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Räuberlied.

Stehlen, morden, huren, balgen,
heißt bei uns nur die Zeit zerstreun,
morgen hangen wir am Galgen,
drum laßt uns heute lustig sein.

Ein freies Leben führen wir,
ein Leben voller Wonne.
Der Wald ist unser Nachtquartier,
bei Sturm und Wind hantieren wir,
der Mond ist unsre Sonne,
Merkurius ist unser Mann,
der's Praktizieren trefflich kann.

Heut' laden wir bei Pfaffen uns ein,
bei masten Pächtern morgen;
was drüber ist, da lassen wir fein
den lieben Herrgott sorgen.

Und haben wir im Traubensaft
die Gurgel ausgebadet,
so machen wir uns Mut und Kraft
und mit dem Schwarzen Brüderschaft,
der in der Hölle bratet.

Das Weh'geheul geschlag'ner Väter,
der bangen Mutter Klaggezeter,
das Winseln der verlass'nen Braut
ist Schmaus für unsre Trommelhaut!

Ha! wenn sie euch unter dem Beile so zucken
ausbrüllen wie Kälber, umfallen wie Mucken,
das kitzelt unserm Augenstern,
das schmeichelt unsern Ohren gern.

Und wenn mein Stündlein kommen nun,
der Henker soll es holen!
So haben wir halt unsern Lohn
und schmieren unsere Sohlen.
Ein Schlückchen auf den Weg vom süßen Traubensohn,
und hurra rax dax! geht's, als flögen wir davon.

Friedrich Schiller.


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