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Frühling an Gottsgab.

Gottsgab ist A.s Schwester Dorothea. (D. H.)

1811.

Luft weht so frisch,
Laulig und linde
Spielen die Winde
Hin durchs Gebüsch,
Knospen und Keime
Treiben die Bäume,
Liebende Klänge
Sprengen die enge
Wintrige Brust,
Schmachten und Sehnen
Meldet in Tränen
Himmlische Lust,
Und um die Blümelein
Spielet der Sonnenschein
Lieblich hinein.

Hörst du's in Wellen,
Hörst du's in Blättern
Klingen in hellen
Tönen von Göttern?
Siehe! Das Himmelshaus
Sendet sie alle aus:
Venus flicht Kränze,
Bacchus hält Tänze,
Amor der Schmetterling
Springet den Elfenring,
Auch ist der Fantasus
Da mit dem Blumenkuß,
Fliegt mit dem Jäckchen bunt
Flatternd als Vogel rund,
Führet im Abendschein
Träume und Geister drein,
Auch kommt die Fabel,
Die Altfrau, wieder,
Trägt Gold im Schnabel
Und süße Lieder,
Und unterm Sternenchor
Klinget der Geisterchor
Hell durch die Zweigelein:
Hüte dich, Mägdelein!
Tun dir so leicht was an,
Was sich nicht bessern kann.

Fröhliche Zeiten!
Liebliches Läuten
Himmlischer Glocken!
Wirf nun den Rocken,
Klöpsel und Nadeln weg!
Kenne nicht Weg noch Steg!
Kenne nicht Strom noch Bach!
Folge der Wonne nach!
Hin, wo der Honigseim
Triefet vom Blumenkeim!
Hin in den lauten Hain!
Hüt' dich nicht, Mägdelein!
Hin, wo die Biene fliegt,
Wo Philomele klingt!
Jugend ist schnell versiegt,
Liebe ist leicht beschwingt.



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