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Lied der Freien.

1803.

O selig, wem fürs Vaterland
Der fromme Kampf gefällt!
Wer, wo er siegend überwand,
Mit schönen Wunden fällt!

Das matte Leben blutet hin,
Doch nicht der starke Mut,
Er schauet mit vergnügtem Sinn
Entfliehn sein letztes Blut.

Er rufet: Freiheit lebe hoch!
Die ganze Welt sei frei!
Zerbrochen der Despoten Joch!
Zermalmt die Tyrannei!

Und Waffenklang sein Ohr begrüßt
So süß als Saitenspiel,
Bis er das kühne Auge schließt
Und sinkt auf blut'gen Pfühl.

Und Heldenbrüder senken ihn
Mit seiner Wehr hinab
Und pflanzen Eichen stolz und grün
Als Denkmal auf sein Grab.

Drum selig, wer fürs Vaterland
Des frommen Todes stirbt!
Und solchen Kranz mit tapfrer Hand
Und solches Grab erwirbt.

Die Barden kommen mit Gesang
Und melden seinen Preis
Und machen durch der Saiten Klang
Der Enkel Busen heiß.

Die Jungfraun frische Blumen streun,
So oft der Frühling blüht,
Und weinen manche Träne drein
Und singen manches Lied;

Und singen: Wer am besten ficht
Im Streit fürs Vaterland,
Dem beut das frommste Angesicht
Errötend seine Hand;

Und singen: Wer in Heldenreihn
Als erster Kämpfer geht,
Der soll die schönste Jungfrau frein
Und nehmen in sein Bett.

Die Mutter ihren Säugling trägt
Wohl auf das grüne Grab,
Ihn segnend auf den Hügel legt
Und Tränen weint hinab;

Und betet zu dem Abendrot
Und zu der Sterne Glanz;
Ihr Götter, gebt ihm solchen Tod
Und solchen Ehrenkranz!

O Vaterland, du freies Land,
Der Segen sei mit dir!
Und alles Unheil abgewandt
Und Knechtschaft für und für!

Stolz müssen deine Männer sein
Auf süßer Freiheit Pflicht!
Als Sieger nehmen wir sie ein,
Doch als Besiegte nicht.

Keusch sei am sichern Herd das Weib,
Das seine Flammen schürt,
Und züchtig aller Jungfraun Leib,
Die Jugendblüte ziert!

So betet sie – im Sternenschein
Umsäuselt es das Grab,
Und Geister rauschen durch den Hain,
Und Götter schaun herab.



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