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Der Hunger als Köder des Kriegsamts

Das Kriegsamt hat durch die Vorschrift eines Impfzwangs viele Rekruten abgeschreckt, besonders, da sich diese Vorschrift zu einer vierfachen Impfung verstieg. Doch dies war ein Scherz im Vergleich zur nächsten Heldentat des War Office. Plötzlich wurde das Land mit Plakaten übersät, die Leuten mit Einkommen von 5000 £ im Jahr versicherten, sie würden mit tunlichster Schnelligkeit entlassen werden, sobald der Krieg vorbei sei. Nur Rücksicht auf den Platz hinderte sie vermutlich, hinzuzufügen: »Lawn tennis, Jagd und alle Vergnügungen modischen Lebens können unmittelbar nach dem letzten Schuß wieder aufgenommen werden.« Was bedeutet das für den Taglöhner? Lediglich dieses, daß, sobald man ihn in den Schützengräben nicht mehr braucht, er, ohne Atem zu holen, auf den Arbeitsmarkt geworfen wird, um zu schwimmen oder unterzugehen. Hätten wir einen Arbeitervertreter oder zwei, um beim Entwurf dieser törichten Plakate zu helfen – ja, hätten wir nur irgendein menschliches Wesen von der halben Denkkraft eines Kaninchens – diese Plakate hätten das feierliche Versprechen enthalten, daß kein einziger Mann, außer auf eigenes Verlangen, bei Kriegsschluß entlassen würde, bis man einen Posten im bürgerlichen Leben für ihn gefunden habe. Ich frage schaudernd den Himmel, beabsichtigen diese klassenverblendeten Leute in Amt und Würden tatsächlich, eine Million Männer von ihrer Beschäftigung wegzunehmen, sie zu Soldaten zu machen und sie dann mit einem Schlag gänzlich unversorgt wieder auf die Straße zu setzen?

Doch ein Kriegsamt, das imstande ist, Lord Roberts Erklärung anzuschlagen, daß Männer, die sich zum Dienst melden »tun, was jeder kräftige Mann im Königreich tun sollte«, ist freilich unwissend genug. Ich will Lord Roberts für seine rednerische Blüte nicht schelten; wir haben alle in Augenblicken der Begeisterung ebenso lächerliche Dinge auf der Rednerbühne gesagt. Aber die Beamten, welche es kaltblütig wiederholen, wollen uns glauben machen, daß Soldaten von der Luft leben, daß Munition wie Manna vom Himmel fällt, und daß eine Armee für vierundzwanzig Stunden standhalten kann, ohne die Unterstützung einer größeren Schar von Zivilisten, die schwere Arbeit für sie tun. Gesunde Menschen starren auf solche Plakate und fragen wütend: »Für was für Narren hält man uns denn?« Ich habe eine Nummer »The Torquay Times« zur Hand, mit einer gastlichen Einladung an Wehrmannsfrauen, im Kriegsamt Whitehall S. W. vorzusprechen, wenn sie Hilfe und Auskunft wünschen. Das Rückfahrbillett von Torquay nach London kostet dreißig Shillings und six pence für die dritte Wagenklasse. Doch das Kriegsamt nimmt jedenfalls an, daß alle Wehrmannsfrauen Automobile halten. Aber wir wollen gerecht sein, sogar gegen das Kriegsamt. Es hat nicht von den Soldatenfrauen Ermächtigungsformulare verlangt, um ihre Vergütung sechsmonatlich an ihre Bankiers auszubezahlen. Es hat tatsächlich die monatliche Auszahlung angeboten!


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