Ludwig Tieck
Gedichte
Ludwig Tieck

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30. Die Bußpredigten.Während der Fastenzeit zu Rom.

    Unterirdisch, schwarz verhängt,
Nur von wen'gen Lichtern hell,
Ist rings der düstre Dom von Totenschädeln,
Gerippen und allem Graus erfüllt –
Hier redet begeistert von der Vernichtung,
Von Todesgrau'n und Verwesung
Der Mönch mit starker Gebärde.
Alles schweigt, und Thränen fließen,
Schauder ziehn durch das Gewölbe,
Und was sein Mund verschweigt,
Sagt ernster noch der weiße Schädel
Und das schwarz umkleidete Geripp'.

    Dennoch sah ich, wie auch in des Todes Abgrund
Sich muntre Augen lächelnd begegnen:
Er winkt bedeutend, sie eilt mit der Alten
In die Nacht hinaus,
Und nach demütiger Kniebeugung
Folgt der Jüngling der Sünde nach.

    In allen Regionen wohnt Lachen und Thräne
Als ungleiche, doch gesellige Nachbarn
Nahe beisammen,
Doch hier zumeist,
In der heiligen Stadt.


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