Balduin Möllhausen
Wanderungen durch die Prairien und Wüsten des westlichen Nordamerika
Balduin Möllhausen

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

XXIV.

Rio Secco. – Der versteinerte Urwald. – Rio Colorado Chiquito. – Thal des Colorado Chiquito. – Traurige Nachrichten von den Moqui-Indianern. – Chevelon's Fork. – Stampede der Maulthierheerde. – Ankunft des Lieutenant Tittball mit der Escorte. – Ausschickung einer Recognoscirungs-Abtheilung. – Langsames Reisen der Expedition. – Ruinen am Colorado Chiquito. – Die Casas Grandes am Rio Gila, Rio Salinas und in Chihuahua. – Vergleich der Ruinen auf dem 35. Breitengrade mit den Casas Grandes.

Am 2. December wurden wir auf unserer beschwerlichen Reise über den losen sandigen Boden gleich nach unserem Aufbruch aus einem öden Thale, wo wir die Nacht sehr unbequem zugebracht hatten, durch eine breite Schlucht aufgehalten, die das Hinüberbringen der Wagen geradezu unmöglich machte, weshalb sich der Zug gegen Süden wendete und an der Schlucht hinunterzog, die, so weit das Auge reichte, sich von Norden nach Süden erstreckte. Einige Antilopen, die in dieselbe hinabgesprengt waren, hatten meine ganze Jagdlust rege gemacht, und in Gesellschaft von Mr. Campbell und Doctor Kennerly unternahm ich es, denselben nachzufolgen. Das Hinabsteigen gehörte indessen nicht zu den leichtesten Aufgaben, denn die aus rothem, mit Gyps untermischtem Sande gebildeten steilen Ufer waren nach allen Richtungen hin ausgewaschen, und da die lose Erde den Hufen unserer Thiere nachgab, so hatten wir eine äußerst beschwerliche Arbeit, bis wir endlich halb gleitend, halb kletternd hinunter gelangten, wo dann der von Regengüssen zerrissene Boden unser Vordringen noch mühsamer machte. Große Massen von Wasser müssen sich zu Zeiten durch dieses Thal stürzen, wo bei unserer Ankunft kaum ein schmales, trockenes Flußbett zu finden war, in welchem Wasser, und zwar bittersalzhaltiges, nur an Stellen stand, wo Sandsteinfelsen das Durchsickern unmöglich gemacht hatten. Wir befanden uns in der Schlucht oder dem Thale, welches von den Mexikanern Rio Secco (der trockene Fluß) genannt worden ist, und zwar an einer Stelle, die mit Recht den Namen eines versteinerten Urwaldes verdient.

(Anmerkung 20) Man findet vielfach im vierten Absatz, in den Schichten des Buntsandsteins der deutschen Geologen, zahlreiche Stücke versteinerten Holzes und sogar häufig ganze Bäume; so bin ich auf der Westseite der Sierra Madre zwischen Zuñi und dem Colorado Chiquito auf einen wirklichen versteinerten Wald (véritable forèt silicificée) gestoßen, mit Bäumen von einer Länge von 30 bis 40 Fuß, die in Stümpfen von 6 bis 10 Fuß Länge zerbrochen waren und einen Durchmesser von 3 bis 4 Fuß hatten. Das Zellengewebe war fast gänzlich verschwunden und das Holz durch einen sehr dichten Kiesel von den prächtigsten Farben ersetzt worden, welcher die schönsten Stücke zu Juwelier-Arbeiten bietet. Die Indianer dieser Regionen bedienen sich dieser Steine als Schmuck, so wie sie auch Pfeilspitzen aus denselben verfertigen. Diese Bäume, von denen einige aufrecht stehend im Sande eingeschlossen sind, gehören fast alle zur Familie der Koniferen, einige zu den baumartigen Farrenkräutern und den Talamodenbrons,

( Marcou: Résumé expicat. etc., S. 59.)

Als wir nämlich weiter vordrangen, glaubten wir wirkliche angeschwemmte Holzmassen oder auch Waldland vor uns zu haben, auf welchem zum Zwecke der Urbarmachung die Bäume gefällt worden waren. Bäume von jeder Größe lagen unregelmäßig umher und dazwischen sahen wir aufrechtstehende Baumstümpfe, wie stehengebliebene Wurzelenden. Einzelne Bäume hatten mehr als sechzig Fuß Länge bei einer entsprechenden Stärke und waren anscheinend in regelmäßige Blöcke zerschnitten, während nicht weit davon Späne und zerbrochene Zweige aufgehäuft lagen. Bei näherer Betrachtung erkannten wir bald die fossilen Bäume, die allmälig von reißenden Wassern blosgewaschen, durch ihre eigene Schwere zerbrochen, und durch diese Quersprünge wunderbar in Glieder von nur 1–3 Fuß Länge zertheilt waren. Wir nahmen das Maß von einigen der größten Stämme und fanden, daß der stärkste über 5 Fuß im Durchmesser hatte. Manche Bäume waren hohl, manche wie halb verbrannt und größtentheils von dunkler Farbe, jedoch so, daß sich Rinde, Brandstellen und Risse im Holz, so wie die Ringe genau auszeichneten. In einigen Blöcken zeigten sich die schönsten Mischungen von Achat und rothen Jaspisfarben, andere waren wieder dem Einflusse des Wetters und der Atmosphäre erlegen und in kleine bunte Stückchen zerfallen, die so schön waren, daß sie geschliffen und gefaßt sich zu Schmucksachen eignen würden; wieder andere hatten die Farbe des Holzes noch nicht verloren und sahen verwitternden Balken von Tannenholz so ähnlich, daß man sich förmlich veranlaßt fühlte, durch Berührung von der wirklichen Versteinerung sich zu überzeugen. Stieß man an diese letzteren, so zerfielen sie in lauter kleine Brettchen, die durchaus verwitterten Spänen ähnlich sahen.

Von allen diesen verschiedenen Sorten fossiler Baumstämme sammelten wir uns kleine Exemplare und bedauerten nur, daß unsere Transportmittel so gering waren und wir uns mit Fragmenten begnügen mußten, die wohl die Verschiedenheit der Versteinerungen zeigten, aber kaum die Dimensionen der Blöcke berechnen ließen. Nach meiner Ankunft in New-York, in den letzten Tagen des April 1854, schickte ich sogleich in einem Berichte eine genaue Beschreibung des verkieselten Urwaldes an die geographische Gesellschaft zu Berlin.

(Anmerkung 21) Ueber die von Möllhausen mitgebrachten Fragmente des Holzes aus dem versteinerten Walde, von dem Herrn Geh. Medicinalrath Göppert, Directer des botanischen Gartens zu Breslau.

Zu den großartigen Lagern versteinerter Stämme, welche bis jetzt insbesondere in jüngeren Formationen entdeckt worden sind, wie nach Burkhard, Ehrenberg, Russegger u.A. in verschiedenen Gegenden der Libyschen und Aegyptischen Wüste, zu Pondickiery nach Schmid, auf Java nach Junghuhn (die ich in der fossilen Flora Lava's beschrieb), kommt nun auch der merkwürdige, von Herr Möllhausen in Neu-Mexiko entdeckte versteinerte Wald, aus welchem ich durch die gütige Vermittelung von Alexander von Humboldt Gelegenheit hatte, einige Exemplare zu untersuchen, Herr Möllhausen beobachtete zunächst, daß viele der dort befindlichen zerbrochenen Stämme fast durchweg in Bruchstücke und Glieder mit horizontalen Flächen zerfallen waren, welches höchst eigenthümliche Verhalten des versteinerten Holzes auch von mir besonders in dem aus der Steinkohlenformation wahrgenommen worden ist, ohne daß ich im Stande wäre, über dieses Phänomen eine einigermaßen genügende Erklärung zu geben. In größtem Maßstabe sah ich dies in der von mir erst vor einigen Wochen beobachteten, großartigsten Niederlage versteinerter Stämme zu Radowenz in Böhmen und früher schon bei Untersuchungen fossiler Hölzer. Verhältnismäßig schwache, auf der Mitte versteinerter Stämme angebrachte Hammerschläge reichten hin, um große Exemplare in Stücke mit horizontalen Flächen zu zertheilen. Während in der Regel die versteinerten Hölzer der oben genannten Fundorte, so weit sie gegenwärtig untersucht sind, fast durchweg aus Dilotyledonen bestehen (und nur ausnahmsweise Coniferen enthalten), gehören die sechs verschiedenen, von Herrn Möllhausen mir mitgetheilten Specimina sämmtlich zu den Coniferen und zwar zu den Abietineen, welche, hierin ähnlich denen der Steinkohlenformation, zum Theil auch gar keine concentrischen Holzkreise oder nur höchst undeutliche unterscheiden lassen. Ein Exemplar derselben ward bereits von mir genauer untersucht und als zu der Araucarien-Form gehörend bestimmt, so wie auch mit Rücksicht auf die bereits beschriebenen Arten nachstehend diagnosticirt und zu Ehren des EntdeckersAuracarites Möllhausianus genannt. Das Versteinerungsmaterial ist durchweg Kieselmasse, theils hornsteinartig, theils Chalcedon, selbst Jaspis mehr oder minder durch Eisenoxyd roth gefärbt, oft auffallend ähnlich den schönen Hölzern, welche der Permischen (Kupferschiefe-) Formation Sachsens zur Zierde gereichen. Die Originale liegen im Mineralien-Cabinet der Universität Berlin.

H. R. Göppert.

Vergeblich suchten wir nach Abdrücken von Pflanzen und Blättern; das Einzige, was wir noch außer den Stämmen und Blöcken fanden, waren die Ueberreste von baumartigen Farrenkräutern, die wir anfangs für abgebrochene Hirschgeweihe hielten. Wir versuchten in südlicher Richtung im Bette des Rio Secco fortzuschreiten, doch mußten wir sehr bald von diesem Vorhaben abstehen, denn zu wild thürmten sich Erd- und Steinmassen immer auf's Neue vor uns auf, oder neue Spalten öffneten sich auf dem von uns eingeschlagenen Wege. Mit Mühe gelangten wir endlich aus dem wilden Thale auf's hohe Ufer und folgten den Spuren unserer Wagen, welche uns nach einem scharfen Ritte von 14 Meilen in's Lager führten. Unsere Zelte waren an einer Stelle aufgeschlagen, wo sich die Möglichkeit eines Hinüberkommens nach der anderen Seite des Rio Secco zeigte, welche Arbeit wir am folgenden Morgen mit frischen Kräften vorzunehmen gedachten.

Wie gewöhnlich war der Abend kalt und doppelt unangenehm, weil es uns an Brennholz fehlte; nicht weit von uns lagen ungeheure Holzmassen,Ich wage kein Urtheil darüber auszusprechen, ob diese Holzmassen etwa in einem, durch Erdrevolutionen aufgedeckten Braunkohlenflötz bestehen, wie es in Europa dem Tertiär-Gebirge zugehört. doch waren diese der Art, daß man ihnen nur mittels des Stahles Funken entlocken konnte.

Tief hinab ging es in der Frühe des 3. Decembers in das trockene Bett des Flusses; es war eine schwierige Aufgabe, doch gelangten wir glücklich hinunter und zogen in demselben eine Strecke weiter. Ueberall in den Nebenschluchten stießen wir auf große Anhäufungen von Versteinerungen, die in so prächtigen Farben spielten, daß wir uns nicht versagen konnten, immer wieder abzusteigen, um bald von einem karminrothen, bald von einem goldgelben oder einem in mehreren Farben prangenden Blocke ein Stückchen abzuschlagen. Als wir an einer passenden Stelle das Bette des Rio Secco verlassen hatten, zogen wir 6 Meilen in südlicher Richtung und befanden uns dann am Rio Puerco of the west, der aus Nordost kommend in den Colorado Chiquito mündet. In einiger Entfernung von dem Rio Puerco, wie es die Beschaffenheit des Bodens gerade erlaubte, folgten wir dem Lauf des Flusses eine kurze Strecke und erreichten dann endlich den Colorado Chiquito, dessen Lauf uns längere Zeit die Richtung unserer Reise angeben sollte. Wiederum stießen wir auf Ueberreste von Ruinen, die indessen kaum noch zu erkennen waren, jedoch deutlich bewiesen, wie dicht bevölkert einstmals diese Gegend gewesen sein muß. Der Colorado Chiquito ist nur ein kleiner Fluß, doch führt er viel Wasser mit bedeutender Schnelligkeit dem Rio Colorado des Westens zu. Er entspringt am nördlichen Abhange der Sierra Mogoyon, und anfänglich gegen Nordost fließend, nimmt er die kleinen Flüßchen Dry Fork und Burnt Fork auf. Da wo er mit diesen zusammentrifft, wendet er plötzlich seinen Lauf gegen Nordwesten, vereinigt sich mit dem Zuñi River und dem Puerco of the west (unter 34° 53' nördlicher Breite und 110° 00' Länge westlich von Greenwich) und behält dann diese Richtung bei, bis er den großen Colorado erreicht.

Seit langer Zeit hatten wir nun zum ersten Male wieder Cottonwoodbäume vor uns, die weithin den Lauf des Flusses bezeichneten, indem sie theils die Ufer bedeckten, mitunter aber auch im Thale kleine lichte Waldungen bildeten. Das Thal des Colorado Chiquito schwankte, wie wir in demselben fortzogen, fast fortwährend in seiner Breite, je nachdem die steinigen unfruchtbaren Hügel, welche dasselbe einfaßten, einander näher rückten oder weiter zurückblieben. Fruchtbarer, kulturfähiger Boden zog sich zu beiden Seiten des Flusses hin, und immer neue Ruinen, auf welche wir stießen, ließen uns vermuthen, daß die wandernden Völkerstämme im grauen Alterthume ausgedehnte Ansiedelungen in diesem Thale besessen hatten, wo Alles, was zur Existenz des Menschen nöthig ist, geboten wurde, nämlich schönes, trinkbares Wasser und guter, tragbarer Boden, der, wie es sich aus sicheren Anzeichen ergab, mehrmals im Jahre von den Fluthen des Colorado Chiquito überschwemmt wird. Wenn man das Thal verließ, war die Aussicht trostlos und nur sehr wenig versprechend; denn so weit das Auge reichte, sah man dieselbe dürre, steinige, unebene Wüste, auf der nicht das Geringste fortzukommen vermochte; der Boden war sandig, und dicht bestreut mit bunten Kieseln, Achat, Jaspis, Chalcedon und unzähligen Stückchen versteinerten Holzes, die nur als solches zu erkennen waren, wenn man die noch nicht glatt gerollten und geschliffenen Bäume im Rio Secco beobachtet hatte. Die Felsen, die hin und wieder aus dem Boden hervorragten, waren größtentheils grauer Sandstein, dagegen wurde gegen Westen das Einförmige der Aussicht durch die beschneiten Gipfel der San Francisco Mountains und einzelne konische vulkanische Hügel unterbrochen.

Es war im Anfange des Decembers, als wir zum ersten Male am Rio Colorado Chiquito unser Lager aufschlugen. Leider wurde unseren Thieren hier nur eine sehr kärgliche Nahrung geboten; denn das lange Gras im Thale war gelb und verwittert, und an den Abhängen der Hügel, wo sich Büschel des kurzen, nahrhaften Grammagrases fanden, waren diese wieder so zerstreut, daß ein Maulthier unmöglich seinen Hunger daselbst stillen konnte. Wir erlebten indessen später noch Tage und Zeiten, in denen wir uns glücklich geschätzt hätten, auch nur solche Weiden zu finden.

Am 5. December gegen Abend trafen die beiden zu den Moquis entsendeten Indianer wieder bei uns ein, doch brachten sie statt der gehofften Führer nur betrübende Nachrichten von dort mit. Die Blattern waren nämlich auf grauenerregende Weise unter diesem Stamme ausgebrochen, so daß, wie José Maria, der Zuñi-Indianer, uns versicherte, ganze Wohnungen ausgestorben seien, die Ueberlebenden die Todten nicht mehr zu beerdigen vermöchten und Wölfe und CoyotasCoyote wird in Neu-Mexiko der kleine Prairie-Wolf (canis latrans) genannt; abgeleitet von Coijotl, Azteken-Bezeichnung für Wolf. sich von dem Fleische der Gestorbenen nährten. Mochte nun auch bedeutende indianische Uebertreibung mit im Spiele sein, so konnte doch Keiner, der solches vernahm, sich der traurigsten Gefühle erwehren. Das Geschick scheint die Urbewohner des amerikanischen Continents in jeder Weise zu verfolgen und mit Recht kann Alles, was sie zu erdulden gehabt haben und noch erdulden müssen, der weißen Bevölkerung zur Last gelegt werden; und wie wenig geschieht wohl, um altes Unrecht an der armen betrogenen Raçe wieder gut zu machen? Das Urtheil aller Reisenden, die in Berührung mit den Pueblo-Indianern gekommen sind, lautet gewiß dahin, daß gerade diese Menschen am meisten die Hülfe der Missionäre verdienten, weil sie von selbst schon so sehr zur Civilisation hinneigen. Sie sind häuslich, fleißig und friedlich; doch entfernt von dem Heerde der Civilisation beschränken sie sich nur darauf, für ihren Unterhalt und einige wenige Bequemlichkeiten zu sorgen. Wohin aber könnten diese halbcivilisirten Stämme durch Hülfe der civilisirten Raçe gebracht worden? Geschickte Handwerker könnten aus ihnen gemacht und gewissenhafte Lehrer der Jugend gebildet werden; und welche Wohlthat würde es sein, wenn ihnen das Verfahren der Impfung gezeigt und gelehrt würde! Wie würden diese Menschen, wenn sie erst einen gewissen Grad von Bildung erreicht hätten, sich schon selbst forthelfen und von Stufe zu Stufe emporsteigend allmälig in den Rang der civilisirtesten Völker treten! Doch leider genügt es den meisten Missionairen eine Kirche gebaut zu haben, um in ihren Berichten ganze Stämme als wahre Christen aufzuführen. So wie große, mächtige Nationen verschwunden und fast verschollen sind, so werden auch die letzten Nachkommen von einstmals berühmten Geschlechtern und Kriegern ihrem Ende entgegengehen, und mit dem Ausdrucke der Zufriedenheit werden die frommen Väter dann sagen: sie sind als Christen gestorben.

Es war dies die letzte Nacht, welche die Zuñi-Indianer bei uns zubrachten; reich beschenkt verließen sie uns am folgenden Morgen und zogen heimwärts, während wir auf der Straße nach den San Francisco Mountains, einem vulkanischen Gebirge mit ausgebrannten Kratern, weiter zogen. Abwechselnd reisten wir bald im Thale selbst, bald über die kleinen Hügel, je nachdem das Thal eine Krümmung bildete und wir ein Stückchen Weges zu sparen im Stande waren. Die Jagd wurde wieder besser durch die schwarzschwänzigen Hirsche (Cervus Richardsonii Aud. et Bachmann) die sich in der Nähe des Wassers aufhielten, auch Porcupines (nordamerikanische Stachelschweine, Cercolabes novae) sahen wir hin und wieder träge auf den Bäumen umherklettern.

(Anmerkung 22) Zwischen dem Rio Grande und dem Rio Pecos ist der Sandstein, der die weiße Kreide vertritt, mit Strömen von Basalt bedeckt; ich habe mich nicht überzeugen können, ob diese Ströme vom Cerrito oder vom Mount Taylor herrührten, einem ausgebrannten Vulkan von größerer Bedeutung als der erstere, der westlicher von der Straße von Albuquerque nach Fort Defiance liegt. Die Straße von Albuquerque nach Zuñi durchschneidet mehrere Lavabäche und anderen folgt sie, deren Anblick dem gleicht, welcher mit Schlacken und Bimsstein bedeckt, der Aetna und Teneriffa darbieten; in den Thälern, durch welche sie sich schlängeln, liegen sie in einer Ausdehnung von 20 bis 25 Lieues, und sind von den Mexikanern mit dem Namen mal pais bezeichnet worden. Der westlichste Lavastrom endigt eine Viertelmeile vor Pueblo de Zuñi. (Marcou a. a. O.)

Einestheils um keinen zu großen Vorsprung vor der uns folgenden Escorte zu gewinnen, dann aber auch, um unsere Reit- und Lastthiere nicht zu sehr anzustrengen, ehe wir die vor uns liegenden winterlichen Regionen im Rücken hatten, zogen wir in nicht allzu großen Märschen auf der Nordseite des Colorado Chiquito weiter. Seit dem Uebergange über die Wasserscheide der Sierra Madre, die sich 7750 Fuß über die Meeresfläche erhebt, waren wir bis zu der Stelle, wo wir den Colorado Chiquito berührten, bedeutend bergab gegangen und befanden uns daselbst in einer Höhe von 5525 Fuß. Die Länge der Strecke zwischen diesen beiden Punkten betrug l37 englische Meilen, so daß auf jede Meile Entfernung l8 Fuß Senkung kamen. Von der letztgenannten Stelle aber an diesem Flusse hinunter verringerte sich die Senkung bis zu 6 Fuß auf die Meile.

So waren wir denn bis nahe an die Mündung von Chevelon's Fork gelangt, eines Flüßchens, welches, ebenfalls an den Mogoyon Mountains entspringend, in fast nördlicher Richtung dem Colorado Chiquito zueilt. Den Namen verdankt dieser Fluß dem unglücklichen Schicksal eines Trappers, der, von Hunger getrieben, auf dessen Ufern giftige Wurzeln ausgrub, verzehrte und nach wenigen Stunden starb.

Etwas westlich von dieser Mündung war es, wo wir am 6. December unser Lager bezogen hatten. Die vulkanischen Gebirgsmassen der San Francisco Mountains lagen gerade westlich vor uns; eine lange Gebirgskette erstreckte sich von dort aus, so weit das Auge reichte, gegen Süden, selbst südlich von uns war der Horizont von niedrigen Bergrücken und Waldungen begrenzt. Gegen Norden liefen die San Francisco Mountains in wildes, rauhes Gebirgsland aus, so daß wir nordwestlich von uns wieder anscheinend ebenes Land erblickten, aus welchem hin und wieder konische Hügel emporragten. Nördlich von uns lag ausgedehnt die flache, unabsehbare Wüste. Wir befanden uns in einer solchen Stellung zu den San Francisco-Bergen, daß wir ziemlich gleich weit von der nördlichen, wie von der südlichen Basis der Hauptgipfel waren; umgangen mußte das Gebirge werden, nur kam es darauf an ausfindig zu machen, welcher Weg unserem ganzen Unternehmen am meisten entsprechen und die meisten Vortheile, oder vielmehr die wenigsten Hindernisse bei dem etwaigen Bau einer Eisenbahn bieten würde.

Der Colorado Chiquito fließt allerdings nördlich an dem Gebirge vorbei, und so weit wir diesen Fluß gesehen hatten und noch mit den Augen verfolgen konnten, wäre das Thal ganz geeignet für unseren Zweck gewesen; doch belehrte uns Leroux eines Besseren. Er hatte nämlich im Jahre 1853 eine Expedition unter dem Commando des Capitains Sitgreaves als Führer nach dem großen Colorado, an diesem Flusse hinunter bis an den Gila und dann nach Californien mitgemacht. Da nun eben diese Expedition jeden Vortheil aus der Lage des Colorado Chiquito-Thales hatte ziehen wollen und demselben bis nördlich an den Gebirgen vorbei gefolgt war, so hatte Leroux hinlänglich Kenntnis davon und wußte uns zu überzeugen, daß es für uns mit unseren Wagen unmöglich sein würde, Capitain Sitgreaves' Straße zu folgen, indem der Fluß weiter westlich durch so enge tiefe Schluchten stürze und solche Cascaden bilde, daß selbst leere Maulthiere an den gefährlichsten Stellen kaum vorbeizubringen wären. Es blieb uns also die Aufgabe, südlich von den Hauptgebirgen einen Paß zu suchen. Eine Recognoscirungsabtheilung sollte deshalb, um das Terrain zu untersuchen, vorausgeschickt werden, die Expedition aber nach einem Aufenthalt von zwei Tagen langsam am Fluß hinunterziehen, und da, wo die Felsen die Weiterreise versperrten, die aus dem Gebirge zurückkehrende Abtheilung erwarten. Ehe dieses Vorhaben indessen in Ausführung gebracht wurde, hielten wir noch einige Ruhetage, welche wir dazu benutzten, Hirsche zu jagen und den Wölfen Fallen zu stellen, da außer diesen, einigen vereinzelten Bibern (Castor americanus, Fr. Cuv.), die ihren Bau in den Uferbänken des Flusses angelegt hatten, und Stachelschweinen kein Wild im Thale selbst war, während große und kleine Hasen und andere kleine Nagethiere auf den benachbarten Höhen zahlreich ihr Wesen trieben.

In der zweiten Nacht ereignete sich ein Unfall, der zwar wieder gut gemacht wurde, aber eben so leicht von den nachtheiligsten Folgen für unsere ganze Expedition hätte sein können. Wir lagen nämlich im ersten Schlafe, als wir durch wildes Durcheinanderrufen der Hüter und donnerndes Gestampfe fliehender Maulthiere geweckt wurden. Im Augenblick erschien unser ganzes Personal wohlbewaffnet auf dem Platze, vorsichtig den Schein der Feuer vermeidend, indem Jeder der Meinung war, daß wir von Navahoe-Indianern angegriffen und unserer ganzen Maulthierheerde beraubt worden wären. Als wir uns in Gruppen sammelten, um nicht vereinzelt kämpfen zu müssen, sprang Einer unserer Mexikaner, der lange ein Gefangener der Navahoe's gewesen war und deshalb die grimmigste Feindschaft gegen diesen Stamm hegte, zu uns heran, spannte die Sehne auf seinem Bogen, riß ein Dutzend Pfeile mit dem Ruf: »Navahoes«, aus dem Köcher und stürzte nach der Richtung in die Nacht hinaus, wo das immer schwächer werdende Getrappel unserer Heerde deren Entfliehen verkündete. Alle im Lager waren schlagfertig, doch kein Feind zeigte sich, nur aus der Ferne schallte der Ruf unserer Maulthiertreiber zu uns herüber, die der fliehenden Heerde folgten. Einige der nächtlichen Wachtposten kamen endlich zu uns und lösten das Räthsel. Die Wölfe, deren Geheul wir sonst immer aus der Ferne vernommen, hätten sich in dieser Nacht der Heerde so sehr genähert, daß diese von panischem Schrecken ergriffen, in wilder Flucht davon gesprengt war. Die Schreckhaftigkeit der Maulthiere ist in der That so groß, daß sie, wenn sie einmal auf der Flucht sind, blindlings so lange, unbekümmert um Hindernisse, davon stürzen, bis sie durch Erschöpfung in ihrem wilden Laufe aufgehalten werden. So waren wir denn auf diese Weise plötzlich um unsere Thiere gekommen, mit Ausnahme einiger wenigen, die gepflöckt gewesen oder von den Lasso's der Mexikaner noch glücklich erreicht worden waren. Die Hüter und Wachen kehrten Einer nach dem Andern mit der Nachricht zurück, daß es ihnen in der dunklen Nacht gänzlich unmöglich sei, auch nur die Spuren der Flüchtlinge aufzufinden. Wir waren Alle nicht wenig bestürzt, denn wenn auch nicht die Navahoes die Stampede veranlaßt hatten, so konnten die Thiere auf ihrer Flucht doch die Aufmerksamkeit einiger dieser umherstreifenden Räuber erregen und waren dann unbedingt für uns verloren. Es gereichte uns gewissermaßen zur Beruhigung, daß sie den Rückweg eingeschlagen hatten, auf welchem sie möglicher Weise auf die uns nachfolgenden Soldaten stoßen konnten; doch drohte auch wieder die Gefahr, daß sie deren Heerde ebenfalls mit in ihrer Flucht fortreißen konnten.

Als am folgenden Morgen der Tag graute, waren unsere berittenen Mexikaner auf der Fährte, um die verlorenen Thiere wieder aufzusuchen. Einige derselben kehrten schon gegen Mittag mit dem größten Theil der Flüchtlinge zurück; die übrigen waren aber schon über unsere vorletzte Lagerstelle hinaus, also über 25 Meilen weit fort gewesen und konnten daher nur spät in der Nacht erst wieder bei uns eintreffen. Die Recognoscirungsabtheilung, an deren Spitze Lieutenant Whipple, Lieutenant Johns und Mr. Leroux standen, wurde zwei Tage durch die Stampede aufgehalten, während ursprünglich ihr Aufbruch auf den ersten Morgen nach dem Unfalle angesetzt worden war.

Oft waren wir auf einen vereinzelt stehenden kleinen Berg gestiegen, der sich etwa 1000 Schritte von unserem Lager befand und hatten von dort aus nach allen Richtungen umhergespäht, doch waren die Gebirge noch zu weit entfernt, als daß wir im Stande gewesen wären, Entdeckungen zu machen, die beim Aufsuchen eines Passes hätten von Nutzen sein können. Einzelne Rauchsäulen sahen wir jedoch hin und wieder den dunklen Tannen- und Cedernwaldungen entsteigen, der sicherste Beweis, daß Eingeborne dieselben belebten, und wir bei unserem Vorschreiten mit aller Vorsicht zu Werke gehen mußten.

Am zweiten Tage nach dem Unfalle entstand in den Nachmittagsstunden abermals eine Aufregung im Lager, doch dieses Mal aus erfreulicherer Veranlassung. Lieutenant Tittball war nämlich angelangt und mit ihm sein Commando, 25 wild und trotzig aussehende Gestalten, deren Physiognomien und ganzes Aeußere das Gepräge eines langen Lebens in den abgelegenen Territorien trug. Das Commando war mit Packthieren und außerdem mit so vielen Reitthieren versehen, daß die Hälfte der Mannschaft beritten gemacht werden konnte; die Reise von Fort Defiance hatte daher schnell zurückgelegt werden können, um so mehr als die Abtheilung keine Wagen und Zelte mit sich führte und dadurch zwar mancher Bequemlichkeit entbehrte, aber auch einer großen Last entledigt war. Herzlich wurden die Angekommenen von uns Allen begrüßt und keine halbe Stunde dauerte es nach ihrer Ankunft, bis sie sich um helllodernde Feuer gelagert hatten und durch ausgelassenen Gesang bewiesen, daß die Mühseligkeiten und Beschwerden eines Lebens in den Wildnissen ihrer Fröhlichkeit keinen Abbruch gethan hatten.

Am folgenden Morgen rüsteten sich die zur Recognoscirung bestimmten, um sich auf einige Tage von ihren Kameraden zu trennen und diese Zeit in Schnee und Eis zu verbringen; denn das weiße Kleid, in welches sich schon seit langer Zeit die Gipfel der San Francisco-Berge gehüllt hatten, war von Tag zu Tag tiefer hinabgesunken, und deutlich konnten wir erkennen, daß in den Waldungen am Fuße dieses Gebirges der Winter sich auch schon eingestellt hatte. Es waren außer Lieutenant Whipple, Lieutenant Johns und Leroux noch der Ingenieur Campbell, der Meteorolog White, 9 Soldaten und einige Packknechte, deren Thiere gesattelt umherstanden. Nach einem tüchtigen Mahle nahmen wir herzlichen Abschied von einander, dann überschritt die kleine Abtheilung den Fluß, ritt an der Südseite desselben gegen Westen und war bald hinter der hervorragenden Hügelreihe unseren Augen entschwunden.

Unser Train blieb nur noch diesen einen Tag aus der Nordseite des Colorado Chiquito, dann brachen wir ebenfalls auf, zogen durch den Fluß und im Thale desselben einige Meilen gegen Westen, wo wir in einer Wiese, die unseren Thieren etwas mehr Nahrung bot, die Zelte aufschlugen. Wir befanden uns beinahe der Stelle gegenüber, wo auf einer kleinen Anhöhe sich wiederum die deutlichsten Spuren einer früheren indianischen Ansiedelung zeigten. Schon von unserem letzten Lager aus hatten wir diese Ruinen besucht und uns genauere Kenntniß derselben verschafft. Etwas abgesondert von den das Thal einfassenden Hügeln erhebt sich im Thale selbst die runde Anhöhe mit den Trümmern, und zwar so, daß dieselbe zur Zeit der Ueberschwemmung des Flusses rund herum von Wasser umgeben sein muß. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, daß zur Zeit der Blüthe dieser Stadt ein Graben den Hügel umgab, der in Verbindung mit dem Flusse stand, und daß man daher nur durch Brücken in die Stadt gelangen konnte. Der Umfang des Hügels, mithin auch der der Stadt, war nur klein, vielleicht einige hundert Schritte; zieht man aber in Betracht, daß Gebäude die Anhöhe von ihrer Basis an bedeckten und die Wohnungen wie in den jetzt bewohnten Pueblos terrassenförmig übereinander lagen, so läßt sich vermuthen, daß die Einwohnerzahl keine so ganz geringe war. Es schien uns, als wenn nicht ausschließlich mit Adobes, sondern auch mit Feldsteinen gebaut worden wäre, denn außer den Fundamenten lagen noch ganze Haufen roh behauener Steine umher, die zu Mauerwerk verwendet gewesen waren, welches im Laufe der Zeit in sich zusammenstürzte. Auch Spuren von Gewölben glaubten wir noch zu erkennen. Die gewöhnliche Masse von bemalten Topfscherben fehlte nicht, ja wir waren auch so glücklich einige steinerne Pfeilspitzen in dem Schutte zu finden. Mehrere Tagereisen weiter westlich, nahe demselben Flusse, aber noch hinter seinen Fällen, an einer Stelle also, die wir nicht mehr berührten, entdeckte Capitain Sitgreaves andere besser erhaltene Ruinen, und wohl ist es denkbar, daß bis zum Colorado sich noch häufiger die Spuren eines halbcivilisirten Menschenstammes wiederholen. Die von Capitain Sitgreaves in seinem Report beschriebenen Ruinen liegen etwas entfernt vom Flusse auf einem mit Lava bedeckten Plateau und zwar auf den vorragenden Felsspitzen. Es sind Trümmer von Häusern von bedeutendem Umfange, die in manchen Fällen noch drei Stockwerke zeigen. Augenscheinlich sind dies Ueberreste von großen Ansiedelungen, die in Zwischenräumen von 8 bis 10 Meilen im Thale des Colorado Chiquito zerstreut gelegen haben, und deren Bewohner diesen Landstrich einstmals gewiß zu einem reich bevölkerten machten. Daß in der Nähe der entfernter vom Flusse liegenden Ruinen jetzt kein Wasser gefunden wird, und die natürlichen Reservoirs und Quellen von vulkanischem Staub verstopft und angefüllt wurden, giebt Capitain Sitgreaves als den möglichen Grund für das Verlassen der Ansiedelungen an. Es ist indessen kaum denkbar, daß in der Nähe eines Flusses, der nie trocken wird, Wassermangel eintreten könnte oder ein betriebsames Volk seine Quellen und Wasserbehälter versanden lassen würde. Viel näher liegt der Gedanke, daß eine allgemeine Auswanderung die Verödung der zahlreichen Städte herbeigeführt habe. Und wie natürlich muß man es finden, daß ein Volk seine Wohnsitze in Thälern, deren Grenzen ihm zu enge wurden, verließ, nachdem ihm vielleicht Kunde geworden, daß weiter südlich am Gila und in Chihuahua umfangreichere Thäler und besserer Boden seiner harrten, wo es dann die Casas Grandes gründete, aber nur, um auch diese wieder zu verlassen, nachdem es sich Kenntniß von noch weiter südlich gelegenen paradiesischen Ländern verschafft hatte.

Der Casas Grandes am Rio Gila, Rio Salinas und in Chihuahua ist von jedem Reisenden gedacht worden, der die eben genannten Regionen durchstreifte, sei es nun von spanischen Missionairen im siebzehnten Jahrhundert, oder von den durch das Gouvernement der Vereinigten Staaten in neuester Zeit dorthin entsendeten Offizieren. Die mancherlei Nachrichten, welche auf diese Weise gesammelt wurden, bieten noch immer den Forschern der alten mexikanischen Geschichte reichen Stoff zu ihren Studien. Es ist in's Auge fallend, wie, je weiter gegen Süden, die Ruinen der entschwundenen Völkerstämme eine größere Ausbildung und Erfahrung der Erbauer verrathen, zugleich aber auch darauf hindeuten, daß dort auch die alten Ansiedelungen und Städte länger und reicher bevölkert gewesen sein müssen. Eine große Ähnlichkeit zwischen den Ruinen auf der von unserer Expedition durchforschten Route und den mehr südlichen Casas Grandes kann nicht geleugnet werden, nur sind erstere leichter gebaut gewesen und befinden sich jetzt in einem Zustande größeren Verfalls, während unter letzteren noch einzelne hoch emporragen, die mit einem geringen Kosten- und Zeitaufwande wieder herzustellen wären. Eine schöne Beschreibung der Casas Grandes hat uns Bartlett in seinem » Personal Narrative« gegeben und in demselben zugleich auf die Nachrichten älterer und neuerer Reisenden hingedeutet. Zuerst erwähnt er der Casas Grandes am Rio Salinas, dessen breites Thal noch deutliche Spuren einer früheren Kultur zeigt, obgleich es jetzt mit Mezquit-Büschen dicht bewachsen ist. Alte Canäle, oftmals von bedeutender Länge, zur Bewässerung der anstoßenden Ländereien, so wie auch Gräben ( acequias) sind daselbst noch zu erkennen, wenn sie auch größtentheils wieder zugeschwemmt und dicht bewachsen sind. Die Ruinen selbst, die sich aus der Ferne wie rauhe Hügel ausnehmen, befinden sich auf einer Art Hochebene oder Plateau. Sie bestehen aus Ueberresten eines alten Adobe-Gebäudes, welches über 200 Fuß lang und an 80 Fuß breit gewesen ist; die vier Seiten desselben sind nach den vier Himmelsgegenden gerichtet. Theile von erhaltenen Mauern sind nur noch an einzelnen Stellen sichtbar, nämlich auf dem höchsten Punkte an der Südseite, wo nach den Trümmern zu urtheilen, vier Stockwerke über einander gestanden haben, und dann am Nordende der westlichen Seite. Diese Ueberreste von Mauern reichen indessen kaum noch über das wild wuchernde Gesträuch empor. Ein runder Trümmerhaufen, der alles Andere überragt, scheint eine Art von Thurm gewesen zu sein. Die Adobe-Massen sind noch so hart, daß nur mit Mühe Stücke von denselben abgebrochen werden können. An der westlichen Seite sind die Ueberreste einer langen Mauer sichtbar, die sich über das Gebäude hinaus erstreckt haben muß und vielleicht als Einfriedigung gedient hat. Gegen Nordosten, in der Entfernung von 300 bis 400 Fuß vom Hauptgebäude befinden sich die Trümmer einer kreisförmigen Einfriedigung; dieselbe ist indessen zu klein, als daß man sie wirklich für einen alten Hof halten könnte und für einen Brunnen wiederum zu groß; auch ist an einen solchen schon deshalb nicht zu denken, weil in geringer Entfernung ein Canal vorbeigeführt hat. Von der höchsten Spitze dieser Ruinen, welche sich wohl 25 Fuß über die Fläche des Plateaus erheben, sind nach allen Richtungen ähnliche Trümmerhaufen sichtbar, besonders gegen Osten in der Entfernung von einer Meile, wo sich eine ganze Reihe derselben in der Richtung von Norden nach Süden erstreckt. Die ganze Ebene ist mit bemalten Scherben besäet, von denen einige so erhalten sind, daß sich das Gefäß, von welchem sie herstammen, noch ziemlich genau in einer Zeichnung wiedergeben läßt. Auch grüne Steine findet man häufig auf der Oberfläche der Erde, wo sie vom Regen freigewaschen und dann jedesmal von den dort lebenden Eingebornen auf's Sorgfältigste gesucht werden. Alle früheren Reisenden, welche diese Regionen durchzogen, von dem Missionair Coronado an, der 1540 den Gila überschritt, bis auf die Forscher jetziger Zeit, haben von diesen Steinen gesprochen. (Hier erwähnt Mr. BartlettPersonal Narrative Vol. II., p. 271. der Ruinen am Colorado Chiquito, die ich oben beschrieben habe, von denen ihm Leroux, der damals sein Führer war, erzählt hatte.)

Die Casas Grandes am Gila beschreibt Bartlett auf folgende Weise:

»Nachdem wir den Pfad in östlicher Richtung ungefähr 8 Meilen über das Plateau, welches mit kleinen Mezquit-Bäumen bedeckt war, verfolgt hatten, wendeten wir uns gegen Südost. Nach Zurücklegung einer Meile erblickten wir das Gebäude, welches sich über einen Wald von Mezquit erhob und welchem wir unseren Besuch zugedacht hatten. Auf der Strecke von 2 oder 3 Meilen, ehe wir dasselbe erreichten, bemerkte ich sowohl eine Menge von Scherben auf unserem Wege, als auch alte Acequias oder Bewässerungscanäle in den Niederungen. Diese Niederungen sind eine Fortsetzung der von den Pimo-Indianern bewohnten, doch ist das Thal hier schmaler und nahe den Ruinen nur eine Meile breit. Dasselbe ist ebenfalls mit Mezquit-Bäumen von 12 bis 20 Fuß Höhe dicht bedeckt; zwischen den auf dem Plateau stehenden Bäumen streckt die hohe und anmuthige PetahayaDie Beschreibung der Petahaya ( Cereus giganteus) oder Riesencactus folgt später. ihre stachligen Arme wie eben so viele einsame Säulen oder gigantische Kandelaber empor, und die hellfarbigen Mauern des alten Gebäudes bilden einen eigenthümlichen Contrast zu dem dunkelgrünen Laube der Bäume, welche es umgaben.

Die Casas Grandes oder großen Häuser, auch Casas Montezuma genannt, bestehen aus Gebäuden, die alle auf einer Strecke von 150 Ellen zusammengedrängt liegen.

Das größte und mithin das Hauptgebäude ist am besten erhalten, denn die vier äußeren, so wie die meisten inneren Wände stehen noch. Ein bedeutendes Stück des oberen Theiles der Mauern ist allmälig losgebröckelt und nach Innen gefallen, wie aus der Masse von Trümmern und Schutt, welcher das erste Stockwerk des Gebäudes anfüllt, hervorgeht. Drei Stockwerke stehen noch jetzt, wie deutlich aus den Stumpfen der in den Mauern zurückgebliebenen Balken oder aus den durch deren Entfernung entstandenen Höhlungen entnommen werden kann; doch denke ich, daß, nach den inwendig liegenden Trümmern zu urtheilen, noch ein viertes Stockwerk vorhanden gewesen ist. Der Haupttheil oder der Thurm ragt ungefähr 8 bis l0 Fuß über die Außenwände hinaus, und mag wohl einige Fuß, etwa ein Stockwerk höher gewesen sein. Die Mauern sind an ihrer Basis 4 bis 5 Fuß dick; die genauen Dimensionen konnten nicht bestimmt werden, weil schon so viel fortgebröckelt war. Inwendig sind die Wände senkrecht, während die Außenseiten in einer gebogenen Linie gegen die Spitze zu ansteigen. Diese Mauern sowohl als die Scheidewände im Innern sind aus großen, viereckigen Lehmblöcken gebaut, die zu diesem Zwecke durch Einpressen des Materials in große Kasten von ungefähr 2 Fuß Höhe und 4 Fuß Länge bereitet wurden. Sobald der Lehm genügend erhärtet war, wurden die Kisten weiter geschoben, von Neuem angefüllt und so fort, bis das Gebäude fertig war. Dies ist eine schnelle Art zu bauen, doch scheinen die Mexikaner zu derselben nur bei der Errichtung von Einfriedigungen und Scheidewänden ihre Zuflucht genommen zu haben. Das Material ist die mit Kies gemischte Erde des Thales, welche sich zu einer sehr festen Masse verbindet und in der Sonne getrocknet sehr dauerhaft ist. Es scheint, als wenn die Außenwände rauh beworfen gewesen wären, dagegen sind die inneren Seiten, so wie die Flächen aller inneren Wände, glatt bearbeitet. Dies ist mit einer Mischung von Lehmerde bewerkstelligt worden, und die Wände sind noch jetzt so glatt gerieben und polirt, als wenn der Bau eben erst beendigt worden wäre. An der einen Wand sind mit rothen Linien rohe Figuren, aber keine Inschriften gemalt. Nach den verkohlten Stümpfen der Balken, welche im Gemäuer stecken, zu urtheilen, muß das Gebäude durch Feuer zerstört worden sein. Einige Schwellen über den Thüren sind aus mehreren Holzstämmen zusammengesetzt, die von der Rinde entblößt wurden, ohne daß die Spuren eines scharfen Instrumentes sichtbar wären. Die Balken, welche die Böden trugen, waren 4 bis 5 Zoll im Durchmesser, gleich weit von einander entfernt und tief in die Wände hineingelassen worden. Die meisten Gemächer stehen durch Thüren mit einander in Verbindung, außerdem befinden sich noch runde Oeffnungen in den oberen Theilen der Stuben, um Luft und Licht hinein zu lassen. Der Grundplan des Gebäudes zeigt, daß alle Gemächer lang und schmal, so wie ohne Fenster waren. Die inneren Räumlichkeiten scheinen Vorrathskammern gewesen zu sein, und es ist in der That wahrscheinlich, daß das Ganze eben zu diesem Zwecke erbaut worden ist. Es sind vier Eingänge vorhanden, nämlich in der Mitte von jeder Seite einer, die Thür an der westlichen Seite ist nur 2 Fuß breit und 7 oder 8 Fuß hoch, die anderen dagegen 3 Fuß breit, 5 Fuß hoch und verengen sich nach oben, eine Eigenthümlichkeit, die man bei allen alten Gebäuden in Central-Amerika und Yucatan findet. Außer diesen Thüren zeigen sich außerhalb nur noch an der westlichen Seite, Oeffnungen von runder Form. Ueber dem Thorweg, der mit dem dritten Stockwerke im Zusammenhange steht, an der westlichen Front, ist eine Oeffnung oder ein Fenster gewesen, welches nach meiner Meinung viereckig war. In einer Linie mit diesem sind zwei runde Oeffnungen. Die südliche Front ist an verschiedenen Stellen zerfallen und durch große Risse stark beschädigt, die von Jahr zu Jahr größer werden, so daß das Ganze bald zusammenstürzen muß. An der Basis und besonders an den Ecken sind die Mauern bis auf 12 – 15 Zoll fortgebröckelt, und die Mauern werden nur durch ihre große Stärke gehalten. Die Nässe verursacht die Auflösung hier schneller, als an anderen Stellen des Gebäudes, und in wenigen Jahren, wenn die Mauern vollständig unterminirt sind, muß das ganze Gebäude einstürzen und bildet dann einen runden Hügel, wie so viele formlose Erhöhungen, die auf den Ebenen sichtbar sind. Wenige Tage Arbeit zur Reparatur der Wände an der Basis verwendet, würden dieses interessante Denkmal so fest wie Fels machen und es in den Stand setzen, noch Jahrhunderten zu trotzen. Wie lange dieses Gebäude schon zerfallende Ruine gewesen, ist nicht bekannt, nur wissen wir, daß es, als es vor einem Jahrhundert von den Missionairen besucht wurde, schon fast in demselben Zustande war, wie jetzt. Sein äußerer Umfang ist 50 Fuß von Norden nach Süden und 40 Fuß von Osten nach Westen. Zu ebener Erde befinden sich 5 Gemächer, von welchen die beiden an der Nord- und Südseite durch die ganze Breite des Gebäudes reichen und eine Fläche von 32 Fuß Länge und l0 Fuß Breite einnehmen. Zwischen diesen befinden sich drei kleine Räumlichkeiten, von welchen die mittlere innerhalb des Thurmes liegt; alle sind oben offen; nirgendwo finden sich an den Wänden die Spuren einer Treppe, weshalb man geschlossen hat, daß die Mittel zum Hinaufsteigen außerhalb des Gebäudes angebracht waren. Südwestlich von dem Hauptgebäude liegt ein zweites, das ganz zerfallen ist, so daß von den Wänden kaum genug geblieben, um die ursprüngliche Form errathen zu lassen. Nordöstlich von dem Hauptgebäude liegt das dritte, kleiner als die übrigen, und so verwittert und zerfallen, daß die Originalform durchaus nicht bestimmt werden kann. Es ist nur von geringem Umfange und mag nichts anderes als ein Wartthurm gewesen sein. Nach allen Richtungen, so weit das Auge reicht, sind Trümmerhaufen von Gebäuden sichtbar; gegen Nordwesten, in der Entfernung von ungefähr 200 Ellen, befindet sich eine zirkelförmige gemauerte Einfriedigung von 80 bis 100 Ellen im Umfang, welche eine Oeffnung hat und wahrscheinlich eine Stauung für ViehEs können nur Bisons aus den Grassteppen gewesen sein, welche die damalige Bevölkerung sich zu verschaffen gewußt hatte. Auch soll der Bison in früheren Zeiten seine Wanderung bis auf die Westseite der Rocky Mountains ausgedehnt haben. Ueber die Heerden gezähmter Bisons eines indischen Volksstammes im Nordwesten von Mexiko cf. Alexander von Humboldt, Ansichten der Natur, Bd. I. S 72, und Cosmos Bd. II. S. 488. Auch der scharfsinnige Albert Gallatin glaubte an die Wahrscheinlichkeit dieser Zähmung. war. Mehrere Meilen im Umkreise ist die Ebene mit zerbrochenen Töpfen und Kornmahlsteinen (metats) bestreut. Die Scheiben sind roth, weiß, bleifarbig und schwarz; die Figuren auf denselben sind meistens geometrisch und mit Geschmack geformt, im Charakter den Verzierungen ähnlich, die auf den Scherben am Salinas und weiter nördlich gefunden werden.«

Vergleicht man die Abbildung der eben beschriebenen Töpferarbeit mit den Scherben, welche ich selbst von den Ruinen in den Felsengebirgen und am kleinen Colorado mitnahm, so stellt sich ebenfalls diese Aehnlichkeit heraus.

Ferner giebt Bartlett eine Beschreibung der Ruinen der Casas Grandes in Chihuahua,Personal Narrative Vol II. p. 352. wovon ich hier einen Auszug folgen lasse.

»Die Außenwände dieser Casus Grandes können nur noch durch die an den noch stehenden Mauerresten parallel hinlaufenden oder mit denselben rechte Winkel bildenden langen Reihen von Trümmerhaufen erkannt werden, während man hin und wieder eine Ecke der ursprünglichen Mauern oder Stellen, wo diese sich mit den Querwänden verbanden, zu unterscheiden vermag. Anfänglich glaubte ich, daß hier drei besondere Gebäude gestanden hätten, selbst dann noch, als ich meine Zeichnung aufnahm, weil sich daselbst drei große, anscheinend abgesonderte Trümmerhaufen befanden, von denen jeder Theile von aufrechtstehenden Wänden zeigte. Bei näherer Untersuchung fand ich jedoch, daß sie durch eine Reihe niedriger Baulichkeiten verbunden gewesen, welche, da sie nur ein Stockwerk hoch waren, einfache Höfe gewesen sein mögen. Vorausgesetzt nun, daß alle Hauptpunkte durch niedriges Mauerwerk oder Corridors verbunden waren, so muß sich das ganze Gebäude von Norden nach Süden zum mindesten 800 Fuß und von Osten nach Westen 250 Fuß weit erstreckt haben. An der Südseite können die Spuren einer regelmäßig fortlaufenden Mauer verfolgt werden, während die östliche und westliche Front durch die vorspringenden Wände durchaus unregelmäßig sind. Es scheint, daß mehrere Höfe von größerem oder kleinerem Umfange innerhalb der Einfassung waren. Der Hauptcharakter dieser ausgedehnten Reihe von Gebäuden ist derselbe, wie der der Casas Grandes in der Nähe der Pimo-Dörfer am Gila, und beide Theile sind unzweifelhaft Arbeit desselben Volkes; auch das Material ist dasselbe, wie das der Ruinen am Salinas. Wie das Gebäude am Gila, ist auch dieses aus großen Erdblöcken erbaut, die in derselben Weise übereinander gelegt sind; doch sind aus irgend einer Ursache, wahrscheinlich wegen der geringeren Festigkeit der Adobes, die Mauern im Zustande größeren Verfalls. Auf keine andere Weise kann dieser Umstand erklärt werden, es sei denn, daß man diesen Ruinen ein größeres Alter, als denen am Gila zuschreibt, was aber gegen die schon ausgesprochenen Meinungen sein würde. Auch kann die größere Verwitterung dieser Ruinen den häufigeren Regengüssen zugeschrieben werden.

Die Mauern des Gebäudes, wie es jetzt ist, sind sehr zerfallen, und in der That ist die Hälfte ihrer Dicke fortgewaschen; nur durch Nachgraben kann man sich von der ursprünglichen Stärke derselben überzeugen. In den Gila-Gebäuden ist die inwendige Oberfläche der Mauern so unversehrt, als wenn der Maurer erst gestern seine Kelle über dieselben hingestrichen hätte; auch die äußere ist nur wenig verwittert. In diesen Ruinen dagegen ist kein Theil der ursprünglichen Oberfläche mehr sichtbar. Ich suchte darnach, um mich zu überzeugen, ob das Innere oder das Aeußere bekleidet gewesen sei, doch konnte dies nur durch Graben bis aus das Fundament entschieden werden. Mehrere Theile der Mauer innerhalb der ganzen Anlagen, besonders eine in der Mitte zwischen dem südlichsten und dem nördlichen Gebäude haben genau solche Fronten, wie die am Gila. Die Thüren waren ähnlich angebracht und wurden nach oben enger, so wie dieselben zirkelförmigen Oeffnungen in den oberen Abtheilungen sichtbar sind. Von den Wänden war so viel abgewaschen, daß ich die Löcher, in welchen die Balken gelegen hatten, nicht mehr finden konnte, und ich bin daher nicht im Stande, wie am Gila die Zahl der Stockwerke oder die Art der Balkenlage zu bestimmen. Keine Spur von Balken oder Schwellen konnte mehr entdeckt werden. Viele Thorwege waren noch da, aber die Thürschwellen verschwunden, die Bekleidung fortgebröckelt oder zerfallen«Casas Grandes: Lieutenant Col. W. H. Emory, Notes of a military reconnaissance from Fort Leavenworth in Missouri to San Diego, in California pag. 81 – 83... Wir sahen links von uns einen großen Thurm, der das Werk von Menschenhänden zu sein schien. Es waren die Ueberreste eines dreistöckigen Lehmhauses, 60 Fuß im Quadrat mit Oeffnungen für Thüren und Fenster. Die Mauern waren 4 Fuß dick und von 2 Fuß hohen Lehmlagen gebildet. – Es kann kein Zweifel darüber obwalten, daß dieses Gebäude von der Raçe, die einst diese Territorien so dicht bevölkerte, erbaut Worten ist... Ich fragte einen Pimo-Indianer nach dem Ursprung der Ruinen, von welchen wir so viele gesehen hatten; er erzählte, daß Alles, was er wisse, sich auf eine Tradition seines Stammes beschränke, daß nämlich in uralten Zeiten eine Frau von unvergleichlicher Schönheit eine grüne Stelle im Gebirge nicht weit von den Casas Grandes bewohnt habe. Alle Männer bewunderten sie und bewarben sich um ihre Hand. Sie nahm die Beweise ihrer Verehrung (Korn, Felle etc.) an, aber gab weder Liebe noch andere Gunstbezeugungen zurück, Ihre Tugend und ihr Entschluß, unverheirathet zu bleiben, standen gleich fest. Nach einiger Zeit stellte sich eine Dürre ein, welche die ganze Welt mit Hunger bedrohte. In seiner Noth wendete sich das Volk an die Frau und sie gab ihnen Korn von ihrem Vorrath, der unerschöpflich schien; ihre Güte war grenzenlos. Als sie eines Tages im Freien lag und schlief, fiel auf ihren Magen ein Regentropfen. In Folge dessen gebar sie einen Sohn, und dieser wurde der Gründer der Raçe, welche alle diese Häuser baute ... Casa Montezuma: Emory pag. 87 u. 127. Journal of Capt. Johnston p. 581 ff. Bartlett's Beschreibung der Casas Grandes ist so genau, daß sich leicht ein Vergleich derselben mit den Ruinen am Colorado Chiquito aufstellen läßt. Leider sind letztere schon zu sehr zerfallen und zertrümmert, und bei den meisten nur noch theilweise die Fundamente und Grundmauern sichtbar. Doch auch bei diesen ist schon eine Ähnlichkeit mit den Casas Grandes gar nicht zu leugnen, nur müssen die Gebäude, von denen diese Trümmerhaufen herrühren, einen kleineren Umfang, als die am Gila und in Chihuahua gehabt haben. Auch die Dimensionen des Mauerwerks und der Gemächer sind nicht so groß gewesen. Abgesehen davon, daß aus dem eben genannten Grunde die Gebäude am Colorado Chiquito einem schnelleren Untergange unterworfen waren, scheint doch Alles darauf hinzudeuten, daß, wenn die nördlichen und südlichen Ruinen ihr Entstehen demselben Volke verdanken, was nach Allem, was man sieht, nicht bezweifelt werden kann, die nördlichen älter sein müssen, gesammelte Erfahrung aber, oder auch die Absicht, länger dauernde Wohnsitze zu gründen, die Ursache waren, daß am Gila, am Salinas und in Chihuahua festere, größere und bequemere Gebäude angelegt wurden.Report of Lieutenant J. W. Abert of his examination of New Mexico in the years 1846–1847, p. 491: Wir sind überrascht von der großen Ähnlichkeit zwischen den Casas Grandes und den Gebäuden von Acoma und Pueblo de Taos. Wir brauchen keine besseren Beweise für den gemeinamen Ursprung der Neu-Mexikaner (Pueblo-Indianer) und der Azteken, auch spricht Clavigero dafür in folgenden Worten: »Außer von Torquemada und Betancourt haben wir andere Beweise dafür (er spricht darüber, daß die Nationen von Anahuac von Norden kamen)! auf einer Reise, welche die Spanier im Jahre 1606 von Neu-Mexiko nach dem Tijon River, 600 Meilen von dieser Provinz gegen Nordwesten machten, fanden sie daselbst große Gebäude und trafen mit Indianern zusammen, welche der mexikanischen Sprache mächtig waren.
Das Wichtigste über die Casas Grandes ist zusammengetragen von Professor Buschmann in seiner reichhaltigen, schon früher citirten vortrefflichen Schrift: Ueber die aztekischen Ortsnamen 1853. S. 59–67.


 << zurück weiter >>