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Viertes Buch

1. Kapitel

Kaum hatten die Pferde etwas ausgeruht, da flohen sie so eilig, daß sie sich schon in der Gegend von Studenka, jenseits der Waladynka, befanden, als der Mond über die Steppe heraufstieg. Voraus ritt Wolodyjowski, aufmerksam nach allen Seiten ausblickend – hinter ihm Sagloba neben Helene, und den Zug beschloß Rzendzian, welcher die Saumpferde und zwei Handpferde führte, die er aus dem Stalle der Horpyna mitzunehmen nicht versäumt hatte. Sagloba blieb der Mund nicht stille stehen, er hatte aber auch der Prinzessin, welche in der wilden Schlucht von der Welt nichts gehört hatte, gar viel zu erzählen. Er sagte ihr also, wie die Freunde sie von Anfang an gesucht hatten, wie Skrzetuski bis nach Perejeslaw vorgedrungen war, um den Bohun zu suchen, von dessen Niederlage er nichts gewußt hatte, wie endlich Rzendzian das Geheimnis ihres Versteckes dem Attaman entlockt und dasselbe nach Sbarasch gebracht hatte.

»Barmherziger Gott!« sagte Helene, ihr schönes, bleiches Gesicht dem Monde zukehrend, »so ist Herr Skrzetuski meinetwegen bis hinter den Dniepr ausgezogen?«

»Bis Perejeslaw, ich wiederhole es. Und sicherlich wäre er mit uns hierher gekommen, wenn wir nur Zeit gehabt hätten, nach ihm zu schicken, denn wir wollten Euch doch gleich zu Hilfe eilen. Er weiß noch gar nichts von Eurer Rettung und betet für Euer Seelenheil – aber bedauert ihn darum nicht. Mag er sich noch eine Zeitlang härmen, da ein solcher Lohn seiner wartet.«

»Und ich glaubte mich von allen vergessen und bat Gott um den Tod.«

»Wir hatten Euch nicht nur nicht vergessen, sondern die ganze Zeit hindurch darüber nachgedacht, wie wir Euch helfen könnten. Wunderbar! Es war wohl natürlich, daß ich und Skrzetuski uns die Köpfe darüber zerbrachen, aber auch dieser Ritter, welcher da vor uns reitet, scheute mit gleicher Opferwilligkeit weder Sorge noch Mühe.«

»Möge es ihm Gott lohnen.«

Sie eilten ohne Säumen vorwärts nach Nordwesten zu, was die Pferde ausholen konnten. Auf der Höhe von Mohylow kamen sie in bewohntes Land, so daß es ihnen nicht mehr schwer wurde, einen Hof oder eine Ansiedelung zu finden, wo sie Unterkunft für die Nacht bekamen, aber mit dem Morgenrot waren sie immer schon zu Pferde und unterwegs. Glücklicherweise war der Sommer trocken, die Tage heiß, die Nächte tauig, und morgens glänzte die Steppe silbern wie mit Reif bezogen. Die Wasser waren vom Winde ausgetrocknet, die Flüsse flach, man konnte sie ohne Schwierigkeiten überschreiten. Nachdem sie eine Zeitlang stromaufwärts längs der Losowa gewandert waren, hielten sie zu längerer Erholung in Scharogrod an, wo eine Abteilung Kosaken lag, die unter das Kommando Burlajs gehörte. Dort trafen sie Abgesandte Burlajs, unter ihnen den Hauptmann Kuna, den sie in Jampol bei dem Gastmahl Burlajs gesehen hatten. Dieser verwunderte sich etwas, daß sie nicht über Brazlaw, Rajgrod und Skwir nach Kijew gingen, aber es kam ihm kein mißtrauischer Gedanke, besonders, da Sagloba ihm erklärte, daß sie aus Besorgnis vor den Tataren jenen Weg nicht genommen hätten, da sie gehört, daß dieselben von dem Dniepr her im Anzuge waren. Kuna erzählte ihnen dagegen, daß er von Burlaj zur Schwadron geschickt sei, um den Ausmarsch anzumelden, und daß er selbst mit den gesamten Jampoler Truppen und den Budschiak-Tataren ebenfalls nach Scharogrod kommen und von hier aus weiter vorgehen würde.

Es kamen auch Eilboten von Chmielnizki zu Burlaj mit der Nachricht, daß der Krieg erklärt sei, und mit dem Befehl, alle Schwadronen nach Wolhynien zu führen. Burlaj selbst hatte längst die Absicht, nach Bar zu gehen, und wartete nur auf den Zuzug der Tataren, denn bei Bar fing es an den Rebellen schlecht zu gehen. Der Generalregimentarier, Herr Landskron, hatte dort bedeutende Haufen der Aufständischen geschlagen, die Stadt erobert und das Schloß besetzt. Einige Tausend Kosaken waren gefallen, und eben diese wollte der alte Burlaj rächen, zum wenigsten das Schloß zurückerobern. Kuna aber erzählte, daß die letzten Befehle Chmielnizkis, nach Wolhynien zu gehen, diesen Beschluß hinderten, und daß Bar jetzt nicht belagert werden würde, es sei denn, die Tataren beständen durchaus darauf.

»Nun, Herr Michael,« sagte am anderen Tage Sagloba, »Bar liegt vor uns. Jetzt könnte die Prinzessin zum zweiten Male dorthin flüchten, aber der Kuckuck hole das Nest. Ich traue weder Bar noch einer anderen Festung, seit die Rebellen mehr Kanonen haben als die Kronsheere. Es beunruhigt mich nur, daß sich um uns herum ein Wetter zusammenzieht.«

»Es zieht sich nicht nur zusammen, sondern es ist uns in Gestalt Burlajs und der Tataren bereits dicht auf den Fersen. Wenn Burlaj uns einholte, würde er sich nicht wenig wundern, daß wir statt nach Kijew, nach der entgegengesetzten Richtung wandern.«

Und sie eilten noch schneller vorwärts, bis der Schaum die Seiten der Klepper bedeckte und wie Schneeflocken auf die grüne Steppe niederfiel. Sie hatten schon die Derla und Ladawa passiert. In Bar kaufte Wolodyjowski frische Pferde, ohne jedoch die alten zurückzulassen; denn die, welche Burlaj ihnen geschenkt hatte, waren Rassepferde, deshalb behielt man sie als Handpferde, die vorausgeschickt wurden. Immer kürzer wurden die Ruhepausen, immer seltener die Einkehr in Herbergen. Alle erfreuten sich einer vorzüglichen Gesundheit, und auch Helene fühlte, daß ihre Kräfte täglich zunahmen, obgleich sie von der Reise ermüdet war. In der Schlucht hatte sie ein abgeschlossenes Leben geführt; sie hatte ihren goldenen Käfig fast niemals verlassen, um mit der schamlosen Horpyna nicht zusammenzutreffen, und ihre Reden nicht anhören zu müssen. Jetzt gab ihr die frische Steppenluft die Gesundheit zurück, ihre Wangen färbten sich rosig, die Sonne bräunte ihr Gesicht, und ihre Wangen bekamen neuen Glanz. Oft, wenn der Wind ihr das Haar auf der Stirn kräuselte, konnte man glauben, eine Zigeunerin, die wunderlieblichste Wahrsagerin oder eine Zigeunerkönigin durchziehe die weite Steppe, vor sich Blumengefilde, hinter sich das Rittergefolge.

Nachdem die Reisenden nun Bar mit allen für die Prinzeß traurigen Erinnerungen hinter sich hatten, kamen sie auf die alte Landstraße, welche über Latytschow, Ploskirow nach Tarnopol und weiterhin nach Lemberg führte. Hier begegneten sie schon bald großen Wagenzügen, bald Abteilungen von Fußsoldaten, von der Kosakenreiterei, verschiedenen Bauernbanden und ungeheuren Ochsenherden, welche, in Staubwolken gehüllt, zur Fourage für die Kosaken und Tatarenheere zusammengetrieben wurden. Jetzt wurde die Reise gefährlich, denn sie wurden oft gefragt, wer sie seien, woher sie kämen, und wohin sie gingen.

Den Kosaken-Schwadronen zeigte Sagloba dann den Geleitsschein von Burlaj und sagte:

»Wir sind Boten des Burlaj und führen die Jungfrau zu Bohun.«

So wiesen dem Gesindel abwechselnd bald Herr Sagloba den Geleitsschein, bald Herr Wolodyjowski die Zähne, und mancher Leichnam blieb hinter ihnen zurück. Einige Male retteten nur die an Schnelligkeit unerreichbaren Renner Burlajs sie vor ernstlichem Ungemach, und die Reise, welche im Anfange so günstig verlaufen war, wurde mit jedem Tage schwieriger.

Helene, obwohl von Natur beherzt, begann doch von den vielen schlaflosen Nächten und der unaufhörlichen Angst zu ermüden, und ihre Gesundheit fing an zu leiden; sie sah jetzt wirklich aus wie eine Sklavin, die wider Willen in die feindlichen Zelte geschleppt wird. Sagloba sann fortwährend auf neue Auswege, die Wolodyjowski dann ausführen mußte. Beide aber trösteten die Prinzeß, so gut sie es vermochten.

»Nur noch zehn Meilen! Nur noch zehn Meilen!« wiederholte Sagloba händereibend. »Wenn wir nur bis zur ersten Fahne gelangen, so kommen wir auch sicher nach Sbarasch.«

Wolodyjowski aber beschloß, in Ploskirow für frische Pferde zu sorgen, denn die, welche sie in Bar gekauft hatten, taugten nichts mehr, und die von Burlaj mußten für den Fall der höchsten Not geschont werden. Diese Vorsicht war durchaus nötig, seit das Gerücht sich immer mehr verbreitete, daß Chmielnizki schon bei Konstantinow sei, und der Khan mit allen seinen Horden von Pilawice her heranrücke.

»Wir wollen mit der Prinzeß hier vor der Stadt bleiben; es ist besser, wir lassen uns nicht auf dem Ringe sehen,« sagte der kleine Ritter zu Sagloba, als sie etwa zwei Gewende Weges von der Stadt bei einem kleinen, verlassenen Häuschen anlangten. »Ihr aber geht zu den Bürgern fragen, ob wir Pferde zu kaufen bekommen, oder ob sie uns welche austauschen wollen. Es ist schon Abend, aber wir müssen die Nacht durchreiten.«

»Ich komme bald zurück!« sagte Sagloba.

Und er ritt der Stadt zu; Wolodyjowski aber befahl dem Rzendzian, den Pferden die Sattelriemen zu lockern, damit sie etwas zu Atem kämen; er selbst führte die Prinzeß in die Stube und bat, sie möge sich mit Wein und Schlaf stärken.

»Ich möchte bis zum Morgengrauen die zehn Meilen hinter uns haben,« sprach er zu ihr, »dann können wir alle ruhen.«

Kaum aber hatte er die Weinschläuche und etwas Lebensmittel hereingebracht, als Hufschlag vor der Tür erklang.

Der kleine Ritter blickte zum Fenster hinaus.

»Herr Sagloba ist schon zurück,« sagte er; »er muß keine Pferde gefunden haben.«

In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und auf der Schwelle erschien Sagloba, bleich, verstört, schweißbedeckt und atemlos.

»Zu Pferde!« schrie er.

Herr Michael war ein viel zu erfahrener Soldat, um in solchen Fällen Zeit mit Fragen zu verlieren. Er ließ sich nicht einmal so viel Zeit, als zur Rettung des Weinschlauches, welchen jedoch Sagloba ergriff, nötig war, sondern erfaßte sogleich die Prinzessin, führte sie in den Hof und hob sie in den Sattel, warf einen letzten Blick auf die Sattelriemen, um zu sehen, ob sie gut angezogen waren, und wiederholte:

»Zu Pferde!«

Die Hufe schlugen auf, und gleich darauf verschwanden Reiter und Gäule in der Dunkelheit wie ein Geisterzug.

Sie jagten lange dahin, ohne zu ruhen; erst, als fast eine Meile Weges sie von Ploskirow schied, und vor Mondaufgang die Dämmerung so dicht wurde, daß jede Verfolgung unmöglich war, näherte sich Wolodyjowski dem Sagloba und fragte:

»Was war es?«

»Wartet, Herr Michael, wartet! Ich bin furchtbar außer Atem, der Schrecken hat mir die Beine beinahe gelähmt. – Uff!«

»Aber, was war es denn? – sprecht doch!«

»Der Teufel in eigener Person, sage ich Euch, der Teufel oder ein Drache, dem gleich der zweite Kopf nachwächst, wenn ihm kaum der erste abgeschlagen worden.«

»Drückt Euch doch deutlicher aus, Herr.«

»Ich sah den Bohun auf dem Ringe.«

»Ihr sprecht wohl im Delirium?«

»Ich sah ihn auf dem Ringe, so wahr ich lebe, und fünf oder sechs Leute bei ihm; ich konnte sie nicht zählen, die Füße versagten mir den Dienst ... Sie hielten ihm Fackeln ... Mir scheint, daß uns ein böser Geist hindernd entgegentritt, und ich habe vollständig die Hoffnung auf den glücklichen Erfolg unseres Unternehmens verloren. Ist dieser Höllensohn unsterblich, oder sonst was? Sprecht nicht zu Helene von ihm ... Um Gottes willen! Ihr habt ihn erschlagen, Rzendzian hat ihn ausgeliefert – nein! Und er lebt, ist frei und kommt uns wieder in den Weg. Uff! O Gott! Gott! Ich sage Euch, Herr Michael, daß ich lieber ein Gespenst auf dem Kirchhofe gesehen hätte, als ihn. Und ich, Unglückseliger, bin zum Teufel immer derjenige, der ihn überall zuerst erblicken muß! Ein solches Glück gönne ich keinem Hunde. Gibt es denn keine anderen Menschen in der Welt? Könnte er nicht anderen begegnen? – Nein! Immer mir und nur mir!«

»Und hat er Euch denn gesehen?«

»Wenn er mich gesehen hätte, so würdet Ihr, Herr Michael, mich nicht mehr sehen. Das hätte noch gefehlt!«

»Es wäre aber doch von Wichtigkeit, zu wissen,« sagte Wylodyjowski, »ob er uns verfolgt, oder ob er an die Waladynka, zur Horpyna, geht, in der Meinung, uns unterwegs aufzugreifen.«

»Mir scheint, er geht an die Waladynka.«

»Es muß wohl so sein. Wir reiten also nach einer anderen Himmelsgegend, wie er, und jetzt liegt schon eine oder zwei Meilen zwischen uns, in einer Stunde sind es fünf. Ehe er unterwegs etwas von uns hört, und umkehrt, sind wir in Solkiew, nicht nur in Sbarasch.«

»Meint Ihr, Herr Michael? Gott sei gelobt! Ihr gebt mir guten Trost. Aber sagt mir, wie ist es möglich, daß er auf freien Füßen sein kann, da Rzendzian ihn doch dem Kommandanten in Wlodawa ausgeliefert hat?«

»Er muß geradezu entwischt sein.«

»Dann ist der Kommandant nichts Besseres wert, als daß man ihm den Kopf abschlägt. Rzendzian! He, Rzendzian!«

»Was wünschen die Herren?« fragte der Bursche, indem er das Pferd anhielt.

»An wen liefertest du Bohun aus?«

»An den Herrn Rogowski.«

»Und wer ist dieser Herr Rogowski?«

»Ein großer Kavalier, Hauptmann einer Fahne Sr. Majestät des Königs.«

»Daß dich doch!« sagte, mit den Fingern schnalzend, Wolodyjowski, »jetzt weiß ich es! Erinnert Ihr Euch nicht, was Longinus uns von der Feindschaft zwischen Skrzetuski und Rogowski erzählt hat? Er ist ein Verwandter des Herrn Lasrer und hat seinetwegen einen Haß gegen Skrzetuski.«

»Ich verstehe, verstehe!« rief Sagloba aus. »Er ließ den Bohun aus Bosheit frei. Aber diese Geschichte ist ein Kriminalverbrechen und heischt den Strang. Ich zeige das zuerst an.«

»Wenn Gott mich mit ihm zusammentreffen läßt,« murmelte Wolodyjowski, »so werden wir wohl kein Tribunal brauchen.«

Nach etwa einstündigem Ritt überschritten sie die Medwedowka und ritten in den Wald ein, welcher sich vom Flußufer wie zwei dunkle Wände längs des Weges hinzog.

»Diese Gegend ist mir schon gut bekannt,« sagte Sagloba. »Der Wald ist bald zu Ende, hinter ihm haben wir etwa eine Viertelmeile freies Feld, welches von der Landstraße durchschnitten wird, die nach Tscharny-Ostrow führt, dann kommen wieder größere Wälder bis nach Matschyn. Gott gebe, daß wir in Matschyn schon polnische Fahnen antreffen.«

»Es ist Zeit, daß Erlösung kommt!« murmelte Wolodyjowski.

Wieder ritten sie eine Zeitlang schweigsam auf der vom Mondlicht hell beleuchteten Landstraße dahin.

»Es sind eben zwei Wölfe über den Weg gelaufen!« sagte Helene plötzlich.

»Ich sah es!« entgegnete Wolodyjowski, »und dort ist der dritte.«

Tatsächlich schritt ein grauer Schatten etwa hundert und einige Schritte vor den Pferden über den Weg.

»Seht, der vierte!« rief die Prinzessin.

»Nein, das ist ein Reh; seht, Fräulein, zwei, drei!«

»Was zum Kuckuck!« rief Sagloba aus. »Die Wölfe werden von Rehen verfolgt! Ich sehe, die Welt steht auf dem Kopfe.«

»Reiten wir schneller!« sagte mit vor Unruhe bebender Stimme Wolodyjowski. »Rzendzian! hierher! und vorwärts mit dem Fräulein!«

Sie flogen dahin – aber während dieses Jagens neigte sich Sagloba zu Wolodyjowskis Ohr hinüber und fragte:

»Herr Michael, was gibt es Neues?«

»Es steht schlimm!« antwortete der kleine Ritter. »Ihr seht es – das Wild ist im Schlafe von seinen Lagerstätten aufgeschreckt und flieht in der Nacht.«

»O! Und was bedeutet das?«

»Das bedeutet, daß es gescheucht wird.«

»Von wem?«

»Soldaten, entweder Kosaken oder Tataren, ziehen von der rechten Seite heran.«

»Vielleicht auch unsere Fahnen?«

»Das kann nicht sein, das Wild flieht vom Osten, von Pilawice her, gewiß ziehen die Tataren in breiter Linie von daher.«

»Fliehen wir, Herr Michael, um Gottes willen!«

»Es bleibt uns auch nichts anderes übrig als die Flucht. Ist der Wald noch lang?«

»Wir sind gleich am Ende.«

»Und dann kommt freies Feld?«

»Ja. O Jesu!«

»Seid still! Dahinter kommt wieder Wald?«

»Bis nach Matschyn.«

»Gut! Wenn sie uns nur nicht auf freiem Felde überfallen! Wenn wir glücklich bis zu dem anderen Walde gelangen, dann sind wir zu Hause. Halten wir uns jetzt zusammen. Glücklicherweise reiten die Prinzessin und Rzendzian Burlajs Pferde.«

Sie trieben die Pferde an, um zu den Vorausreitenden zu gelangen.

»Was ist das dort rechts für ein Feuerschein?« fragte die Prinzessin.

»Gnädiges Fräulein!« entgegnete der kleine Ritter, »wir können es Euch nicht verhehlen. Das können Lagerfeuer der Tataren sein!«

»Jesus, Maria!«

»Ängstigt Euch nicht, Fräulein! Ich stehe mit meinem Kopfe dafür ein, daß wir ihnen entschlüpfen, und in Matschyn stehen unsere Fahnen.«

»Um Gottes willen! Fliehen wir!« sagte Rzendzian.

Sie verstummten ganz und flogen dahin wie Gespenster. Der Wald wurde lichter, jetzt hörte er ganz auf – aber auch der Feuerschein war etwas kleiner geworden. Plötzlich wandte sich Helene zu dem kleinen Ritter.

»Meine Herren!« sagte sie, »schwört mir, daß ihr mich nicht lebend in ihre Hände fallen laßt!«

»Das wird nicht geschehen, solange ich lebe!« antwortete Wolodyjowski.

Eben ritten sie aus dem Walde in das freie Feld oder vielmehr in die Steppe, welche sich fast eine Viertelmeile hinstreckte, und an deren gegenüberliegendem Ende wieder eine dunkle Waldlinie zu erkennen war. Diese Lichtung, nach allen Seiten hin frei, glänzte silbern in den Strahlen des Mondes und war fast taghell erleuchtet.

»Das ist das schlimmste Stück Weges,« flüsterte Wolodyjowski Sagloba zu, »denn wenn jene in Tscharny-Ostrow sind, so müssen sie hier zwischen den Wäldern hindurch.«

Sagloba antwortete nicht, er gab nur dem Pferde die Sporen.

Schon hatten sie die Hälfte der Lichtung hinter sich, sie kamen dem gegenüberliegenden Wald immer näher, seine Umrisse traten immer deutlicher hervor, als plötzlich der kleine Ritter mit der Hand nach Osten wies.

»Seht!« sagte er zu Sagloba, »seht Ihr dort?«

»Das sind Sträucher und Dickicht in der Ferne.«

»Diese Sträucher bewegen sich aber. Vorwärts! Vorwärts! Sie müssen uns unbedingt sehen!«

Der Wind pfiff um die Ohren der Fliehenden – der rettende Wald rückte immer näher.

Plötzlich tönte von jener schwarzen, sich von der rechten Seite her nähernden Masse etwas an ihr Ohr, wie das Brausen von Meereswellen, und im nächsten Augenblick erfüllte ein einziger gewaltiger Schrei die Luft.

»Sie sehen uns!« brüllte Sagloba. »Die Hunde! Die Schelme! Die Teufel! Die Wölfe! Die Lumpen!«

Der Wald war so nahe, daß die Fliehenden schon seine Kühle und seinen rauhen Hauch fühlten.

Aber auch die Tatarenwolke wurde immer deutlicher sichtbar, und der dunkle Körper begann schon, sich hervorzurecken wie die Fühlhörner eines riesenhaften Ungeheuers, das sich mit unfaßbarer Schnelle naht. Das geübte Ohr Wolodyjowskis unterschied schon deutlich die Rufe: »Allah! Allah!«

»Mein Pferd stolpert!« schrie Sagloba.

»Das hat nichts zu bedeuten!« entgegnete Wolodyjowski.

Aber blitzschnell durchflogen seinen Kopf die Gedanken: Was sollte werden, wenn die Pferde nicht aushielten, wenn eines von ihnen fiel? Es waren wohl tüchtige Tatarenklepper, von eiserner Ausdauer, die sie ritten, aber sie jagten schon von Ploskirow bis hierher, ohne nach jenem tollen Ritt, von der Stadt bis zum ersten Walde, gerastet zu haben. Man konnte zwar die Handpferde besteigen, aber auch diese waren ermüdet. Was sollte werden? dachte Wolodyjowski, und das Herz schlug ihm so angstvoll, vielleicht zum ersten Male im Leben, nicht seinetwegen, aber um Helene, die er während dieser langen Reise wie eine Schwester liebgewonnen hatte. Ach, er wußte genau, daß die Tataren, wenn sie die Verfolgung einmal begonnen hatten, dieselbe nicht sobald wieder aufgeben würden.

»Mögen sie kommen, sie sollen Helene nicht erjagen!« sagte er für sich, die Zähne aufeinanderpressend.

»Mein Pferd stolpert!« rief zum zweitenmal Sagloba.

»Das hat nichts zu bedeuten!« wiederholte Wolodyjowski.

Jetzt flogen sie in den Wald hinein. Dunkelheit umfing sie – aber einzelne Tataren waren nur einige hundert Schritte hinter ihnen.

Der Ritter wußte jedoch bereits, wie er sich zu verhalten hatte.

»Rzendzian!« schrie er, »biege mit dem Fräulein in den ersten besten Waldweg ein.«

»Gut, gnädiger Herr!« antwortete der Bursche.

Der kleine Ritter wandte sich an Sagloba:

»Die Pistolen in die Faust!« befahl er.

Und gleichzeitig faßte er mit der Hand die Zügel von Saglobas Pferd, um seinen schnellen Lauf zu vermindern.

»Was tut Ihr?« schrie der Edelmann.

»Nichts! Haltet Euer Pferd an.«

Die Entfernung zwischen ihnen und Rzendzian, welcher mit Helene floh, wurde immer größer. Endlich gelangten sie an die Stelle, wo die Landstraße in scharfer Biegung sich nach Sbarasch zu wendete, während geradeaus ein schmaler Waldpfad weiter führte, dessen Eingang von Zweigen halb verdeckt war. In diesen lenkte Rzendzian ein und war nach einer kleinen Weile bereits mit Helene in dem Dickicht und der Dunkelheit verschwunden.

Inzwischen hatte Wolodyjowski sein und Saglobas Pferd angehalten.

»Um Gottes Barmherzigkeit! Was tut Ihr?« brüllte der Edelmann.

»Wir wollen die Verfolgung aufhalten. Es gibt für die Prinzessin keine andere Rettung.

»Wir sind verloren!«

»So sind wir verloren. Bleibt hier ganz an der Seite der Straße stehen! – Hier! Hier!«

Beide duckten sich in das Dunkel der Bäume. – Das gewaltige Getrappel der Tatarenklepper näherte sich und brauste daher wie ein böses Wetter, daß der ganze Wald davon widerhallte.

»Es ist um uns geschehen!« sagte Sagloba.

Er hob den Schlauch mit dem Wein an den Mund und trank und trank! Dann schüttelte er sich wie im Fieberfrost.

»Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes!« schrie er, »ich bin bereit zu sterben!«

»Gleich! Gleich!« rief Wolodyjowski. »Es kommen drei Reiter voraus, das wollte ich nur.«

Auf dem lichten Wege erschienen drei Reiter, welche ersichtlich die besten Pferde hatten, die sogenannten Wolfsrenner der Ukraine, weil sie im Laufe einen Wolf einholen. Zwei- oder dreihundert Schritt hinter ihnen mehrere andere, und noch weiter die ganze, dichte, enggedrängte Masse der Tataren.

Als die ersten drei in gleicher Linie mit den im Hinterhalt Liegenden waren, knallten zwei Schüsse, worauf Herr Wolodyjowski wie ein Luchs sich mitten in den Weg warf. Im nächsten Augenblick, noch ehe Sagloba Zeit gewann, zu sehen und zu überdenken, was eigentlich geschah, fiel auch der dritte Tatar, wie vom Blitz getroffen, nieder.

»Vorwärts!« schrie der kleine Ritter.

Sagloba ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie flogen auf der Landstraße dahin, wie zwei Wölfe, denen eine Herde bissiger Hunde nachjagt. Unterdes waren die entfernteren Tataren bei den Leichen angelangt, und als sie bemerkten, daß jene verfolgten Wölfe auf den Tod verwunden konnten, hielten sie die Pferde etwas an, um auf die Gefährten zu warten.

»Seht Ihr?« sagte Wolodyjowski. »Ich wußte, daß wir sie aufhalten würden!«

Doch obgleich die Fliehenden einige hundert Schritte Vorsprung gewonnen hatten, dauerte die Unterbrechung der Verfolgung nicht lange – nur, daß die Tataren mehr in Haufen ritten und sich nicht einzeln vorschoben.

Die Pferde der Fliehenden waren jedoch von dem langen Ritt ermüdet, ihr Lauf verlangsamte sich. Besonders war es Saglobas Pferd, das, eine so große Last tragend, wiederholt stolperte; dem alten Edelmann stand der Rest seiner Haare zu Berge bei dem Gedanken, daß er stürzen könne.

»Herr Michael! teuerster Herr Michael! verlaßt mich nicht!« rief er verzweifelt.

»Seid dessen versichert!« antwortete der kleine Ritter.

»Daß die Wölfe diesen Klepper ...«

Er beendete seine Rede nicht; der erste Pfeil pfiff ihm am Ohre vorbei, ihm folgten gleich andere pfeifend, sausend, singend wie Bremsen und Bienen. Einer der Pfeile streifte ihn so dicht, daß sein Schaft fast Saglobas Ohr berührte. Wolodyjowski wandte sich und gab wieder zwei Pistolenschüsse auf die Verfolger ab.

Da stolperte das Pferd Saglobas so heftig, daß es mit den Nüstern auf den Boden stieß.

»Beim lebendigen Gott, mein Pferd stürzt!« schrie Sagloba mit herzzerreißender Stimme.

»Aus dem Sattel, in den Wald!« schrie Wolodyjowski.

Indem er dies sagte, parierte er sein Pferd auf dem Fleck, sprang ab und war im nächsten Augenblick mit Sagloba im Dunkel verschwunden.

Aber dieses Manöver war den Augen der Tataren nicht entgangen. Etliche von ihnen saßen ebenfalls ab und verfolgten die Fliehenden.

Die Äste rissen die Mütze von Saglobas Kopf, schlugen ihm ins Gesicht, hafteten an seinem Rocke, aber er nahm sozusagen die Beine in die Hand und rannte, als ob er dreißig Jahre zähle. Mitunter fiel er, aber er stand wieder auf und lief nur noch eiliger, fauchend und pustend wie ein Blasebalg. Zuletzt kugelte er in eine Vertiefung und fühlte, daß er sich nicht mehr herausarbeiten konnte, denn die Kräfte hatten ihn vollständig verlassen.

»Wo seid Ihr?« fragte Wolodyjowski leise.

»Hier! in der Grube. Es ist vorbei, rettet mich, Herr Michael!«

Aber Wolodyjowski sprang ohne Säumen ebenfalls in die Grube und legte die Hand auf Saglobas Mund.

»Seid still! Vielleicht gehen sie an uns vorüber. Übrigens werden wir uns verteidigen.«

Unterdes kamen die Tataren näher. Die einen gingen wirklich an der Grube vorüber, in der Meinung, die Ausreißer seien weiter geflohen, andere gingen langsam vorwärts, die Bäume umschreitend und nach allen Seiten aufmerksam um sich blickend.

Die Ritter hielten den Atem an

»Mag nur einer hier hineinfallen!« dachte Sagloba verzweifelt, »ich will ihn schon niederlegen ...«

Jetzt sprühten Funken nach allen Seiten hin; die Tataren fingen an Feuer zu schlagen ...

Bei ihrem Schein konnte man die wilden Gesichter mit den vorstehenden Backenknochen und den aufgeworfenen Lippen sehen, wie sie den glimmenden Zunder anbliesen. Eine Weile nun gingen sie im Kreise umher, etliche Schritte von der Grube entfernt, ähnlich unheimlichen Waldgeistern, die näher und näher kamen.

Aber einen Augenblick später durchdrang ein merkwürdiges Geräusch die Luft, ein Brausen, vermischt mit Schreien, tönte von der Landstraße her in diese schlummernde Waldtiefe.

Die Tataren hörten auf Feuer zu schlagen und standen wie angewurzelt.

Die Hand Wolodyjowskis umklammerte krampfhaft den Arm Saglobas.

Das Geschrei vergrößerte sich; plötzlich leuchteten rote Lichter auf, und gleichzeitig knatterte eine Musketensalve – gleich darauf die zweite, die dritte – und hinterher die Rufe: »Allah!« – Dann wieder Säbelklirren, Pferdegewieher, Hufgetrappel und Lärmen durcheinander. Auf der Landstraße fand ein Kampf statt.

»Die Unsrigen! Es sind die Unsrigen!« schrie Wolodyjowski.

»Schlagt zu! Mordet! Haut!« brüllte Sagloba.

Noch eine Sekunde; dann rannten in größtem Schrecken etliche Tataren an der Grube vorbei, die, so schnell sie konnten, zu den Ihrigen liefen.

Wolodyjowski hielt es nicht länger aus, er sprang ihnen nach – in der Dunkelheit und dem Dickicht ihnen auf dem Fuße folgend, schlug er sie nieder.

Sagloba blieb am Boden der Grube.

Nach einer Weile versuchte er herauszukriechen, aber er konnte es nicht. Alle Glieder taten ihm weh, er vermochte kaum sich auf den Füßen zu erhalten.

»He! Ihr Lumpe!« sagte er, indem er sich nach allen Seiten umsah, ihr seid davongelaufen. Schade, daß nicht einer oder der andere hier blieb. Ich hätte doch Gesellschaft in dieser Grube gehabt und ihm gezeigt, wo der Pfeffer wächst. O, ihr Heiden! Sie werden jetzt dort auch zusammengehauen wie das Vieh!«

Das Geschrei und die Musketensalven entfernten sich nach der Seite des offenen Feldes und des ersten Waldes zu.

»Ich werde mich wohl hier schlafen legen müssen, oder weiß Gott, was tun. Hole der Teufel das alles! He, Herr Michael!«

Aber Saglobas Geduld mußte noch eine lange Probe bestehen, denn es graute schon am Himmel, als auf der Landstraße von neuem Hufschlag zu hören war und darauf Lichter im Waldesdämmern auftauchten.

»Herr Michael! Hier bin ich!« rief der Edelmann.

»So kriecht doch heraus!« sprach der kleine Ritter.

»Bah, wenn ich nur könnte« – stöhnte Sagloba.

Herr Michael stand mit der Kienfackel neben der Grube, und, Sagloba die Hand reichend, sagte er:

»Nun! Die Tataren sind fort. Wir haben sie bis hinter jenen Wald getrieben.«

»Und wer von den Unsrigen ist denn hergekommen?«

»Kuschel und Rostworowski, mit zweitausend Pferden. Meine Dragoner sind auch dabei.«

»Und waren viele Tataren hier?«

»Ach, mehrere Tausend.«

»Gott sei gelobt, daß wir in Sicherheit sind. Gebt mir etwas zu trinken, denn ich bin schwach geworden.«

Zwei Stunden später saß Sagloba, gehörig gespeist und getränkt, in einem bequemen Sattel mitten unter den Dragonern Wolodyjowskis. Neben ihm ritt der kleine Ritter und sprach:

»Grämt Euch nur nicht, denn wenn wir auch nicht zugleich mit der Prinzessin in Sbarasch anlangen, so wäre es doch schlimmer, wenn sie in die Hände der Heiden gefallen wäre.«

»Vielleicht kommt Rzendzian mit ihr nach Sbarasch zurück?« fragte Sagloba.

»Das wird er nicht tun. Die Landstraße wird besetzt sein, denn die Tatarenhorde, welche wir soeben zurückgeschlagen haben, wird bald zurückkehren und unserer Spur folgen. Übrigens muß auch Burlaj jeden Augenblick herbeikommen und vor Sbarasch anlangen, ehe Rzendzian zurückzukehren vermöchte. Von der anderen Seite aber, von Konstantinow her, kommt Chmielnizki mit dem Khan herangezogen.«

»O mein Gott! So geraten die beiden ja gerade in ein Netz!«

»Das ist nun Rzendzians Sache, sich zwischen Sbarasch und Konstantinow durchzuschleichen, solange es Zeit ist und ehe die Schwadronen Chmielnizkis oder die Horden des Khans ihn umzingeln. Und seht, ich traue ihm zu, daß er das gewiß verstehen wird.«

»Das gebe Gott!«

»Der Bursche ist listig wie ein Fuchs. Euch fehlt es nicht an Witz, aber er ist noch listiger. Wir haben uns genug den Kopf zerbrochen, wie das Mädchen zu retten wäre – bis wir zuletzt die Hände sinken ließen. Er machte alles wieder gut. Jetzt wird er sich wie eine Schlange durchwinden, da es sich ja auch um seine eigene Haut handelt. Vertraut nur auf Gott, der Helene schon so oft beschützt hat, und denket daran, daß Ihr selbst in Sbarasch Gottvertrauen anempfahlet, damals, als Sachar hinkam.«

Diese Worte trösteten Sagloba etwas, er wurde darauf sehr nachdenklich.

»Herr Michael,« fragte er nach einer Weile, »habt Ihr denn Kuschel gefragt, was mit Skrzetuski vorgeht?«

»Er ist bereits in Sbarasch und Gott sei Dank gesund. Er kam mit Sazwilichowski vom Fürsten Korezki.«

»Und was wollen wir ihm sagen?«

»Das festzustellen ist nicht leicht.«

»Nicht wahr, er denkt noch immer, daß das Mädchen in Kijew ermordet wurde.«

»So ist es.«

»Und sagtet Ihr dem Kuschel oder sonst jemandem, woher wir kommen?«

»Ich sagte noch nichts, weil ich dachte, es sei besser, wir besprechen uns erst.«

»Es wäre mir lieber, die ganze Sache bliebe verschwiegen,« sagte Sagloba. »Sollte das Mädchen jetzt, was Gott verhüte, wieder in die Hände der Kosaken oder Tataren fallen, so wäre das für Skrzetuski ein neuer Schmerz, – gerade so, als wenn ihm jemand die eben vernarbten Wunden wieder aufrisse.«

»Ich stehe dafür ein, daß Rzendzian sie durchbringt.«

»Auch ich gäbe gern mein Wort darauf, aber das Unglück schreitet jetzt durch die Welt. Schweigen wir lieber und überlassen wir alles dem Willen Gottes.«

»Sei es auch so. Aber, wird Herr Longinus auch das Geheimnis wahren?«

»Da kennt Ihr ihn schlecht. Er gab sein Ritterwort, und das ist für den litauischen Sonderling eine geheiligte Sache.«

Jetzt gesellte sich Kuschel zu ihnen, und sie ritten bei den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne zusammen weiter und unterhielten sich von den öffentlichen Angelegenheiten, von dem Kommen der Regimentarier nach Sbarasch, welches der Fürst Jeremias veranlaßt hatte, von der nahen Ankunft des Fürsten selbst, und von dem nicht mehr zu vermeidenden fürchterlichen Kampfe mit der ganzen Macht Chmielnizkis.


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