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Trügerische Versprechungen

Die mittleren und oberen Klassen sind fast so schlimm wie das Kriegsamt. Sie sprechen davon, für jeden Mann seinen Posten bis Kriegsende offen zu lassen. Das ist augenscheinlich ganz unmöglich. Manche Posten können offen gelassen werden, und da wird es wohl auch geschehen. Manche Funktionen setzen im Kriege aus und können nicht wieder aufgenommen werden, ehe die Truppen zum bürgerlichen Leben zurückkehren. Die Prinzipale sind derart abgestumpft von der täglichen geschäftlichen Notwendigkeit, Personal zu entlassen, ohne einen Gedanken daran, was aus ihm wird, daß sie durchaus bereit sind, ihr Ersatzpersonal hinauszuwerfen, wenn die Truppen zurückkommen. Der wiederkommende Friede mag wohl auch eine Belebung des Handels mit sich bringen, wobei es leicht sein wird, Stellung zu finden, sogar für entlassene Soldaten, die auf dem Arbeitsmarkt immer zugunsten der Zivilisten übergangen werden. Die, die damit zu tun haben, Stellungen für sie zu finden, wissen das sehr gut. Aber diese Erwägungen rechtfertigen nicht, daß man den Rekruten einreden will, sie könnten als Soldaten für Monate in den Krieg ziehen – Lord Kitchener meint, wahrscheinlich für Jahre – und dann an ihre Arbeitsbänke oder Pulte zurückkehren und ihre Arbeit wieder aufnehmen, als hätten sie sie erst die Nacht zuvor verlassen. Dieselben Leute, welche solche Versprechungen machen, schreien im gleichen Atemzug »business as usual«. Wie kann das Geschäft in gewohnter Weise weitergehen oder überhaupt weitergehen, mit unbesetzten Bureaustühlen und mit Ladentischen ohne Personal dahinter? Solcher Unsinn ist eine Beleidigung für die Intelligenz des Rekruten. Derartige Versprechungen sind auch seinerzeit den Männern gemacht worden, die für Südafrika Dienst nahmen und wurden natürlich ebenso wenig gehalten, wie ein Versprechen, aus dem Mond Käse zu schneiden. Man wird neue Angestellte finden müssen, um die Arbeit der Männer zu tun, die im Felde stehen. Und diese neuen werden nicht alle auf die Straße gesetzt werden, um nach Kriegsende entlassenen Soldaten Platz zu machen. Selbst dann nicht, wenn nicht viele dieser Soldaten durch neue Anpassung und Gewohnheit für die frühere Beschäftigung ungeeignet geworden sind. Ich wiederhole, es gibt nur eine Zusicherung, die den Rekruten gemacht werden kann, ohne sie auf gröbste und offenkundigste Art zu betrügen, das ist die, sie nicht zu entlassen, es sei denn auf eigenen Wunsch, ehe eine bürgerliche Beschäftigung für sie gefunden werden kann.


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