Ludwig Tieck
Gedichte
Ludwig Tieck

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33. Civitella.Ein kleines Bergstädtchen östlich von Rom, zwischen Olevano und Subiaco

    Mit den Gefährten Gespräche wechselnd
Wandeln wir den steilen Pfad,
Den wenig betretenen,
Hinauf zum einsamen Städtchen des Felsens.
Durch das enge Thor geschritten,
Stehn wir auf der einzigen Gasse der Stadt,
Und Kinder, die hier spielen,
Sowie ihr Blick uns trifft,
Rennen mit Geschrei in die Häuser,
Die sie schnell verriegeln.
Die Eltern, aufgeschreckt,
Schaun mit Mißtraun
Aus den kleinen, zerbrochenen Fenstern
Und messen mit Argwohn
Unsre Gestalten,
Wollen nicht Antwort geben
Auf Frag' und Bitte,
Als wären die Türken
Ins Land gebrochen.

    Doch endlich ermutigt sich
Ein starker, alter Mann,
Er öffnet die Thür
Und stellt uns hin die Bank und den Tisch,
Gibt Wein und Brot
Und dankt für Bezahlung.
Wie wir uns erquicken,
Schau'n aus der Ferne
Jung und alt
Dem Wunder zu;
Kaum wagt ein dreistes Kind
Heranzutreten, Geschenk zu empfahn,
Doch wie es die Münze
Nur fühlt in der Hand,
Rennt es zurück
Und zeigt den Gespielen
Die Gabe und zittert noch.

    Im Abendlichte
Wandeln wir zurück,
Den Empfang belächelnd.
O du glückliche Einsamkeit!
Würdet ihr nie von müßigen Fremden,
Ihr stillen Bewohner,
Eurer Scheu entwöhnt.


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