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Das Lied der Greifen.

1803.

Frischauf! der Freude Vagabunden!
Frischauf im jubelvollen Klang!
Oft habt im Wein ihr Glück gefunden
Und Sorgentotschlag im Gesang.

Frischauf! wir sind der Tage Beute,
Auch uns die Parze webend saß.
Stets reißt das Leben in die Weite –
Auf! fesselt hier es an das Faß!

Bedenkt, ihr kurzen Ephemeren,
Den frühen jämmerlichen Tausch,
Ihr mögt den ganzen Lethe leeren
Und trinkt euch dennoch keinen Rausch.

Versammelt hier euch um die Tonne
Und laßt die Gläser lustig gehn,
Solange wir dies Licht der Sonne
Und diese Himmelsterne sehn.

Verlacht des Goldes feige Knechte,
Des Goldes, drob die Lust erfriert,
Und preiset, wer die Mitternächte
Beim Trunk dem Tag entgegenführt;

Und preiset hoch die goldne Freiheit,
Des Lebens erste Majestät,
Daß in Philistereinerleiheit
Der Jugend Blume nicht vergeht.

Seht auf den unbezwungnen Greifen,
Der durch die weite Wüste fliegt,
Sein Leben ist ein ewig Schweifen:
Drum lebt er frei und hochvergnügt.

Stürzt, Brüder, gleich dem freien Greifen,
Euch mutig auf den süßen Raub!
Und tretet, wornach Narren greifen,
Und selbst die Narren in den Staub!



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