Joseph Richter
Bildergalerie katholischer Misbräuche
Joseph Richter

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Vorrede.

Man liefert hier dem Publikum ein Werk in die Hände, das für unsere Zeitgenossen und für die Nachwelt gleich interessant seyn muß. Der lebende ächte Katholik wird mit Abscheu auf die Misbräuche voriger Zeiten zurücksehen, und sich freuen in seinem Herzen, daß unsere heilige Religion sich nun endlich wieder ihrer ersten Einfalt nähert; unsere Nachkömmlinge aber werden diese Galerie katholischer Misbräuche mit Erstaunen ansehen, und die Vorsicht segnen, daß sie in Zeiten leben, wo man diese abergläubische, Gott und die Vernunft entehrende Gebräuche, als blosse Denkmäler barbarischer Jahrhunderte zu betrachten pflegt.

Man hat diesem Werke den Namen: Galerie gegeben, weil die katholischen Misbräuche gleichsam als Bilder aufgestellet sind, durch die der Leser in kurzen Kapiteln bald in ernsten Betrachtungen, bald an der Hand der Satire geführt wird.

Kein ächter Katholik wird es dem Verfasser verdenken, daß er über diese Misbräuche mehr in einem muntern, scherzenden, als in einem ernsthaften Tone geschrieben habe – 2 Es war ihm unmöglich, bey so vielen komischen Auftritten immer eine ernsthafte Mine beyzubehalten. Eben so wenig befürchtet er von ächten Katholiken den Vorwurf, daß er durch diese Schrift die Religion selbst habe wollen lächerlich machen. Der ächte Katholik weis zu gut die Religion von den Misbräuchen zu unterscheiden; ja er weis, daß der Religion ein wahrer Dienst geschieht, wenn man lächerlich zu machen sucht, was nicht zu ihr gehört, und ihr die Lappen vom Leibe nimmt, die Aberglauben und Gleißnerey ihr umgehangen haben.

Gewisse schwarze und braune Herren, denen zu sehr an Beybehaltung dieser für sie so einträglichen Misbräuche gelegen seyn muß, werden freylich diese Schrift zu verschreyen trachten – aber ihr Geschrey wird die Stimme der Wahrheit nicht unterdrücken können.

Der Verfasser tröstet sich mit dem Bewußtseyn seiner guten Absicht, und mit der Ueberzeugung, daß nicht nur der ächte katholische Laye, sondern auch der würdige katholische Priester sein Werk aus dem wahren Gesichtspunkte beurtheilen, und ihm Gerechtigkeit werden widerfahren lassen. 3

 


 

Inhalt der Kapitel.

Erstes Kapitel.

Von der Armenseelenandacht, und den vorigen Misbräuchen, sie auf Gottesäckern zu halten, nebst einer getreuen Schilderung der sich dabey ereigneten Auftritte.

Zweytes Kapitel.

Von dem gewöhnlichen Räucherngehen an dem Vorabend des Christtags, des neuen Jahrs, und der H. 3 Könige, nebst Gedanken über die Entstehung dieses unnützen Gebrauches.

Drittes Kapitel.

Von der Weihnachtmette, den ärgerlichen Auftritten, zu denen sie Anlaß giebt, nebst Bemerkungen über die Nothwendigkeit der nächtlichen Andachten bey den ersten Christen, und Beweisen, daß sie in gegenwärtigen Zeiten unnöthig und schädlich seyen.

Viertes Kapitel.

Ueber die Fasten, und den Ursprung der ersten Fasten. Beweise, daß sie unter den Aposteln freywillig war. Unsre gegenwärtige Art zu fasten. Wunsch, daß sie wieder auf den Geist der ersten Kirche möge zurückgeführet werden. 4

Fünftes Kapitel.

Ueber die vorigen Büsserprozessionen nach Hernals. Wie es dabey zugieng. Bemerkungen über die sogenannten Leidenchristikomödien. Ueber die itzige Art in Hernals seine Andacht zu verrichten; und etwas über die um den Kalvarienberg aufgestellten Fraßbuden.

Sechstes Kapitel.

Von der Kirchenmusik überhaupt. Gedanken über ihre unmaßgebliche Entstehung und Ausartung. Beweise ihrer Schädlichkeit auf reine Andacht. Dann ein paar Worte über die Cäciliavesper, Kastratenstimmen, und Bravurarien von Operistinnen in Gotteshäusern.

Siebentes Kapitel.

Ueber die Ohrenbeicht. Wird von der Kirche entschieden. Die Beichtväter werden als Seelenärzte betrachtet, und dann untersuchet, ob ihre Anzahl für die ungeheure Menge Patienten hinreiche, nebst Beweisen, daß viele aus ihnen die nothwendigen Eigenschaften so eines Seelenarztes nicht besitzen, woraus die Nothwendigkeit fliesset, sie durch bessern Unterricht in Priesterhäusern zu diesem schweren Amte geschickter zu machen.

Achtes Kapitel.

Ueber die Begräbnisse, und den grossen Esitozoll, den wir der Geistlichkeit beym Ausgang aus der Welt entrichten müssen. Beweis, daß die Eitelkeit der Menschen selbst an diesen kostbaren Taxen Schuld sey. Etwas über das Gratisbegraben, und die Mine, die die Pfarrer dabey machen. Gründe zur Hoffnung, daß wir, da wir nun unentgeltlich zur Welt eingehen dürfen, einst auch ohne Mauth werden hinausgehen können. 5

Neuntes Kapitel.

Von Abendandachten überhaupt – vorzüglich von den Hausandachten zum H. Johann von Nepomuck, und den Hausmüttern. Sie geben Anlaß zu ärgerlichen Ausschweifungen, und dienen größtentheils den Verliebten zum Rendés-vous.

Zehntes Kapitel.

Ueber Wallfahrten nach den so genannten Gnadenörtern. Wallfahrten sind sehr alt. Vergleich unsrer Wallfahrten mit jenen der ersten Christen. Schädlicher Einfluß dieser Wallfahrten auf Religion und Staat. Lob ihrer Einschränkung. Gänzliche Einstellung ist nur von der Zeit und bessern Unterricht zu erwarten.

Eilftes Kapitel.

Ueber die sogenannten Missionsprediger, und ihren Eingriffen in die Rechte der Bischöffe und Pfarrer. Die meisten von ihnen sind blosse Marktschreyer, die den Aberglauben und irrige Meynungen unter das Volk ausstreuen. Ein Vergleich zwischen ihnen und den Aposteln, deren Nachfolger sie sich nennen. Hoffnung, daß nun die Bischöffe und Seelsorger nie wieder solche falsche Hirten unter ihre Heerde lassen werden.

Zwölftes Kapitel.

Vom Läuten der Glocken. Ihrem Endzweck, und ihrer Ausartung. Aergerlicher Gebrauch sie zu taufen und zu weihen. Sie sind schädlich bey Gewittern – stören die Andächtigen im Gebeth – und die Schlafenden in ihrer Ruhe. Wunsch, sie wieder auf ihren Endzweck zurück zu führen. 6

Dreizehntes Kapitel.

Ueber Opfer. Idee vom Ursprung des Brandopfers. Opfer der Heiden. Christus schafft alle Opfer ab. Sinnliche Opfer wurden erst in spätern Jahrhunderten in die Kirche durch Misbräuche eingeführet. Eckelhafter Anblick unsrer Opferaltäre – und dann ein paar Worte über den schändlichen Wucher, den Mönche mit den sogenannten wächsernen Opfermännchen treiben.

Vierzehntes Kapitel.

Ueber Nation- und Patronfeste. Das Löbliche und Unanständige dabey. Sie unterbrechen den gewöhnlichen Unterricht, und verleiten zu falschen Andachten. Feuersbrunst, die einst durch so ein Nationfest entstand. Einfall einer gewissen Nation, sich einen Prediger aus ihrem Vaterlande zu verschreiben.

Fünfzehntes Kapitel.

Ueber H. Gräber, Auferstehung und Himmelfahrt. Die dabey getriebene Misbräuche. Komödie und Nachspiel bey der Himmelfahrt. Die damit bereits vorgenommene Reformation, und was sich in diesem Punkte noch ferner hoffen läßt.

Sechszehntes Kapitel.

Ueber Ablässe, und insonderheit über den Porziunkulaablaß. Erzählung seines Ursprungs nach der verbesserten Legende. Ablässe sind blosse Nachlässe der Kirchenbussen; was also von hundertjährigen Ablässen zu halten sey. 7

Siebenzehntes Kapitel.

Ueber die Bruderschaften. Die ersten Christen wußten nichts von ihnen. Ihre Entstehung war löblich. Ihre Ausartung, nebst Beweisen, daß sie, wo nicht schädlich, wenigstens unnütz sind. Vorübergehende Bemerkungen über die Revenüen, die die Geistlichkeit jährlich von den Bruderschaften zieht. Und endlich eine sehr mässige Berechnung ihrer Kapitalien.

Achzehntes Kapitel.

Ueber Weihung der Palmbuschen und andrer leblosen Dinge. Etwas vom Eselritt, der in vorigen Zeiten in den Kirchen gehalten wurde. Aberglaube, der mit dem Palmbuschen getrieben wird. Palmkätzchen werden als ein Präservativmittel wider das Fieber eingenommen. Die Fleischweihe am Ostertag – Dadurch entstehen durch übermässigen Genuß Indigestionen und öfters der Tod. Meynung, daß durch eine Reformation der Fasten diese Misbräuche von selbst aufhören werden.

Neunzehntes Kapitel.

Ueber Fronleichnamsumgänge. Prozessionen sind sehr alt, und deswegen wenigstens als Antique ehrwürdig. Wie sie beschaffen seyn müssen, um nicht unter die Misbräuche zu gehören. Beweis, daß die vormaligen Fronleichnamsumgänge nichts weniger als anständig waren. Schilderung der Zunftfähne, und der Maskeraden, die dabey üblich waren. Es war unschicklich, diese Prozession durch acht Tage fortzusetzen, und noch unschicklicher sie in den Vorstädten wohl durch Wochen auszudehnen. Die gegenwärtige Beschaffenheit dieses Umganges ist löblich. 8

Letztes Kapitel.

Ueber die sogenannte grosse Kinderlehre – Ihr schädlicher Einfluß auf die Gesundheit der Kinder. War eine Erfindung der Jesuiten. Im Vorbeygehen ein paar Worte über Kontraverspredigten, Disputazionen in Kirchen, geistliche Exerzizien u. s. w. Urtheile, die über diese Galerie werden gefället werden. Wunsch, daß sich die Bilder darin nie vermehren möchten. 9

 


 


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