Johann Wilhelm Wolf
Die deutsche Götterlehre
Johann Wilhelm Wolf

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Paltar.♦ Myth. 201 flg. Beitr. 133.

Der weise, beredte und milde Gott, der gerechteste, dem die Menschen Gesetz und Recht danken, dabei zugleich der schöne weisse, wie Himmel, Licht und Tag leuchtende Herr, der Baldur des Nordens, ein Sohn Allvaters und seiner Gemahlin Frigga, hiess unserm Alterthume Paltar. Er wohnte in weitschimmernder Wohnung, worin alles von Gold und Silber glänzte; sein Sohn war Prant, der strahlend schöne, seine Gattin nach nordischer Ueberlieferung Nanna (ahd. Nanda) die Kühne.

Paltar war nicht nur ein milder Gott, er mischte sich auch in die Schlacht, den Seinen Hülfe und Sieg bringend. Einst gebrach es auf der Wahlstatt an Wasser, die Hitze des Kampfes hatte das Heer dürsten gemacht und weit umher sprang kein Quell. Da stiess er seine Lanze in die Erde und als er sie herauszog, schoss ein reicher Wasserstrahl nach. Andere Sagen berichten, dass der Huf seines Rosses die Erde schlug, worauf die Quelle entsprang, die den Helden Labung bot. Daher, dass dem Gotte besonders Brunnen geweiht waren,Baldersbrunnen in der Eifel und Rheinpfalz, Baldershain, gegenwärtig Baldenhain. aber auch Auen und Haine waren ihm heilig.

Er lebte friedlich in seiner göttlichen Wohnung, als ihm träumte, seinem Leben drohe Gefahr. Seine Mutter nahm in Sorge um ihn von allen Wesen Eide, dass sie ihm nicht schaden wollten, nur von einer kleinen Staude nicht, die ihr noch zu jung schien. Die sich ganz sicher glaubenden Götter ergötzten sich nun damit, nach Paltar zu schiessen und zu werfen und nichts verletzte ihn. Mit Aerger sah das Loki, der Anstifter alles Bösen, er erfuhr von der Staude, riss sie aus und gab sie dem blinden Gotte Hadu, dass er damit nach Paltar schiesse. Hadu nahm den Zweig, Loki wies ihm die Gegend, wo Paltar stand, und Hadu schoss. Der Zweig traf nur zu gut, Paltar sank todt hin. Das war das grösste Unglück, welches Götter und Menschen treffen konnte. Hellia, die furchtbare Göttin der Unterwelt, nahm aller Liebling in Empfang und hielt ihn unerbittlich gefangen. Frikka, Paltars Mutter, forderte die Götter auf, ob sich einer fände, der zur Hellia reiten und ihr Lösegeld für den Sohn bieten wolle, dass sie ihn heimkehren lasse, und Herimuot erbot sich zu der Fahrt. Hellia sprach, wenn wirklich Paltar so geliebt sei, dass alle Wesen um ihn weinen wollten, dann gebe sie ihn los. Als Herimuot mit dieser Antwort heimkehrte, sandten die Götter Boten an alle Wesen, und alle klagten und weinten um Paltar, nur ein Riesenweib nicht, welches in einer Höhle sass, und das war wiederum Loki, der Unglückstifter. So musste Paltar in Hellias Wohnung bleiben.

In Thüringen und Baiern war der Gott unter dem Namen Phol♦ Myth. 205. Haupt Zeitschr. II, 252. Schon mehr über Phol von Jac. Grimm. das. V, 69: Phol äthiopischer könig von demselben. verehrt und ein unlängst aufgefundenes Gedicht erzählt, als er einst mit Wuotan zu Walde geritten sei, habe sein Pferd den Fuss verrenkt. Vergebens besprachen die Göttinnen Sindgund und Sunna, Frua und Folla den Fuss, nur Wuotan der Zauberkundige vermochte ihn zu heilen. Auch dieser Name lebt noch in einzelnen Ortsnamen fort, an einst ihm heiligen Stellen.Z. B. Pholesbrunnen, heute Phulsborn in Thüringen, Pholesouwa heute Pfalsau in Baiern.


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