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Vanitas! vanitatum, vanitas!

Ich hab' mein' Sach' auf nichts gestellt,
                         juchhe!
Und wer will mein Kamerade sein,
der stoße mit an, der stimme mit ein
bei dieser Neige Wein.

Ich stellt' mein' Sach' auf Geld und Gut,
                         juchhe!
Darüber verlor ich Freud' und Mut;
                         o weh!
Die Münze rollte hier und dort,
und hascht' ich sie an einem Ort,
am andern war sie fort.

Auf die Weiber stellt' ich nun mein' Sach',
                         juchhe!
Daher kam mir viel Ungemach,
                         o weh!
Die Falsche sucht' sich ein' ander' Teil,
die Treue macht' mir Langeweil',
die Beste war nicht feil.

Ich stellt' mein' Sach' auf Reis' und Fahrt,
                         juchhe!
Und ließ meine Vaterlandesart;
                         o weh!
Und mir behagt' es nirgends recht,
die Kost war fremd, das Bett war schlecht,
niemand verstand mich recht.

Ich stellt' mein' Sach' auf Ruhm und Ehr',
                         juchhe!
Und sieh'! gleich hatt' ein andrer mehr;
                         o weh!
Wie ich mich hatt' hervorgethan,
da sahen die Leute scheel mich an,
hatte keinem recht gethan.

Ich setzt' mein' Sach' auf Kampf und Krieg,
                         juchhe!
Und uns gelang so mancher Sieg,
                         juchhe!
Wir zogen in Feindes Land hinein,
dem Freunde sollt's nicht viel besser sein,
und ich verlor ein Bein.

Nun hab' ich' mein' Sach' auf nichts gestellt,
                         juchhe!
Und mein gehört die ganze Welt,
                         juchhe!
Zu Ende geht nun Sang und Schmaus,
nur trinkt mir alle Neigen aus;
die letzte muß heraus.

J. W. Goethe.


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