Johann Wilhelm Wolf
Die deutsche Götterlehre
Johann Wilhelm Wolf

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Firgunia, Hluodana, Tanfana, Nehalennia.♦ M. 235. statt Hlôtyn l. Hlôdhyn. Ein ihr von einem Römer geweihter Altar mit der Inschrift: DEAE HLVDANAE SACRVM C. TIBERIVS VERVS wurde in den Niederlanden gefunden und wird in Xanthen aufbewahrt.

Neben Nerthus oder Nirdu gab es bei andern Stämmen noch andere Erdgöttinnen, so Firgunia, die nordische Fiörgyn, die Mutter des Donnergottes, Hluodana (nord. Hlôtyn) welche besonders eine Schirmerin des Heerdes war und die am Niederrhein grosser Verehrung genoss. Ob die von Tacitus schon genannte Tanfana♦ Myth. 70. 236. Wir kennen sie durch Tacitus und einen Altar mit der Inschrift: TAMFANAE SACRVM. auch als solche galt, ist noch unaufgehellt.

Wie wir Nirdu auf einer Insel des Oceans verehrt sehen, so war dies gleichfalls Nehalennia♦ M. 236 nur beiläufig erwähnt. Beitr. 149. Einige zwanzig römische Altäre verbürgen die hohe Verehrung, in welcher sie stand. Ueber Folla vgl. Myth. 285 und Jac. Grimm in Haupts Zeitschrift II, 189.. Sie hatte auf der Insel Walchern an der Mündung der Schelde einen heiligen Hain, in dessen Mitte sich in späterer Römerzeit ihr Tempel erhob. Darin waren ihr zahlreiche Votivsteine aufgerichtet, nicht nur von Germanen, sondern auch von Römern, denn diese entlehnten ihren Cultus von jenen. Sie wird auf denselben entweder stehend dargestellt, einen Hund mit zu ihr erhobenem Kopfe zur Seite, den einen Fuss auf den Vordertheil eines Schiffes gestützt; oder sitzend, den Hund zur Seite und ein Körbchen mit Früchten auf dem Schoosse haltend, oft steht ein zweites Körbchen neben ihr. Den obern Theil der Altäre schmücken Gewinde von Früchten oder Hörner des Ueberflusses, die wir oft auch auf dessen Seiten antreffen Sie ist demnach der Nirdu verwandt, und wohl dieselbe mit Folla, der Göttin der Fülle, und der suevischen Göttin, welche nach dem Berichte des Tacitus unter dem Symbol eines Schiffes verehrt wurde, die er Isis nennt. Noch im zwölften Jahrhundert finden wir den Gebrauch, dass ein mit göttlichen Ehren empfangenes Schiff die Niederlande durchzog. Wo es einkehrte, war Freudengeschrei und Jubel, man tanzte bis in die späte Nacht um dasselbe herum, und sang festliche Lieder. Keiner aber durfte dem Schiffe nahen, ohne dass dessen Hüter es erlaubten und dies geschah nur gegen reiche Gaben. Lange nachher, im sechzehnten Jahrhundert, dauerte ein ähnlicher Umzug mit Schiffen und Pflügen in Schwaben fort. Diese Umzüge fallen mit dem der Mutter Erde genau zusammen, nur dass jene Göttin in dem Schiff unsichtbar thront, diese im verhüllten Wagen.


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