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Neuntes Buch.
Vorbereitungen für den letzten Ansturm


Achtundneunzigstes Kapitel

Am 11. Juli 1918 hatten Dawnay und ich eine erneute Besprechung mit Allenby und Bartholomew; und wir konnten dabei unverhüllt Einblick gewinnen in die zweckmäßige und sachkundige Arbeit zweier Generäle. Für mich war das sehr wertvoll und lehrreich, da ich doch auch so etwas wie einen General vorstellte, freilich auf meine eigene sonderbare Art. Bols war auf Urlaub, während die Pläne ausgearbeitet wurden. Sir Walter Campbell war ebenfalls abwesend; Bartholomew und Evans, ihre Stellvertreter, planten, die Heerestransportmittel ohne Rücksicht auf die Formationen neu zu ordnen und sie so elastisch zu halten, daß keine Verfolgung uns etwas anhaben konnte.

Allenbys Zuversicht war wie ein Fels. Vor dem Angriff ging er durch die Reihen seiner Truppen, die in Deckung massiert auf das Signal zum Sturm warteten, sprach sie an und sagte, er wäre gewiß, mit ihrer Hilfe dreißigtausend Gefangene zu machen; und das, obwohl der Erfolg nur von einem bloßen Glückszufall abhing! Bartholomew war dagegen zur Vorsicht und Besorgnis geneigt. Er erklärte es für kaum durchführbar, die gesamte Armee bis September gefechtsbereit zu haben, und selbst wenn das gelänge, durfte man nicht damit rechnen, daß die Operationen so vonstatten gingen, wie es geplant war. Der Angriff konnte nur im Küstenabschnitt durchgeführt werden, in der Nähe von Ramleh, südöstlich Jaffa, dem Endpunkt der Eisenbahn, die allein einen ausreichenden Nachschub von Material und Verpflegung gewährleistete. Doch konnten so bedeutende Truppenvereinigungen kaum verborgen bleiben, und er könnte unmöglich annehmen, daß die Türken dauernd mit Blindheit geschlagen blieben, wenngleich ihre augenblicklichen Gruppierungen nicht darauf hindeuteten, daß sie die Gefahr bereits witterten.

Allenbys Plan war, die Hauptmasse seiner Infanterie und seine gesamte Kavallerie unmittelbar vor dem 19. September in den großen Oliven- und Orangenhainen bei Ramleh zusammenzuziehen. Durch gleichzeitige Scheinangriffe gegen das Jordantal hoffte er die Türken in dem Glauben zu halten, daß die englischen Hauptkräfte sich dorthin zu konzentrieren im Begriff waren. Die beiden Vorstöße auf Salt hatten die Augen der Türken ausschließlich auf den Jordanabschnitt festgebannt. Jede Unternehmung dort, ob von Engländern oder Arabern ausgehend, hatte sofortige Gegenmaßnahmen der Türken zur Folge, was bewies, wie besorgt sie um diesen Abschnitt waren. Im Küstengebiet, wo die eigentliche Gefahr für den Feind lag, hatte er nur lächerlich wenig Truppen stehen. Der Erfolg unseres Angriffes hing also davon ab, die Türken in ihrer verhängnisvollen Unterschätzung der Küstenzone zu erhalten.

Nach Meinertzhagens Erfolg waren Scheinmanöver – im allgemeinen für den Führer nur ein kleines Hors-d'œuvre vor Beginn der eigentlichen Schlacht – für Allenby eins der Hauptmittel seiner Strategie geworden. Demgemäß sollte Bartholomew in der Gegend bei Jericho alle unbrauchbar gewordenen Zelte aus Ägypten aufbauen, Tierlazarette und Sanitätsformationen dorthin verlegen und überall an geeigneten Plätzen zum Schein Lager aufbauen, Scheindepots errichten, weitere Brücken über den Fluß schlagen, alle erbeuteten Geschütze zusammenbringen und das Feuer auf Feindesland eröffnen lassen. In den Tagen kurz vor dem englischen Angriff gegen den Küstenabschnitt sollte er auf den staubigen Straßen bei Jericho Kolonnen von Nichtkämpfern in Bewegung setzen, um den Eindruck hervorzurufen, als vollziehe sich hier in elfter Stunde eine englische Truppenzusammenziehung für einen größeren Vorstoß. Gleichzeitig sollte die Königliche Luftflotte in zahlreichen geschlossenen Geschwadern neuester Kampfmaschinen die Gegend überfliegen. Ihre Überlegenheit würde gerade in den entscheidenden Tagen den Gegner des Vorteils der Luftaufklärung berauben.

Bartholomew wünschte, daß die arabischen Streitkräfte von Amman her seine Maßnahmen mit aller erdenklichen Energie und Geschicklichkeit unterstützten. Doch machte er uns nachdrücklich darauf aufmerksam, daß der Erfolg an einem seidenen Faden hinge: denn die Türken könnten durch eine einfache Zurücknahme ihres Küstenabschnitts um acht Meilen sich und ihre Armee der Gefahr entziehen und unsere Konzentration zwecklos machen, so daß wir von vorn beginnen mußten. Die englische Armee wäre dann wie ein Fisch auf dem Trocknen, der ins Leere schnappt; ihre Eisenbahnen, schwere Artillerie, Munitionsdepots, Vorräte und Lager: alles am falschen Platz; und ohne Olivenhaine, die eine Neukonzentrierung der Sicht des Feindes entziehen könnten. Er, Bartholomew, könne sich dafür verbürgen, daß die Engländer ihr Äußerstes tun würden; doch bat er uns dringend, die Araber nicht seinetwegen in eine Lage zu bringen, aus der ein etwa notwendig werdendes Entweichen unmöglich wäre.

Erfüllt von diesem großen Plan eilten Dawnay und ich geschäftig nach Kairo. Dort lagen Nachrichten aus Akaba vor, die zunächst die Frage der Verteidigung des Plateaus von Maan wieder in den Vordergrund rückten. Nasir war soeben aus Hesa herausgeworfen worden, und die Türken planten einen größeren Schlag gegen das Plateau und Aba el Lissan für Ende August, wo doch gerade das Unternehmen gegen Dera einsetzen sollte. Konnten wir die Türken nicht um weitere vierzehn Tage aufhalten, so mußte uns ihre Bedrohung lahmlegen. Irgendein neues Mittel mußte also unter allen Umständen zu diesem Zweck ersonnen werden.

Da verfiel nun Dawnay glücklicherweise darauf, sich des einen noch bestehenden Bataillons des Kaiserlichen Kamelreiterkorps zu erinnern. Vielleicht, daß das Hauptquartier uns das Bataillon auslieh, um den Türken einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wir riefen Bartholomew an, der gleich Verständnis zeigte und unsern Wunsch an Bols in Alexandrien und an Allenby weitergab. Nach lebhaftem Depeschenwechsel war das Bataillon unser. Oberst Buxton wurde uns mit seinen dreihundert Mann für einen Monat zur Verfügung gestellt unter zwei Bedingungen, nämlich erstens, daß wir vorher den Verwendungsplan einreichen sollten, und zweitens, daß das Bataillon keine Verluste haben dürfte. Bartholomew glaubte sich wegen dieser letzteren doch wirklich herzerfreuenden Bedingung entschuldigen zu müssen, weil er sie für unsoldatisch hielt.

Dawnay und ich machten uns also über die Karte her und kamen zu der Ansicht, daß das Bataillon zunächst vom Kanal nach Akaba marschieren sollte, von da nach der Rumm, um Mudewwere in nächtlichem Überfall zu nehmen, von da nach Bair, um die dortige Brücke und den Tunnel bei Amman zu zerstören; und dann konnte es am 30. August nach Palästina zurückkehren. Die Tätigkeit des Bataillons würde uns einen Monat Ruhe verschaffen; in der Zeit sollten unsere neuen Reitkamele an die Weiden gewöhnt werden, während sie allen nötigen Nachschub für Buxton an Munition und Verpflegung heranbrachten.

Als wir dabei waren, diese Pläne auszuarbeiten, traf aus Akaba ein anderer, sehr ins einzelne gehender Entwurf ein. Er war von Young für Joyce graphisch ausgearbeitet worden, auf Grund unserer Abmachung im Juni über selbständige arabische Operationen im Hauran. Young hatte Verpflegung, Munition, Fourage, Transportmittel für zweitausend Mann aller Dienstgrade von Aba el Lissan bis Dera berechnet, alle unsere Reserven berücksichtigt und einen Zeitplan aufgestellt, nach dem im November der Nachschub vervollständigt sein würde und der Angriff beginnen konnte.

Selbst wenn Allenby seine Armee nicht zusammengezogen hätte, wäre dieser Plan an sich schon undurchführbar gewesen. Er hing von einer sofortigen Verstärkung der arabischen Armee in Aba el Lissan ab, die König Hussein verweigert hatte; außerdem kam im November fast schon der Winter, und die Straßen waren um diese Jahreszeit im Hauran bald lehmig und unpassierbar.

Wetter und Truppenstärke mochten Ansichtssache sein, Allenby aber gedachte am 19. September anzugreifen und wünschte, daß wir nicht mehr als vier, aber auch nicht weniger als zwei Tage vor ihm bei Dera eintreffen sollten. Er sagte mir wörtlich, drei Mann und ein Junge mit einer Pistole, die genau am 16. September vor Dera ständen, würden ihm für seine Zwecke vollkommen genügen, besser jedenfalls als tausend Mann eine Woche vorher oder nachher. Die Wahrheit war, daß er auf die Kampfkraft der arabischen Armee kein Gewicht legte und sie nicht als taktisches Mittel in Rechnung setzte. Für ihn war unser Zweck rein psychologischer Art, nämlich die Aufmerksamkeit der feindlichen Führung auf die Jordanfront festzunageln. Als Engländer pflichtete ich dieser Auffassung bei; als Sachwalter der arabischen Bewegung jedoch hielt ich beides, moralische Einwirkung und Kampf, für gleich wichtig, das erstere, um gemeinsamen Erfolg zu sichern, das andere, um das Selbstvertrauen der Araber zu festigen, ohne das ein Sieg letzten Endes keine gesunden Zustände schaffen konnte.

So ließen wir Youngs Plan unverzüglich fallen und machten uns wieder an die Ausarbeitung unseres eigenen Plans. Von Aba el Lissan nach Dera brauchten wir vierzehn Tage, und dann noch eine weitere Woche, um die drei Bahnlinien zu unterbrechen und uns wieder in die Wüste zur Neugruppierung zurückzuziehen. Unsere Stoßtrupps mußten für drei Wochen Proviant mitnehmen. Was das bedeutete, stand mir klar vor Augen, wir hatten das ja zwei Jahre lang gemacht. Und so teilte ich Dawnay sogleich mit, daß nach meiner Schätzung unsere zweitausend Kamele bei einem einzigen Marsch, ohne vorausgeschickte Depots oder Nachschubkolonnen, ausreichen würden für fünfhundert Mann regulärer berittener Infanterie, die Batterie der französischen Schnellfeuergebirgshaubitzen, Kaliber 6,5, die entsprechende Anzahl Maschinengewehre, zwei Panzerwagen, Pioniere, Kamelführer und zwei Flugzeuge – bis zur Erfüllung unserer Aufgabe. Das schien eine großzügige Auslegung von Allenbys »Drei Mann und ein Junge«. Wir teilten es Bartholomew mit und empfingen den Segen des Hauptquartiers.

Young und Joyce waren nicht sehr erfreut, als ich ihnen bei meiner Rückkehr sagte, daß ihr großer Schlachtplan ins Wasser gefallen wäre. Ich vermied es, ihre Pläne für schwerfällig und überholt zu erklären, sondern gab als Grund der Abänderung Allenbys Wiedererstarkung an. Mein neuer Vorschlag – für den ich mir im voraus ihre Mitwirkung gesichert hatte – war ein verwickelter Eiertanz in den nächsten arbeitsreichen anderthalb Monaten. Er bestand aus einem »Beutezug« des englischen Kamelreiterkorps und einem Zug unserer Hauptmacht, die die Türken bei Dera überraschen sollte.

Joyce war der Ansicht, daß ich einen Fehler gemacht hatte. Fremde Truppen ins Land zu bringen würde die Araber lähmen, und sie einen Monat später wieder fortzuschicken, würde noch schlimmer sein. Young stellte meiner Idee ein störrisches, streitsüchtiges »Unmöglich« entgegen. Das Kamelreiterkorps würde die Lastkamele in Anspruch nehmen, mit denen sonst vielleicht die für Dera bestimmten Truppen ihr Ziel erreichen könnten. Wenn ich aus Übereifer zwei Dinge auf einmal unternehmen wollte, würde mir schließlich keines von beiden gelingen. Ich legte meine Gründe dar, und wir gerieten uns in die Haare.

In erster Linie griff ich Joyce wegen seiner Äußerung über das Kaiserliche Kamelreiterkorps an. Sie würden eines Morgens in Akaba eintreffen, erklärte ich, kein Araber würde sich große Gedanken darüber machen, und dann würden sie ebenso plötzlich wieder nach der Rumm zu verschwinden. Von Mudewwere bis zur Brücke von Kissir würden sie in der Wüste marschieren, außer Sichtweite der arabischen Armee und außer Hörweite der Dörfer. Der feindliche Nachrichtendienst würde aus den unbestimmten Angaben, die er bekommen würde, den Schluß ziehen, daß die ganze totgeglaubte Kamelbrigade jetzt auf Faisals Front wäre. Eine derartige Stärkung von Faisals Stoßkraft würde die Türken sehr besorgt um ihre Bahnen machen, während Buxtons Auftauchen in Kissir für einen ersten Erkundungsvorstoß gehalten werden würde, und damit könnten unsere wildesten Erzählungen, daß wir in nächster Zeit einen Angriff auf Amman vorbereiteten, glaubwürdig erscheinen. Joyce war durch diese Begründungen entwaffnet, stimmte mir bei und unterstützte mich.

Für Youngs Transportsorgen hatte ich wenig Mitgefühl. Er, der noch ein Neuling im Lande war, sagte, daß meine Probleme unlösbar seien. Ich hatte solche Fragen schon ausreichend erledigt, ohne Vorbereitung und ohne die Hälfte seiner Erfahrung und Konzentrationsfähigkeit zu besitzen; und ich wußte, daß sie nicht einmal schwierig waren. Was das Kamelkorps anging, so überließen wir es ihm, sich mit Zeit- und Gewichtsberechnungen herumzuschlagen, denn schließlich war die englische Armee ja sein Beruf, und obwohl er nichts versprach (außer, daß es nicht geschafft werden könne), wurde es natürlich doch geschafft, und sogar zwei oder drei Tage vor der festgesetzten Zeit. Der Angriff auf Dera war ein Vorschlag für sich, und ich widerlegte Punkt für Punkt seine Auffassung über Art und Ausrüstung des Unternehmens.

Ich strich von Bair an die Fourage, die größte Last. Young machte ironische Bemerkungen über die geduldige Genügsamkeit der Kamele; aber in diesem Jahr gab es großartige Weidemöglichkeiten in der Gegend zwischen Asrak und Dera. Von der Verpflegung für die Mannschaften strich ich den Proviant für den zweiten Angriff und den Rückmarsch. Young äußerte sich dahin, daß die Leute gewiß gut kämpfen würden, wenn sie Hunger hätten. Ich erklärte, daß wir ja vom Lande lebten. Young meinte, das Land sei zu arm, daß wir davon leben könnten. Ich behauptete dagegen, daß es sehr ergiebig sei.

Er meinte, der Zehntage-Rückmarsch nach den Angriffen wäre doch eine lange Fastenzeit; aber ich hatte nicht die Absicht, nach Akaba zurückzukehren. Darauf fragte er mich, ob ich einen Sieg oder eine Niederlage im Sinn habe? Ich wies darauf hin, daß ja jeder Mann ein Kamel unter sich hatte, und wenn wir nur sechs Kamele am Tage schlachteten, hätte die ganze Truppe reichlich zu essen. Aber das war kein Trost für ihn. Darauf setzte ich das von ihm vorgesehene Benzin, die Autos, die Munition und alles andere, ohne einen Überschuß zu lassen, genau bis auf die von uns berechnete unterste Grenze herab. In Erwiderung griff er mich mit Schulweisheiten an und erging sich in den Theorien der Berufssoldaten. Ich erging mich lang und breit über meine altersgraue Ansicht, daß wir von unserer Anspruchslosigkeit lebten und die Türken durch unsere Beweglichkeit schlugen. Youngs Plan war falsch, weil er zu exakt war.

Statt dessen wollten wir eine Kamelkolonne von tausend Mann nach Asrak vorschieben, woselbst ihre Versammlung am 13. September vollzogen sein mußte. Am 16. September wollten wir dann Dera einschließen und die dortigen Eisenbahnen unterbrechen. Zwei Tage danach wollten wir uns östlich über die Hedschasbahn zurückziehen und die weiteren Ereignisse bei Allenby abwarten. Zur Sicherheit für etwaige Zufälle sollten in Dschebel Drus größere Mengen Gerste aufgekauft und in Asrak aufgespeichert werden.

Nuri Schaalan sollte uns mit seinem Kontingent Rualla begleiten, ebenso die Serdiyeh, die Seharin und die Haurani-Bauern aus dem »Unterland«, geführt von Tallal el Hareidhin. Young hielt das für ein beklagenswertes Abenteuer. Joyce, dem unsere bissige Unterhaltung Spaß gemacht hatte, war geneigt, den Versuch zu wagen, obwohl er besorgt war, daß mein Ehrgeiz allzu weit ginge. Aber trotzdem stand fest, daß beide ihr Bestes tun würden, da schon alles abgemacht war; und außerdem hatte Dawnay uns die Organisationsarbeit erleichtert und veranlaßt, daß uns das Hauptquartier Stirling zur Verfügung stellte, einen geschickten Generalstabsoffizier, klug und taktvoll. Stirlings Leidenschaft für Pferde war geeignet, ihm von vornherein das Vertrauen Faisals und seiner Großen zu gewinnen.

Unter den arabischen Offizieren wurden als Belohnung für ihr tapferes Verhalten in den Kämpfen um Maan einige englische Auszeichnungen verteilt. Diese Gunstbeweise Allenbys kräftigten den guten Geist der arabischen Armee. Nuri-Pascha Said erbot sich, die Leitung der Dera-Expedition zu übernehmen; er war durch seinen Mut, sein Ansehen und seine kaltblütige Ruhe der ideale Führer für dieses Unternehmen. Er machte sich sogleich daran, die besten vierhundert Mann aus der Armee auszuwählen.

Pisani, der französische Batteriechef, gestärkt durch ein Militärkreuz und eifrig bedacht auf Erwerbung eines D.S.O. Distinguished Service Order = Kriegsverdienstorden. (A. d. Ü.), übernahm eigenhändig die vier Schneider-Gebirgsgeschütze, die Cousse uns nach Bremonds Abreise gesandt hatte. Zusammen mit Young verbrachte er qualvolle Stunden damit, die vorgesehenen Mengen von Munition und Maultierfourage nebst der Begleitmannschaft und seiner Privatküche auf die Kamele zu verstauen, deren er nur halb so viele erhalten hatte, als eigentlich nötig waren. Das ganze Lager summte von Eifer und Geschäftigkeit, und alles ließ sich gut an.

Der Zwiespalt in unserem engeren Kreise war bedauerlich, aber unvermeidlich. Die arabische Sache war unserer aus dem Stegreif entstandenen Hilfsorganisation entwachsen. Aber der nächste Akt würde wahrscheinlich schon der letzte sein, und mit ein wenig Geduld konnten wir auch mit unseren gegenwärtigen Hilfsquellen auskommen. Die Uneinigkeit bestand nur bei uns selbst, und dank der prächtigen Selbstlosigkeit von Joyce bewahrten wir genügend Korpsgeist, um einen völligen Bruch zu vermeiden, wenn ich auch recht eigenmächtig erscheinen mußte. Ich hatte noch Vertrauen genug, die ganze Sache, wenn es nicht anders ging, auf meine eigenen Schultern zu nehmen. Sie hielten mich für einen Prahlhans, wenn ich so etwas sagte; aber mein Vertrauen stützte sich nicht gerade auf die Fähigkeit, eine Aufgabe fehlerlos durchzuführen, sondern darauf, daß ich sie lieber auf irgendeine Weise zusammenflickte, als sie ganz und gar zu unterlassen.


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