewesen, welche die Französische Revolution herbeigeführt. Denn Adel und Geistlichkeit sind die beiden Enden des Balancierbaumes der Fürsten, da jede Regierung, die nicht auf dem Boden des Volkes ruht, jede monarchische Regierung nur Seiltänzerei ist; fort die Stange, Plautz der König!

Und hierin ist wieder etwas, das meine deutsche Hoffnung bis zur Unsichtbarkeit entfernt und meine Ungeduld und Verzweiflung vermehrt. Wir haben keinen Figaro auf der deutschen Bühne, wir werden nie einen bekommen, denn man wird nie seine Aufführung erlauben. Und kömmt einmal die Zeit, daß man zu einem solchen Stücke keine Erlaubnis mehr gebraucht, braucht man auch das Stück nicht mehr. Um gerecht zu sein, muß man sagen: die Könige aus dem Hause Bourbon hatten alle etwas Königliches; in einer verdorbenen Zeit gingen ihnen Gerechtigkeit und Menschlichkeit nie ganz verloren; der Hof hatte sie, sie hatten nicht den Hof verdorben, und sie blieben immer die besten unter den Hofleuten. Um gerechter zu sein, muß man sagen: der französische Adel des achtzehnten Jahrhunderts war gebildet, geistreich, von milden Sitten und weit entfernt von dem düstern Hochmute des deutschen Adels. Darum aber, weil sie so gewesen, sahen sie die Revolution nicht kommen und gingen ihrem Verderben entgegen. Unsere Fürsten und unsere Edelleute spotten jetzt über solche Verblendung und überheben sich ihrer eignen Weisheit. Sie mögen spotten. Wenn sich ein Erdbeben naht, das wittert der tiefsinnigste Naturforscher nicht; aber die Hunde werden gleich unruhig und heulen.

Es ist noch etwas anders, was die deutschen Verhältnisse so mißlich macht, weil es der Freiheit ihre besten Waffen raubt: die Kunst und die Wissenschaft. Unsere Gelehrten, Schriftsteller und Dichter haben keinen Zutritt in die höhern Stände, weil unser hochmütiger und geistloser Adel sie zugleich verachtet und fürchtet. Und geschieht es selten einmal, daß man sie nicht zurückstößt, sind sie blöde und unbeholfen, weil sie arm sind und sie den Mut und den Stolz nicht gewinnen können, den nur die Unabhängigkeit gibt. Beaumarchais, der Sohn eines bürgerlichen Uhrmachers, seinen Geist zum Passe, dem damals kein Minister, keine Exzellenz, kein Edelmann das Visa zu verweigern die Unverschämtheit hatte, drang durch seine Gewandtheit bis zu den Stufen des Thrones vor und erhob sich zu einem der reichsten Männer Frankreichs. Als »Figaro« erschien, sagte man: es habe dem Dichter weniger Geist gekostet, das Stück zu schreiben, als es auf die Bühne zu bringen. Was hat Beaumarchais nicht alles getan und geduldet, um seinen Zweck zu erreichen! Unser Raupach hielte solch ein schleichend Nervenfieber keine vier Wochen aus. Zuerst las Beaumarchais seine Komödie in allen Salons, Boudoirs und Kabinetten vor und bettelte sich einen Reichtum von den schönsten, mächtigsten und galantesten Stimmen zusammen. Die Kabale war umgarnt, ehe sie sich dessen versah. Dann legte er das Stück der Prüfung von neun verschiedenen Zensoren vor, die es alle, einer nach dem andern, prüften und nach den vollzogenen Änderungen, die sie zur Bedingung machten, genehmigten. Aber noch standen hohe Berge von Hindernissen im Wege. Beaumarchais wandte sich an die Minister und bat, sie möchten ein Tribunal von Akademikern, Zensoren, Schriftstellern, Welt- und Hofleuten errichten, die das Lustspiel lesen und prüfen möchten. Das geschah. Es wurde gelesen, geprüft, beratschlagt, wieder verbessert und endlich genehmigt. Er war noch weit vom Ziel. Da wandte er sich an den König. Dieser beschloß, zu besserer Prüfung das Stück auf einem Hoftheater vor einem Ausschusse von Zuschauern, an welchen nichts mehr zu verderben ist, spielen zu lassen. Der Tag der Aufführung war schon bestimmt, die Zuschauer waren eingeladen, die Schauspieler angekleidet, die Lichter brannten, die Straßen waren mit Equipagen bedeckt – da kommen neue königliche Skrupel, und es wurde alles wieder abbestellt. Endlich kam der Krönungstag seiner Beharrlichkeit, und »Figaro« betrat die Bühne.

Der Grund ihrer Widersetzlichkeit, den damals die Gegner Beaumarchais' anführten, oder der Vorwand, den sie gebrauchten, war weniger die politische Bedeutung der Komödie als ihre sittliche Ausgelassenheit. So urteilten leichtsinnige Franzosen. Aber ein nordischer Fürst, der damals in Paris war, eine deutsch-solide, edelmännische Natur, die zu abgehärtet in jeder Tugend ist, um das verbuhlte Lüftchen eines unsittlichen Wortes nur zu fühlen, fand gleich den wahren gefährlichen Punkt auf. Der König von Schweden, der damals in Paris war, sagte zu Marie Antoinette: »Cette comédie n'est pas indécente, mais insolente«. Er meinte die Keckheit, mit welcher darin die Schwächen der Regierungen und des Adels verspottet wurden. Der weise Fürst hatte es genau erraten. Sechs Jahre später lernte er in seinem eignen Lande die Bescheidenheit des Adels, der Unverschämtheit des Bürgerstandes gegenüber, kennen und schätzen. Auf einem Hof-Maskenballe, unter fröhlich rauschender Musik, unter Tanz, Scherz und Lachen, umwölkt von dem Dampfe des Punschnapfs, fiel Gustav III. meuchelmörderisch von den Händen seines treuen und insolenzwidrigen Adels. Gift, Dolch, Kugel und Schnur sind freilich bescheidenere Wege als Figaros Monologen, eine Regierung zurechtzuweisen. Heinrich IV., Gustav III., Paul I. fielen von edlen Mörderhänden; kaum ein Land, das nicht einen Fürsten gehabt, der das Racheopfer des Adels oder der Geistlichkeit geworden. Aber solche Tage sind keine jours funestes et à jamais déplorables, die man bei jeder Wiederkehr mit Trauer und Buße begeht. Wenn Adel und Pfaffheit einen König meuchelmorden, so ist das ehrwürdiger Richter Spur: wenn aber, wie es nur zweimal geschehen nach tausendjähriger Geduld, ein Volk seinen König richtet, ist das schnöder Meuchelmord, ein jour funeste et à jamais déplorable! Das sagen Adel und Geistlichkeit, die ihre Privilegien klug zu wahren wissen.

 

Dienstag, den 29. Januar 1833

Ein Abbé Chatel in Paris hat seit der letzten Revolution eine neue Kirche unter den Namen Église catholique française primaticale gegründet. Sie erklärt sich unabhängig von dem Papste und führt nach und nach wichtige Verbesserungen in die Glaubenslehre und den Gottesdienst ein. Die Anhänger dieser Kirche vermehren sich täglich. Kürzlich wurde darin eine musikalische Messe zum Andenken Molières, Talmas, Philipps, der Raucourt und aller andern Schauspieler und Schauspielerinnen gefeiert, welchen zur Zeit ihres Todes die katholische Kirche ein christliches Begräbnis verweigert hatte. Der Teufel mag sich freuen über eine solche späte Genugtuung, mich macht das immer toll. Die Freunde und Anverwandte Molières und der andern, jetzt selbst tot – erfahren sie denn von der heutigen Wiederherstellung, gibt sie ihnen Trost, lindert sie den alten Schmerz, den sie gefühlt, als die ewig tückische und Liebe heuchelnde katholische Kirche die Leiche eines guten Menschen beschimpfte und hinaus in den Kot der Gasse warf? Jetzt kommen sie, und das ist mein ewiger Jammer! Seit drei Jahrhunderten peinigen sich die Völker ab, ihre unwissenden und entarteten Fürsten und Regierungen zur Weisheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu erziehen, und jetzt sitzen wir schon da jahrhundertelang in Schmerzen und Ungeduld, sehen den Schneckengang der Ausbildung mit an und schmachten und dulden, bis es der lieben Jugend, die uns beherrscht, endlich einmal gefallen wird, lesen zu lernen im Buche der Weisheit und Gerechtigkeit und sich die ersten Grundsätze der Sittenlehre einzuprägen. Man sage nicht, das Volk wäre einverstanden gewesen mit der Exkommunikation der Schauspieler; das war es nicht, wenigstens nicht im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Ob es zu Molières Zeit noch so tief stand, weiß ich nicht, doch ich zweifle; doch wäre es auch gewesen – wann hat sich denn je Ludwig XIV. um die Stimme und Meinung des Volks bekümmert? Es hätte ihm nur ein Wort gekostet, und keiner hätte zu murren gewagt, wenn Molière auch mit dem Gepränge eines Papstes wäre beerdigt worden. Jede Torheit, jeder Aberglaube des Volkes, wenn sie dazu dienen, die Tyrannei der Fürsten und die Macht der Regierungen zu verstärken, wird geachtet und geliebkost; da ist des Volkes Stimme Gottes Stimme. Wenn aber die öffentliche Meinung das Gute, das Gerechte will, verspottet man sie, und verlangt sie mit Beharrlichkeit, antwortet man ihr mit Flintenschüssen! Die Unverschämten! Man höre doch, wie sie jetzt über neue Ereignisse, wo dumme verführte Völker Tyrannei begehren, sprechen, wie sie ihrem Bruder Sultan Mahmud und ihrer Schwester, der Königin von Spanien, den Text lesen. Was! Ihr trotzt dem Volke? Ihr wollt ihm liberale Institutionen aufdringen, die es verabscheut? Ist das menschlich, ist das gerecht, ist das königlich? Könnt ihr das vor Gott und seinen Propheten verantworten? Das Volk ist gut, das Volk ist weise, das Volk ist gerecht, das liebe Volk weiß immer, was es will, was ihm gut ist; das Volk ist das Land; das Volk ist alles. Wer es mit dem Volke verdirbt, geht zugrunde ...

So reden sie. Hat doch neulich euer Monsieur Durand in Frankfurt, der französische Advokat des Deutschen Bundes, als er von der mißlichen Lage des Sultans sprach, ausgerufen: »Ces réformes répugnaient à son peuple, et c'est de son peuple qu'il aurait besoin aujourd'hui.« O mein sehr weiser, mein sehr bundestäglicher Herr Durand – wenn Sie wieder einmal den Berg Sinai hinaufsteigen, wenn Sie wieder eine Zusammenkunft mit Egeria haben, wenn Ihnen Mahomets Taube wieder einmal in das Ohr flüstert, dann fragen Sie doch Ihr Orakel: wie es denn mit den Reformen wäre, welche die Bundestagbeschlüsse dem Widerwillen des deutschen Volkes aufgedrungen, und ob nicht eine Zeit kommen könnte, wo dieses üble Folgen hätte? Lassen Sie an dem Tore des Taxisschen Hauses, an den Palästen des Königs von Bayern, des Großherzogs von Baden, des Großherzogs von Darmstadt, des Kurfürsten von Hessen und aller übrigen weintrinkenden Sultane Ihre goldenen Worte mit goldenen Buchstaben in Marmor graben: »Ces réformes répugnaient à son peuple, et c'est de son peuple qu'il aurait besoin aujourd'hui.« Unten drunter lassen Sie einstweilen 183 ... setzen; die vierte Jahreszahl und der Monatstag sind dann schnell hinzugetan.

 

Mittwoch, den 30. Januar

Ein Professor Wolff in Jena sagt in seinem Buche über die schöne Literatur: »Börne hat es in seiner letzten Zeit mit dem Publikum verdorben durch seine ›Briefe aus Paris‹, weil er den Spaß zu weit trieb und die Menge zu beschränkt war, um einzusehen, daß jene Übertreibungen wirklich nichts sind als etwas grober und zuzeiten unziemlicher Spaß.« Dieser unbeschränkte Wolff ist auch einer von unsern Leuten, die es in der christlich deutschen Bildung bis zur blonden Philisterei gebracht. Einer, der einmal eine Ohrfeige bekam, fragte: Mein Herr, ist das Spaß oder Ernst? – Völliger Ernst. – Nun das ist Ihr Glück; denn solchen dummen Spaß kann ich nicht ertragen. – Der schrankenlose Professor, wenn er jetzt meine neuen Briefe liest, wird auch sagen: Nun, das ist sein Glück, daß er alles für Ernst erklärt; denn solchen dummen Spaß können wir nicht vertragen. Adieu!


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