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XII.

Josephine trat ihrem Vetter ruhig und gefaßt entgegen.

Der Schmerz, der sich in dem Gesicht ausprägte, verlieh ihm eine solche Fülle von Adel, daß die Frau von wunderbarer Schönheit war. Sie reichte ihm die Hand.

»Wie gut von dir, daß du kamst,« sagte sie, und leiser: »Er lebt noch.« Dann traten sie in das Wohnzimmer ein.

Eine Lampe brannte auf dem Tisch, die zweite neben dem Sofa, auf dem der Ohnmächtige lag. Im Sessel neben ihm saß gebückt, in müder Stellung, der Arzt. Als er den Regierungsrat eintreten sah, erhob er sich und ging auf ihn zu. Er war von lächerlich kleiner, dicker Figur mit einem struppigen Vollbart, aber mit guten, braven, verstehenden Augen.

»Schmidt,« murmelte er und verbeugte sich.

Hasso sagte rasch, erregt: »Wir waren sehr erschreckt. Das Dienstmädchen hatte –.« Er hielt inne, denn er konnte vor Josephine den Satz nicht vollenden.

»Bluterguß im Gehirn,« sagte der Doktor langsam. »Das, was man im gewöhnlichen Leben also als Schlaganfall bezeichnet. Die typischen Merkmale traten ein, Ohnmacht, Erbrechen. Ich stellte die Diagnose, viel mehr kann ich hier nicht tun.«

Hasso zuckte zusammen, er sah auf Josephine, die still und steinern zur Seite stand. »Sie glauben also –«

Der Arzt nickte. »Die gnädige Frau, die so wundervoll tapfer ist, bat um Wahrheit. Ich gab sie ihr. Natürlich sind wir Ärzte alle Irrende. Es kann in solchem Falle immer noch eine Änderung zum Bessern eintreten. So lange der Kranke atmet, muß man hoffen.«

Josephine war leise hinausgegangen, um den Eisbeutel zu erneuern. Hasso sah sich nach ihr um. Als er sie nicht mehr erblickte, fragte er: »Aber Sie halten die Gefahr für groß?«

»Ja,« sagte der Arzt, »nach menschlichem Ermessen geht es zu Ende. Um nichts zu versäumen, habe ich an den Hausarzt noch einmal telephonieren lassen; er kennt den Herrn besser als ich. Es ist immer schwer, einen Fremden zu beurteilen.« Er hatte sich gesetzt, aber als Josephine eintrat, erhob er sich wieder. »Darf ich behilflich sein, gnädige Frau?«

Hasso hatte erst jetzt Gelegenheit, den Kranken zu sehen. Er lag still, ausgestreckt auf dem Sofa, seine Augen waren geschlossen, der Atem ging kurz. Aber in dem schmalen Gesicht, das jetzt deutlicher denn je den Ausdruck des Leidens trug, war großer, wundervoller Friede. Der Friede schien das Leiden zu veredeln, ihm den Stempel unnahbarer Majestät aufzudrücken. Hasso wußte, dieser Ausdruck war nur den dem Tode Anheimgefallenen eigen. Nur die, die schon die Grenze überschritten, können so dem Leben abgewandte Züge zeigen.

Er dachte an den Tod des alten Vaters, wie der alte Herr noch nach dem Ende im Stuhl saß wie lebend. Und dennoch, edler als im Leben, denn all das, was ihn entstellte, das Aufgeschwemmte, Unschöne, war von ihm abgefallen. Er dachte an die Hände des alten Mannes, die so voll von majestätischer Ruhe auf den Lehnen des Stuhles lagen.

Jene unbegreifliche, wunderbare Ruhe, die er damals an der Seite des Toten empfand, ergriff ihn auch hier. Das von der Welt Abgekehrte, einem anderen Ziele sich Zuwendende in der Haltung des Kranken ergriff ihn bis ins Innerste. Es gab ihm Schmerz, aber auch etwas wie Trost, ein stilles, wunderbares Sich-bescheiden.

Indessen erzählte Josephine kurz, mit einer Stimme, durch die das Leid klang und die doch klar war: »Wir kamen nach Hause. In der Untergrundbahn taumelte er schon, aber ich dachte, er wäre gestolpert. Dann ging er ganz wie immer die Treppen hinauf. Ich sah oben erst einmal nach den Kindern und ließ ihn einen Augenblick allein. Als ich wieder zu ihm kam, hatte er sich bis an das Sofa geschleppt. Er murmelte noch etwas, sank dann zurück. Erst das Dienstmädchen und ich haben ihn so hingelegt.«

Sie sprach nichts von ihrem Schreck oder von ihrem Schmerz, nur einmal sagte sie rasch und leise: »Die Kinder schlafen, Gott sei Dank. Die armen Kinder!«

Niemand erwiderte etwas. Sie harrten im Schweigen, bis der Hausarzt kam.

Er war ein kleiner, behender Mann, mit spitzen Bewegungen und einem intelligenten Gesicht. Seine Augen wurden von scharfen Gläsern verdeckt. Diese funkelnden, scharfen Gläser gaben dem ganzen Menschen den Charakter. Er war kurz und höflich. Seine sachlichen Fragen beruhigten, die Art, wie er zugriff, ließ Josephine aufatmen. Sie preßte die Hände aneinander, ihr Herz tat rasche Schläge in der Hoffnung auf Hilfe.

Tief im Innern, das erkannte sie, war noch Hoffnung.

Der Hausarzt untersuchte den Kranken lange. Seine Miene war kühl. In seiner Stimme, die laut und klar durch das Zimmer klang, lag ein bewußtes, festes Wollen.

»Wie ist's?« fragte Josephine atemlos.

Der Hausarzt zuckte die Achseln. »Es ist eine schwache Möglichkeit vorhanden, gnädige Frau. Wir Ärzte sind freilich sehr machtlos. Hier entscheidet allein die Natur. Aber es gibt Fälle, wo ein Wunder geschah. Darf ich Sie, Herr Kollege, jetzt um eine kurze Unterredung bitten?«

Die Ärzte zogen sich zurück. Wieder blieb Hasso mit Josephine und dem Kranken allein.

Aber da erklang plötzlich draußen vor der Tür ein leises Weinen. Es war unterdrückt, es war wie verbissen. Josephine preßte die Hand auf ihr Herz. »Die Kinder!« sagte sie tonlos.

Hasso fragte: »Soll ich zu ihnen gehen?« aber da erhob sich Josephine schon und ging hinaus. Als die Tür sich öffnete, drang das Weinen lauter, verzweifelter herein.

Und dann war plötzlich Inge im Nachthemd, mit großen, verängstigten Augen im Zimmer. Sie weinte nicht, sie hatte die Zähne zusammengebissen, um nicht zu weinen. Als die Mutter Veronika tröstete, hatte sie sich leise fortgestohlen. Sie hatte die Tür behutsam geöffnet, war eingetreten. Augenscheinlich hatte sie geglaubt, allein im Zimmer zu sein.

Als sie Hasso sah, sagte sie langsam mit einer sonderbaren, tiefen Stimme: »Ich muß hier bleiben, Onkel Hasso!«

Und dann kauerte sie am Sofa nieder, sie kniete. Mit ihren ernsten Augen betrachtete sie das Gesicht des Kranken. Sie strich behutsam über die herabhängende Hand. Etwas unkindlich Steifes war in ihren Zügen.

»Niemand hat dich so sehr lieb wie ich,« hörte Hasso sie sagen. Dann war es still.

Wenn das Kind nur wenigstens weinen wollte, empfand er. Er fühlte die Verzweiflung dieses tränenlosen Schmerzes. Er begann ruhelos auf und ab zu gehen. Die kleine, regungslose Gestalt am Lager des Kranken machte ihm fast körperliche Pein. Es war ihm, als müsse er die Unnatur dieses Schmerzes mitempfinden.

»Niemand hat dich so lieb wie ich,« sagte das Kind wieder.

Von draußen klang das Weinen der Schwester, ein jammerndes, leises, schüchternes Weinen. Es war fast wie ein Trost im Gegensatz zu der Ruhe der Jüngeren.

Als die Ärzte wieder eintraten, duckte sich Inge zwischen Wand und Sofa. Sie war nicht zu sehen. Hasso wollte sie hinausschicken, aber er dachte an den unergründlichen Schmerz in den Augen des Kindes und schwieg.

Die Tür ging auf, Josephine trat ein. Sie war blaß; man sah, daß sie mit dem Kinde geweint hatte.

»Ist Hoffnung? ist Hoffnung?« fragte sie rasch und leise.

Der Hausarzt verbeugte sich. »Mein Kollege ist derselben Meinung wie ich. Wenn etwas helfen kann, so ist es die Natur des Patienten. Wir Ärzte können höchstens Kampfer geben, damit –.«

Josephine richtete sich auf. Sie war jetzt so weiß wie Schnee. »Mein Mann hat mich ausdrücklich gebeten, daß ihm – das Ende leicht gemacht würde,« sagte sie fast hart.

Und dann stand plötzlich die kleine Inge neben ihr. Ihre ernsten Augen richteten sich auf die Ärzte, sie sagte: »Man muß tun, was mein lieber Vater gesagt hat.« Sie war entschlossen und reif wie ein erwachsener Mensch. Es sah aus, als blickte sie mit Haß auf die Ärzte.

»Dann müssen wir,« erwiderte der Hausarzt, »seiner guten Natur vertrauen. Aber du, mein Kind, du gehörst ins Bett.«

»Niemand hat ihn so lieb wie ich,« murmelte das Kind wieder und kniete neben dem Sofa nieder. Der Hausarzt näherte sich ihr. »Du mußt deiner Mutter das Herz nicht noch schwerer machen, als es ist, kleine Inge. Geh' zu deiner Schwester, geh'.«

Inge fühlte: Warum mache ich ihr das Herz schwer, wenn ich hier bin? Warum soll ihr Herz schwerer sein als das meine! Niemand, niemand hat ihn so lieb! Wir verstanden uns, wir beide. Ich opferte ihm alles. Ich opferte ihm die Klavierstunde bei Togena, als ich sah, daß ihn sein Kommen beunruhigte. Ich opferte ihm alles, weil ich ihn liebte.

Sie fühlte dunkel, verzweifelt, daß mit dem Vater etwas aus ihrem Leben ging, das nie wiederkommen konnte.

Der Hausarzt zuckte die Achseln. »Kind, du mußt fort, wir müssen deinen Vater umbetten. Du mußt fort, Kind.«

Inge senkte den Kopf. Sie war so blaß, daß ihr helles Haar kaum von der Haut abstach. Dann wandte sie sich und lief hinaus.

»Soll ich die Kinder mit mir nehmen?« fragte Hasso Josephine. »Wir haben so viel Platz, sie können gut bei uns bleiben. Oder bei Graniers?«

Josephine schüttelte hastig den Kopf. »Die Kinder sind mein einziger Trost.«

»Josephine, es kann doch noch werden!«

Sie lächelte ein wenig; es war nur mehr ein Zucken des Mundes. Das Zucken gab so wenig Hoffnung.

Der kalte, klare Morgen dämmerte. Es kam ein rosiges Licht ins Zimmer. Die Gegenstände waren flach und schattenlos im ersten Dämmer.

Hinter dem Häusermeer ging eine klare, goldene, lachende Sonne auf. Der Schnee leuchtete. Der Himmel hatte sanfte, opalfarbene Wölkchen. Droben im Zenit war er blau und sehr fern.

Das Trappen der Füße auf dem Trottoir begann reger und eiliger zu werden. Einzelne schwere Lastwagen rollten scharf knirschend, die Elektrische kreischte auf den Schienen.

Der Morgen schien hell und jubelnd ins Zimmer. Langsam verschwand der letzte Rest der Nacht, die grün behangene Lampe ward gelöscht und herausgenommen.

Als die klare Wintersonne ihre ersten Strahlen dünn und silbern auf dem Muster der Gardinen spielen ließ, hauchte Biron den letzten Atemzug aus.

 

Der Regierungsrat von Beer trat aus dem Hause in die frische, kalte Luft. Er war übernächtig, er fror, aber die klare Kälte ließ ihn erleichtert aufatmen. Diese Nacht dort oben hatte wie ein Alp auf ihm gelegen. Er hing in seiner Art, die immer verschlossen und kühl blieb, an dem stillen Toten. Seit dieser Nacht hing sein Herz auch an dem kleinen, schmalen Kinde, das so todesernst und so verzweifelt geblickt hatte. Er dachte: Man vermutet im Kinde zumeist wenig Gemüt. Man sagt, daß es leicht vergäße, daß ihm ein Todesfall kaum zum Bewußtsein kommt. Dieses Kind kann nicht älter als zehn Jahre sein, und es durchkostete vollkommen seinen Schmerz. Es war verzweifelt und dennoch in seiner Art großartig ruhig. Man müßte sich mit dem Kinde beschäftigen. Er war so in Gedanken, daß er den auf ihn mit eiligen Schritten zukommenden Togena erst bemerkte, als er neben ihm stand.

Der Künstler war blaß, auch seine Augen schauten übernächtig. Als er sprach, war seine Stimme heiser.

»Ich wagte es nicht, hinaufzugehen. Nur an die Tür schlich ich mich, um Nachricht zu holen. Aber ich konnte es nicht über mich gewinnen, die grelle Klingel zu ziehen. Wie ist es?«

»Seit einer halben Stunde ist es vorbei,« antwortete Hasso.

Togena taumelte fast. »Ist es vorbei, Herr von Beer, vorbei?«

Hasso nickte.

Togena schien sich nicht fassen zu können. Er taumelte wie ein Betrunkener. »Vorbei, vorbei?« fragte er wieder.

»Sie sind krank, Togena,« sagte Beer scharf.

Der andere versuchte sich aufzuraffen. »Wollen Sie an meiner Statt die Nachricht Graniers bringen?« bat er. »Ich versprach zu kommen, ich hoffte immer noch einen anderen Bescheid geben zu können. Die letzte Nachricht, die ich in der Apotheke erhielt, lautete günstig. Die Ärzte gaben doch Hoffnung.« Er sprach nicht zusammenhängend. Einzelne Worte blieben ihm im Munde stecken, andere überstürzten sich.

»Zuerst muß ich für Sie sorgen,« sagte Beer. »Sie müssen zu Bett, Togena, Sie sind krank. Das war zu viel für Sie, erst der Erfolg und dann der Schreck.« Fast grimmig fuhr er fort: »Ich bin heute wirklich die wahre Krankenschwester geworden. He, Auto!«

Das hübsche, grüne Droschkenauto hielt, und Beer stieg mit Togena ein. Sie empfanden beide die Wärme und die Ruhe im Wagen wohltuend. Es kehrte ein wenig Farbe in das blasse Gesicht des Künstlers, er brachte es über sich, die nervösen Hände stillzuhalten. Nach einer kleinen Weile fragte er: »Und wie trägt sie es? Ich meine Frau Biron.«

Hasso Beer zuckte die Achseln. »Sie ist tapfer wie eine Heldin! Aber daß sie leidet, ist wohl naturgemäß. Als ich ging, weinte sie herzbrechend. Ich hatte das Gefühl, das Weinen war eine Erlösung. Doch das Kind, Togena, dieses kleine Ding, die Inge, die ist verzweifelt.«

Nach einer Pause fuhr er fort: »Ich kann das Kind nicht vergessen. Keine Träne, kein Schluchzen, unkindlicher Ernst. Die Kleine scheint den Vater sehr geliebt zu haben.«

»Sie hat an ihm gehangen,« sagte Togena, aber er sagte es obenhin, er schien anderes zu denken.

Da hielt auch schon das Auto vor Togenas Tür.

»Legen Sie sich zu Bett und schlafen Sie ordentlich aus,« gab Hasso ihm die Weisung. »So, und jetzt Rauchstraße 41.«

Der Wagen kehrte, er flog davon.

– Niemand hat dich so lieb wie ich – ging es Hasso durch den Sinn. Wer so geliebt wurde von seinem Kinde! Er dachte an Ernst und Hans. Es waren aber keine Gedanken, die ihn ruhig sein ließen. Das grimmige Lächeln, das in der letzten Zeit oft lange Falten über seine Wangen zog, erschien wieder. Dann kam ein verbissener, harter Zug. Dann kam wieder das Lächeln. Er nahm eine Zigarette aus dem Etui und zündete sie an. Zum Teufel auch. Man neigt zu Sentimentalitäten nach solcher Nacht.

Gelb und eingefallen, mit tiefen, blauen Schatten unter den Augen, trat ihm Lori entgegen.

Als sie die Nachricht von Birons Tode erhielt, nickte sie nur. Dann sagte sie mit einer Stimme, die leer und hart klang: »Ist es erwünscht, daß ich zu Josephine gehe, um ihr irgendwie zu helfen?«

Hasso machte eine Handbewegung, die ihr unverständlich war. »Es ist besser, du bleibst in der Verfassung, in der du jetzt zu sein scheinst, zu Hause. Du siehst elend aus, Lori.«

»Ich habe schlecht geschlafen. Solche plötzlichen Todesfälle in meiner Umgebung alterieren mich,« sagte sie.

»So nimm dir ein Abonnement darauf, daß von deinen Angehörigen niemand stirbt. Übrigens – wo ist dein Gatte?«

»Ich weiß es nicht.«

»Also ihr frühstückt neuerdings nicht mehr zusammen?«

Lori lächelte. »Er frühstückt neuerdings mit dem Kinde.«

»Und du?«

»Ich bleibe oben in meinem Toilettenzimmer. Von früh an den Lärm, das vertrage ich nicht.«

Da war wieder das grimmige Lächeln. »Liebe Lori, hast du dir einmal vorgestellt, was aus deinem idealen Verhältnis zu dem Jungen wird, wenn er erst älter ist?«

»Ich denke, daß er mich sehr wenig wird leiden können, aber für sein Herz hat er den Vater!«

»Und du selbst?«

»Ich selbst, mein Lieber, gehe meinen Weg. Wohin er führt, weiß ich noch nicht, habe auch kein Interesse daran, und dich bitte ich, sich noch weniger darum zu kümmern.«

Hasso erhob sich. »Es wird für beide Teile besser sein, wenn ich dich verlasse. Vielleicht kann der Diener mir Auskunft geben, wo ich deinen Mann finde. Ich habe Josephines wegen mit ihm zu reden.«

»Und mir kannst du nicht sagen, was das ist?« fragte sie. Sie schaute auf, ihre Blicke trafen sich.

Er sah plötzlich, wie elend, verzweifelt ihre Augen waren. Das rührte ihn fast. Freundlicher als vorher sagte er: »Ich wollte dich und Fritz fragen, ob ihr Josephine mit ihren Kindern in dieser für sie so schweren ersten Zeit in Braunshagen wohnen lassen könntet. Das Haus steht leer –.«

Es stieg eine dunkelrote Welle in Loris Gesicht auf. Ihre Augen schlossen sich für Augenblicke; dann murmelte sie kaum verständlich: »Wenn Fritz will, mir ist es recht.« Und nach einem tiefen Atemzug: »Du bist ein guter Mensch, Hasso.«

Als er gegangen war, fiel sie auf ihren Stuhl zurück. Sie lag wie ohnmächtig. Der Geist, der sich in dieser Nacht verzweifelt gemartert hatte, verlangte Ruhe.

Es war ja wieder ein Ausweg zu sehen. Ein Ausweg auf eine kurze Zeit.


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