Johann Wilhelm Wolf
Die deutsche Götterlehre
Johann Wilhelm Wolf

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Hellia♦ Myth. 288. Beitr. 202. Wilh. Wackernagel in Haupts Zeitschr. VI, 149. A. Kuhn das. VI, 117. IV, 391. Mancher andern Göttin wäre, wie früher noch manches andern Gottes, zu gedenken gewesen, doch ich überging sie, da von ihnen bis jetzt wenig mehr als der Name aufgefunden wurde.

war die unerbittliche Göttin der Unterwelt, zu welcher die Seelen der an Siechthum oder vor Alter gestorbenen Menschen fuhren. Tief im Dunkel der Erde lag ihre Wohnung. Da thronte sie in schauriger Gestalt, halb schwarz, halb menschenfarbig. Sie ist nach der Edda eine Tochter des bösen Loki und einer Riesin, die Schwester des furchtbaren Wolfes Fenrir und der erdumgürtenden Schlange. Ihr Saal heisst Elend, ihre Schwelle Einsturz, drohendes Unglück ihr Bett; Träge heisst ihr Knecht, Langsam ihre Magd; sie isst von der Schüssel Hunger und schneidet mit einem Messer, dessen Name unersättliche Gier heisst. Was sie einmal besitzt, lässt sie nicht mehr los, Barmherzigkeit kennt sie nicht.

Nach der Einführung des Christenthums vielleicht auch schon früher schwand der persönliche Begriff und löste sich in den localen auf: aus der Göttin Hellia, Hella wurde die Hölle, die nun dieselben Eigenschaften beibehielt, welche wir der alten Göttin beigelegt sehen, die trotz all der Seelen, welche sie verschlang, unersättlich immer nach neuen noch hascht.

Mit ihr schliesst die noch sehr mangelhafte Reihe der Gottheiten unseres Alterthums. Wenn wir einen Rückblick auf sie werfen, so finden wir allerdings sowohl im ganzen Kreise der Götter, wie bei den einzelnen der Lücken noch zahlreiche und das mag uns mit Recht empfindlich berühren, aber wenn wir dabei bedenken, dass wir, ehe Jacob Grimm auftrat, fast gar keine dieser Gottheiten kannten, dass sie alle in so kurzer Zeit wieder erstanden und dass zahllose Hände graben und Gott fleissige Hände segnet, dann müssen wir uns wieder erhoben fühlen und die Hoffnung bricht durch, dass wir bald jene ehrwürdigen Göttergestalten klarer und vollständiger aufgestellt sehen werden, als dies bis jetzt möglich war.


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