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Fünfundzwanzigstes Kapitel

Am nächsten Morgen regnete es unaufhörlich; wir waren froh, unsere Wasservorräte ergänzen zu können, und fühlten uns so behaglich in den Zelten bei Semna, daß wir erst aufbrachen, als am frühen Nachmittag die Sonne wieder schien. In der erfrischten Luft ritten wir dann westwärts das breite Tal hinab. Unmittelbar hinter uns folgten die Ageyl. Dahinter führte Abd el Kerim seine Gufaleute, ungefähr siebenhundert Berittene und mehr noch zu Fuß. Sie waren in Weiß gekleidet, mit breitem Kopftuch aus rotweiß gestreifter Baumwolle; an Stelle von Fahnen schwenkten sie grüne Palmzweige.

Dann kam Scherif Mohammed Ali abu Scharrain, ein alter Patriarch mit langem, gelocktem, grauem Vollbart, in aufrecht stolzer Haltung. Seine dreihundert Reiter waren Aschraf Aschraf ist im Arabischen die Pluralform von Scherif. (A. d. Ü.), vom Stamm der Aiaischi (Dschuheina), und tatsächlich jeder ein Scherif, aber nur in ihrer Gesamtheit als solche anerkannt, da sie keinen geschriebenen Stammbaum besaßen. Sie trugen unter schwarzen Mänteln rostrote, hennagefärbte Kleider und fochten nur mit dem Säbel. Hinten auf der Kruppe des Kamels eines jeden hockte ein Sklave, der ihm im Kampf mit Flinte und Dolch zur Seite stand, das Kamel betreute und das Essen bereitete. Die Sklaven waren, wie es sich für Diener armer Herren geziemt, nur höchst spärlich bekleidet. Mit ihren kräftigen schwarzen Beinen hielten sie die wolligen Flanken des Kamels wie mit Schraubstöcken umklammert, um nicht zu harte Stöße auf ihr knochiges Hinterteil zu bekommen, und sie hatten ihre zerlumpten Hemden unter dem geflochtenen Lendenstrick hochgeschürzt, damit das Kamel sie unterwegs beim Stallen oder Misten nicht beschmutzte. Das Wasser von Semna hatte heilkräftige Wirkung, und an diesem Tage floß der Dung unserer Tiere wie grüne Suppe an den Schenkeln herab.

Hinter den Aschraf folgte das rote Banner des letzten zu einer Truppe geordneten Stammes, der Rifaa unter Audi ibn Suweid, dem pfiffigen alten Piraten, der die Mission Stotzingen ausgeraubt und ihr Funkgerät samt der indischen Bedienungsmannschaft bei Janbo ins Meer geworfen hatte. Die Haie werden vermutlich das Funkgerät verschmäht haben, aber wir hatten manche nutzlose Stunde verbracht mit dem Versuch, es wieder herauszufischen. Audi trug noch einen langen, dicken, pelzbesetzten deutschen Offiziersmantel, eine reichlich unzweckmäßige Bekleidung für dies Klima, aber, wie er geltend machte, ein prächtiges Beutestück. Er hatte ungefähr zweitausend Mann, zwei Drittel davon unberitten. Hinter ihm marschierte Rasim, der Artilleriekommandeur, mit vier alten Krupp-Geschützen, noch genau so auf den Maultieren verpackt, wie er sie von der ägyptischen Armee übernommen hatte.

Rasim war ein bärbeißiger Damaszener, der jeder wirklichen Gefahr lachend entgegenging, aber kopfhängerisch herumschlich, wenn alles gut stand. Heute gab es wieder allerhand unheilschwangeres Gemurmel: denn neben ihm ritt Abdulla el Deleimi, der Führer der Maschinengewehrabteilung, ein flinker, gescheiter, leichtsinniger, aber liebenswürdiger Offizier, so recht der Typ seines Standes, der sich immer einen Hauptspaß daraus machte, irgendein Sorgengewitter in Rasims Gemüt zusammenzubrauen, bis es sich dann mit voller Gewalt über Faisal oder mich entlud. Diesmal half ich ihm noch dabei, indem ich Rasim lächelnd darauf aufmerksam machte, daß bei unserem Marsch heute die Unterstämme sich auf ganze Vierteltagsabstände seitwärts geschlagen hätten. Rasim blickte über das regenfeuchte Gesträuch, auf dessen Blättern noch die Tropfen in der eben unter einem Wolkendach hinter ferner Düne glührot versinkenden Sonne glitzerten; und er blickte auf die wilden Horden der Beduinen, die allenthalben zu Fuß hierhin und dorthin hinter Vögeln und Kaninchen, Rieseneidechsen und Springmäusen herjagten oder sich untereinander herumbalgten – und er nickte sauertöpfisch und meinte, er würde demnächst einen Unterstamm auf eigene Faust begründen und sich auf halbe Tagemarschlängen in die Büsche schlagen und sich wenigstens nicht länger mit den Fliegen herumärgern.

Beim Abmarsch hatte ein Mann in der Kolonne einen Hasen vom Sattel aus geschossen, aber wegen der Gefahr solcher wilden Schießerei hatte Faisal es verboten; und nun wurden die unter den Tritten der Kamele hochgehenden Hasen mit Stöcken gejagt. In der Kolonne gab es dann jedesmal vergnügliche Aufregung: Geschrei ertönte, Kamele wurden seitlich herausgetrieben, die Reiter sprangen ab und bemühten sich, mit wild geschwungenen Stöcken das Tier totzuschlagen oder aufzugreifen. Faisal war froh, daß seine Leute auf diese Weise reichlich Fleisch zu essen bekamen, aber ihm grauste vor dem Appetit der wenig wählerischen Dschuheina auf Eidechsen und Springmäuse.

Wir marschierten über ebene Sandflächen, die dicht mit kräftigen Dornbüschen bewachsen waren, bis wir in Sicht der Küste kamen; dann wandten wir uns nordwärts und schlugen einen festgetretenen Weg ein, die Pilgerstraße von Ägypten. Sie verlief etwa fünfzig Yard von der Küste entfernt und war so breit, daß die Truppe unter fröhlichem Gesang zu dreißig bis vierzig nebeneinander marschieren konnte. Ein alter, halb im Sand begrabener Lavastrom hatte sich von dem vier bis fünf Meilen landeinwärts gelegenen Gebirge vorgeschoben und bildete einen breiten Buckel. Die Straße kreuzte ihn, und links von uns tauchten feuchte Niederungen auf, von flachen, im letzten Abendlicht funkelnden Wasserstreifen durchzogen. Das war unser vorgesehener Rastpunkt, und Faisal gab das Signal zum Halten. Die Kamele wurden versorgt, die Leute reckten die Glieder, setzten sich oder gingen zum Meer hinab, um vor dem Essen zu baden; und da gab es denn ein Geplantsche und Getobe von Hunderten von nackten Männerleibern in allen erdenklichen Hauttönungen der Erde.

Das Abendessen war diesmal sehr verlockend, da ein Dschuheina am Nachmittag eine Gazelle für Faisal erlegt hatte. Gazellenfleisch wird in der Wüste allem anderen vorgezogen, denn, wie öde und wasserarm auch die Gegend sein mochte, dies Wild lieferte stets einen fetten und saftigen Braten.

Das Mahl hatte den erwarteten Erfolg. Wir zogen uns, reichlich satt, zeitig zurück. Doch bald nachdem Newcombe und ich uns in unserem Zelt ausgestreckt hatten, wurden wir von einer durch das Lager laufenden Woge der Erregung, Kamelgetrappel, Schießen und Geschrei aufgeschreckt. Ein Sklave steckte atemlos seinen Kopf durch die Zeltklappe und rief: »Große Neuigkeit! Eschref-Bej ist gefangen!« Ich sprang auf und eilte durch die zusammenlaufende Menge zu Faisals Zelt, das bereits von Freunden und Dienern erfüllt war. Neben Faisal saß, allen sichtbar und unnatürlich ruhig in all dem Lärm, Radscha, der Beduine, der Abdulla die Botschaft überbracht hatte, in das Wadi Ajis einzurücken. Faisal strahlte, und seine Augen wurden ganz groß vor Freude, als er aufsprang und mir durch das Stimmengewirr zurief: »Abdulla hat Eschref-Bej gefangen!« Da wußte ich, wie gut und bedeutungsvoll das Ereignis war.

Eschref war ein berüchtigter Abenteurer in den Niederungen der türkischen Politik. In seiner Jugend war er, in der Umgebung seiner Heimatstadt Smyrna, nicht viel mehr als ein Räuber gewesen, mit den Jahren aber wurde er Revolutionär, und als man ihn schließlich fing, schickte ihn Abdul Hamid auf fünf runde Jahre in die Verbannung nach Medina. Anfangs wurde er streng bewacht, eines Tages jedoch entwich er durch das Fenster der geheimen Klause und flüchtete zu Schehad, dem trunkliebenden Emir, nach der Vorstadt Awali. Schehad stand wie gewöhnlich mit den Türken auf Kriegsfuß und gewährte ihm Zuflucht. Doch Eschref fand dieses Leben allzu eintönig, borgte sich schließlich ein gutes Pferd aus und ritt nach der türkischen Kaserne. Auf dem Hofe dort exerzierte gerade der Sohn seines Feindes, des Gouverneurs, eine Kompanie Gendarmen. Eschref ritt ihn nieder, warf ihn über seinen Sattel und jagte davon, bevor noch die überraschte Polizei Protest einlegen konnte.

Dann machte sich Eschref nach Dschebel Ohod auf, einem unbewohnten Ort, und trieb dabei seinen Gefangenen vor sich her, nannte ihn seinen Packesel und belud ihn mit dreißig Broten und den Wasserschläuchen, die sie für die Reise brauchten. Um seinen Sohn wiederzubekommen, schenkte der Pascha Eschref auf Ehrenwort die Freiheit und fünfhundert Pfund. Eschref kaufte sich Kamele, ein Zelt und eine Frau und wanderte bei den Stämmen umher, bis die jungtürkische Revolution ausbrach. Dann tauchte er in Konstantinopel auf und wurde ein Bravo, der die von Enver bestimmten Opfer beiseite brachte. Seine Verdienste trugen ihm eine Anstellung als Inspektor der Flüchtlingshilfe in Mazedonien ein; ein Jahr danach setzte er sich mit einem sicheren Einkommen aus Grundbesitz zur Ruhe.

Bei Kriegsausbruch ging er nach Medina mit Geldern und Briefen vom Sultan für die arabischen Neutralen. Dort erhielt er den Auftrag, die Verbindung mit der isolierten türkischen Besatzung im Jemen herzustellen. Auf dem Wege dorthin kreuzte er zufällig schon auf seiner ersten Etappe die Spur Abdullas, der nach dem Wadi Ajis bei Kheiber marschierte, und einige Araber, die während der Mittagsrast etwas abseits die Kamele hüteten, wurden von Eschrefs Leuten angehalten und ausgefragt. Sie erklärten, sie seien Heteym, und Abdullas Truppen gehörten zu einer für Medina bestimmten Nachschubkolonne. Eschref ließ einen von ihnen frei mit dem Befehl, die übrigen zur näheren Untersuchung herbeizubringen; dieser Mann nun erzählte Abdulla von den Soldaten, die oben auf dem Berg lagerten.

Abdulla war einigermaßen überrascht und sandte Reiter zur Erkundung aus. Eine Minute später hörte er zu seinem Erstaunen plötzlich das Geknatter eines Maschinengewehrs. Er kam zu dem Schluß, daß die Türken eine fliegende Kolonne ausgesandt hätten, um ihm den Weg abzuschneiden, und gab seinen Berittenen Befehl, mit aller Kraft anzugreifen. Es gelang ihnen ohne große Verluste das Maschinengewehr niederzureiten und die Türken zu zerstreuen. Eschref floh zu Fuß auf den Gipfel des Berges. Abdulla bot eine Belohnung von tausend Pfund für ihn; als es dunkelte, entdeckte man ihn, verwundet, und nach heftiger Gegenwehr wurde er von Scherif Fausan el Harith gefangen genommen.

In dem mitgeführten Gepäck fand man zwanzigtausend Pfund in Münzen, Ehrengewänder, kostbare Geschenke, einige aufschlußreiche Papiere und ganze Kamelladungen Flinten und Pistolen. Abdulla schrieb einen frohlockenden Brief (der von der Gefangennahme berichtete) an Fakhri-Pascha und nagelte das Schreiben an eine herausgerissene und quer über die Schienen gelegte Telegraphenstange, als er in der nächsten Nacht auf seinem nun unbehinderten Marsch nach dem Wadi Ajis die Bahn kreuzte. Während er dort in voller Sicherheit lagerte, hatte er Radscha mit diesen Nachrichten zu uns geschickt, die in zwiefacher Hinsicht glücklich für uns waren.

Durch die freudig erregten Männer schob sich das ernste Gesicht des Imams; er hob die Hand, und augenblicks trat Stille ein. »Hört mich«, rief er und begann eine Ode zum Preis des Ereignisses vorzutragen; darin hieß es, daß Abdulla besonders begünstigt wäre und rasch den Ruhm erlangt hätte, den Faisal langsam aber sicher durch schweres Werk zu gewinnen im Begriff sei. Das Poem war lobenswert, zumal es nur sechzehn Minuten dauerte, und der Dichter wurde mit Gold belohnt. Dann entdeckte Faisal einen prächtig gezierten Dolch an Radschas Gürtel. Radscha stammelte, daß es Eschrefs Dolch sei. Faisal warf ihm seinen eigenen zu und nahm den anderen an sich, um ihn später Oberst Wilson zu übergeben. »Was sagte mein Bruder zu Eschref?« – »Ist das dein Dank für unsere Gastfreundschaft?« Während Eschref mit John Suckling geantwortet hatte: »Ob ich im Recht bin oder nicht, kämpfen kann ich inbrünstig!«

»Wie viele Millionen sind den Arabern zugefallen?« keuchte gierig der alte Mohammed Ali, als er hörte, daß Abdulla in der erbeuteten Kiste bis an die Ellbogen im Golde gewühlt und davon ganze Hände voll unter die Stämme verteilt hatte. Radscha war an diesem Abend ein begehrter Mann, und reicher als zuvor legte er sich nieder, verdientermaßen, denn Abdullas Marsch nach Ajis befreite uns von jeder Sorge vor Medina. Dadurch, daß Murray in Sinai vorging, Faisal auf Wedsch rückte und Abdulla zwischen Wedsch und Medina stand, waren die Türken in Arabien in die Verteidigung gedrängt worden. Die Flut unseres Mißgeschicks war zurückgeebbt, das Lager sah unsere zufriedenen Gesichter, und es herrschte reges Leben bis zur Dämmerung.

Am nächsten Tag ritten wir leichten Herzens weiter. Das Frühstück ergab sich von selbst, da wir noch einige kleine Wassertümpel in einem öden Tal fanden, das sich von El Sukhur hinunterzog, einer Gruppe von drei sonderbar geformten Höhen, die wie granitne Blasen der Erde entquollen zu sein schienen. Wir hatten einen bequemen Marsch bei heiterem, kühlem Wetter. Tagsüber ritten wir beiden Engländer natürlich stets im großen Haufen, doch besaßen wir zum Glück ein Zelt, in das wir uns, um allein zu sein, zurückziehen konnten. Das ständige Leben in Gemeinschaft bedeutete nicht die kleinste der vielen Plagen der Wüste; jeder hörte und sah bei Tag und Nacht, was jeder andere sprach oder tat. Einen Raum für sich zu haben, wie Newcombe und ich, bedeutete eine wahre Erlösung nach dem ewigen Beisammensein; aber natürlich beeinträchtigte eine solche Absonderung den engen Zusammenhang zwischen Führer und Mann. Die Araber kannten keine Unterschiede, weder der Geburt noch des Standes, außer der selbstverständlichen Vorherrschaft, die man einem berühmten Scheik kraft seiner natürlichen Überlegenheit einräumte. Sie sagten mir, keiner könnte ihr Führer sein, es wäre denn, er teile ihre Kost, trüge ihre Kleider, lebe in gleicher Weise wie sie und zeige sich dabei doch tüchtiger und fähiger als alle andern.

Am Morgen marschierten wir auf Abu Serebat zu; schon früh stand die Sonne glühendheiß am wolkenlosen Himmel, und wie immer wurden unsere Augen schmerzhaft gequält von dem flimmernden Tanz der Sonnenstrahlen auf glitzerndem Sand oder Gestein. Unser Weg stieg langsam zu einem scharf abgesetzten Kalksteinrücken mit ausgewaschenen Flanken hinan; von dort blickten wir über einen langgezogenen Hang mit nacktem, schwarzem Kieselgrund, der uns von der etwa acht Meilen westwärts gelegenen, nicht sichtbaren See trennte. Als wir einmal anhielten, fühlten wir, daß eine ausgedehnte Senkung vor uns lag; doch erst um zwei Uhr nachmittags, nach Überquerung eines Basaltfeldes, öffnete sich unserm Blick ein Einschnitt von fünfzehn Meilen Breite: das Wadi des Hamdh, der hoch im Gebirge entsprang. Nach Nordwesten erstreckte sich das große Delta, über das sich der Hamdh in zwanzig Mündungsarmen verteilte; und wir sahen die dunklen Linien, die mit dichtem Strauchwerk besetzten Flutkanäle von dem Höhenrand aus durch die Niederung sich dahinschlängeln, bis sie sich dreißig Meilen weiter zu unserer Linken im Sonnenglast nach der unsichtbaren See hin verloren. Hinter dem Hamdh erhob sich steil aus der Ebene ein Doppelberg, der Dschebel Raal, ein scharfkantiger Rücken, nur daß er in der Mitte wie durch einen Hieb gespalten war. Für unsere, von der Eintönigkeit übersättigten Augen war es ein wohltuender Anblick, dieses gewaltige Schlußteil eines trockenen Stromes, länger als der Tigris. Es war das größte Tal Arabiens, zum erstenmal von Doughty Charles Montagu Doughty, geb. 1845, berühmter engl. Arabienforscher. (A.d.Ü.) erwähnt und bis heute unerforscht; und der Raal, ein prächtiger Berg, hob sich scharf und klar ab und machte dem Hamdh alle Ehre.

Voller Erwartung ritten wir die kiesigen, mit immer dichteren Grasbüscheln bedeckten Hänge hinab, bis wir um drei Uhr das Bett des Wadis selbst betraten. Es war eine Meile breit und mit Gruppen des Asla-Strauchs bestanden, rings umgeben von Sandhügeln, einige Fuß hoch. Der Sand war durchzogen von trockenen und brüchigen Lehmstreifen, Rückständen einstiger Überflutungen, die den ganzen Boden in scharf abgesetzte Schichten teilten und in den unteren Lagen zu salzigem Schlamm zersetzt waren, so daß sie nachgaben und die Kamele durch die obere trockene Sandlage bis zu den Fesseln durchbrachen, mit einem Geräusch wie von zerbröckelnder Kuchenkruste. Der Nebel stieg in dicken Schwaden auf, und von der Sonne niedergehalten, verdichtete er sich mehr und mehr.

Die hinteren Reihen konnten nicht mehr erkennen, wo sie gingen, was das Vorwärtskommen sehr erschwerte; denn die Sandhügel drängten sich immer enger zusammen, und das Flußbett war zerfurcht von einem wirren Netz schmaler Rinnen, dem jahrzehntelangen Werk partieller Fluten. Gegen die Mitte des Tales hin war alles mit dichtem Buschwerk überwachsen; es sproßte seitlich aus den kleinen Hügeln und verflocht sich ineinander mit gewundenen Zweigen, dürr, hart und trocken wie alte Knochen. Wir rollten die Klappen unserer prächtigen Satteltaschen ein, damit sie nicht vom Gestrüpp zerrissen würden, knüpften die Mäntel fest zusammen, zogen zum Schutz der Augen die Kopftücher herunter und rauschten hindurch, wie Sturmwind durch Röhricht. Der Staub blendete die Augen und benahm den Atem; und das Zurückschnappen der Zweige, das Murren der Kamele, das Geschrei und Gelächter der Leute hörte sich abenteuerlich genug an.


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