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siehe Bildunterschrift

T E Lawrence.
Büste von Kennington

Vorwort von A. W. Lawrence

(Bruder des Verfassers)

Die »Sieben Säulen der Weisheit« werden in der Bibel erwähnt. In den Sprüchen Salomonis IX, 1 heißt es:

»Die Weisheit bauete ihr Haus und hieb sieben Säulen.«

Ursprünglich hatte der Verfasser diesen Titel für ein Buch über sieben Städte bestimmt. Er entschloß sich, dieses Jugendwerk nicht zu veröffentlichen, da er es für unreif hielt, übertrug aber den Titel auf das vorliegende Werk als ein Memento.

Eine kleine Schrift, betitelt: » Bemerkungen über die Niederschrift der Sieben Säulen der Weisheit von T. E. Shaw«, wurde von meinem Bruder denen überreicht, die die Ausgabe von 1926 käuflich erwarben oder zum Geschenk erhielten. Diese Schrift enthält folgende Angaben:

 

Manuskripte

Text I

Die Bücher 2, 3, 4, 5, 6, 7 und 10 schrieb ich in Paris zwischen Februar und Juni 1919. Die Einleitung wurde im Juli und August 1919 unterwegs zwischen Paris und Ägypten niedergeschrieben, als ich im Flugzeug nach Kairo fuhr. Später, in England, schrieb ich Buch 1. Danach verlor ich beim Umsteigen auf dem Reading-Bahnhof das ganze Manuskript bis auf die Einleitung und die Entwürfe zu Buch 9 und 10. Das war zu Weihnachten 1919.

Wäre Text I vollendet worden, so würde er etwa 250 000 Worte umfaßt haben, etwas weniger als der Privatdruck der »Sieben Säulen«, den die Subskribenten erhielten. Meine Notizen aus der Kriegszeit, auf die sich Text I in weitem Maße stützte, waren vernichtet worden, sobald ich die einzelnen Abschnitte beendet hatte. In dieses Manuskript haben nur drei Menschen Einblick erhalten, bevor ich es verlor.

Text II

Einen Monat später etwa begann ich in London aufzuzeichnen, was mir vom ersten Manuskript noch in Erinnerung war. Die ursprüngliche Einleitung konnte dabei natürlich mit verwendet werden. Die übrigen zehn Bücher vollendete ich in weniger als drei Monaten, wobei ich oft lange Zeit hintereinander arbeitete. So wurde das ganze Buch 6 in vierundzwanzig Stunden von Sonnenaufgang bis Sonnenaufgang niedergeschrieben. Auf den Stil war dabei natürlich wenig Sorgfalt verwendet worden, so daß der Text II (obwohl wenig Neues hinzukam) einen Umfang von mehr als vierhunderttausend Worten erreichte. Im Laufe des Jahres 1920 verbesserte ich den Text unter Zuhilfenahme des »Arab Bulletin« sowie zweier Tagebücher und meiner mir noch verbliebenen Aufzeichnungen aus dem Felde. Wenn das Manuskript dem Stil nach auch noch immer höchst unzulänglich blieb, so war es doch inhaltlich vollständig und genau. Dieser Text II wurde im Jahre 1922 bis auf eine Seite von mir vollständig verbrannt.

Text III

Auf Grund von Text II wurde von mir die Ausarbeitung von Text III in London begonnen, im Jahre 1921 in Dschidda und Amman fortgesetzt und dann wieder in London im Jahre 1922 vollendet. Er wurde mit großer Sorgfalt abgefaßt. Dieses Manuskript ist noch vorhanden. Es umfaßt etwa 330 000 Worte.

 

Privatdrucke

1. Oxford 1922

Obwohl mir Text III in seiner Form noch unzulänglich erschien, wurde er doch sicherheitshalber im ersten Viertel des Jahres 1922 in Oxford durch den Verlag der »Oxford Times« gesetzt und in Fahnenabzügen gedruckt. Da acht Abzüge erforderlich waren und das Buch sich sehr umfangreich gestaltete, wurde der Druck der Vervielfältigung durch Maschinenschrift vorgezogen. Fünf dieser Abzüge (sie wurden in Buchform gebunden zur bequemen Handhabung der früheren Mitglieder des Hedschas-Expeditionskorps, die für mich die kritische Durchsicht der Korrekturbogen vornahmen) sind jetzt (April 1927) noch vorhanden.

2. Text der Subskriptionsausgabe vom 1. 12.1926

Der Text der Subskriptionsausgabe vom Dezember 1926 war eine Überarbeitung der Oxforder Fahnenabzüge von 1922, die von mir in den Jahren 1924 bis 1926 in meinen abendlichen Mußestunden vorgenommen wurde, während ich beim Kgl. Tankkorps (1923/24) und bei der Kgl. Luftflotte (1925/26) diente. Die Bearbeitung bezog sich lediglich auf eine stärkere Zusammenfassung. Literarische Anfänger neigen dazu, das, was sie beschreiben wollen, mit einer Unzahl von Beiworten zu umkleiden; aber 1924 hatte ich meine schriftstellerische Lehrzeit hinter mir und war nun imstande, oftmal ein oder zwei Sätze der Niederschrift von 1921 zu einem einzigen zu verdichten.

Nur in ganz wenigen Ausnahmefällen gingen die Änderungen über das rein Formale hinaus. So wurde ein Kapitel der Einleitung ausgelassen, da es nach dem Urteil meiner Kritiker nicht auf der Höhe des Ganzen stand; und auch das Buch 8 wurde um etwa 10 000 Worte gekürzt.

Auf diese Weise wurde der Text der Subskriptionsausgabe auf etwas über 280 000 Worte zusammengezogen. Er ist flüssiger und prägnanter als der Oxforder Text; und er würde noch mehr vervollkommnet worden sein, wenn ich die nötige Muße dazu gehabt hätte.

Der Druck der »Sieben Säulen« geschah in der Weise, daß niemand außer mir selber Kenntnis davon bekam, wieviel Exemplare hergestellt wurden. Ich beabsichtige dieses Wissen für mich zu behalten. Wenn in der Presse von 107 Abzügen die Rede war, so kann das leicht widerlegt werden, denn es waren mehr als 107 Subskribenten vorhanden. Außerdem gab ich selbst noch eine Reihe von Exemplaren – nicht so viel als ich wünschte, aber soweit mein Bankier es gestatten konnte – an jene, die mit mir zusammen an dem arabischen Aufstand teilgenommen oder mir bei Abfassung des Buches geholfen hatten.

 

Veröffentlichte Texte

New Yorker Text

Ein Abzug des Subskriptionstextes wurde nach New York gesandt und dort durch die George Doran Publishing Company neu gedruckt. Das war notwendig, um das Copyright in den Vereinigten Staaten für die »Sieben Säulen« sicherzustellen. Zehn Exemplare davon stehen zum Verkauf, aber zu einem so hohen Preise, daß ein Absatz ausgeschlossen ist.

Weitere Ausgaben der »Sieben Säulen« werden zu meinen Lebzeiten nicht erfolgen.

Aufstand in der Wüste

Diese Kürzung der »Sieben Säulen« enthält etwa 130 000 Worte. Sie wurde von mir selbst im Jahre 1926 vorgenommen. Dabei wurde der Wortlaut nur soweit abgeändert, als es zur Aufrechterhaltung des Sinns und des Zusammenhangs unbedingt notwendig war. Teile daraus erschienen als Vorabdruck im Dezember 1926 im »Daily Telegraph«. Das Werk wurde in England bei Jonathan Cape und in den Vereinigten Staaten bei Doran im März 1927 herausgegeben.

T. E. Shaw

Um diese Angaben meines Bruders bis auf die Gegenwart zu vervollständigen, füge ich hinzu, daß die erhaltenen Exemplare des Oxforder Textes von 1922 noch vorhanden sind. Der Oxforder Text soll innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht veröffentlicht werden und auch dann nur in beschränkter Auflage. Ein Neudruck vom »Aufstand in der Wüste« wird nicht erfolgen, wenigstens nicht, solange die Frist des gesetzlichen Urheberschutzes noch läuft.

Der Text der vorliegenden Ausgabe ist gleichlautend mit der 30-Guineen-Ausgabe vom Jahr 1926. Einige wenige Auslassungen waren notwendig, um die Gefühle von noch lebenden Personen nicht zu verletzen. An den entsprechenden Stellen sind Lücken im Text geblieben.

A. W. Laurence


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