Johann Wilhelm Wolf
Die deutsche Götterlehre
Johann Wilhelm Wolf

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Zio, Sahsnot.♦ Zio Myth. 175 flg. Sahsnôt das. 184. Eor das. 182. Wolf Beitr. p. 127 flg. Ueber die Bedeutung des Namens Ziu von A. Kuhn. Haupt Zeitschr. II, 231.

Zio, der nordische Tyr, war gleich den bisher betrachteten einer der hehrsten Götter unserer Vorzeit, im Norden galt er, und wahrscheinlich auch in Deutschland als Sohn Wuotans. Er ist dessen ausführende Hand, wo und insofern es sich um Schlacht und Krieg handelt; von Beiden geht der Ruhm des Sieges aus. Während Wuotan aus seiner Wolkenhöhe herab die Geschicke der Schlacht lenkt, stürzt er gleich Ares sich grausam und blutdürstig in dieselbe hinein; ihm gehört die schreckliche Seite des Krieges, deren Personification er ist, Wuotan die höhere edle. Darum ist auch Zios passendstes Symbol das Kriegsschwert, das bei den Quaden, einem deutschen Stamme göttlicher Verehrung genoss;Ebenso bei Scythen und Alanen. man pries ihn in Schlachtliedern und stellte zu seinen Ehren die noch fortlebenden Schwerttänze an.

Zio wird im Norden einhändig dargestellt, und Deutschland theilte diese Darstellung ohne Zweifel, denn nur einem Theile der Kämpfenden kann der Gott den Sieg zuwenden. Sein heiliges Zeichen ist die Rune Ziu  welche man im Norden auf das Schwert einritzte, während man den Namen des Gottes zweimal aussprach. Sein heiliger Tag war der Dienstag.

Ein anderer Gott des Krieges, der mit Ziu derselbe scheint, war Sahsnôt, d. i. der Schwertgenoss, dessen die alte Abschwörungsformel in den Worten gedenkt: »Ich widersage dem Donar, Wuotan und Sahsnôt und allen den Unholden, welche ihre Genossen sind.« Auch er wird des allwaltenden Siegvaters Sohn genannt und die Sachsen, d. i. die das Steinschwert führenden, mögen ihn als ihren Stammherrn verehrt haben; wie die Cherusker wieder einen andern Kriegsgott, den Eor, Heru, Cheru, dessen Namen noch in dem baierischen Ertag = Dienstag lebt, an die Spitze ihres Stammes stellten. Seine Stellung neben Wuotan und Donar sagt uns, in welcher hohen Verehrung er bei den Sachsen stand, dass er und Donar für die gewaltigsten Söhne ihres Vaters Wuotan galten.


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