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Hoch ging es her in jenem sonst so stillen
Palaste zu Venedig, öd' seit Jahren.
Vergessen stand er, unbewohnt, doch heute,
Nach diesem schwülen Tag, wo selbst die Nacht
Nicht Kühlung brachte, heut', wie rauscht und wogt
Am Tor, auf Treppen, in den Korridoren
Ein bunt Gedräng' von Gästen, eine Pracht,
Wie wir auf Bildern Veronese's schau'n.
Vom Westen ziehen schwarze Wolken auf,
Doch hier ist lauter Lust und Leben, aber
Wie seltsam! Diese Herrn und schönen Frau'n,
Sie tun so fremd, so eckig und behutsam,
Als wär' für sie hier alles ungewohnt!
Die Frauen tragen Perlen nur als Schmuck,
Als Kranz in ihren Locken und am Saum
Der fließenden Gewänder. Längs der Tafel
Sind Schalen aufgestellt aus Bernstein, Vasen,
Worin, anstatt der Blumensträuße, rote
Korallen prangen, starr und unbeweglich.
Nur Muschelhörner sind die Trinkgefäße,
Und statt von Kerzen ist der Saal erhellt
Von einem eignen Leuchten, ähnlich dem,
Wie diamanthell sprüht das Tropenmeer.
Man neigt sich und verbeugt sich, spricht von dem
Und jenem, von den Männern, die im Seesturm
Und die im fernen Kriegszug umgekommen.
Dort flüstert man vertraut und zärtlich, dort
Geheimnisvoll und wichtig; Viele sehen
Sich kalt und feindlich an, und Andre suchen
Verstohlen sich mit Blicken. Endlich stellt man
Zum Tanz sich auf. – Sie kommen! hört man flüstern,
Denn eine Hochzeit ist das Fest. Die Gatten
Erscheinen unter rauschender Musik;
Sie sehn sehr vornehm aus und ach, so freudlos,
So blühend und so kalt, so schön und so
Dämonisch; Keines ist geliebt vom Andern.
Die schöne Braut verbirgt in ihrem Schleier
Mit Mühe nur die Tränen, bleich vor Angst.
Ihr Gatte sieht es, finster wird sein Blick,
Denn alles kann er sehn, nur keine Tränen.
In Falten zieht er drohend seine Stirne,
Er streift vom Finger ihr den goldnen Reif,
Und zornig stampft er mit dem Fuß, das Zeichen
Zum Ausbruch. Alle schrecken auf, ein Blitz
Durchfährt den Saal, ein Donnerschlag, und plötzlich
Dringt überall die Flut herein, es werfen
Die Ritter Hut und Mantel ab, die Maske
Entfällt von blutlos grinsenden Gesichtern,
Und mit den Frauen, die verzweiflungsvoll
Die Arme ringen, sinken sie hinunter,
Lautlos hinunter in die Tiefe. Siehe!
Da gleitet durch die Wellen her und stößt
Ein Fahrzeug an die Pforte, ein Gespann
Befloßter Pferde, stolz und drachenartig
Die Schweife ringelnd, Ungetüme tauchen
Zugleich empor, geschuppte Halbgestalten
Mit bärtigem Gesicht, und reichen sich
Die Hand zum Reigen um den Muschelwagen.
Doch jene Beiden, die Vermählten, schau'n
Mit tödlich kaltem Hasse sich einander
Versteinernd an, als könnten sie nicht satt
Des Widerwillens werden ihrer eignen
Treulosen, falschen Seelen, und allmählich
Mit allem um sie her verwandelt sind sie
Und ihr Gefolge bald nebst Roß und Wagen
Die Marmorbilder am Portal des alten
Verlassenen Palastes.
Eben bricht
Die Dämmrung an, vorüberrudernd singt
Sein Lied ein Barkenführer ...