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Dämmerung ging über die Wüstenstadt Eldorado, als Bob Eden am Freitagabend auf einer Bahnstation, die wie ein verirrtes rotes Schulhaus aussah, ausstieg. Seine Reise von San Franzisko bis Barstow war ohne Zwischenfall verlaufen. In Barstow aber hatte er etwas sehr Beunruhigendes entdeckt: von Charlie Chan fehlte jede Spur!
Im Wartesaal, gegen zweieinviertel Uhr, hatte Bob den Gefährten zuletzt bei einer Tasse heißen Tees beobachtet. Als er, nach kurzem Rundgang durch den Ort, gegen drei zurückkehrte, sah er sich vergeblich nach dem kleinen chinesischen Polizisten um. Allein hatte er den Zug bestiegen, und als er jetzt auf dem öden Bahnsteig Umschau hielt, stellte er fest, daß außer ihm auf dieser verlassenen Haltestelle kein einziger Fahrgast ausgestiegen war!
Mit Unbehagen dachte er an den Schatz der ›unverdaulichen‹ Perlen, die Chan bei sich trug. War ihm ein Unfall zugestoßen? Oder sollte er etwa … wer konnte es sagen? Was wußte man denn überhaupt von diesem Fremden aus Honolulu? Schließlich hat fast jedes Menschen Ehrlichkeit ihre Grenzen, und hier lockte einen schlechtbesoldeten Kriminalbeamten vielleicht eine überwältigende Versuchung … Aber nein, die Jordans hatten sicherlich gute Gründe für ihr Vertrauen. Doch wenn Phil Maydorf nicht mehr in Frisko war …
Entschlossen riß sich Bob aus diesen unfruchtbaren Grübeleien, ging um das Bahnhofsgebäude herum und geriet in eine Art Parkanlage. Über einen kiesbestreuten Pfad, der unter Unmassen gelber Blätter fast verschwand, gelangte Bob zu der Stelle, wo Eldorados einzige Straße ihren Anfang nahm.
Vor einem Hintergrund kahler brauner Höhen bot sich ihm das Panorama der sogenannten Stadt: eine Bank, ein Kino, ein Warenhaus, das Zeitungsgebäude, die Post und hoch über den übrigen Bauten, ein zweistöckiger Kasten, der sich als Wüstensaumhotel anpries. Schnell näherte er sich dem Eingang dieser Karawanserei.
Über dem Schreibpult der Vorhalle brannte eine bescheidene Lampe, in deren trübem Licht ein freundlicher Alter die Zeitung las.
»Guten Abend!« sagte Bob Eden. »Ich möchte fragen, ob ich meine Reisetasche für eine Weile bei Ihnen abgeben kann?«
»Stellen Sie sie nur irgendwo hin! Suchen Sie vielleicht ein Zimmer? Ich mache Ihnen einen Extrapreis.«
»Nein, bedaure sehr. Ich mochte ins Büro der ›Eldorado Times‹.«
»Gleich um die Ecke!« murmelte der Alte, der sich schon wieder in seine Lektüre vertiefte.
Bob folgte der Weisung und gelangte von der gepflasterten Hauptstraße auf leise knirschenden Sand. Nach einer Weile stand er vor einer kümmerlichen gelben Baracke mit einer Fensteraufschrift: ›The Eldorado Times. Druckarbeiten werden sorgfältig ausgeführt.‹ Innen war es dunkel, und als Bob durch die schmale, verfallene Tür eintreten wollte, bemerkte er auf einem Zettel die nur mühsam entzifferbaren Worte: ›In einer Stunde zurück – Gott weiß, warum. – Will Holley.‹
Mit leisem Auflachen kehrte Bob in das Wüstensaumhotel zurück. »Wie steht es mit dem Abendessen?« forschte er.
»Das frag' ich mich auch eben«, murrte der Alte. »Wir servieren hier keine Mahlzeiten. Auf diese Weise haben wir weniger Verluste.«
»Aber es muß doch ein Restaurant geben …«
»Natürlich. Wir sind auf der Höhe!« Er machte eine Kopfbewegung. »Da hinten – das Café Oase.«
Hinter schmutzigen Fensterscheiben fand Bob das Lokal. Ein langer, hoher Bartisch und ein trübgewordener Spiegel legten die Vermutung nahe, daß hier ehedem wirklich eine Oase gewesen war. Der junge Mann bemächtigte sich eines der beängstigend hohen Hocker. Zu seiner Rechten, allzu dicht, saß ein Mann in Breeches und Sportjacke, mit acht Tage altem Bartwuchs in dem hageren, harten Gesicht. Zur Linken, ebenfalls sehr nahe, aber minder lästig, thronte ein hübsches junges Mädchen in Khaki-Reithosen und Bluse.
Ein wie ein Kinoscheich herausgeputzter Jüngling erkundigte sich nach den Wünschen des neuen Gastes, und Bob wählte von einer unsauberen Speisekarte das ›Oasenspezialgericht‹: Beefsteak mit Zwiebeln, auf französische Art, nebst Brot, Butter und Kaffee. Achtzig Cent.
Würdevoll entfernte sich der Scheich.
Bob betrachtete inzwischen im Spiegel das Gesicht seiner Nachbarin. Nicht übel, selbst in diesem undeutlichen Glasbild. Weizenblondes Haar, das sich unter einem breitrandigen Filzhut lockte; dazu ein wundervoller Teint, der keinen Schönheitssalon kannte. Bob preßte den linken Ellbogen fest an, damit sie mehr Platz hatte.
Sein Abendbrot kam – eine große Platte voll Essen, aber kein Teller! Der galt augenscheinlich in der Oase als unnötiges Beiwerk. Bob ergriff das angelaufene Besteck, hieb eine Bresche in das Zwiebeldickicht und nahm nun sein Beefsteak mutig in Angriff. Es ergab sich, daß er keinen zarten, gefügigen Gegner vor sich hatte. Nach einigen Minuten erfolglosen Kampfes rief Bob den Scheich. ›Haben Sie nicht ein Stahlmesser?‹
»Wir besitzen nur drei, und die sind alle in Gebrauch!«
Bob Eden nahm das Gefecht von neuem auf, die Ellbogen an sich gepreßt, mit gespannten Muskeln, zusammengebissenen Zähnen und grimmigem Gesicht. Es gab ein mißtöniges Kreischen, als die Klinge über die Platte schrammte, und zu seinem Entsetzen sah er, wie sich das Beefsteak aus seinem Saucenbett erhob und davontrollte. Es glitt über den schmuddeligen Bartisch, fiel auf die Knie des Mädchens und von dort auf den Fußboden.
Bobs verlegener Blick begegnete zwei lachenden blauen Schelmenaugen. »Oh, verzeihen Sie«, säuselte er, »ich dachte, es wäre ein Beefsteak, aber es scheint ein Schoßhund zu sein!«
»Und ich hatte keinen Schoß!« Schalkhaft musterte sie ihre Breeches. »Sie müssen entschuldigen – ich hätte es auffangen sollen! Das zeigt wieder einmal, daß Frauen nicht unweiblich sein dürfen!«
»Ich möchte nicht, daß Sie anders wären«, schmeichelte der höfliche Bob und befahl dem Kellner: »Bringen Sie mir etwas weniger Wildes!«
»Wie wäre es mit Topfbraten?«
»Ja, wie wäre es damit? Schaffen Sie ihn her, und ich will noch einmal mein Heil versuchen. Und dann holen Sie der jungen Dame eine Serviette!«
»Eine Serviette? Führen wir nicht. Aber vielleicht ein Handtuch?«
»Warum denn nur?« protestierte das Mädchen. »Es ist ja alles in Ordnung.« Und als der Scheich verschwand, fügte sie heiter hinzu: »Ich hielte es für gescheiter, nicht auch noch ein Oasenhandtuch in die Sache hineinzuziehen.«
»Na ja«, nickte Bob. »Ich komme schön für den Schaden auf.«
Sie lächelte noch immer. »Unsinn! Ich müßte das Beefsteak bezahlen. Sie konnten ja nichts dafür. Es bedarf langer Übung, um in dieser Enge essen zu lernen.«
Sein Interesse wuchs. »Sie haben diese Übung?«
»Allerdings. Meine Tätigkeit führt mich oft hierher.«
»Da Ihr Beefsteak unsere Bekanntschaft vermittelt zu haben scheint, kann ich Ihnen ja erzählen, daß ich zum Film gehöre.«
Natürlich, dachte Bob, die Wüste wimmelt heutzutage von Kinoleuten. »Hab' ich Sie etwa schon auf der Leinwand gesehen?« warf er hin.
Sie schüttelte den hübschen Kopf. »Nein, und das wird auch niemals geschehen. Ich bin keine Schauspielerin. Meine Arbeit ist weit abwechslungsreicher. Ich reise herum, um Schauplätze ausfindig zu machen, neue Gegenden zu entdecken, die das liebe Publikum dann für Algier oder Arabien oder die Südsee hält.«
Der Topfbraten erschien, mittels irgendeines Werkzeuges hinter der Szene barmherzigerweise in kleine Stücke zerschnitten. »Das klingt ja sehr interessant«, meinte Bob.
»Ist es auch. Besonders, wenn man dieses Land liebt.«
»Sie sind wohl hier geboren?«
»O nein! Ich bin vor ein paar Jahren mit meinem Vater hierher zu Doktor Whitcomb gekommen. Als mein Vater starb, mußte ich mir Arbeit suchen und … Aber da erzähle ich Ihnen wahrhaftig meine ganze Lebensgeschichte!«
»Schadet nichts! Frauen und Kinder haben immer Vertrauen zu mir gehabt. Ich habe solch ein väterliches Gesicht, nicht wahr? Übrigens, der Kaffee ist miserabel.«
»Weiß ich aus eigener Erfahrung. Was begehren Sie zum Nachtisch? Es gibt zwei Arten Kuchen: Apfelkuchen, und der andere ist ausgegangen. Wählen Sie!«
»Selbstverständlich nehme ich den anderen, der ausgegangen ist.« Bob rief den Kellner, um die Rechnung zu begleichen. »Gestatten Sie, daß ich für Sie mitbezahle …«
»Auf keinen Fall!«
»Aber da mein Beefsteak Sie so meuchlings überfallen hat …«
»Denken Sie nicht mehr daran! Ich bekomme ja alle Auslagen von meiner Firma ersetzt. Wenn Sie noch lange reden, bezahle ich Ihre Rechnung!«
Ohne das Gefäß mit Zahnstochern zu beachten, das der Scheich ihm beflissen anbot, folgte Bob seiner neuen Bekannten ins Freie. Es war finster geworden, die Straße lag verödet.
»Und was machen Sie hier?« forschte das junge Mädchen. »Zu mir haben die Leute auch immer Vertrauen.«
»Ja, das ist eine, verwickelte Geschichte. Vielleicht werde ich Sie eines Tages einweihen. Vorerst muß ich den Redakteur der hiesigen Zeitung aufsuchen. Mir brennt ein Brief für ihn in der Tasche.«
»Will Holley?«
»Sie kennen ihn?«
»Wer sollte ihn nicht kennen? Begleiten Sie mich, bitte! Er wird jetzt auf der Redaktion hocken.«
Das Büro der Zeitung war erleuchtet, und unter der Lampe saß eine schlanke Gestalt vor der Schreibmaschine. Beim Eintreten der beiden Menschen erhob sich Holley und schob den grünen Augenschirm zurück. Er war lang und hager, etwa fünfunddreißig Jahre alt, hatte frühergrautes Haar und ernste Augen. »Guten Abend, Paula!« grüßte er erfreut.
»Guten Abend, Will! Sehen Sie, was ich im Oasencafé gefunden habe!«
Holley lächelte. »Sie sind die einzige, die in Eldorado etwas Wertvolles finden kann. Junger Mann, ich weiß nicht, wer Sie sind, aber machen Sie, daß Sie wegkommen, ehe die Wüste Sie verschlingt!«
»Ich hab' einen Brief für Sie – von einem Ihrer alten Freunde, Harry Fladgate.«
»Fladgate«, wiederholte Holley leise und las das Schreiben. »Eine Stimme aus der Vergangenheit – als wir in New York zusammen jung waren bei der ›Sun‹. Ha, das war eine Zeitung!« Er starrte versonnen hinaus. »Harry gibt an, Sie seien in Geschäften hier?«
»Wie man's nimmt. Ich erzähle Ihnen später davon. Jetzt möcht' ich ein Auto nehmen, um nach Maddens Ranch zufahren.«
»Sie wollen P. J. höchstselbst besuchen?«
»Ja, und zwar so bald wie möglich. Er ist doch draußen, nicht wahr?«
Holley nickte. »Wahrscheinlich. Gesehen hab' ich ihn freilich nicht. Aber man munkelt, er sei neulich mit dem Auto eingetroffen. Diese junge Dame kann Ihnen mehr über ihn berichten als ich. Übrigens: Kennen Sie sich schon?«
Bob lächelte. »Die Sache ist die: Das gnädige Fräulein hat in der Oase mein Beefsteak entwischen lassen, aber sie hatte sich ehrlich bemüht, es zu fangen. Was jedoch die Namen betrifft und das weitere …«
»Ich verstehe. Also, Miss Paula Wendell, darf ich Ihnen Mr. Robert Eden vorstellen? Wir wollen auch hier unsere Kinderstube nicht vergessen.«
»Verbindlichsten Dank!« Bob verbeugte sich ritterlich. »Und nun, verehrte Miss Wendell, da wir einander vorgestellt sind, sagen Sie mir bitte: Sind Sie mit Mr. Madden bekannt?«
»Das gerade nicht. So bescheidenen Menschen ist es nicht vergönnt, mit dem großen P. J. zu verkehren. Aber vor einigen Jahren hat meine Gesellschaft auf seiner Ranch ein paar Aufnahmen gemacht. Er hat da nämlich ein sehr hübsches Haus mit einem entzückenden Innenhof. Und neulich ging ein Manuskript bei uns ein, das förmlich nach den Kulissen des Maddenschen Hofes schreit. Deshalb bat ich ihn schriftlich um die Erlaubnis, sein Heim zu benutzen – und er hat aus San Franzisko geantwortet, daß er im Begriff sei herzufahren und sich freuen würde, unserer Bitte zu entsprechen. Sein Brief war äußerst liebenswürdig.« Das Mädchen setzte sich auf Holleys Schreibmaschinentisch. »Ich bin vor zwei Tagen in Eldorado angekommen und machte mich gleich auf den Weg zu ihm. Und da geschah etwas sehr Sonderbares. Wollen Sie es hören?«
»Aber gewiß!« versicherte Bob.
»Das Tor stand offen, und ich fuhr in den Hof. Die Lichter meines Autos fielen plötzlich auf die Scheunentür, und ich gewahrte einen gebückten alten Mann mit schwarzem Bart und einem Packen auf dem Rücken. Sein Gesichtsausdruck verblüffte mich. Er stand wie ein erschrockenes Kaninchen in dem Lichtfleck, dann schlich er scheu hinweg. Ich klopfte an die Haustür. Es dauerte endlos lange, bis jemand erschien – ein blasser, aufgeregt aussehender Mensch: Maddens Sekretär Thorn, wie er sagte. Ich möchte schwören, daß er am ganzen Leib zitterte. Ich setzte ihm mein Anliegen auseinander, und er schien sehr abweisend. Den großen P. J. könne ich unter keinen Umständen sprechen, belferte er. ›Kommen Sie gefälligst in einer Woche wieder!‹ – Ich bat und bettelte, aber er warf mir die Tür vor der Nase zu.«
»Sie sahen also Madden nicht? War sonst noch etwas?«
»Nicht viel. Ich fuhr nach der Stadt zurück. Unterwegs kam jener Alte mit dem Packen auf dem Buckel wieder in den Bereich meiner Scheinwerfer. Aber als ich die Stelle erreichte, wo er sich meiner Meinung nach befinden mußte, war er verschwunden. Ich suchte nicht weiter, sondern gab Vollgas. Meine Liebe für die Wüste ist im Dunkeln weniger glühend.«
Bob Eden zündete sich eine Zigarette an. »Ich bin Ihnen für diese Mitteilungen sehr verbunden. Aber jetzt muß ich zur Höhle des Löwen. Wenn Sie die Güte haben wollen, Mr. Holley, mir eine Garage zu nennen …«
»Keineswegs! Zu meinen Besitztümern gehört zur Zeit auch ein alter Wagen, und ich werde selber chauffieren.«
»Aber ich kann Sie doch nicht länger Ihrer Arbeit entziehen!«
»Machen Sie keine Witze! Meine Arbeit! Mein ganzes Bestreben ist doch, ein einziges Tagewerk über möglichst lange Zeit auszudehnen, und nun kommen Sie Grünschnabel und machen sich über mich lustig …«
»Verzeihen Sie – ich las vorhin Ihre Notiz an der Tür …«
Holley zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich billiger Zynismus. Ich versuche mich davon loszumachen, aber bisweilen – bisweilen …«
Sie verließen das Büro, und Holley schloß die Tür ab. »Hier sitzen wir wie am Ende der Welt. Die Wüste ist unstreitig großartig, und wir lieben sie. Aber je eher wir aus dieser Verbannung fortkämen, desto besser. Die Tage sind zwar nicht unangenehm, die heißen, freundlichen Tage – aber die kalten, einsamen Nächte …«
»Nun, nun, so schlimm ist's ja nicht!« mahnte das Mädchen sanft.
»Na ja«, gab er zu, »seit wir Radio und Film haben. Abend für Abend sitze ich drüben im Kino und sehe dort manchmal die Fünfte Avenue wieder mit den Autos und den Löwen vor der Bibliothek und den eleganten Frauen.«
Die drei gingen schweigend durch den Sand. Paula streckte die Hand aus. »Hier verlasse ich Sie, Mr. Eden.«
»Aber ich seh' Sie doch wieder?«
»Vermutlich treffen wir uns morgen, wenn ich nach Maddens Ranch komme. Mit Hilfe seines Briefs werde ich eine Audienz bei ihm durchsetzen – wenn er überhaupt dort ist.«
»Ja – wenn«, wiederholte Bob Eden nachdenklich. »Gute Nacht, Miss Wendell! Was ich noch sagen wollte: Essen Sie gern Beefsteaks?«
»Selten!« lachte sie schalkhaft.
»Ja, ich glaube, eins war genug. Aber diesem einen bin ich Dank schuldig!«
»Es war ein entzückendes Beefsteak! Gute Nacht!«
Will Holley führte seinen Gast zu einem altersschwachen Auto vor dem Hotel. »Steigen Sie ein! Es ist nur eine kurze Fahrt.«
»Einen Augenblick!« Eden schlüpfte rasch in die Vorhalle, um seine Tasche zu holen.
Gleich darauf ratterte das kleine Auto die Hauptstraße entlang.
»Wie liebenswürdig von Ihnen!« bedankte sich Bob.
»Es macht mir selber Spaß. Der alte P. J. läßt sich nämlich prinzipiell nicht interviewen, aber vielleicht kann ich ihn doch dazu überreden. Diese berühmten Bonzen werden manchmal zugänglicher, wenn sie in der Einöde sind. Das wäre für mich eine große Sache. Dann würde New York wieder mal von mir hören.«
»Ich will alles tun, um Ihnen behilflich zu sein.«
Die mattgelben Lichter Eldorados versanken. Die Fahrt ging jetzt an unwirtlichen Hügeln entlang. »Ich werde es unter allen Umständen versuchen«, nahm der Redakteur den Gesprächsfaden wieder auf. »Hoffentlich hab' ich mehr Glück als das letztemal.«
»Sie sind Madden schon früher begegnet?«
»Nur ein einziges Mal – vor rund zwölf Jahren, als Journalist in New York. Ich hatte mir in einen Spielsaal in der Vierundvierzigsten Straße Einlaß verschafft. Er stand nicht in sehr gutem Ruf, aber der große P. J. spielte dort wie ein Irrer. Man raunte sich zu, er könne, wenn er den ganzen Tag an der Börse spekuliert habe, auch abends von diesem Laster nicht lassen; Nacht für Nacht hockte er am Roulettetisch.«
»Und Sie haben versucht, ihn zu interviewen?«
»Natürlich. In einer Spielpause machte ich mich an ihn heran, stellte mich als Pressemensch vor. Weiter kam ich nicht. ›Scheren Sie sich zum Teufel!‹ brüllte er. ›Sie wissen doch, daß ich mich nicht ausquetschen lasse!‹ Aber was damals so wenig verheißungsvoll begann, kann ich vielleicht heute glorreich zu Ende führen!«
Die Felsenhügel blieben zurück. Inmitten der metallisch blinkenden Sterne stieg eine schmale Mondsichel auf, und in ihrem spärlichen Licht breitete sich die Wüste, endlos und geheimnisvoll, vor ihnen aus.