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Achtzehntes Kapitel.
Auf der Jagd nach dem Zaubermädchen.

Nachdem Charon, begleitet von Mollys herzlichsten Wünschen, in den Landweg eingebogen war, hatte das junge Mädchen sich ohne Zeitverlust an die gerade fällige Arbeit begeben. Ihre heimlichen Träumereien bekämpfend und dem Einfluß des tauigen Morgens unterworfen, war sie so glücklich wie die Vögel, die in reicher Zahl die Nachbarschaft der Hütte belebten.

So ging der Tag ihr in eifriger Arbeit dahin. An Menschen hatte sie gegen Abend nur einige Cherokesen gesehen, denen sie nach dem jenseitigen Ufer hinüberhalf. Sie kamen von dem Kreek, bei dem Adams sich in Kost befand. Von ihnen erfuhr sie zu ihrer Befriedigung, daß dieser in der Tat schon nachmittags seine Reise nach Fort Smith, wie es hieß, angetreten habe, sie also nicht Gefahr lief, dem ihr widerwärtigen Menschen in nächster Zeit zu begegnen. Vielleicht etwas früher als sonst begab sie sich zur Ruhe. Furcht kannte sie nicht, zumal Tommy sein Nachtlager auf dem kleinen Hausflur angewiesen erhalten hatte. –

Die Nacht schritt vor. Höher stieg der Mond, die Ränder einer niedrigen Wolkenschicht versilbernd, die im Süden langsam über die Baumwipfel hinausgeschlichen und dann anscheinend stehen geblieben war.

Es mochte eine halbe Stunde vor Mitternacht sein, als Adams an die Fährhütte heranschlich und mit Erstaunen entdeckte, daß die Tür weit offen stand.

»Das sieht aus, als wären die schlauen Hunde schon hier gewesen,« spann er seine Betrachtungen weiter. »Um so besser,« und mit vorsichtigen Bewegungen näherte er sich der Hütte.

Bevor er eintrat, lauschte er wieder. Nichts rührte sich im Inneren, und von dem Bären wußte er, daß er, wenn schlafend, mit leisem Grunzen an seinen Krallen saugte. Die Hütte war also leer. Trotzdem zog er die Pistolen aus dem Gurt, um im Falle eines Angriffs gerüstet zu sein, und noch behutsamer schlich er auf den schmalen, durch das Mondlicht dürftig erhellten Flurgang. Argwöhnisch um sich spähend, tastete er nach dem Fallriegel der Zimmertür. Auch diese war nur angelehnt, ihn überzeugend, daß die Komanches ihm zuvorgekommen waren und ihr Werk bereits beendigt hatten.

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Wie in dem Vorzimmer, herrschte in dem Mollys Totenstille. Dadurch vollständig sicher gemacht, entzündete er ein Schwefelholz. Gleich darauf brannte ein auf dem Tisch stehen gebliebenes Licht. Mit diesem in der Hand begab er sich in die Kammer. Der erste Blick belehrte ihn, daß Molly schon im Bett gelegen hatte, bevor die Komanches, wie er wähnte, sich des schlafenden Mädchens bemächtigten.

Bei dieser Entdeckung leuchtete zügelloser Triumph in seinem Gesicht auf. Seine letzte Besorgnis war geschwunden, und hastig, jedoch mit der Sicherheit eines geübten Einbrechers, ging er an das Werk, das er mit so viel Geduld und Tücke eingeleitet hatte.

Wo Charon Geld und Papiere aufbewahrte, wußte er. Er hatte es ausgekundschaftet, wenn dieser ihm kleine Summen zur Bestreitung der Unterhaltungskosten einhändigte. Zuversichtlich trat der Räuber vor den Tisch hin. Dessen Schiebekasten war verschlossen, für ihn kaum ein Hindernis; denn den Rand der Tischplatte mit beiden Fäusten packend, zugleich das untere Gestell mit dem Knie an die Wand pressend, brach er sie ohne große Mühe los. Bedächtig leuchtete er in den Kasten hinein. Zwei kleine Korbmulden, deren eine bis zur Hälfte mit Silbergeld gefüllt, wogegen die andere eine nicht unerhebliche Anzahl Goldstücke enthielt, standen vor ihm. Doch mehr als diese fesselte seine Aufmerksamkeit ein versiegeltes Paket, augenscheinlich Briefschaften enthaltend. Schnell hob er es empor, dann las er dessen unzweifelhaft an Molly gerichtete Aufschrift:

»Nach meinem Tode zu öffnen; die darin enthaltenen Briefe an ihre Adressen abzusenden, den Rest ungelesen zu verbrennen.«

»Das ist's,« keuchte er befriedigt, indem er das Paket zwischen den Fäusten drehte, »das ist's, was ich gebrauche. Jetzt mag alles kommen, wie es will,« und mit teuflischem Hohn schob er es in die Brusttasche. Sinnend betrachtete er das Geld. Er schien sich zu fragen, ob er es mitnehmen oder der eigenen Sicherheit wegen zurücklassen solle. Doch die Gier, die beim Anblick des blanken Goldes in ihm erwachte, überwucherte schnell alle anderen Empfindungen, selbst die der Vorsicht. In Überstürzung leerte er die Behälter in seine Taschen aus, und nachdem er die Tischplatte notdürftig in ihre alte Lage zurückgebracht hatte, verlöschte er das Licht.

»Wer das Mädchen stahl, hat auch Geld und Papiere genommen,« beschwichtigte er seine letzten Bedenken »und daß ich's nicht war, will ich allen deutlich genug beweisen.«

Eiligen Schrittes verließ er die Hütte. Gleich darauf befand er sich auf der Landstraße, dieser aufwärts folgend. Nur bis an das Ende des Maisfeldes begab er sich. Dort drang er in das Gehölz ein, um nach kurzer Zeit auf seinem Schimmel die Richtung nach dem Fluß hinunter einzuschlagen. Sein Raub war geglückt; er kannte daher nur die einzige Aufgabe, sich schleunigst aus der gefährlichen Nachbarschaft der Stätte seines Verbrechens zu entfernen.

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Sie versanken gleichsam in dem Gestrüpp, das jenseits von ihnen die Uferwand kränzte. Dort lagen sie wie Tote.

Wohlbehalten erreichte er das jenseitige Ufer. Dort folgte er dem südlich laufenden Wege bis dahin nach, wo die Fort Smith-Straße ihn kreuzte und er zugleich der seiner dort harrenden sechs Pferde ansichtig wurde. Bereits zusammengekoppelt, führte ein Komanche sie ihm zu, und ohne einen Versuch, mit dem der englischen Sprache nicht Kundigen sich zu verständigen, ritt er in östlicher Richtung davon.

Auch der Indianer säumte nicht, sondern eilte auf dem Wege, den Adams gekommen war, an den Fluß. Dort befestigte er Bogen, Köcher und Gamaschen mittelst des Schurzes auf seinem Kopf, und abwechselnd watend und schwimmend, strebte er der anderen Seite zu. In der Nähe des Prahms erreichte er trockenen Boden. Geräuschlos suchte er nach der schroffen Uferwand hinüberzuschlüpfen, wo er sich unterhalb des über ihn hinausragenden Sykomorenastes in das Gestrüpp verkriechen wollte. Zwei seiner Stammesgenossen schlichen ihm voraus.

Eine mäßige Strecke lag noch zwischen ihnen und ihrem Ziel, als sie plötzlich eine hell gekleidete Gestalt aus dem Hohlweg treten und am Wasser hin stromaufwärts wandeln sahen. Wären die beiden Späher noch über Mollys Persönlichkeit in Zweifel gewesen, so würde der ihr auf dem Fuße folgende Bär sie alsbald eines anderen belehrt haben. Ihre nächste Empfindung war daher die einer von zügellosem Aberglauben getragenen Ratlosigkeit, und dieser nachgebend, versanken sie gleichsam in dem Gestrüpp, das seitwärts von ihnen die Uferwand kränzte. Dort lagen sie wie Tote. Nicht durch das leiseste Zeichen wagten sie, sich miteinander zu verständigen.

Zagend blickten sie ihr nach, bis sie endlich weit abwärts vor ihren Augen verschwand, als wäre sie von der sich öffnenden Uferwand verschlungen worden. Bis zur Mutlosigkeit eingeschüchtert und doch von dem Willen durchdrungen, nicht durch eigenmächtige, also unvorhergesehene Bewegungen das Unternehmen zu gefährden, hielten sie sich auch jetzt noch an die empfangenen Vorschriften. Und gleich ihnen schmiegten sich weitere fünf Gefährten, unter ihnen Howunni, der Dolmetscher, in ihren Verstecken an den Erdboden, nur ausspähend, wo die weiße Gestalt wieder auftauchen würde.

Die Zeit des Wartens wurde ihnen endlos lang, bis Molly, wie aus dem Boden gezaubert, plötzlich wieder im blendenden Mondlicht vor ihnen stand, sinnverwirrendes Erstaunen bemächtigte sich der Räuber, als sie gewahrten, daß sie, neben die tote Sykomore hintretend, sich nach dem Stamm hinaufschwang und auf diesem bis zum äußersten Ende des freischwebenden Astes hinausschritt. Der Bär war über den Stamm hinübergeklettert und hatte sich auf dessen anderer Seite hart am Uferrande ausgestreckt. Sobald man ihn nicht mehr sah, hielt man ihn für verschwunden, glaubte also, um so weniger Ursache zu haben, ihn zu fürchten.

Da Molly keine Miene machte, umzukehren, jeder neue Zeitverlust aber die Komanches beängstigte, so traten diese in eine Beratung zusammen. Schnell entwarfen sie einen Plan, dessen Gelingen man glaubte nicht bezweifeln zu dürfen. Zunächst wurden zwei Männer mit einer großen Büffelhaut an den Fluß hinabgeschickt, um sich mit den bereits dort anwesenden gerade unterhalb des Mädchens aufzustellen und, die Büffelhaut an den Rändern packend und ausspannend, eine Art Sprungtuch herzustellen.

Diese Vorbereitungen nahmen nur wenige Minuten in Anspruch, und mit fieberhafter Eile ging man an den Hauptteil der bedenklichen Aufgabe.

Während des Dolmetschers letzter Gefährte eine kurze Strecke abwärts stehen blieb, trat er selber am Rande des Abgrundes neben den Stamm hin. Ihm gegenüber auf der anderen Seite lag der Bär, dicht an das verwitternde Holz angeschmiegt, im Schatten.

Wie zuvor verharrte Molly auch jetzt regungslos. Mit wachsendem Grauen sah der Dolmetscher zu ihr hinüber: mit wachsendem Grauen beobachteten der zurückstehende Gefährte und die unten befindlichen Männer die ihnen in erhöhtem Grade bedrohlich erscheinende zauberhafte Gestalt.

Mit dem Mute der Verzweiflung schwang der Dolmetscher sich nach dem Stamm hinaus, ahnungslos, daß der im Schatten des Baumes fast verschwindende Bär mit den kleinen, grün leuchtenden Augen seine Bewegungen aufmerksam verfolgte. Ums Gleichgewicht kämpfend, schwang er die Arme nach vorn. In dem gleichen Augenblick hörte er neben sich ein unheimliches Schnauben. Gleichzeitig schnellte der Bär, des Dolmetschers Bewegung offenbar für einen feindlichen Angriff haltend, empor. Grimmig fauchend warf er sich auf und ihn mit Pranken und Zähnen packend, riß er ihn von dem Stamm herunter, alsbald mit dem entsetzt Aufschreienden in ein Knäuel zusammenrollend. Des Dolmetschers Gefährte war zurückgesprungen. Mit den Blicken suchte er die schwarze Masse neben dem Stamm zu entwirren, um vielleicht noch rettend einzuschreiten, als ein durchdringender Schrei von dem Abgrunde her zu ihm drang. Verstört sah er hinüber, das Ende des Astes war leer. Der plötzliche Wutausbruch des sonst so sanftmütigen, steten Begleiters hatte sie aus dem Schlafe jäh aufgestört. Mit dem Erwachen aber verlor sie das Gleichgewicht, und halb bewußtlos fühlte sie, daß sie in jähem Fall einen Raum durchmaß. Ein Schrei entwand sich noch ihrer Brust, bevor sie auf die straffgespannte Büffelhaut niederschlug. Mochte der Sturz durch die von den Indianern getroffenen Vorkehrungen immerhin gemildert worden sein, so war dessen nächste Folge doch eine tiefe Betäubung. Die Komanches griffen hastig zu, und die Büffelhaut als eine Art Bahre benutzend, entfernten sie sich mit ihrer Beute schleunigst. Der Dolmetscher fehlte. Nach den ersten vergeblichen Versuchen, ihn von der wütenden Bestie zu befreien, zumal er kein Lebenszeichen mehr von sich gab, hatte man ihn seinem Schicksal überlassen. Schnell bestiegen alle die Pferde. Molly, in die Büffeldecke eingehüllt, wurde vor einen der Reiter auf den Sattel gehoben, und ihre Geißeln unbarmherzig schwingend, sprengte die wilde Bande davon. – –

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Der plötzliche Wutausbruch des sonst so sanftmütigen, steten Begleiters hatte sie aus dem Schlafe jäh aufgestört.

Wie die Komanches, so hatten auch die den Pferdedieben nachsetzenden Farmer und Milford die jüngsten Nächte zur Reise gewählt und ihre Eile bis aufs äußerste beschleunigt. Trotzdem trieb Milford immer noch zu einer schärferen Gangart. Seitdem man ihn über den eigentlichen Charakter des Schimmelreiters unterrichtete, wuchs seine Unruhe in demselben Maße, in dem sie sich der Fähre näherten.

Der Osten begann hinter den letzten Resten des abziehenden Wolkengebirges hervor sich leicht zu röten, als endlich der Spiegel des Kanadian zwischen dem Buschwerk hindurch sichtbar wurde. Mit dem Übersetzen gedachte man indessen bis nach Tagesanbruch zu warten; es wurde daher auf geeigneter Stätte nach gewohnter Weise das Lager eingerichtet.

Am Morgen lag die Hütte im Grünen freundlich eingenestelt da. Weit offen stand die Haustür, dagegen fehlte die schmale Rauchsäule, die schon in aller Frühe dem krüppelhaften Schornstein zu entsteigen pflegte.

»Hol' über!« rief Milford laut aus. Doch anstatt vertraute Gestalten vor die Tür treten zu sehen, entdeckte er nur den Bären, der hinter der toten Sykomore auftauchte und unruhig auf und ab zu tappen begann. Als aber zum zweiten- und drittenmal der wiederholte Ruf unbeantwortet blieb, da wußte er, daß nicht alles war, wie es hätte sein sollen. Bestürzt eilte er ins Lager zurück. Mit wenigen Worten unterrichtete er die Gefährten über seine beängstigende Entdeckung, und sein Pferd sattelnd, ritt er durch den Strom, um zunächst allein die Ursache der befremdenden Umstände auszukundschaften. Oben in dem Hohlwege traf er mit Fakit zusammen, der mit peinlichster Genauigkeit die von den Komanchepferden hinterlassenen Hufspuren prüfte. Von Charon dringend gebeten, während der Nacht der Hütte fernzubleiben, war er schon bei Tagesanbruch nach der Fähre hinübergewandert, um sich von Mollys Ergehen zu überzeugen. Er hatte daher zurzeit bereits ein annähernd so getreues Bild von den dort stattgefundenen nächtlichen Vorgängen gewonnen, als wäre er deren Zeuge gewesen. Nur die Stammesangehörigkeit des zerfleischten Räubers festzustellen, gelang ihm nicht gleich, weil der Bär sein Opfer grimmig überwachte und jeden Nahenden mit einem wütenden Angriff bedrohte. Ungehindert war er dagegen in die Hütte eingetreten, wo der erbrochene Tisch ihn über den dort ausgeführten Raub belehrte. Von Adams wußte er nur, daß er vorigen Tages davongeritten sei, angeblich, um eine Anzahl von den Huëkos eingehandelter Pferde in Empfang zu nehmen.

Erschüttert hatte Milford den Mitteilungen des Kreeks gelauscht, dann brach er, kaum seiner Sinne noch mächtig, in die Worte aus: »Das ist Adams' Werk! Schon früher ahnte ich, daß er Unheil gegen Charon und das Mädchen plane – es ist furchtbar – alles, was eine Büchse tragen kann, muß aufgeboten werden, das unglückliche Kind zu befreien. Noch heute – nein, jetzt auf der Stelle müssen wir zur Verfolgung aufbrechen –«

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»Mein junger Freund ist sehr hitzig,« fiel Fakit ruhig ein, »er will handeln, ohne zu denken. Glaubt er, die Komanches, und kein anderer raubte Frühlingstau, würden auf uns warten? Sie reiten ihre besten Pferde; da mögen wir ihnen folgen einen Monat und kommen ihnen nicht nahe. Nein, mein Freund, brechen wir nach sechs Tagen auf, ist's früh genug. Mit List ist Frühlingstau geraubt worden, mit List mögen wir sie befreien –«

»Soll das arme Kind so lange in der Gewalt der elenden Schurken bleiben?« fragte Milford aufbrausend.

»Frühlingstau ist gut genug bei ihnen aufgehoben,« erklärte Fakit gleichmütig, »die Komanches kennen ihre Zauberkraft. Ohne die Zauberkraft wäre Frühlingstau ihnen nicht mehr wert, als ein Häuflein Asche. Sie werden das Mädchen pflegen, ihm das Beste erweisen. Es leidet keinen Schaden bei ihnen. Ich weiß es. Wir gebrauchen Zeit, um einen Plan zu entwerfen. Vater Charon ist nicht hier. Er kommt nach drei Tagen. Seine Stimme muß gehört werden. Will mein junger Freund die Komanches ohne Charon verfolgen? Er darf es nicht. Er würde alles verderben. Gedulde sich mein Freund. Ich liebe Frühlingstau. Alle angesiedelten Stämme lieben sie. Jeder bietet gern die Hand, sie zu befreien, sie mit ihrem Zauber zurückzurufen. Keiner tut gern einen Schritt im Nebel. Jeder will um sich sehen, sonst ist alle Mühe vergebens.«

Obwohl Milford seiner Erregung kaum Herr zu werden vermochte und es ihm als ein Verbrechen an Molly erschien, Tag auf Tag müßig zu liegen, während sie selbst Beschwerden und Entbehrungen, vor allem aber den Einflüssen einer von zügellosem Irrwahn befangenen Rotte wilder Steppenräuber preisgegeben war, mußte er doch die Ratschläge des erfahrenen alten Kreek anerkennen.

Der halbe Vormittag war bereits verstrichen, als Milford, nachdem er sein Pferd auf Charons eingefriedigter Weide untergebracht hatte, in Fakits Begleitung den Prahm bestieg und nach dem jenseitigen Ufer übersetzte. Mit tiefer Erbitterung vernahmen die Grenzer die Kunde von dem nächtlichen Überfall. Es peinigte sie der Gedanke, daß das Unglück hätte abgewendet werden können, wenn sie um einige Stunden früher eintrafen. Doch was ihre Pferde nur irgend zu leisten vermochten, das war von ihnen gefordert worden; nicht eine Minute hatten sie verloren, für die sie jetzt ein Vorwurf traf. Über ihre ferneren Entschlüsse sollten genauere Nachforschungen entscheiden. Diese ergaben, daß sechs Pferde von einem einzelnen Reiter in der Richtung nach Fort Smith davongeführt worden waren, und daß der Reiter kein anderer als Adams gewesen sein konnte. Das Kreuzen des Kanadian wurde dadurch für die Grenzer überflüssig. Bis gegen Abend gönnten sie ihren Pferden noch Ruhe, bevor sie sich zum Aufbruch rüsteten. Es geschah mit finsterer Umsicht und Entschlossenheit. Ihre Absicht, das Äußerste aufzubieten, um des verwegenen Räubers habhaft zu werden, der augenscheinlich mit den Komanches im Einverständnis handelte, hatte durch die bei der Fähre stattgefundenen Ereignisse nur befestigt werden können.

Sie schieden, als die Sonne sich dem Untergange zuneigte. –

Milford begleitete Fakit, mit bei ihm Charons Heimkehr zu erwarten. Erst folgenden Morgens, als sie dem Bären Futter und Wasser zutrugen, gelang es ihnen, das Opfer seiner Wut zu entfernen. Noch immer feindselig erregt und besänftigendem Schmeicheln unzugänglich, waren doch keine Angriffe mehr von ihm zu befürchten. Vor der Hütte nahm er seinen Posten ein, die Zeit teilend zwischen Saugen an den Krallen der Vordertatzen und unruhigem Auf- und Abtappen.

Am gleichen Morgen verließen Fakits ältester Sohn und ein junger Delaware die Ansiedelungen. Sie waren zu einer längeren Wanderung gerüstet. Als Aufgabe hatte Fakit ihnen zuerkannt, den Spuren der Steppenräuber so weit nachzufolgen, wie es geschehen konnte, ohne selbst entdeckt zu werden.


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