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Die alten und die neuen Deutschen.

1812.

Es wurden die Väter gepriesen
Als mutige Löwen im Streit,
Die Weichlinge nannten sie Riesen,
Ihr Schwerthieb schlug tief und schlug weit,
Ihr Speer fuhr durch Roß und durch Reiter,
Durch Panzer und Schild wie der Blitz,
Sie fürchteten Gott und nichts weiter
Und hielten nur Tugend für Witz.

Es plagten blutdürstige Räuber
Aus Rom die verknechtete Welt,
Sie waren auf Wein und auf Weiber,
Auf Gold und auf Wollust gestellt,
Sie prahlten, Gott habe die Erde
Für Römer und Rom nur gemacht,
Und trugen Tyrannengebärde
Und nannten sich Herrscher der Schlacht.

Da kamen die freien Germanen
Herab von der Donau, vom Rhein
Und brachen mit fliegenden Fahnen
Mit klingendem Spiel durch die Reihn,
Sie zogen zum Krieg wie zum Tanze,
Die Wigande tapfer und gut,
Und färbten die riesige Lanze,
Den mächtigen Degen mit Blut.

Sie stritten für Freiheit und Ehre,
Für Gott und ihr Recht und ihr Land,
Drum stoben die bübischen Heere
Vor ihnen dahin wie der Sand;
Sie brachen die sklavischen Bande
Der stöhnenden Völker inzwei,
Vertilgten die Sünde und Schande
Und bauten die Erde sich neu.

So waren sie weiland, die Deutschen,
Und du? Was, ihr Enkel, bist du?
Du lässest wie Hunde dich peitschen
Und wedelst recht hündisch dazu;
Du zitterst, erbärmliche Memme,
Zu sterben mannhaftigen Tod,
Und issest in banglicher Klemme
Umstellet von Treibern dein Brot.

So dienst du dem tückischen Franzen,
Dem gauklischen Affengesicht;
Er lässet wie Bären dich tanzen,
Du tanzest und brummest ihm nicht Der Bär hat zuletzt doch tüchtig gebrummt.;
Er legt dir den Ring in die Nase,
Er legt dir den Maulkorb ums Maul:
So ward aus dem Löwen ein Hase,
So ward aus dem Streitroß ein Gaul.

Nicht länger! Zu Waffen! Zu Waffen!
Zum rettenden Eisen geschwind!
Die Freiheit dir wieder zu schaffen,
Zur blutigen Rache geschwind!
Enthülle die fliegenden Fahnen!
Enthülle das blinkende Schwert!
Und zeige der herrlichen Ahnen,
Der freien Germanen, dich wert!

Nicht länger! Laß sausen! Laß brausen!
Laß lodern den heiligen Zorn!
Und stoße dem Dränger zum Grausen
Auf Bergen und Höhen ins Horn!
Und blase der Rache Posaunen!
Und ringe die Glocken vom Turm!
Und schmettre den Klang der Kartaunen
Ihm nach im gewaltigen Sturm!

So treibe den schändlichen Treiber,
So jage die lustige Jagd,
Und hetze den diebischen Räuber
Mit Schrecken bei Tag und bei Nacht;
Nie stecke dein Schwert in die Scheide
Als jenseits des heiligen Rheins,
Da knüpfe in Freiheit und Freude
Die Bande des deutschen Vereins.



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