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Ulrich Boner

Huldreich Zwingli.

Fabelisch gedicht von einem ochsen und etlichen thieren iez louffender dinge begriffenlich.

Von einem garten ich üch sag,
Umzünt und bhüt mit starkem ghag,
Mit bergen hoch an einem ort,
Am andren fluß man ruschen hort,
In welchem dickes körpers wont
Ein ochs mit roter farb geschont, geschmückt.
Einer gharen, haarig. krusen, schönen stirn,
Einer breiten brust mit wytem ghürn,
Sin hals mit lämpen Wonne. grossem lust, Schönheit.
Vom kinn behenkt bis an die brust.
Der b'rupft den gart und grünes gras;
Dann etwann, so er durstig was,
Loscht er sich selbs mit Wasser kalt,
Vyhischer hab rych manigfalt;
Vom blinden glück gehaßt allein,
Das us untrüwem verbunst Mißgunst. ghein kein.
Süß tat ungemengt mit gallen,
Hat zum ochsen heissen fallen
Katzen der ochsen listig hirt, des Ochsen listiger Hut gab ihm Katzen zu.
Von den allein er werd gefürt
In aller sach (wie schwöstren dry,
Der ein Medusa hieß, gar fry
Gesachend nur mit einem oug).
Ans ochsen syten hanget ouch

Unabgewandt ein trüwer Hund,
Lycisca genandt, der thät im kund
Ufsätz der thier und hinderlist;
Damit er dester bas gerüst.
Erstumpfen möcht ir scharpfen spitz
Mit hilf der faunen, die mit witz
Er naren hieß im hertz mit danck,
Dadurch sin stand Zustand. würd nimmer kranck. unglücklich, elend.
Wie wol in do anfiel villycht von Ungefähr.
Der löw mit rügen Brüllen. grusamlich
Und vil der thier, beed groß und klein,
Doch kamend's kum mit Worth. zerrissen heim.
Also der ruch stier uferstuond
Unüberwunden von dem grund.
Do nun die thier mit streich, mit wort
Ganz schuofend nüts; »Wie wurd betort
Diser ochs?« begunntend's jächen, sagen.
Deß dörf dürfen, müssen. wir han guot usstechen.«
Do füegt sich bald der leopard
Mit list zum ochsen nach siner art,
Nüemt im sin tat und eer gar hoch;
Wenn er anderschwo ouch ein rouch Ruhm, Ruf
Wurd machen uf fremdem erdrych,
Denn wurd sim eeren nieman glych;
Schmützt schmiert, besticht. bald die katzen mit feißter gab,
(Der katzen glust), daß sy nit abliessend,
bis daß ins leopards bund
Der ochs käm. Do ball streng der hund,
Doch on frucht; dann an eim angen Angel.
Ward ochs nach den katzen ghangen. den Katzen nachgezogen.
Do nun mit list der leopard bekam
Den ochsen schlecht, schlicht, ehrlich. daß er annam
Sin bund, füert er in nach siner bger
Hie har, dört hin, beid wyt und feer.
Also ward yngeführt angeführt. der schlecht
Ochs von katzen, daß er meint recht, daß er es für Recht hielt.
Wo er den leopard mit siner stärk
Erhöchen möcht und glychnem geliehenem. werck.
Nimt an all schaden, klein und groß,
Streich, schwertschläg, glych als ein ambos,
Daß er den leopard rych mach;
Ein schlangen züchen erziehen. was im gach. war ihm angelegen.
Do nun des leopards glück erblickt
Der löw, zum ochsen er bald sich ficht, eilt.
Und redt in an, hat schwang und burst Riesen.
Niderg'lan; sagt ouch, wie in durst
Nach siner gsellschaft, bat in daby
Fründlich, nit zwungen, sunder fry
Daryn ze gon. Diß offnet schnell
Der ochs der katz. Die sprach: »Gesell«,
(Damit sie nit verlür die huld
Und gab herr leopards) »hab geduld;
Wann denn. unsicher ist vertruwen
Dem, sollt ouch nüt uf in buwen.

Wie wol ein küng und höchster Herr
Er ist, mach dich doch von ihm feer;
Dann wo er wurde mangel han
An spys, wurd er dich gryfen an.
Du sichst sin mager angesicht,
Hungrigen schlund; drum bis bericht sei berichtet.
In z'faren lon.« ihn fahren zu lassen. Gehorsam was
Der ochs, entbüt dem löwen, daß
Er sin bund nit annemen wöllt.
Das zürnt der löw, gieng hin und brült,
Wüt dröwt, erdenkt, durch welchen weg
Er disen ochsen schädigen mög;
Und bsinnt sich ie, daß ghein fründschaft
Us guotem grund mag gan, die bhaft gegründet.
Ist allein iu dem nutz. Wie dann
Der leopard nun den ochsen gwann
Um eigennutz, darum er mag
In faren lon on alle klag;
Füegt sich damit für leopards loch,
Er klagt sich groß, erzält sin schmach,
Er manet hilf von dem, verlangt Hülfe von dem. der in
Verachtet hätt und gschmächt geschmäht. vorhin
Gar oft mit gmachelroub Frauenraub. und sust
In ander weg, das alls vertuscht verdeckt, vergessen.
Sollt syn, allein daß irer bund
Ein fürgang hätt und guoten grund.
Der ward gemacht in kurzem zyt
Stark; dann in allem erdrych wyt
Entsitzend sich entsetzen. solltend alle thier.
Bald lüssend's an des füchsli gvier Geviert, vier Wände, Behausung.
Mit spitzen scharpf, verletzend seer;
Vertryben ganz was ir beger
Us allen hülen Höhlen. on genad.
Das füchsli do zum hirten trat,
Uf dryen beinen kroch, und klagt
Sin wunden tief, ouch wie geschaggt beraubt, mißhandelt.
Er wär, und begert gnad mit gding Bedingung.
Ze widerkeeren wiederbringen. fast gering, gern.
Was es im ie abzogen hätt
Der hüender, was es ihm an Hühnern jemals entwendet hatte. des es gnad erbät.
Der hirt, wie wol er etlich bschiß Betrug.
Empfunden hätt, ir ganz vergißt,
Und sagt im zuo sin hilf und trost;
Damit er den zorn und grimm erloscht
Leonis und leopards, und ylt
Zum ochsen, rüeft in an gar mild
Um hilf und spricht, er lyde zwang,
Von brüedern Verbündeten. grossen überdrang; Bedrängniß.
Wie sy im sin vych und schafstall
Anloufind, ryssind raubte. überall
In lämmlis gstalt hinweg dieblich,
Vertrybend, metzgind erbärmklich;
Gedenkt derby des füchslis nit,
Daran im lycht zum meisten lyt
Nach vil ermanung neiget sich
Der ochs zum hirten willentlich.
Vor fröwden darzuo hült der hund,
Fröwt sich der sach us guetem grund;
Welch doch den katzen fraß ir hertz, Was doch den Katzen am Herzen nagte.
Und pynget mit gar grossem schmertz.
Oft sachend sy zum leopard dar
Mit rüw. Verdruß. Do daß der ochs nam gwar,
Kart er sich ouch ein klein ein wenig. wider um;
Doch flugs gestupft angetrieben. brach er die sum. Säumniß.
Do das der bruoderbund empfindt, wahrnimmt.
Vermerktend sy den list gar gschwind,
Und sagend an dem ochsen krieg.
Wo er von stund an nit entfüeg auflöse.
Den knopf, damit er bunden was
Zum hirten, daß er der Hirt. ouch ein haß
An'n ochsen wurf. daß er der Ochse. verlon verlassen.
Wär allenthalb, blos müßte ston
Irn zänen scharpf, und werden spys
Ir beeder schlund nach irer wys.

By disen dingen was ein bock;
Der hatt am kinn des hars ein lock,
Drum er eins wysen stand verstat, Stelle vertritt.
Wie wol er wenig wysheit hat,
Und redt: »Mich wundert nun, ob nit
Ochs gschlagen werd mit synem sitt Weise, Thun.
Uebel; der hirt beschirm denn in
Mit sinem stab oder zerrünn
Der brüedern gunst, ald oder. widerbring
Sie gaben mild der leopard ring. gefällig, freundlich.
Doch denn der hirt zu fürchten ist.
Das netz ist ufgespannt, grüst
An allen orten überall.
Mich wirt nun seligen beseligen, beglücklich machen diser fall,
Die grüenen krüter byssen ab,
Verachten alle miet und gab;
Dann wo gaben statt mögend han.
Mag keine fryheit nimmer bstan.
Ein söich gnade Glück fryheit ist,
Daß die Spartani, als man list,
Dem Hydarni antwurt gabend,
Sy zuo bschirmen fyn und z'haben bewahren.
Nit nur mit spiessen, sunder mit
Axen. Streitäxten. Wo nun die gab belyt belagert.
Der thieren hertz, wirt all fründschaft,
Fryheit veracht und guot gsellschaft.« Genossenschaft, Bündniß.

Verstand diß gedichts.

Durch hirt den papst, den pfaff durch hund,
Den römschen küng do ich verstuond
Durch löwen; den walch Wälsch, Franzose. durch leopard,
Durch den ochsen gmeines volck, Eidgenossenschaft. ward
Ich bericht. Wer katzen waren? –
Wer zürnen wollt, mag wol faren fortgehen. – Die Katzen sind die Schmeichler, welche die Schweizer
an die benachbarten Fürstenthümer verkaufen; die Faunen die Landesheiligen
(St, Fridolin, Gall ec.) Der Angriff der Löwen ist der Schwabenkrieg;
das Füchslein ist Venedig, der Bock die Bündner


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