Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Drittes Kapitel.

Nicht lange, nachdem sie Dumbiedike verlassen, kam sie auf eine kleine Höhe, die ihr den Blick auf Woodend und Beersheba eröffnete, mit all den Plätzen und Stätten, wo sie als Kind und Mädchen so manche frohe Stunde verlebt hatte, mit Butler und mit der unglücklichen Schwester, ihrer so innig geliebten Effie, und soviel Bitternis mischte sich jetzt in diese Erinnerungen, daß sie sich am liebsten auf den Rain gesetzt und ihren Tränen freien Lauf gelassen hätte.

»Aber was möchten Tränen helfen,« sprach sie bei sich, »hab ich nicht viel mehr Ursache, dem lieben Gott herzinnig zu danken für die Gnade, die er mir dadurch erweist, daß er einem Manne, den alles für einen Geizhals hält, das Herz erweichte? Nein! Keinen Blick mehr auf Woodend, das arme liebe Nest, wo alles, alles, selbst der Rauch, der aus den Essen steigt, mich an den trüben Wechsel der Zeit gemahnt.«

So setzte sie, ohne zu wanken, die einsame Wanderung in christlicher Ergebung fort, bis sie in die Nähe des kleinen Dorfes gelangte, in welchem der Mann ihres Herzens seines bescheidenen Amtes waltete. Es liegt am Abhang eines Hügels, ein Stück seitab von Edinburg, und zwischen blühenden Bäumen ragt die altertümliche kleine Kirche mit ihren spitzen Türmchen empor. Sie hatte sich vorgenommen, dort Einkehr zu halten, ehe sie ihre Wanderung fortsetzte, weil sie Butler für am besten geeignet hielt, dem Vater von ihrem Entschluß und von den Hoffnungen, die sie auf ihr Vorhaben setzte, Kunde zu geben. Vielleicht regte sich auch ein anderes Verlangen noch in ihrem Herzen: den Mann, ehe sie den Fuß aus Schottland setzte, noch einmal zu sehen, dem sie von Herzen zugetan war, und den sie vergeblich im Gerichtssaale gesucht hatte. Sie hatte halb und halb darauf gerechnet, daß er ihren Vater, seinen alten Freund und Wohltäter, an dem schweren Tage nicht ohne Trost und Beistand lassen werde, und wenn sie auch wußte, daß er noch immer nicht im Vollbesitz seiner Freiheit war, so hatte sie doch gemeint, es werde ihm nicht schwer fallen, sich für jenen Tag Erlaubnis zum Eintritt in den Gerichtssaal zu verschaffen. Sie war zu der quälenden Meinung gelangt, daß nur ernstliche Erkrankung den Freund von der Erfüllung dieser Pflicht habe zurückhalten können, und zitternd vor banger Sorge, erkundigte sie sich bei einer Frau, die mit dem Wassereimer auf dem Kopfe zum Bache schritt, nach der Wohnung des Lehrers.

Ihre Sorge war nicht unbegründet gewesen: Butler, von Natur schwächlich, hatte die körperlichen Anstrengungen und seelischen Erschütterungen der letzten Tage nicht überstehen können, sondern lag an schwerem Fieber krank zu Bett. Das Bewußtsein, noch immer unter Verdacht der Teilnahme an dem Porteous-Krawall zu stehen, lastete sehr schwer auf ihm, am schmerzlichsten aber bedrückte ihn. das Verbot jeglichen Verkehrs mit David Deans und dessen Angehörigen.

Das schreckliche Urteil hatte er noch am Abend des Verhandlungstages vernommen, und seitdem hatte er keinen Schlaf mehr gefunden. Die quälendsten Gedanken zermarterten ihm das Hirn; er fühlte, daß er denen, die ihm die liebsten auf Erden waren, im Lichte eines undankbaren und abtrünnigen Menschen erscheinen mußte; und wenn er auch nicht hatte hoffen dürfen, Effies Lage zu mildern, so hatte er doch vielleicht den greisen Vater vor der schweren Krankheit, in die derselbe nach der Verhandlung verfallen war, behüten können.

Als er endlich gegen Morgen ein wenig Schlaf zu finden gehofft hatte, war ihm auch dieser Trost geraubt worden durch einen widerwärtigen Gast, der ihn besuchte, und der kein anderer war als Saddletree, der eingebildete Rechtsnarr. Nachdem er sich mit Plumdamas und anderen Getreuen und Nachbarn in der bekannten kleinen Butike über die vom Herzog in London gehaltene Rede, über das gegen Effie gefällte Urteil und die für ihre Begnadigung vorhandene geringe Wahrscheinlichkeit bis in die späte Nacht hinein unterhalten und zumeist herumgestritten hatte, wobei natürlich auch mancher Tropfen den Weg in die Kehle hinunter gefunden, war er am andern Morgen mit so wüstem Kopfe aufgewacht, daß er es für geraten erachtet hatte, auf dem kleinen Klepper, den er mit ein paar nähern Bekannten zusammen hielt, einen kleinen Ritt in die Umgebung von Edinburg zu machen, um seinem Geiste die nötige Spannkraft wiederzugeben. Wie immer das Praktische mit dem Nützlichen verbindend, hatte er die Nase des Kleppers nach Libberton zu gerichtet, wo er zwei Kinder eingeschult hatte und einen Besuch bei Butler machen konnte, mit dem er sich gern einmal unterhielt.

Konnte noch etwas dem Wermut in Butlers Herzen Galle beimischen, so war es das Thema, das Saddletree für seine weitschweifige Diskussion wählte, nämlich die Wahrscheinlichkeit von Effies Hinrichtung. Jedes Wort aus dem Munde dieses Menschen drang ihm wie das Läuten der Armensünderglocke oder wie ein Eulenschrei in die Ohren.

Jeanie blieb, als sie die laute Stimme des Schwadroneurs hörte, vor der Tür stehen, und so peinlich ihr die Verzögerung war, die hierdurch für sie entstand, wollte sie doch nicht früher in die Stube treten, als bis dieser überlästige Mensch gegangen sei. Da kam die Frau mit dem Wassereimer wieder, die sie um den Weg zum Schulhause gefragt, und machte, als Butlers Wirtin, Jeanies Zögern ein Ende durch die Frage:

»Wollen Sie zum Herrn, Kind, oder zu mir?«

»Ich möchte mit Herrn Butler reden, wenn er ein wenig Zeit hat,« antwortete Jeanie.

»Dann kommen Sie doch herein!« sagte die Frau und machte die Tür auf, zu der sie herein rief: »Herr Butler, ein Mädchen ist da und möchte Sie sprechen.«

Butler war nicht wenig erstaunt, Jeanie vor sich zu sehen, die sich nie weiter als eine halbe Stunde von Sankt-Leonard zu entfernen pflegte. Mit dem Rufe: »Himmel! Es ist wohl neues Unglück geschehen!« sprang er aus dem Lehnstuhle auf, den er heute zum ersten Male mit dem Bett hatte vertauschen dürfen. Jähe Röte der Ueberraschung verdrängte die bleiche Farbe, die infolge der Krankheit sein Gesicht bedeckte.

»Nein, Herr Butler,« antwortete sie; »weiteres Unglück ist nicht über uns gekommen, außer dem, wovon Sie Kenntnis haben. Aber Sie selbst sehen recht schlecht aus!«

»Nein, nein,« rief Butler eifrig, »mir ist wohl, ganz wohl, wenn ich für Sie oder den Vater was tun kann.«

»Ganz richtig, Herr Butler, ganz richtig,« bemerkte Saddletree, »die Familie darf man jetzt nur noch nach dem Mädchen hier und dem alten Manne bemessen, denn Effie, das arme Ding, kann nicht mehr mitgerechnet werden. Aber, Jeanie, was führt Sie denn so früh nach Libberton hinaus? Sie wissen doch, daß Ihr Vater noch krank in Edinburg liegt?«

»Ich habe was vom Vater an Herrn Butler auszurichten,« antwortete Jeanie verlegen, fühlte aber auf der Stelle das Beschämende ihrer Unwahrheit und verbesserte sich: »Das heißt, ich wollte mit Herrn Butler über etwas reden, das meinen Vater und die arme Effie angeht.«

»Etwa eine Rechtssache?« fragte Saddletree; »da könnte ich Ihnen am Ende besser dienen.«

»Nein, kaum eine Rechtssache,« erwiderte Jeanie, »ich wollte Herrn Butler bloß bitten, mir einen Brief aufzusetzen.«

»Schön, schön,« sagte Saddletree, »und wenn Sie mir sagen wollen, wovon der Brief handeln soll, will ich ihn Herrn Butler in die Feder diktieren, wie es Croßmyloof mit seinem Schreiber Macht. Feder und Tinte, Herr Butler, in initialibus

Jeanie sah den Freund flehentlich an, vor Verdruß und Ungeduld die Hände ringend.

»Meinen Sie nicht, Herr Saddletree,« fragte Butler, »daß es Herrn Whackbairn kränken muß, wenn Sie dem Knabenunterrichte nicht beiwohnen?«

»Freilich, freilich, Herr Butler, Sie haben recht!« rief Saddletree und sprang auf; »ich habe den Jungen doch versprochen, ihnen beim Herrn Whackbairn einen halben Feiertag auszuwirken, damit sie sich die Hinrichtung mitansehen. Dergleichen Schauspiel ist für Kinder von gewaltigem Nutzen, denn wer kann wissen, wohin sie einmal im Leben kommen? Ach, Jungfer Deanie, ich habe mit keinem Atem daran gedacht, daß Sie da seien. Aber Sie müssen sich ja doch einmal daran gewöhnen, von der Sache reden zu hören. Herr Butler, behalten Sie die Jungfer nur so lange hier, bis ich wieder da bin. Ich bleibe keine zehn Minuten.«

Jeanie säumte nicht, die von dem widerwärtigen Menschen gegebene Frist auszunützen.

»Reuben,« hub sie sogleich an, »ich will nach London wandern, um beim König und der Königin um Effies Leben zu bitten.«

»Jeanie!« rief Butler, der vor Staunen in die Erde sinken wollte, »Sie sind wohl nicht bei Troste? Sie, und nach London wandern? Sie, und mit König und Königin sprechen?«

»Warum nicht?« erwiderte sie mit der ihr eigenen schlichten Ruhe. »sind sie denn nicht Menschen wie wir? Und haben sie nicht auch Fleisch und Blut wie wir? Und wenn ihre Herzen von Stein wären, das Schicksal meiner armen Effie müßte sie erweichen!«

»Aber die Pracht bei Hofe? Die vielen Menschen! Das Zeremoniell. Wie denken Sie, sich da Zutritt zu verschaffen?«

»Das habe ich freilich auch schon gedacht, Reuben, aber es soll mir den Mut nicht rauben; trage ich doch das in mir, was mein Herz hoch halten wird, und ich bin fast sicher, daß ich stark genug sein werde, meiner Schwester das Leben zu retten.«

»O, Jeanie,« sagte Butler, »das ist ein eitler Wahn. Es wird Ihnen nimmer gelingen, über all die Diener und Schranken hinweg den Weg zu den Majestäten zu finden, es sei denn, Sie fänden die Fürsprache irgend eines vornehmen Herrn, und selbst dann wird es noch große, sehr große Schwierigkeiten haben!«

»Vielleicht könnte ich solchen Fürsprecher durch Sie gewinnen, Reuben?«

»Durch mich, Jeanie? ach, Jeanie, Sie träumen!«

»Durchaus nicht, Reuben! Haben Sie mir nicht einst gesagt, Ihr Großvater habe vorzeiten einem Vorfahren des berühmten Mac Callumore einen wichtigen Dienst geleistet?«

»Das wohl,« sagte Butler, »und die Beweise vermöchte ich beizubringen. Ich will an den Herzog von Argyle schreiben. Er wird als guter, freundlicher Herr gepriesen und ist bekannt als ein tapfrer Soldat und aufrichtiger Freund Schottlands. Viel Hoffnung habe ich freilich auf das Gelingen meines Planes nicht, aber ich will doch kein Mittel unversucht lassen.«

»Es muß jedes Mittel versucht werden, Reuben,« antwortete Jeanie, »aber mit dem Schreiben ist's nicht abgetan. Ein Brief kann nicht bitten, nicht zu Herzen sprechen. Ein Brief ist wie die Noten, die die vornehmen Damen auf ihr Spinett stecken, leblose, schwarze Punkte, denen erst Töne Leben und Seele leihen. Uns aber, Reuben, kann nur die lebendige Sprache des Mundes helfen, andernfalls gibt es für die arme Effie keine Hilfe!«

»Jeanie, Sie haben recht,« sagte Butler, sich ermannend; »ich will festhalten an der Hoffnung, daß der Himmel treuen Herzen den rechten Weg gewiesen habe, das Leben dieses unglücklichen Mädchens zu retten. Aber, Jeanie, allein dürfen Sie diese weite, schwere Reise nicht unternehmen. Habe ich nicht heiligen Anteil an Ihnen? Darf ich dulden, daß meine Jeanie sich aufopfere? Unter so ernsten Verhältnissen müssen Sie mir das Recht des Gatten einräumen, Sie zu beschützen, Sie zu begleiten. Ja, Jeanie, dieses Recht fordere ich von Ihnen. Ich will die Reise mit Ihnen machen, will Ihnen beistehen in der Erfüllung Ihrer Pflicht gegen Ihre Angehörigen.«

»Nein, Reuben, das kann nicht sein! Denn auch eine Begnadigung stellt Ruf und Ehre meiner Schwester nicht wieder her, kann mich nicht würdig machen, die Gattin eines ehrsamen, lieb und wert gehaltenen Predigers zu werden. Was würde seine Gemeinde von seinen Predigten halten, wenn von der Schwester seiner Frau bekannt wäre, daß sie solch schrecklichen Verbrechens angeklagt gewesen sei?«

»Aber, Jeanie, ich kann's nicht glauben und glaube es nicht, daß Effie solche Tat verübt hätte.«

»O, Reuben, Gott segne Sie für diesen Glauben! aber die Schande wird sie nimmer los!«

»Aber nicht auf Sie, Jeanie, fällt die Schande, selbst wenn sie gerechterweise auf ihr ruhte!«

»Reuben, dergleichen trifft Kind und Kindeskind! O, wie sagte mein Vater: Der Glanz unseres Hauses ist erloschen; denn auch die Hütte des Armen hat ihren Glanz, wenn Gottesfurcht und Biedersinn darin wohnen, wenn er den guten Ruf sich erhalten hat. Doch ach! der Ruf ist von uns gewichen!«

»Aber, Jeanie! Sie haben mir doch Ihr Wort gegeben! und Sie können doch nicht daran denken, solche Wanderung ohne den Schutz eines Mannes zu unternehmen!«

»Reuben, Sie sind ein treuer, braver Mensch, und Sie würden mich, wie ich keinen Augenblick zweifle, zur Frau nehmen, trotz aller auf mir ruhenden Schmach! Aber Sie müssen doch selbst sagen, daß es jetzt nicht an der Zeit ist, von solchen Dingen zu reden. Nein! nur wenn uns fröhlichere Tage winken, könnte von so etwas die Rede sein. Sie sprechen davon, Reuben,« fuhr sie nach kurzer Zeit fort, »mir ein Beschützer zu sein? wer aber wird Sie schützen? Wer wird für Sie sorgen? Kaum einen Augenblick stehen Sie, und zittern doch schon an allen Gliedern! Wie könnten Sie die Beschwernisse solch weiter Reise auf sich nehmen?«

»O, ich bin nicht krank, Jeanie!« erklärte Butler; die Erschöpftheit aber, die ihn zwang, sich wieder in seinen Stuhl zu setzen, strafte ihn Lügen.

»Sie sehen doch, mein teurer Freund, daß ich recht habe, und daß die Natur Sie zwingt, mich allein reisen zu lassen. Es ist ein neuer Kummer, der mich unterwegs bedrücken wird,« sagte sie, nahm die Hand, die er ihr matt reichte, und blickte ihm freundlich ins Angesicht, »aber Sie müssen Ihr Leben schonen um meinetwillen, denn kann ich Ihnen nicht als Frau gehören, so keinem andern Manne. Und nun, Reuben, geben Sie mir die Papiere für Mac Callumore und bitten Sie zu Gott, daß er mich schütze!«

Er sah, daß ihr Entschluß felsenfest stand, und mußte seine Unfähigkeit, sie zu unterstützen, einräumen; so gab er ihr die Papiere, das einzige Andenken, das an seinen Großvater noch vorhanden war, an den mannhaften, schwärmerischen Bibel-Butler. Jeanie hatte inzwischen seine Taschenbibel genommen und gab sie ihm jetzt wieder. »Ich habe mit Ihrem Bleistift einen Spruch bezeichnet, der uns beiden zum Heile sein kann. Teilen Sie dem Vater alles, was ich Ihnen gesagt habe, mit; denn Ihrer Fürsorge vertraue ich ihn, und hoffentlich bekommen Sie bald Erlaubnis, ihn zu besuchen. Und, Reuben, wenn Sie mit ihm diskutieren, so lassen Sie seine Meinung gelten, um Jeanies willen! Vor allem brauchen Sie keine lateinischen Worte und Sätze, denn er mag sie nicht, er ist eben noch einer vom alten Schlage. Lassen Sie ihn nur reden, damit er sich das Herz frei mache, denn das wird ihm am ehesten Trost bringen. Und dann noch ein anderes, Reuben! Dem armen Kinde im Kerker sagen Sie – ach! ich brauche Ihr liebes Herz ja nicht erst dazu aufzufordern – ihm sagen Sie, doch nein! Von ihr darf ich nicht sprechen, denn nicht mit Tränen will ich von Ihnen Abschied nehmen. Das wäre ein schlimmes Vorzeichen, Reuben. Doch nun leben Sie wohl, Sie teurer Freund! Gott segne Sie! Adieu, adieu!«

Fast schien es, als sei die Kraft, zu reden, zu denken, zu handeln, von ihm gewichen, als sie das Zimmer verlassen; in solchem hohen Maße hatte ihre jähe Erscheinung auf den erschöpften Mann gewirkt. Als unmittelbar darauf Saddletree eintrat und ihn mit Fragen überschüttete, gab er wohl Antwort, wußte aber kaum, was er gefragt worden. Endlich erinnerte sich der rechtsgewandte Herr, daß irgendwo eine Gerichtsverhandlung angesetzt sei, bei der er nicht fehlen dürfe. Butler, froh, ihn los zu sein, griff nach der Taschenbibel, das letzte Buch aufschlagend, worin Jeanie geblättert hatte. Zu seiner maßlosen Verwunderung fiel ein Papier heraus, das einige Goldstücke enthielt. Die mit Bleistift von ihr angestrichne Stelle war Vers 16 und 25 im 37. Psalm.

»Das wenige, das ein Gerechter hat, ist besser denn das große Gut vieler Gottlosen.«

»Ich bin jung gewesen und alt geworden, und habe noch nie den Gerechten verlassen gesehen oder seinen Samen nach Brot gehen.«

Tief ergriffen von der liebevollen Zartheit, die eigne Großmut in das Gewand göttlicher Hilfe zu kleiden, drückte er die Lippen auf das Gold, mit größerer Inbrunst als je ein Geizhals. Ihr nachzueifern in gottergebenem Vertrauen, war jetzt das höchste Ziel seines Strebens, und für seine erste Aufgabe sah er es an, David Deans von dem Entschlusse seiner Tochter in Kenntnis zu setzen, und, um dem alten Manne die Aussöhnung damit zu erleichtern, wog er jedes Wort, jeden Gedanken sorgfältig ab. Durch einen Bauern aus dem Dorfe, der hin und wieder mit Deans zu tun hatte, ließ er den Brief nach Edinburg tragen und persönlich bei Deans abgeben. Welchen Eindruck er machte, werden wir in einem spätern Kapitel sehen.


 << zurück weiter >>