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Ode an die Dioskuren

Dein in Nacht eindunkelndes Land, o Rom, und
Alles ruht schon, aber am Himmel zuckt es
Wetterschwül herauf und erhellt die beiden
Erznen Kolosse.

Euch begrüß' ich, mächtige Meerbeherrscher!
Euch begrüßt mein Lied, Polydeukes, dich und
Kastor! Mutvoll euch zum Olymp auf schwingt ihr,
Söhne der Leda!

Während Blitz auf Blitz mit dem Dunkel streitet,
Eilt ihr her auf schimmernden Rossen, flatternd
Nachtgewölk hindurch und dem Schiffer hilfreich
Mitten im Seesturm!

Tief ins Vorzeitgrau zu den Göttern führt ihr
Meinen Blick zurück zum Heroenalter
Und zurück zu Helena's unvergänglich
Lockendem Liebreiz.

Welch ein herrlich Menschengeschlecht umblüht' euch!
Jagdenfroh, kühn, wild, in der vollen Schönheit
Erster Jugendkraft, in beständ'gem Kampf mit
Himmel und Erde.

Doch als lang hernach in der Zeiten Umlauf
Hellas' Volk aufblüht in erhabner Freiheit,
Horch, da schallt Siegsruf, am Olymp, am Isthmus
Donnern die Wagen!

Auf zum Wettkampf eilt, was Athen, was Argos
Oder Sparta's Fluren bewohnt, es drängt sich
Schar an Schar kampftüchtiger Männer, hoher
Göttergestalten.

In des Tempels schattigem Hain, wo hochher
Über Lorbeer Pinien schau'n, da schimmern
Weihgeschenke rings und in Purpur goldreich
Strahlende Gürtel.

Auf! ans Ziel jetzt! Zügelt die Hengste, Knaben! –
So zwingt Mut, rein menschlicher Mut die Wildheit,
So hält Freiheit ruhig die Zügel aufrecht,
Ruhig und siegreich!

Welch ein Tag, ihr Himmlischen! Wie das Volk jauchzt,
Um den Sieger jauchzt, den der Fichtenzweig krönt!
Von des Sängers Lippen erblüht ihm ewig-
Dauernder Nachruhm.

Doch nur ihr seid Allen das schönste Vorbild
Edlen Sinns und mutiger Jugend! Liebend
Teilt ihr euch in alle Gefahr und alle
Freude des Sieges!

Auch am Himmel bleibt ihr vereinigt; liebend
Steigt ihr selbst zum Orkus hinab und teilet
Dort Unsterblichkeit und zugleich die dunkeln
Lose des Todes.

Längst in Erzguß ragend am Meer sah staunend
Euch die Nachwelt; aber es kamen einstmals
Feindlich her, hochsegelnd im Kriegschiff, siegsstolz
Trotzige Römer.

Und zu Schiff mit, Walzen und Tau' nachschleppend,
Trug das kriegslustschnaubende Volk posaunend
Im Triumph euch Herrliche zu des Cäsars
Hohem Palasttor.

Hier nun knie'n auch wir, von dem fernsten Grenzland
Dieses Weltreichs über Gebirg und Meerflut
Angelangt, wir Fremdlinge; euch den Rettern
Nahn wir mit Dankgruß.

Schirmt auch uns, auch ferner noch! Lenket huldreich
Unsre Heimfahrt, gebt uns Geleit und Segen
Auf dem Weg nach Haus, nach der süßen Heimat,
Söhne des Aethers!


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