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Sechs von den diesen, ein halb Dutzend von den andern

Ich bitte nun zu beachten, daß ich nicht sage, die Bewegung sei unvernünftig gewesen. Ich bin selbst dauernd für den Ausbau einer gewaltigen Rüstung eingetreten und machte mich lustig über die Idee, daß wir, die jährlich Hunderte von Millionen an Müßiggänger und Verschwender vertun, es uns nicht leichthin leisten könnten, unsere Ausgaben für Landheer und Marine zu verdoppeln, zu verdreifachen, zu vervierfachen. Ich setzte mich dafür ein, daß jedermann verpflichtet sein soll, seinem Lande sowohl im Krieg als im Frieden zu dienen. Die Müßiggänger und Verschwender merkten, daß die Kosten aus ihrer Tasche kommen sollten und daß ich das Zugeständnis, Reichtum solle einen Mann nicht vom Militärdienst befreien, als Illustrierung dafür nutzen wollte, wie lächerlich es ist, ihn von bürgerlichen Leistungen zu befreien. So bereiteten sie meiner Fürsprache einen wenig begeisterten Empfang. Ich muß das hier besonders betonen, sonst würde angenommen, daß ich die verurteile, deren Vorgehen ich schildere. Wenngleich im Prinzip oft schrecklich im Unrecht, waren sie ganz im Recht in der Anwendung, soweit sie darin gingen. Aber sie müssen zu ihren Flinten stehen, nun da die Flinten losgegangen sind. Sie müssen nicht vorgeben, daß sie harmlose radikale Friedensfreunde waren, und daß die Propaganda vom Militarismus und vom unvermeidlichen Krieg zwischen England und Deutschland eine preußische Niederträchtigkeit sei, für die der Kaiser strenge Bestrafung verdient. Das ist nicht gerecht, nicht wahrhaft, nicht vornehm. Wir sind es, die angefangen haben. Und wenn sie uns halbwegs entgegenkamen, was sie gewiß taten, ist es nicht an uns, ihnen Vorwürfe zu machen. Wenn die deutschen Eisenfresser auf Den Tag (von Armageddon) tranken, tranken sie auf den Tag, von dem unsere Marineliga-Eisenfresser zuerst gesagt hatten: »Einmal muß er kommen«. Darum kein Unsinn mehr über den preußischen Wolf und das britische Lamm, den preußischen Machiavelli und den englischen Evangelisten. Wir können nicht jahrelang schreien, wir seien Jungen von der Bulldoggrasse und dann plötzlich wie Gazellen tun. Nein. Wenn Europa und Amerika den Vertrag festlegen werden, der diese Angelegenheit beendigt (denn Amerika ist ebensosehr daran beteiligt wie wir), wird man uns nicht als die liebenswerten unschuldigen Opfer eines verräterischen Tyrannen und einer wilden Soldateska behandeln. Man wird überlegen müssen, wie diese zwei unverbesserlich streitsüchtigen und eigensinnig hochmütigen Völker, die vierzig Jahre lang mit gesträubtem Haar und drohenden Fängen einander angeknurrt haben und nun, die Zähne in die Gurgel geschlagen, sich am Boden wälzen, zu zuverlässigen Wachthunden des Weltfriedens gezähmt werden können. Es tut mir leid, das Bild mit dem Heiligenschein zu zerstören, das der englische Jingojournalist zurzeit zu sehen meint, wenn er in seinen Spiegel guckt. Aber es muß geschehen, wenn wir uns am kommenden Tag der Abrechnung vernünftig gebärden sollen.

Und nun zurück zu Friedrich von Bernhardi.


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