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Die fünf Gläser.

1803.

Mein erstes Glas, mein bestes Glas
Auf des Gelags Genossen,
Für die vieltausend Mal das Faß
Sich lustig leer geflossen,
Die vor dem Zapfenloch so gern
Gejubelt und gesündigt,
Und denen oft der Morgenstern
Beim Wein den Tag verkündigt.

Mein zweites Glas, mein schönstes Glas
Für Bacchus und Cytheren!
Wer je als Held beim Trunke saß,
Der hält sie hoch in Ehren:
Kein Herz ist fest vor Hieb und Stich,
Das Bacchus' Kraft bezwungen,
Doch haben sie beim Wasser sich
Nie hohes Lob errungen.

Der Freundschaft dieses dritte Glas
Zur Heiligung des Festes!
Durch sie bezwang der Hölle Haß
Mit Pylades Orestes,
Durch sie ist manche Männerbrust
Zur Götterheimat worden,
Und sie versammelte zur Lust
Auch diesen Zecherorden.

Mein viertes Glas, ein heil'ges Glas
Soll vollen Klangs erschallen
Für die, so im Tyrannenhaß
Fürs Vaterland gefallen,
Für die auch, so im Sorgenhaß
Den Wein auf Fässer faßten
Und jubelnd bei dem vollen Glas
Hinsanken und erblaßten.

Mein fünftes Glas, mein letztes Glas,
Die heilige Fünfe lebe!
Es grün' und blüh' ohn' Unterlaß
Der süße Strauch der Rebe!
Es blühen Rosen, Mädchen jung
Mir noch bei grauem Haare!
Und Becherklang und Sang und Trunk
Begleiten mir die Bahre!



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