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Vierzehnter Abschnitt.

Von der Furcht und Beherztheit der Kinder.

§ 115. Furchtsamkeit und Beherztheit sind mit den eben gedachten Gemütszuständen so nahe verwandt, daß es nicht unschicklich sein wird, hier etwas davon zu sagen. Die Furcht ist eine Leidenschaft, die, wenn sie die gehörige Richtung bekommt, ihren guten Nutzen hat, und obschon die Selbstliebe nie ermangelt, sie wach und lebhaft in uns zu erhalten, so kann es doch geschehen, daß man hiervon zu wenig hat. Gefühllosigkeit gegen Gefahr und Verwegenheit ist ebensowenig vernünftig, als wenn man bei der Annäherung jedes kleinen Übels zusammenfährt und zittert. Die Natur gab uns die Furcht als einen Erinnerer, unsere Tätigkeit zu beleben und gegen bevorstehende Übel auf der Hut zu sein. Das einbrechende Unglück also nicht fürchten, die drohende Gefahr nicht achten, sich unbesonnenerweise selbst hineinstürzen, ohne die Folgen zu überlegen, schickt sich mehr für ein wütendes Tier als für ein vernünftiges Geschöpf. Bei so gearteten Kindern hat man nichts weiter zu tun, als ihren Verstand ein wenig aufzuhellen, und die Selbsterhaltung wird sie schon von selbst antreiben, demselben Gehör zu geben, es sei denn, daß sie (welches gewöhnlich der Fall ist) von einer anderen Leidenschaft hingerissen und so alles Nachdenkens und aller Überlegung beraubt würden. Abscheu gegen das Übel ist dem Menschen so natürlich, daß meines Erachtens niemand sich der Furcht davor enthalten kann; denn Furcht ist nichts anderes als die unangenehme Empfindung, die aus der Erwartung eines bevorstehenden Übels entsteht. Wenn also jemand der Gefahr selbst entgegenläuft, so wird man allemal finden, daß es entweder aus Unwissenheit oder aus Antrieb einer noch stärkeren Leidenschaft geschieht, weil niemand so feindlich gegen sich selbst gesonnen ist, daß er sich aus freier Wahl dem Übel preisgeben oder die Gefahr um der Gefahr willen lieben sollte. Wenn daher Stolz, falsche Ruhmsucht oder Zorn die Furcht des Kindes dermaßen überwältigen, daß es den Warnungen derselben nicht Gehör gibt, so muß man jene Affekte durch zweckmäßige Mittel zu dämpfen und ihr Feuer durch etwas Nachdenken zu mäßigen suchen, damit sie überlegen, ob das Wagnis auch des Gegenstandes wert sei. Da indes Kinder nur selten in diesen Fehler verfallen, so darf ich mich dabei nicht länger verweilen. Weit allgemeiner ist dagegen der entgegengesetzte Fehler, nämlich Schwäche des Geistes, daher dieser auch eine weit sorgfältigere Behandlung erfordert.

Standhaftigkeit Beherztheit, Tapferkeit. ist die Bewahrerin und Stütze aller übrigen Tugenden. Ohne Mut wird ein Mensch schwerlich seinen Pflichten getreu bleiben und dem Charakter eines wirklich achtungswerten Mannes Genüge leisten.

Der Mut, der uns gegen die Gefahren, die wir befürchten, und gegen die Übel, welche wir empfinden, beherzt macht, ist von großem Nutzen in einem Zustande wie der unserige in diesem Leben, wo wir von allen Seiten mit Anfechtungen umgeben sind. Es ist daher sehr ratsam, Kinder so viel als möglich mit dieser Rüstung zu versehen. Freilich tut hierbei die natürliche Anlage ungemein viel; gesetzt aber auch, daß diese mangelhaft und das Herz an sich selbst schwach und furchtsam wäre, so kann es doch durch eine kluge Behandlung zu mehr Entschlossenheit gebracht werden. Was geschehen müsse, um den Geist der Kinder nicht niederzuschlagen durch fürchterliche Vorstellungen, die ihnen in der Jugend eingeflößt werden, oder dadurch, daß sie sich über jedes kleine Ungemach beklagen dürfen, davon habe ich schon vorhin geredet. Jetzt haben wir noch zu untersuchen, wie ihr Gemüt abgehärtet und mit Mut erfüllt werden müsse, wenn sie zu furchtsam sind.

Die wahre Standhaftigkeit besteht, dünkt mich, darin, daß man mit völliger Gegenwart des Geistes und unerschüttert durch das Ungemach, das uns umringt, oder die Gefahr, die uns im Wege steht, seine Pflicht erfüllt. Wenig Männer bringen es so weit; man darf es also auch nicht von Kindern erwarten. Inzwischen kann doch etwas geschehen, und eine weise Leitung kann sie vielleicht allmählich stärker machen, als man glauben sollte.

Die Ursache, daß wenig Leute auch als Männer diese Tugend in ihrem ganzen Umfange auszuüben fähig sind, liegt meistenteils darin, daß sie in diesem Stücke in der Jugend ganz vernachlässigt wurden. Ich würde jedoch von einer Nation, die so brav ist als die unserige, dies nicht behaupten, wenn ich glaubte, daß zur wahren Standhaftigkeit nichts gehörte, als Mut im Felde und Verachtung des Lebens im Angesicht der Feinde. Ich gestehe auch, daß dies nicht das geringste Erfordernis der gedachten Tugend ist; auch gebührt dem mit Recht der Lorbeer und der Ruhm der Tapferkeit, der sein Leben für das Vaterland wagt. Aber dies ist noch nicht alles: auch außer dem Schlachtfelde gibt es Gefahren, und wiewohl der Tod der König des Schreckens ist, so haben doch Schmerz, Verachtung und Armut, wenn sie über uns einzubrechen drohen, einen so furchtbaren Anblick, daß auch Männer dadurch außer Fassung gebracht werden können. Ja, es gibt Menschen, welche den Tod nicht scheuen und doch durch diese Übel in Schrecken gejagt werden. Wahre Standhaftigkeit ist gegen alle Gattungen von Gefahren gefaßt und wird durch kein drohendes Ungemach erschüttert. Ich behaupte indes nicht, daß man durch die Furcht ganz und gar nicht gerührt werden sollte. Wenn die Gefahr selbst sich zeigt, kann man ohne offenbare Stumpfheit sich der Besorgnis nicht erwehren. Wo Gefahr ist, muß man sie auch empfinden; die Furcht dafür muß jedoch bloß die Anstrengung unserer Aufmerksamkeit, Tätigkeit und Kraft bewirken, uns aber im ruhigen Gebrauch der Vernunft nicht stören, noch in der Ausübung ihrer Vorschriften hinderlich sein.

Der erste Schritt zu dieser edlen und männlichen Standhaftigkeit ist, daß man Kinder, solange sie klein sind, wie schon oben erwähnt, sorgfältig vor jeder Art von Furcht bewahrt, ihnen keine gruseligen Vorstellungen einprägt und sie nicht durch schauderhafte Gegenstände erschreckt. Dieses zerrüttet und bringt die Lebensgeister oft dergestalt in Unordnung, daß sie nie wieder die gehörige Stimmung erhalten, sondern das ganze Leben hindurch bei der mindesten Veranlassung, wenn eine solche schreckbare Vorstellung nur in der Ferne sich zeigt, in die größte Verwirrung geraten; der Körper wird entnervt, die Seele untüchtig gemacht, und der Mensch ist kaum seiner selbst mächtig, noch irgendeiner vernünftigen und überlegten Handlung fähig. Es mag dies nun entweder von einem habituellen Aufruhr der Lebensgeister, welcher durch den ersten starken Eindruck bewirkt worden, oder von irgendeiner anderen nicht genugsam bekannten Veränderung in der Konstitution des Körpers herrühren: genug, die Sache selbst ist nicht zu leugnen. Beispiele von Personen, die von einem in der zarten Kindheit empfangenen Schrecken das ganze Leben hindurch schwach und furchtsam geblieben sind, finden sich überall. Diesem Übel muß also so sehr als möglich vorgebeugt werden.

Man gewöhne daher Kinder nach und nach an diejenigen Dinge, vor denen sie sich fürchten. Es ist aber hierbei große Behutsamkeit nötig, damit man die Sache nicht übereile oder die Kur zu schnell vollenden wolle, weil das Übel sich sonst eher verschlimmern als verbessern könnte. Solange die Kinder noch auf dem Arm getragen werden, kann man sie leicht vor schreckhaften Gegenständen hüten; denn solange sie noch nicht sprechen und das, was man ihnen sagt, verstehen können, sind sie auch der vernünftigen Vorstellungen nicht fähig, deren man sich in der Folge bedienen kann, um ihnen zu zeigen, daß sie von den gefürchteten Gegenständen, die man ihnen nach und nach bekannt machen und zu dem Ende allmählich immer näherbringen muß, nichts zu besorgen haben. Daher wird es auch selten nötig sein, in diesem Stücke eher etwas zu tun, als bis sie herumlaufen und sprechen können. Sollte jedoch ein so kleines Kind gegen etwas, was nicht leicht aus dem Wege geschafft werden könnte, Furcht verraten und allemal Zeichen des Schreckens äußern, so oft dieselbe Sache ihm vor Augen käme, so muß man alles anwenden, um seine Furcht zu zerstreuen, indem man entweder seinen Gedanken eine andere Richtung gibt oder andere angenehme und gefallende Gegenstände mit dem gefürchteten verbindet, bis ihm derselbe bekannt und gleichgültig wird.

Man kann leicht bemerken, daß Kindern, wenn sie auf die Welt kommen, alle Gegenstände des Gesichts, wenn sie den Augen nur nicht wehetun, gleichgültig sind: sie fürchten sich nicht mehr vor einem Mohren oder Löwen wie vor ihrer Amme oder einer Katze. Woher kommt es denn nun, daß sie nachher vor gewissen Gestalten und Farben der Dinge erschrecken? Bloß daher, weil sie glauben, solche Dinge möchten ihnen Schaden zufügen. Würde ein Kind täglich von einer neuen Amme gestillt, so bin ich gewiß, daß es im sechsten Monat ebensowenig vor fremden Gesichtern erschrecken würde wie im sechzigsten Jahre. Daß das Kind nicht gern zu Fremden geht, rührt bloß daher, weil es gewohnt ist, nur von einer oder zwei Personen, die beständig bei ihm sind, Pflege und Nahrung zu erhalten, und weil es, sobald ein Fremder es auf den Arm nimmt, besorgt, es möchte die Pflege und Nahrung, die es alle Augenblicke bedarf, verlieren. Daher schreit es, wenn die Amme sich entfernt.

Das einzige, wofür wir von Natur einen Abscheu haben, ist Schmerz oder Verlust des Vergnügens. Da aber diese Empfindungen an keine Gestalt, Farbe noch irgend etwas Sichtbares gebunden sind, so kann auch kein Gegenstand uns eher Furcht erwecken, als bis wir einen unangenehmen Eindruck davon empfunden haben, oder bis uns die Meinung beigebracht ist, daß er uns schaden könne. Der angenehme Schein und der Glanz der Flamme oder des Feuers ergötzt Kinder dermaßen, daß sie anfangs immer begierig sind, es zu betasten; wenn aber öftere Erfahrung durch die heftigsten Schmerzen sie überzeugt hat, wie grausam und verzehrend es ist, so werden sie sich fürchten, es anzurühren und sich sorgfältig davor in acht nehmen. Es ist also nicht schwer einzusehen, woher die Furcht entsteht und wie man sie vertreiben müsse, wenn der Gegenstand an sich nicht furchtbar ist. Ist nun das Gemüt einmal dagegen gestärkt und hat sich selbst und die gewöhnliche Furcht bei unbedeutenderen Anlässen beherrschen gelernt, so wird es desto geschickter sein, bei wirklichen Gefahren standzuhalten. Erschrickt z. B. das Kind und läuft vor einem Frosche davon, so laßt einen anderen ihn greifen und in einiger Entfernung vor das Kind hinsetzen. Erst gewöhne man es, ihn nur anzusehen, und wenn es das kann, so bringe man ihn näher, damit es ihn ohne Beunruhigung hüpfen sehe. Dann müsse es, wenn ein anderer ihn hält, ihn anrühren und so immer weitergebracht werden, bis es ihn so gleichgültig betasten kann wie einen Schmetterling oder Sperling. Auf ebendiese Art kann auch manche andere Furcht gehoben werden, wenn man nur nicht zu voreilig zu Werke geht oder das Kind zu schnell auf eine neue Stufe der Unerschrockenheit heben will, ehe es noch auf der vorhergehenden genugsam befestigt ist. So muß der junge Held zu den Feldzügen dieses Lebens angeführt und vorbereitet werden; nur muß man verhüten, daß er nicht Gefahren sehe, wo keine sind. Gibt es Gegenstände, vor denen er sich mehr fürchtet, als er sollte, so bringe man sie ihm nach und nach näher, bis er die Furcht fahren läßt, die Schwierigkeit überwindet und Beifall davonträgt. Dergleichen Siege werden, wenn sie oft erfolgen, ihn belehren, daß das Übel nicht immer so unvermeidlich und so groß ist, als die Furcht es ihm vorstellt, und daß man, um ihm zu entgehen, nicht die Flucht ergreifen oder durch die Furcht sich aus der Fassung bringen, niederschlagen und abschrecken lassen müsse, wenn Pflicht und Ehre gebieten, unseren Weg zu verfolgen.

Da aber der Schmerz überhaupt der Grund aller Furcht bei den Kindern ist, so müssen sie, um vor diesem Affekt verwahrt zu bleiben und gegen die Gefahr abgehärtet zu werden, Schmerz erdulden lernen. Zärtliche Eltern werden dies vielleicht für eine widernatürliche Methode halten; ja die meisten dürften es wohl gar ungereimt finden, jemandem Schmerz verursachen zu wollen, um ihn mit dem Gefühl desselben auszusöhnen. »Diese Methode, wird man sagen, mag wohl geschickt sein, dem Kinde Abscheu gegen den einzuflößen, der ihm Leiden verursacht, aber es nicht selbst leiden lernen. Wahrlich eine sonderbare Methode! Ihr wollt nicht, daß man Kinder um ihrer Fehler willen körperlich strafen soll, aber man soll sie quälen, wenn sie sich gut aufführen, und zwar bloß um sie zu quälen.« Ich zweifle gar nicht, daß man mir dergleichen Einwürfe machen und mich um solcher Äußerungen willen für einen Phantasten schelten werde, der selbst nicht weiß, was er will. Ich gestehe indes, daß hierzu allerdings viel Klugheit erforderlich wird und daß es insofern wirklich gut ist, wenn nur diejenigen die hier vorgetragene Meinung annehmen und zu befolgen trachten, die imstande sind, in die Natur der Dinge tiefer einzudringen und alles gehörig zu unterscheiden. Nur darum will ich nicht, daß man Kinder begangener Fehler wegen schlage, weil der körperliche Schmerz keineswegs die schärfste Strafe werden darf, und eben darum verlange ich auch, daß man ihnen zuweilen, auch wenn sie sich gut aufführen, Schmerz verursachen sollte, um sie zu Erduldung desselben zu gewöhnen, ohne ihn für das größte Übel zu halten. Wie sehr junge Leute durch Erziehung an Schmerz und Leiden gewöhnt werden können, sieht man deutlich genug an dem Beispiele von Sparta, und wer es einmal soweit gebracht hat, daß er den körperlichen Schmerz weder für das größte noch für das furchtbarste Übel hält, hat auf der Bahn zur Tugend nicht wenig voraus. Und obwohl ich zwar nicht so töricht bin, in unserem Zeitalter und bei unserer Verfassung die lazedämonische Zucht einführen zu wollen, so behaupte ich doch, daß Kinder eine gewisse Festigkeit erlangen und einen guten Grund zum Mut und zur Entschlossenheit in reiferen Jahren legen, wenn man sie allmählich gewöhnt, einige Grade des Schmerzes ohne weichliches Zusammenfahren auszuhalten.

Das erste hierbei ist, daß man sie nicht bei jedem kleinen Schmerz bedauert, noch gestattet, daß sie sich selbst beklagen. Doch hiervon habe ich schon geredet. Das zweite ist, daß man ihnen zuweilen mit Vorsatz Schmerz verursacht; dies muß aber nur dann geschehen, wenn das Kind bei guter Laune und von dem Wohlwollen und der Liebe dessen, der ihm diesen Schmerz zufügt, vollkommen überzeugt ist. Daher muß es keine Spur von Zorn oder Unwillen bemerken, und ebensowenig darf man hinterher Mitleid oder Reue blicken lassen, endlich aber auch dem Kinde nicht mehr tun, als es aushalten kann, ohne zu murren, die Sache unrecht zu verstehen oder für eine Strafe zu halten. Ich habe ein so behandeltes Kind gesehen, welches bei einigen derben Hieben mit der Gerte lachend davonlief, sonst aber über ein unsanftes Wort geweint und einen kalten Blick von derselben Person, die ihm die Schläge erteilte, als eine Züchtigung empfunden haben würde. Versichert nur das Kind durch ein ununterbrochen freundliches Betragen von eurer vollkommenen Liebe und es wird nach und nach sich gewöhnen, eine wirklich schmerzhafte und rauhe Behandlung von euch auszuhalten, ohne sich zu sträuben oder zu beklagen. Wir sehen ja, daß Kinder untereinander selbst bei ihren Spielen sich so begegnen. Je zärtlicher ein Kind ist, desto mehr muß man Gelegenheit nehmen, es zur gehörigen Zeit abzuhärten. Es kommt übrigens hierbei nur darauf an, daß man mit sehr geringen Schmerzen den Anfang macht und sie in unmerklichen Graden erhöht, indem man mit ihm spielt und scherzt und ihm seine Zufriedenheit bezeigt. Wenn ein Kind nur erst soweit gebracht ist, daß es durch das Lob, das ihr seinem Mut erteilt, sich für das Leiden entschädigt hält; wenn es eine Ehre darin sucht, solche Proben seiner Standhaftigkeit zu geben; kurz, wenn es aus Begierde, für brav und mannhaft gehalten zu werden, imstande ist, Schmerz zu erdulden und das Ächzen zu ersticken, so kann man hoffen, daß es mit der Zeit und mit Hilfe der zunehmenden Überlegungskraft seine natürliche Furchtsamkeit ziemlich ablegen und seine zärtliche Konstitution merklich verbessern werde. Sowie der Knabe größer wird, muß man ihn zu kühneren Versuchen anhalten, als wozu er selbst nach seiner natürlichen Anlage aufgelegt scheint. Sollte er alsdann an manche Dinge nicht daran wollen, von denen man übrigens glauben kann, daß erste zu leisten imstande sei, wenn er nur Mut hat, sie zu unternehmen, so muß man ihm anfangs helfen und ihn durch Beschämung nach und nach weiterbringen, bis er durch Übung mehr Zuversicht gewinnt und endlich ganz allein damit fertig wird. Dann muß er durch reichliches Lob und durch die gute Meinung anderer von ihm für seine Bemühung belohnt werden. Auf diese Art muß man stufenweise dem jungen Menschen so viel Entschlossenheit beibringen, daß er sich durch keine Gefahr von dem, was ihm zu tun obliegt, abschrecken läßt, daß er bei unvorhergesehenen, plötzlichen Zufällen nicht zittert, noch durch die Furcht dermaßen hingerissen wird, daß er alle Fassung verliert, die Flucht ergreift oder unfähig wird zu handeln. Dies ist der Mut, der einem vernünftigen Wesen geziemt, und hierzu muß man Kinder durch Gewöhnung und Übung bilden und zu diesem Zweck jede schickliche Gelegenheit benutzen, die sich uns darbietet.


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