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Schamyl

Wohl brauste dumpf der Strom im Grunde,
Als Gunib's letzte Mauer fiel.
Ein Kampf noch – eine bange Stunde –
Und ein Gefangner war Schamyl.

Lang botest du dem Kugelregen
Und bis zum letzten Säbelhieb
Die Stirne kühn dem Feind entgegen,
Den gegen dich die Knute trieb.

Wie lang, um deinen Arm zu biegen,
Warf Heere gegen dich der Zar,
Und du sahst sie zerschmettert liegen
Am Fuß der Felsen jedes Jahr.

Man sah die Fahne dich erheben,
Die du zuerst erhobst, zuletzt
Und, weg sie schleudernd, dich ergeben,
Von vieler Wunden Blut benetzt.

Dein Blick im Aug' des Feindes spähte
In Furcht vor Schmach, nicht vor dem Tod,
Und nun riefst du die oft verschmähte,
Die Gnade, die der Zar dir bot!

Sprich, hatte dich der Mut verlassen,
Mit dem du einst voll Trotz und Glut
Geschworen hast, den Feind zu hassen
Bis auf den letzten Tropfen Blut?

Wenn wieder deiner Berge Spitzen
Der Tag beglänzt, so will er sehn
Im Tale deinen Säbel blitzen
Und deinen weißen Turban wehn.

Den Schakal und die Wölfe speiste
Mit Russenleichen sonst dein Sieg;
Du riefst, so hoch ein Adler kreiste,
Die Völker auf zum heil'gen Krieg.

Noch lang im Klagelied der Frauen
Wird dauern deines Ruhmes Klang,
Doch du wirst niemals wieder schauen
Der Bergestöchter stolzen Gang.

O konnte dich dein Pferd denn tragen
Den Weg in die Gefangenschaft,
Anstatt mit dir hinabzujagen
Dort, wo der Berg am tiefsten klafft?

Die Wolken hätten ausgebreitet
Zu Flügeln sich um dein Gewand,
Es hätte sanft emporgeleitet
Zu Gott dich eines Engels Hand.

Doch sagen wird, das dich bewundert,
Das Abendland, daß mit Schamyl
Ein tapfres Volk und dem Jahrhundert
Zugleich ein Held der Freiheit fiel.


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