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Frühling und Liebe.

1810.

Der Frühling stellt sich wieder ein,
Das merk' ich an dem Grüne,
Es springt der Klang der Vögelein
Auf Zweiglein fein,
In Blumen summt die Biene. –
O Frühling, süße Frühlingszeit!
O Wald so frisch und grüne!

Ich muß hinaus, das Herz mir schlägt,
Dann wann die Lerchen singen,
Sich alles Blut in mir bewegt,
Und frisch erregt
Die Lust zu süßen Dingen:
Und welcher ein Feinsliebchen hat,
Im Frühling muß sie klingen.

So klinge, Herz, und werde laut,
Und klinge deine Triebe!
Der Hänfling hat sein Nest gebaut,
Und Mann und Braut
Spielt zarte Blumenliebe,
Der Bienchen Stachel fühlt es auch,
Der kleinen Honigdiebe.

Kommt her, ihr Bilder allzumal,
Ihr Frühlingskindlein feine!
Wie blitzet ihr am Sonnenstrahl
In Feld und Tal!
Doch schöner, die ich meine,
Ein Garten süßer Blumen voll,
Die Minnigliche, Reine.

Denn seh' ich deiner Farben Licht,
Du Rose, Königinne,
Du herrlich Sonnenangesicht,
So klingt und bricht
Ein Bild durch alle Sinne:
So blitzt der königliche Leib
Der Hohen, die ich minne.

Und wenn ich dich, du Unschuld, seh',
Der roten Pracht zur Seite,
Dich Lilie, keusch und weiß wie Schnee,
So tönt so weh,
So lieb ein fern Geläute:
Vergangenheit, wo flohst du hin?
Wohin mit meiner Freude?

Und lockt mich deine süße Zier,
Du muntre Tulipane,
So denke ich: Sie spielet hier
Und scherzt mit mir
Im holden Kinderwahne;
Denn Liebe geht als Frühlingskind
Mit Scherz auf einem Plane.

Und winkt die kleine Demut auch
Mit Augen wie der Kinder,
Der blaue, grüne Veilchenstrauch,
Wie wird bei Hauch
Und Gruß der Mut mir minder!
Es liebt mich ein demütig Kind,
Und ach! ich bin ein Sünder.

Da steht sein Mühmchen Ehrenpreis,
Will auch geliebet werden,
Des frommsten Weibes Bild und Preis,
Es neigt sein Reis
Gar züchtig zu der Erden.
O Blümlein, reich an mildem Saft,
Lehr' uns wie Kinder werden!

Und dann zuletzt zur stillen Nacht
Blühn noch die Nachtviolen,
Sie haben bei sich selbst gedacht:
Des Tages Macht
Hat manche Huld gestohlen.
O selig, wen zum süßen Bett
Solch Liebchen kommt zu holen!

Gott grüß' euch, Blümlein fromm und schön!
Euch, Vöglein hold und feine!
Ich muß im Frühling einsam gehn,
Muß traurig sehn
Die grüne Lust der Haine;
Denn meine Liebe wohnet fern,
Und ich steh' hier und – weine.



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