Ludwig Tieck
Gedichte
Ludwig Tieck

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6. Trauer.Klage Magelonens in der Einsamkeit, als das Unglück sie ihres Geliebten Peter beraubt hat

    Wie schnell verschwindet
So Licht als Glanz,
Der Morgen findet
Verwelkt den Kranz,

    Der gestern glühte
In aller Pracht;
Denn er verblühte
In dunkler Nacht.

    Es schwimmt die Welle
Des Lebens hin
Und färbt sich helle,
Hat's nicht Gewinn;

    Die Sonne neiget,
Die Röte flieht,
Der Schatten steiget,
Und Dunkel zieht:

    So schwimmt die Liebe
Zu Wüsten ab;
Ach! daß sie bliebe
Bis an das Grab!

    Doch wir erwachen
Zu tiefer Qual;
Es bricht der Nachen,
Es löscht der Strahl,

    Vom schönen Lande
Weit weggebracht
Zum öden Strande,
Wo um uns Nacht.


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