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Weltverbesserer.

Wie hab' ich so manche Sommernacht
mit jungfrischen Rittern vom Geiste
gestritten in heißer Gedankenschlacht,
während das Trinkhorn kreiste!

Wir sannen der ewigen Frage nach,
zu vollbringen das herrliche Wunder:
Die Welt zu lösen aus Knechtschaft und Schmach, –
und tranken drauf Sekt mit Burgunder.

Wir sannen und stritten und schwankten am End'
heimwärts beim Schein der Laterne,
über uns hoch am Firmament
lächelten spöttisch die Sterne.

— — — — — — —

Wieder umfängt mich die Sommernacht.
Gelagert am morschen Gemäuer
halten zu Vieren wir seltsame Wacht
um ein niedres Indianerfeuer.

Wüste Gesellen, vom Schicksal gehetzt
und von den Menschen geschunden,
haben wir vier, zerlumpt, zerfetzt,
uns am Wegrand gefunden.

Müde und hungrig starren wir drein,
die Flammen sinken in Asche.
Laßt sie, wahrhafte Wärme allein
spendet die Whiskey-Flasche.

Spricht der Eine nach langem Zug:
O dieses Wandern und Lungern!
Gibt's denn nicht Betten, nicht Fleisch genug,
daß wir hier obdachlos hungern?

Flucht der Zweite trüb und verschmitzt:
wirst es nicht ändern, noch wenden;
wer da nichts erbt, nichts frech stibitzt,
muß hinterm Zaun verenden!

Lacht der Dritte mit dumpfem Schrei;
Spart Euer Jammern und Klagen!
Besser wird es, ich schwör's Euch, Ihr Drei –
wenn wir die Reichen erschlagen!

Und sie zanken und streiten sich,
was der Welt Rettung brächte,
und ich schweige und denke für mich
längst entschwundener Nächte.

Lärmen und Zanken verstummen am End',
Hahnenschrei tönt in der Ferne,
über uns hoch am Firmament
lächeln voll Wehmut die Sterne.

Martin Drescher.


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