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Rekrutierung

Und nun zur Frage der Rekrutierung. Diese drängt, denn es genügt nicht, daß die Alliierten siegen; wir und nicht Rußland müssen der entscheidende Faktor im Kriege sein, oder aber Deutschland wird nicht ehrlich besiegt, und wir sind lediglich die geretteten Protégés Rußlands und nicht die Retter von Westeuropa. Wir müssen die beste Armee in Europa haben. Unter den gegenwärtigen Anordnungen werden wir sie aber nicht bekommen. Die erste Phase des Kriegsfiebers ist vorbei, in der Männer aus Instinkt zu den Fahnen eilen, aus romantischer Lust am Abenteuer, aus dem Entschluß heraus, wie Wagner sagt: »Ihr Leben nicht von der Todesfurcht bestimmen zu lassen«, aus einfacher Bedürftigkeit wegen Erwerbsmangel, aus Rachegefühl und Streitsucht, aufgepeitscht durch die Erfindungen der Presse, aus einem Pflichtgefühl, eingetrichtert von Ansprachen, die keiner halbstündigen Diskussion standhalten würden, aufgehetzt von Sticheleien ältlicher Nichtkombattanten und von Mädchen, die an jeder Bösartigkeit Freude haben und durch Reime von Dichtern, welche die geringste Gelegenheit für ihren schlecht bezahlten Beruf ergreifen. Die Schwierigkeit beginnt, wenn alle Männer, die für solche Einflüsse empfänglich sind, angeworben sind und wir an den gediegenen, skeptischen, vernünftigen Rest gelangen müssen, Leute, die den Wert ihres Lebens, ihrer Dienste und Freiheiten kennen und diese nur gegen reelle und ehrenhafte Bedingungen geben wollen. Diese Männer von Muskel wissen, daß es eine Sache ist, für ihr Land zu kämpfen und eine ganz andere, Frau und Kind hungern zu lassen, um unseren reichen Müßiggängern eine Erhöhung im Steuerzuschlag zu ersparen. Sie wissen auch, daß es eine Sache ist, den preußischen Drillsergeanten und hochnäsigen Offizier als die Gegner von Männlichkeit und Ehre, abzuschaffen und eine andere, diese heilige Mission zum Vorwand werden zu lassen, daß wir uns in England der genau gleichen Tyrannei unterwerfen. Sie haben die »On the knee«-Episode nicht vergessen, noch die Prügel unserer Militärgefängnisse, die schmähliche Einkerkerung von Tom Mann oder die Warnungen vor dem militärischen Gesetz und dem Kasernenleben, die sogar in Robert Blatchford's Bekenntnis enthalten sind, daß die Armee einen Mann aus ihm gemacht hat.


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