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Brienzer See

Schickt Italiens Sonne Küsse,
Schöner See, zu dir herein?
Trauben glühn, es reifen Nüsse
Auf dem schroffen Felsgestein.

Mildes Abendrot mit Rosen
Schmückt der Gletscher Todesruh',
Haupt und Schoß der Lebenlosen
Decket goldne Dämmerung zu.

Wenn die Burgen noch beständen,
Deren Schutt dort niederschaut,
An den hohen Felsenwänden
Hallte dann des Jagdhorns Laut.

Fackelglanz durchschien' die Wogen,
Aus dem Turm am Seegebraus
Zögen durch der Brücke Bogen
Rotbeflaggte Gondeln aus.

Trotz'ge Hellebardenträger,
Schöne Frauen sind am Bord,
Ross' und Rüden, und der Jäger
Horcht des Lautenspiels Akkord.

Aber Keul' und Kolbe pochen
Donnernd an des Schlosses Tor,
Und der Burgherr liegt erstochen,
Feuer schlägt vom Turm empor! –

Redet, o verklungne Zeiten!
Längst in Trümmern Schloß und Turm!
Sieh dahin das Dampfboot gleiten,
Wo das Segel rang im Sturm.

Wie der Stern in seinem Kreise,
Wie der Wolke frohes Ziehn,
Wie des Menschen Pilgerreise
Flog das Boot mit Segeln hin.

Wie der Pfeil vom Armbrustbogen,
Wie der Blitz in seiner Glut
Braust das Dampfroß durch die Wogen
Stolz auf dich, bewegte Flut!


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