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An die Deutschen.

1811.

Und hörst du nicht, und siehst du nicht,
Und willst den Schimpf nicht fühlen?
Und lässest den Franzosenwicht,
Den Affen, mit dir spielen,
Den Ehrendieb? den Freiheitsdieb?
Hast du so sehr die Schande lieb?
Der helle Klang der Schwerter
War deinen Vätern werter.

Auf deinen Wagen setzt er sich,
Du mußt zu Fuße gehen,
Zu deinem Weibe legt er sich,
Du mußt als Schildwach' stehen,
Dein Silber und dein rotes Gold
Er höhnelnd sich ins Fäustchen rollt,
Und willst du zürnend blicken,
So bleut er dir den Rücken.

So hat er sich mit Trug und Tand
Der Herrschaft unterwunden,
Er hält das heil'ge deutsche Land
In Knechtschaft angebunden,
Der Wahrheit schlägt er auf den Mund,
Die Ehre kuschet wie ein Hund,
Mit Knochen und mit Brocken
Fast hündisch anzulocken.

Kommt das von ihm? Es kommt von dir,
Du hast es angerichtet,
Du hast dein Schwert und dein Panier
Für ihn zur Schlacht gelichtet,
Du, Deutscher, sporntest deinen Mut,
Daß flösse freies deutsches Blut,
Du schlugest – o der Schande! –
Dein Vaterland in Bande.

Durch deine Zwietracht wird er stark,
Durch deine Schande ehrlich,
Durch deiner Arme Heldenmark
Machst du den Schwachen wehrlich.
Nun glittert Glittern: glitzern. (D. H.) er im Lügenschein
Und krähet wie der Hahn darein:
Ich trage die Gebärde
Zu sein der Herr der Erde.

Das hörst du nicht und siehst du nicht
Und willst den Schimpf nicht fühlen
Und läßt den welschen Bösewicht,
Den Affen, mit dir spielen,
Dein edles Volk, dein edles Land
Blickt fluchend von dir abgewandt
Und schreiet Mord und Zeter
Dem Sklaven und Verräter.

Denn wollen wir Franzosen sein
Und dennoch Deutsche heißen?
Und unsrer Väter Ehrenschein
Beflecken und zerreißen?
Herz gegen Herz, Schwert gegen Schwert,
So hat uns Gott der Herr verkehrt,
So mußten wir in Sünden
Für unsern Feind erblinden.

Nicht mehr! Gekommen ist die Zeit,
Es fällt der bunte Drache,
Aus allen Landen weit und breit
Erklingt der Ruf der Rache,
Zusammen braust das deutsche Wort
Und weht die fremden Buben fort
Im Schlachtendonnerwetter
Wie Herbstwind dürre Blätter.

Wohlauf! ihr Männer insgemein!
Ihr einer Mutter Kinder!
Wohlauf! und laßt uns Brüder sein!
So sind wir Überwinder.
Wohlauf zu rächen unsern Fluch!
Des bösen Irrtums ist genug,
Zusammen nun, daß Ehre
Das hohe Land bewehre!

Frisch drein! und schlagt die Fremden tot,
Die unsre Kraft zerhadern!
Frisch drein! und färbt die Schwerter rot
In ihren Lebensadern!
Hinein, wo Schlacht am dicksten steht!
Mit Schwert und Säbel frisch gemäht!
Die Henker zu der Erden!
Rot muß die Ernte werden!

Hinein mit Lust und unverzagt!
Hinein auf Tod und Leben!
Den muntern Totentanz gewagt,
Daß alle Schurken beben!
Heut hält der alte Gott Gericht,
Doch wackre Herzen zittern nicht;
Frisch in den blut'gen Reihen!
Wir woll'n das Land befreien.

Frei wollen wir das Vaterland,
Sonst liegen wir als Leichen.
Steht, Männer, gleich der Felsenwand,
Vor welcher Ströme weichen!
Den Stahl gefaßt! und haltet aus!
Zermalmt die Tyrannei zu Graus!
Zermalmet alle Knechte
Mit Gott und eurem Rechte!

Laßt hoch der Freiheit Fahnen wehn!
Laßt hoch Trompeten klingen!
Laßt Tod und Schrecken bei euch stehn,
Und lehrt die Springer springen!
Und hetzet heiß die Rache nach,
Daß jeder Strom und jeder Bach,
Daß jede kleinste Quelle
Nur fließt mit roter Welle.

So über Berg und über Tal
Und über Wald und Höhen,
Bis wir im hellen Sonnenstrahl
Des Rheines Reben sehen!
Dann übern Rhein die laute Jagd
In's Feindes eignes Land gebracht,
Daß er vertilget werde
Auch jenseits deutscher Erde!

Dann brause, deutsche Siegesflut,
An Babels stolze Mauern!
Dann lerne, frecher Übermut,
Mit Schlangenkünsten lauern!
In Flammen laßt das Satansnest
Der ganzen freien Welt zum Fest,
Zerfallen laßt's in Trümmer!
Sein Tag erstehe nimmer!

So wohlgemut, so frisch darein
Für Freiheit und für Ehre!
Daß sich für bittre Sklavenpein
Die stolze Freude mehre,
Daß wir, in unsern Hütten frei,
Dem heil'gen Vaterlande treu,
Den festen Glauben halten:
Gott wird es wohl verwalten.



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