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Das Leben.

1811.

Wohin, o Leben?
Wohin ohne Ruh'?
Immer noch schweben
Keinem Ziele zu
Frisch in die Weite,
In die Welt hinein,
Morgen und Heute
Nicht rechnend ein?
Wie auf den Zweigen
Vögelein fliegen,
Alles Vergnügen,
Alle Lust ihr eigen,
Flatterst du hin –
Werde doch weise,
Stell' doch Gedanken
Hin vor den Schranken,
Daß sie die Kreise
Engen der Fahrt.

Höllischer Art,
Hebe dich, Teufel!
Der mir die Zweifel
Schnurrt in den Bart,
Der von der alten
Jungfer Scherwenzel
Schwatzt, der kein Kränzel
Decket die Falten,
Der nie den Busen
Liebe gehoben.
Euch will ich loben,
Grazien, Musen,
Venus und Bacchus,
Fröhliche Götter,
Wenn auch die Haare
Bleichen wie Blätter,
Wenn auch die Jahre
Mahnen, die schnellen:
Leben gleicht Wellen,
Liebe gleicht Düften.

Drum frisch in Lüften,
Lustige Vögel,
Liebe und Leben
Spannet die Segel!
Mutiges Streben
Längert die Tage,
Bannet die Plage,
Stärket das Herz.
Frisch wie zum Scherz,
Frisch in die Wogen
Blutiger Kriege!
Wonne der Siege
Wird nur gewogen
Dem, welcher wagt:
Götter beschirmen
Gern, was in Stürmen
Stattlicher ragt.
Laß auf den Nestern
Faulheit bebrüten
Zagend ihr Ei,
Laß sie verlästern,
Was wir behüten
Trotzig und frei,
Was uns der Kranz
Deucht alles Lebens!

Fliege denn, Tanz
Heiligen Strebens!
Himmlische Triebe
Fachet die Liebe,
Fachet den Stolz
Heiß in der Brust!
Ein wenig Holz
Schließet die Lust,
Unruh' und Ruh',
Schließt alles zu
Fürs Land der Schemen
Armen und Reichen.
Soll mich das bleichen?
Soll mich das grämen?
Nicht, weil ich lebe. –
Euch will ich nehmen,
Cypris und Hebe,
Euch zu Gespielen,
Freiheit und Freude,
Euch will ich fühlen,
Herrliche beide,
Euch allermeist.
So zu den Sternen
Wollen wir lernen
Klimmen und fliegen –
Herkules weist.



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