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Johannes Wilhelm Simler.

Liebesgespräch einer Christgläubigen Seel mit ihrem Herrn und Heiland Jesu Christo.

Jesu, wahrer Gottes Sohn,
Deines Vaters Freud und Wonn,
Selber Gott zugleiche,
Was doch mag es immer sein.
Das dich aus des Himmels Schrein
Trieb von deinem Reiche?

War es G'walt und Feiendschaft,
War es wie Magnetenkraft,
Die dich hat gezogen
Aus des Vaters liebstem Schooß
Auf die Erden arm und bloß?
Hat dich List betrogen?

»Nein, o nein! noch List, noch G'walt,
Noch was anders gleicher G'stalt
Brachte mich auf Erden:
Meine Liebe nur allein,
Daß ich möchte Heiland sein,
Hieße mich Mensch werden.«

Was für Dank nun soll ich dir
Für die Liebe, die du mir
Hast erzeigt, erweisen?
Wann ich ewig lobte dich,
Würde doch nicht gnugsam ich
Deine Liebe preisen.

»Weil ich so geliebet dich,
Sollst hin wieder lieben mich,
Nur allein vertrauen,
Meines Worts ein Thäter sein,
Deines Glaubens Früchte sein
Klärlich lassen schauen.«

Ja, Herr! Aber gib du mir
Deine Gnad, zu folgen dir,
Herzlich dich zu lieben;
Meinen Glauben mir vermehr.
Daß er sich zu deiner Ehr,
Mir zum Heil mög üben!

Hungerige Speisen.

Wirst Armen Gutes thun, so wirst es Gott erweisen,
Und er wird ewig dich vom Baum des Lebens speisen.

Auf einen Maulchristen.

Ein tugendhafter Heid, wiewohl er glaublos ist.
Ist besser als ein Maul- und doch wertloser Christ.

Vom Gewissen und Vielwissen.

Viel Wissen loblich ist, doch mehr ein gut Gewissen;
Wohl dem, der jederzeit sich dessen hat beflissen;
Und das Vielwissen nie dem Gwissen zogen für.
Noch das Gewissen je gesetzet hinter Thür.


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