William M. Thackeray
Die Geschichte von Pendennis / Band 2
William M. Thackeray

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Neuntes Kapitel

Die Geschichte dreht sich noch immer um Fleet Street

Kapitän Shandon hatte, von seiner Frau, die sich sonst selten in Geschäftssachen mischte, dazu gedrängt, bestimmt, daß Herr Jack Finucane aus dem Oberen Tempel zum zweiten Redakteur der im Erscheinen begriffenen ›Pall Mall Gazette‹ ernannt werden sollte; und diese Nachricht wurde demgemäß Herrn Finucane durch den geistvollen Besitzer der Zeitung kundgetan. Er verdiente in der Tat alle mögliche Freundlichkeit von Seiten Shandons; mit solcher Zärtlichkeit hing er, wie wir bereits sagten, an dem Kapitän und seiner Familie, und so beflissen war er, sich ihm dienstfertig zu erzeigen. In Finucanes Wohnung pflegte sich in früheren Tagen Shandon zu verbergen, wenn Gefahr nahe und die Gerichtsdiener 177 draußen waren, bis endlich sein Versteck bekannt wurde und die Beamten des Sheriffs ebenso regelmäßig an Finucanes Treppe zu warten pflegten, wie an seiner eigenen Tür. In Finucanes Wohnung stellte sich die arme Frau Shandon öfters ein, um diesem ihre Not und ihren Kummer zu klagen und Rettungspläne für ihren angebeteten Kapitän auszusinnen. Manche Mahlzeit verschaffte Finucane dort ihr und dem Kinde. Es war eine Ehre für sein Stübchen, wenn es von solch einer Dame besucht wurde, und wenn sie, den Schleier übers Gesicht, die Treppe hinabging, pflegte Fin sich über das Geländer zu lehnen und ihr nachzusehen, ob kein Lovelace des Tempels sie auf dem Wege angriffe, wobei er vielleicht hoffte, daß irgendein Schurke ihr aufzulauern sich versucht fühlen möchte, so daß er, Fin, das Vergnügen hätte, ihr zu Hilfe zu eilen und dem Schufte die Knochen zu brechen. Es war eine aufrichtige Freude für Frau Shandon, als die Sachen so eingerichtet wurden, daß ihr freundlicher, ehrlicher Beschützer zu ihres Gatten Adjutanten bei der Zeitung ernannt wurde. Er würde mit Frau Shandon so lange zusammengesessen haben, als die Gefängnisglocke es erlaubt hätte, und war in der Tat schon manchmal Zeuge gewesen, wie die kleine Mary zu Bett gebracht wurde, die im Zimmer ihre Schlafstätte hatte, und zu deren Abendgebet, daß Gott den Papa segnen möge, Finucane, obwohl er Katholik war, stets mit großer Anteilnahme Amen gesagt hatte; aber er hatte eine Verabredung mit Herrn Bungay, betreffend die Angelegenheiten der Zeitung, die sie über einem stillen Mittagessen zusammen verhandeln 178 wollten. So ging er denn um sechs Uhr von Frau Shandon weg, erschien aber, wie gewöhnlich, am nächsten Morgen in Fleet Prison und zwar geschmückt mit seinen besten Kleidern und Schmucksachen, die, wenn auch billig hinsichtlich der Kosten, doch sehr prächtig, was Farbe und Aussehen betraf, waren, sein Wochengehalt vom ›Tageblatt‹ im Betrag von vier Pfund zwei Schilling, abzüglich zwei Schilling, die er auf seinem Wege nach dem Gefängnisse zum Ankauf eines Paares Handschuhe verwendet, in der Tasche. Er hatte am vorhergehenden Tage in Dicks Kaffeehause mit Herrn Bungay und Herrn Trotter, Bungays Kritiker und literarischem Geschäftsführer, seinen Löffel Suppe gegessen, wie Bungays stehende Redensart war, und sich dabei des Breiteren über seine Ansichten betreffs der Leitung der ›Pall Mall Gazette‹ ausgesprochen. In meisterhafter Weise hatte er auseinandergesetzt, wie die Zeitung von ihm als Unterredakteur eingerichtet werden sollte, welche Typen man für die verschiedenen Artikel nehmen, wer über die Marktpreise Bericht erstatten, wer Nachrichten über Wettrennen und Ringkämpfe liefern, wer über die Vorfälle auf dem Gebiete der Kirche schreiben und wer das vornehme Geplauder besorgen sollte. Er war mit Herren bekannt, die diese verschiedenen Zweige des Wissens kultivierten und nachher dem Publikum zugängig machten – kurz, Jack Finucane war, wie Shandon von ihm gesagt hatte und wie er stolz selbst eingestand, einer der besten Unterredakteure einer Londoner Zeitung. Er kannte das wöchentliche Einkommen von jedem, der mit der Presse in Verbindung stand, und war mit tausend Kniffen 179 oder geschickt ausgedachten Ersparnissen vertraut, durch welche den wackeren Kapitalisten das Geld in der Tasche erhalten werden konnte, die ein Blatt zu gründen gedachten. Er setzte Bungay, der von langsamer Fassungskraft war, durch die Schnelligkeit der Berechnungen, die er beim Mittagessen auf Papier niederschrieb, in Verwunderung und streute ihm zugleich Sand in die Augen. Und Bungay gestand später seinem Untergebenen, Herrn Trotter, daß dieser Irländer doch ein kluger Bursche zu sein scheine.

Und nachdem er nun so glücklich gewesen war, diesen Eindruck auf Herrn Bungay zu machen, lenkte der wackere Bursche das Gespräch auf den Punkt, der ihm so sehr am Herzen lag, nämlich auf die Befreiung seines bewunderten Freundes und Chefs, des Kapitäns Shandon, aus dem Gefängnis. Er wußte bis auf den Schilling den Betrag der Schuldhaftsbefehle, die gegen den Kapitän in der Portierswohnung von Fleet Prison vorlagen, und behauptete sogar, all seine Schulden zu kennen, obwohl dies unmöglich war, denn kein Mensch in England, der Kapitän ganz sicher selbst nicht, war mit denselben bekannt. Er setzte auseinander, welche Verpflichtungen Shandon schon hätte, und um wieviel besser er arbeiten würde, wenn er aus seiner Haft befreit wäre (obwohl Bungay sich dagegen erklärte, denn »wenn der Kapitän hinter Schloß und Riegel ist,« meinte er, »sind wir sicher, ihn zu Haus zu finden, wogegen man, wenn er frei ist, seiner nie habhaft werden kann«); schließlich wirkte er durch eine Beschreibung, wie Frau Shandon sich im Gefängnis ganz abhärmte und das Kind dort so kränkelte, derart 180 auf Herrn Bungays Gefühle, daß der Buchhändler zu dem Versprechen bewogen wurde, wenn Frau Shandon am nächsten Morgen zu ihm käme, wollte er sehen, was sich tun ließe. Und da das Gespräch hiermit beim zweiten Glase Punsch endigte, wollte Finucane, der vier Guineen in der Tasche hatte, fröhlichen Herzens die Wirtshausrechnung bezahlen, aber Bungay sagte: »Nein, Herr, das ist meine Sache, wenn Sie erlauben; James, hier die Rechnung und achtzehn Pence für Sie,« damit händigte er dem Kellner das Geld ein. So geschah es, daß Finucane, der nach dem Essen bei Dicks im Tempel zu Bett gegangen war, sich am Sonntag früh wirklich und wahrhaftig noch im Besitze seines vollen Wochengeldes fand.

Er gab Frau Shandon einen so pfiffigen und fröhlichen Wink, daß dies gute Geschöpf merkte, irgendeine frohe Nachricht warte auf sie, und sich beeilte, ihren Hut und Schal zu holen, als Fin fragte, ob er nicht die Ehre haben könnte, sie auf einem Spaziergange zu begleiten und sie ein bißchen an die frische Luft zu führen. Und die kleine Mary tanzte vor Freude bei dem Gedanken an diesen Festtag, denn Finucane vergaß nie, ihr ein Spielzeug zu bringen oder sie dahin zu führen, wo etwas zu sehen war, und brachte in seiner Tasche Zeitungsanzeigen für alle Arten Londoner Vergnügungen mit, um das Kind zu amüsieren. Er liebte es wirklich von ganzem Herzen und würde sich mit Freuden seinen tollen Kopf eingerannt haben, wenn es ihnen oder seinem angebeteten Kapitän einen Dienst zu leisten galt. »Kann ich gehen, Charley, oder soll ich bei dir bleiben, denn du bist heute 181 morgen kränklich, mein Lieber, nicht wahr? Er hat Kopfschmerz, Herr Finucane. Er leidet viel an Kopfschmerz, und ich redete ihm zu, im Bette zu bleiben,« sagte Frau Shandon.

»Immer geht, du und Polly; Jack, mach ihren Beschützer. Gib mir mal Burtons Anatomie herüber und dann überlaß mich meiner schrecklichen Planmacherei,« sagte Shandon in der vortrefflichsten Laune. Er schrieb etwas und nahm nicht selten seine griechischen und lateinischen Zitate (deren Anwendung er als Publizist sehr wohl kannte) aus dieser wunderbaren Fundgrube gelehrten Wissens.

So gab Fin Frau Shandon seinen Arm, und Mary hüpfte die Gänge des Gefängnisses entlang und durch das Tor in die freie Luft hinaus. Von der Fleet Street ist es nicht sehr weit bis zu Paternoster Row. Als die drei Herren Bungays Geschäft erreichten, trat zugleich Frau Bungay in die Haustür. Sie hielt in ihrer Hand ein Paket und ein roteingebundenes Manuskript, welches nichts weniger als einen Bericht über ihre Geschäfte mit dem Fleischer auf dem benachbarten Markte enthielt. Frau Bungay trug ein prachtvolles Seidenkleid, das rot und purpurn geflammt war, einen gelben Schal, rote Blumen auf ihrem Hute und einen leuchtenden lichtblauen Sonnenschirm. Frau Shandon trug ein altes schwarzes Moiréseidenkleid; ihr Hut hatte keine glänzenderen und glücklicheren Tage gesehen, als seine Besitzerin; aber man sah ihr dennoch stets die feine Dame an, mochte sie anhaben, was sie wollte. Die beiden Frauen bekomplimentierten einander, jede nach ihrer Art. 182

»Ich hoffe, Sie sind hübsch wohl, Madame,« sagte Frau Bungay.

»Es ist heut ein sehr schöner Tag,« meinte Frau Shandon.

»Wollen Sie nicht 'reinkommen, Madame?« sagte Frau Bungay, indem sie das Kind so scharf ansah, daß es fast Angst bekam.

»Ich – ich komme wegen eines Geschäfts mit Herrn Bungay – ich – ich hoffe, er ist doch hübsch wohl?« sagte die schüchterne Frau Shandon.

»Wenn Sie zu ihm ins Komptoir gehen, können Sie da nicht – können Sie da nicht derweile Ihr kleines Mädchen bei mir lassen?« sagte Frau Bungay mit tiefer Stimme und einem finstern Blicke, indem sie einen Finger nach dem Kinde ausstreckte.

»Ich will bei Mama bleiben,« rief die kleine Mary, indem sie ihr Gesicht im Kleide ihrer Mutter verbarg.

»Ich werde dir ein paar hübsche Bilder zeigen,« sagte Frau Bungay mit der Stimme eines Menschenfressers, »und außerdem noch ein paar niedliche Sächelchen, guck mal her?« Und indem sie ihr Paket öffnete, schüttelte Frau Bungay mehrere vortreffliche Zuckerbrötchen heraus, wie sie Bungay nach seinem Weine liebte. Die kleine Mary folgte dieser Anziehungskraft, und die ganze Gesellschaft trat in die Haustür ein, von der eine Seitentür nach Bungays Geschäftszimmer führte. Hier indessen, als die Kleine sich von ihrer Mutter trennen sollte, verließ sie wieder ihr Mut, und sie lief abermals nach dem mütterlichen Rockzipfel, worauf die freundliche und 183 zartfühlende Frau Shandon, die den Blick der Enttäuschung in Frau Bungays Gesicht sah, gutherzig sagte: »Wenn Sie erlauben, so werde ich auch mit hinaufgehen und mich ein paar Minuten hinsetzen,« und so stiegen die drei die Treppe zusammen hinauf. Ein zweites Zuckerbrötchen versetzte die kleine Mary in vollkommen zutrauliche Stimmung, und in ein paar Minuten schwatzte sie ohne die geringste Zurückhaltung.

Der getreue Finucane fand inzwischen Herrn Bungay in ernsterer Stimmung, als am vorhergehenden Abende, als zweidrittel einer Flasche Portwein und zwei große Gläser Grog seine Seele zur Begeisterung erwärmt und ihn in seinen Versprechungen gegen Kapitän Shandon großmütig gemacht hatten. Sein heftiges Weib hatte ihn bei seiner Rückkehr nach Haus deswegen getadelt. Sie hatte ihm befohlen, er sollte dem Kapitän keine Hilfe gewähren, derselbe wäre ein nichtsnutziger Bursche, dem kein Geld helfen würde; sie mißbilligte den Plan der ›Pall Mall Gazette‹ und erwartete, daß Bungay bloß sein Geld dabei einbüßen würde, genau so wie sie es drüben gegenüber (sie bezeichnete ihres Bruders Etablissement stets mit »drüben gegenüber«) mit dem ›Whitehall Journal‹ einbüßten. Er sollte Shandon nur immer im Gefängnis stecken und hübsch arbeiten lassen; es wäre der beste Ort für ihn. Vergeblich predigte und versprach und flehte Finucane; denn sein Freund Bungay hatte diesen Morgen eine stundenlange Vorlesung über den Gegenstand gehabt und war unerbittlich.

Was aber dem braven Jack unten im Komptoir fehlschlug, das bewirkten die hübschen Gesichter und 184 das gewinnende Benehmen von Mutter und Kind oben im Staatszimmer, wo sie das heftige, aber im Grunde doch sanfte Gemüt von Frau Bungay erweichten. Es war eine ungekünstelte Milde in Frau Shandons Stimme, und sie besaß eine herzgewinnende Aufrichtigkeit in ihrem Benehmen, welche Eigenschaften bewirkten, daß die meisten Leute sie liebten und bemitleideten, und indem sie sich bei der rauhen Freundlichkeit, mit der ihre Wirtin sie aufnahm, ein Herz faßte, erzählte die Gattin des Kapitäns ihre Geschichte, schilderte die Güte und die Vorzüge ihres Mannes und die schwindende Gesundheit ihres Kindes (sie wäre, sagte sie, gezwungen gewesen, sich von zweien zu trennen und sie in die Schule zu schicken; denn sie konnte sie nicht an dem schrecklichen Orte lassen), so daß Frau Bungay, obwohl so grimmig wie Lady Macbeth, unter dem Einflusse dieser einfachen Geschichte schmolz und sagte, sie wollte hinuntergehen und mit Bungay sprechen. Nun war aber in diesem Hause mit Herrn Bungay sprechen dasselbe wie ihm einen Befehl erteilen, und bei Bungay war Hören gleich Gehorchen.

Grade, als der arme Finucane am Erfolge seiner Unterhandlung zu verzweifeln anfing, stieg die majestätische Frau Bungay zu ihrem Ehegespons hernieder und ersuchte Herrn Finucane höflichst, sich, während sie ein paar Worte mit Herrn Bungay spräche, zu seinen Freunden ins Besuchszimmer heraufzubegeben, und als das Ehepaar allein war, setzte die bessere Hälfte des Buchhändlers ihn von ihren Absichten hinsichtlich der Gattin des Kapitäns in Kenntnis. 185

»Wie, hat sich denn der Wind gedreht, meine Liebe?« fragte der Mäcenas, verwundert über den veränderten Ton seiner Gattin. »Du wolltest heute morgen ja gar nichts davon hören, daß ich für den Kapitän etwas täte; ich möchte wissen, was dich so verwandelt hat.«

»Der Kapitän ist ein Irländer,« entgegnete Frau Bungay, »und diese Irländer kann ich, wie ich immer gesagt habe, nicht ausstehen. Aber seine Frau ist eine Dame, wie jeder sehen kann, und eine gute Frau, die Tochter eines Geistlichen und aus dem Westen von England, Bungay, wie ich selber von mütterlicher Seite – und, o Marmaduke, hast du nicht ihr kleines Mädel bemerkt?«

»Ja, Frau, ich sah das kleine Mädchen.«

»Und sahst du nicht, wie ähnlich sie unserem Engel Bessi war, Bungay?« – und Frau Bungays Gedanken flogen zu einer Zeit vor achtzehn Jahren zurück, wo Bacon und Bungay grade als kleine Buchhändler in einer Landstadt ihr Geschäft eröffnet, und sie ein Kind namens Bessi gehabt hatten, das der kleinen Mary etwas glich, die soeben ihr Mitgefühl erregt hatte.

»Gut, gut, meine Liebe,« sagte Herr Bungay, der sah, wie die kleinen Augen seiner Frau zu zwinkern und rotzuwerden anfingen; »der Kapitän steckt nicht gerade tief drinnen. Es sind nur hundertdreißig Pfund gegen ihn. Die Hälfte des Geldes wird ihm aus dem Fleet helfen, sagt Finucane, und wir zahlen ihm nur das halbe Gehalt, bis er den Betrag abgearbeitet hat. Als die Kleine sagte: ›Warum nehmen Sie denn Pa 186 nicht aus dem Gefängnisse?‹ das fühlte ich, Flora, das fühlte ich, auf Ehre.« Und das Ende dieses Gesprächs war, daß Herr und Frau Bungay ins Besuchszimmer hinaufstiegen, und Herr Bungay eine schwerfällige und unbeholfene Rede hielt, in der er Frau Shandon ankündigte, daß er gehört hätte, fünfundsechzig Pfund würden ihren Gatten freimachen, und daß er bereit wäre, diese Geldsumme vorzuschießen, indem er sie von dem Gehalte des Kapitäns nach und nach abziehen wollte, und daß er sie ihr geben würde, unter der Bedingung, daß sie sich wegen der Befreiung ihres Mannes persönlich mit den Gläubigern bespräche.

Ich glaube, dies war der glücklichste Tag, den Frau Shandon und Herr Finucane seit langer Zeit erlebten. »Bei Gott, Bungay, Sie sind ein Hauptkerl!« brüllte Fin, ganz außer sich vor Wonne in seinem irischen Kauderwälsch. »Geben Sie uns Ihre Tatze, alter Junge, und ich will wetten, daß wir die ›Pall Mall Gazette‹ auf zehntausend die Woche bringen, und damit basta!« und er sprang im Zimmer herum und hob die kleine Mary mit hundert tollen Possen empor.

»Wenn ich Sie in meinem Wagen irgendwohin fahren könnte, Frau Shandon, so steht er Ihnen sicherlich von Herzen zu Diensten,« sagte Frau Bungay, indem sie nach einem Einspänner hinausblickte, der grade vorgefahren kam und in dem diese Dame die frische Luft zu genießen pflegte; und die beiden Damen, mit der kleinen Mary zwischen sich (deren winziges Händchen die Frau des Mäcenas in ihrer mächtigen Hand gefesselt hielt), und dem glückstrahlenden Herrn Finucane auf dem Rücksitze fuhren von 187 Paternoster Row weg, während der Besitzer des Fuhrwerks triumphierende Blicke nach den gegenüberliegenden Fenstern Bacons warf.

»Es wird dem Kapitän gar nichts nützen,« dachte Bungay, indem er nach seinem Schreibpulte und seinen Rechnungen zurückging, »aber Frau Bungay kommt allemal aus dem Häuschen, wenn sie an ihr Unglück denkt. Das Kind würde gestern mündig geworden sein, wenn es leben geblieben wäre. Flora sagte mir das,« und er wunderte sich, wie lebhaft sich Frauen an manche Dinge erinnern.

Wir freuen uns, sagen zu können, daß Frau Shandon ihr Geschäft mit sehr gutem Erfolge besorgte. Sie, die Gläubiger zu beschwichtigen gehabt hatte, wo sie gar kein Geld besessen, sondern nur Tränen und Bitten, um sie zu besänftigen, fand es nicht schwer, sie durch eine Abschlagszahlung von zehn Schilling aufs Pfund nachsichtig zu stimmen, und der nächste Sonntag war der letzte, wenigstens für einige Zeit, den der Kapitän im Gefängnis verbrachte.



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