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Sechszehntes Kapitel

Wir verließen Hamra bei Dunkelwerden und ritten durch das Wadi Safra zurück, bis wir Kharma gegenüber nach rechts in ein Seitental einbogen. Es war dicht von hartem Buschwerk bestanden, durch das wir unsere Kamele mühsam hindurchtrieben, nachdem wir die Überwürfe unserer Satteltaschen hochgeschlagen hatten, um sie vor Beschädigungen durch Dornen zu bewahren. Zwei Meilen danach erklommen wir den engen Paß von Dhifran, wo man auch bei Nacht die auf Verbesserung der Straße verwandte Arbeit erkennen konnte. Man hat sie kunstvoll eingeebnet und die Steine an beiden Seiten zu einem breiten Wall zum Schutz gegen die Wasserfluten bei Regengüssen angehäuft. Streckenweise war die Straße aufgeschichtet und zu einem Damm von etwa sechs oder acht Fuß Höhe aus großen unbehauenen Steinblöcken ausgebaut; aber bei jeder Biegung war er von Sturzbächen unterwaschen und in einem trümmerhaften Zustand.

Der Aufstieg zog sich ungefähr eine Meile lang hin, und beinahe ebenso lang war der steile Abstieg auf der anderen Seite. Jenseits des Passes kamen wir in ein stark gewelltes Bergland, durchzogen von einem verwickelten Netz von Wadis, deren Hauptstrom offenbar nach Südwesten zu lief. Der Weg war gut für unsere Kamele. Nachdem wir über sieben Meilen durch die Dunkelheit geritten waren, kamen wir an einen Brunnen, Bir el Murra, auf der Talsohle unterhalb einer niedrigen Kuppe gelegen, auf deren Gipfel die viereckigen Wälle eines kleinen Forts aus Quadersteinen sich gegen den Sternenhimmel abhoben. Vermutlich waren Forts und Damm von einem ägyptischen Mamelucken für den Durchgang seiner Pilgerkarawane von Janbo aus angelegt worden.

Wir blieben dort die Nacht über und schliefen sechs Stunden, ein seltener Genuß unterwegs, wenn auch unsere Ruhe zweimal durch die Anrufe schwach erkennbarer Reitertrupps gestört wurde, die auf unser Biwak gestoßen waren. Danach ritten wir zwischen niedrigen Bergrücken dahin, bis die Dämmerung sanfte Sandtäler enthüllte, mit sonderbaren Lavahügeln ringsum. Die Lava bestand hier nicht aus dem blauschwarzen Schlackenstein wie auf den Feldern von Rabegh; sie war vielmehr rostfarben, zu mächtigen Blöcken aufgetürmt, mit einer wie im Fließen erstarrten Oberfläche und seltsam gewundener und verbogener Struktur, so als ob man ein willkürliches Spiel mit der Lava getrieben hätte, solange sie noch weich war. Der Sand, der sich anfangs wie ein Teppich um den Fuß der Felsen breitete, überzog sie nach und nach. Die Hügel wurden niedriger, während sich der Sand in immer höheren Schichten an ihnen auftürmte, bis auch die Kämme sandbestreut waren und schließlich ganz darunter verschwanden. Als die Sonne hoch stand und schmerzhaft brannte, kamen wir auf eine weite Dünenlandschaft hinaus, in sanften Wellen meilenweit bis zu der dunstigen See sich erstreckend, die graublau und täuschend nahe in der flimmernden Hitze sich am südlichen Horizont abzeichnete.

Gegen halb acht befanden wir uns auf einer blendenden Ebene aus glasartigem Sand, untermischt mit Kies und überdeckt von hohem Gesträuch und Dornbüschen und darunter einige kräftige Akazien. Wir ritten scharf über diese Ebene hin; für mich war das einigermaßen beschwerlich, denn ich war kein geschickter Reiter. Die Bewegung erschöpfte mich, und der Schweiß rann mir die Stirn herab und tropfte beißend auf meine wunden, von der Sonne aufgesprungenen Augenlider. Manchmal war der Schweiß allerdings willkommen, wenn ein Tropfen von dem Ende einer Haarsträhne herabfiel und plötzlich als ein kalter, unerwarteter Spritzer die Wange traf; aber solche Erfrischungen waren zu selten, um die Qual der Hitze zu lindern. Wir eilten vorwärts; der Sand ging allmählich in reinen Kiesboden über und der wieder in das harte Bett eines breiten Tales, das in seichten, sich durchkreuzenden Mündungsarmen nach der See zu verlief.

Wir überquerten eine Anhöhe, und jenseits öffnete sich ein weiter Blick auf das Delta des Wadi Janbo, des größten Tales im nördlichen Hedschas. Es schien mit dichtem Unterholz von Tamarisken und Dornbüschen bestanden. Zur Rechten, ein paar Meilen talaufwärts, dunkel der Palmenhain von Nakhl Mubarak, einem Dorf mit den Gärten der Beni Ibrahim Dschuheina. Vor uns in der Ferne erhob sich das Massiv des Dschebel Rudhwa, das unmittelbar über Janbo zu schweben schien, obwohl es mehr als zwanzig Meilen entfernt lag. Wir hatten den Dschebel Rudhwa schon von Masturah aus gesehen, denn er war eine der höchsten Erhebungen des Hedschas und besonders bemerkenswert, da er sich in einem einzigen Zuge aus der flachen Tihamma bis zu seinem Kamm erhebt. In seinem Schutz fühlten sich meine Begleiter zu Hause; und da die Ebene jetzt in einer unerträglichen Hitze flimmerte, legten wir uns in den Schatten einer belaubten Akazie zu selten des Weges und schlummerten über den Mittag hinweg.

Am Nachmittag tränkten wir unsere Kamele in einem brackigen kleinen Wasserloch, das in dem Sandbett eines Seitenwadis vor einer schmucken Hecke der federigen Tamariske lag, und ritten wieder zwei angenehmere Stunden lang weiter. Schließlich lagerten wir uns für die Nacht in einer typischen Tihamma-Landschaft von leicht gewellten Sand- und Kiesrücken, mit flachen Tälern dazwischen.

Die Scherifs entzündeten ein Feuer aus würzigem Holz, um Brot zu backen und Kaffee zu kochen; und dann schliefen wir sanft ein, während die salzige Seeluft unsere erhitzten Gesichter kühlte. Um zwei Uhr morgens standen wir auf und jagten über eine gestaltlose Ebene aus hartem Kies und feuchtem Sand bis nach Janbo, das sich mit seinen Mauern und Türmen auf einem Korallenriff zwanzig Fuß über unserer Ebene erhob. Ich wurde sogleich durch das Tor und winklige, leere Straßen – seit der Eröffnung der Hedschas-Bahn war Janbo eine halbtote Stadt geworden – zum Hause Abd el Kadirs geführt, Faisals Bevollmächtigten, eines gutunterrichteten, tüchtigen, gesetzten und würdevollen Mannes, mit dem wir in Briefwechsel gestanden hatten, als er Postmeister in Mekka war und die Kartenabteilung in Ägypten Marken für den neuen Staat gedruckt hatte. Er war erst vor kurzem nach Janbo versetzt worden.

siehe Bildunterschrift

Boyle.
Pastellzeichnung von Kennington

In dem malerisch winkligen Haus Abd el Kadirs, mit Ausblick über den nun öden Platz, von dem aus einst so viele Karawanen nach Medina aufgebrochen waren, wartete ich vier Tage lang auf das Schiff, das die Verabredung nicht innezuhalten schien. Endlich aber erschien die »Suva« mit Kapitän Boyle, der mich nach Dschidda zurückbrachte. Es war meine erste Begegnung mit Boyle. Er hatte zu Beginn viel für den Aufstand getan und war bereit, künftig noch mehr zu tun, leider aber gelang es mir nicht, einen guten Eindruck auf ihn zu machen. Mein Äußeres war noch ziemlich mitgenommen von der Reise, und ich führte kein Gepäck mit. Das Schlimmste aber war, daß ich das landesübliche Kopftuch trug, das ich den Arabern zu Gefallen angelegt hatte. Boyle mißbilligte das.

Unser Festhalten am Hut (zu verdanken einem Mißverständnis über das Zustandekommen des Hitzschlags) hat den Osten veranlaßt, eine besondere Bedeutung in ihm zu sehen; und nach langem Nachdenken sind ihre weisesten Köpfe zu dem Schluß gekommen, daß die Christen dieses häßliche Ding deshalb tragen, damit seine breite Krempe ihre schwachen Augen vor dem unerträglichen Blick Gottes schütze. So erinnert unser Hut den Islam ständig daran, daß Gott von den Christen nicht geehrt und geliebt wird. Die Engländer finden dieses Vorurteil verwerflich (ganz im Gegensatz zu unserer Verachtung des Kopftuchs) und wollen es um jeden Preis richtigstellen. Wenn uns das Volk nicht mit Hut haben will, dann soll es uns überhaupt nicht haben. Nun hatte ich mich zufällig schon vor dem Krieg in Syrien daran gewöhnt, wenn notwendig, die volle arabische Kleidung zu tragen, ohne Unbehagen und ohne mich dadurch gesellschaftlich herabgesetzt zu fühlen. Die langen Röcke waren allerdings beim Treppensteigen sehr hinderlich, aber das Kopftuch war für das dortige Klima das Allerbeste. So hatte ich es auf dem Ritt in das Innere angelegt und mußte es nun unter dem Feuer der maritimen Mißbilligung weiter tragen, bis ich mir in irgendeinem Laden eine Mütze kaufen konnte.

In Dschidda lag die »Euryalus« mit Admiral Wemyss an Bord; er wollte nach Port Sudan, um von da Sir Reginald Wingate in Khartum aufzusuchen. Sir Reginald hatte, als Sirdar der äygptischen Armee, an Stelle Sir Henry McMahons, der die Leitung der politischen Angelegenheiten behielt, den Befehl über die militärische Mitwirkung Englands am arabischen Aufstand übernommen; und für mich war es daher von Wichtigkeit, bei ihm vorzusprechen und ihm meine Eindrücke mitzuteilen. Ich bat also den Admiral um Überfahrt und um einen Platz in seinem Zuge nach Khartum, was er mir auch bereitwillig gewährte, nachdem er mich einem längeren Kreuzverhör unterzogen hatte.

Ich fand, daß der Admiral dank seinem regen Geist und seiner klaren Einsicht dem arabischen Aufstand von Anfang an sein Interesse zugewendet hatte. Er war wieder und wieder mit seinem Flaggschiff herabgekommen, um Hilfe zu leisten, wenn die Dinge kritisch standen, und war wohl zwanzigmal von seinem Kurs abgewichen, um beim Nachschub mitzuwirken, was eigentlich Sache der Armee gewesen wäre. Er hatte in zahllosen Transporten den Arabern Gewehre, Maschinengewehre, Landungskorps und technisches Material gebracht und war allen ihren Anforderungen stets bereitwillig und in weitestem Umfange nachgekommen.

Wenn der gute Wille und die Voraussicht des Admirals Wemyss nicht gewesen wären und die vortreffliche Art, mit der seine Wünsche durch Kapitän Boyle ausgeführt wurden, so würde das Mißtrauen Sir Archibald Murrays die Erhebung des Scherifs schon beim Beginn haben scheitern lassen. Sir Rosslyn Wemyss übernahm gewissermaßen die Aufgabe eines Paten, bis die Araber auf eignen Füßen stehen konnten; dann ging er nach London, und Allenby, der neu nach Ägypten kam, sah in den Arabern ein wichtiges Element seiner Kampffront und stellte ihnen die Kräfte und Hilfsquellen des britischen Heeres zur Verfügung. Das war eine glückliche Lösung der Schwierigkeiten, die sich inzwischen eingestellt hatten; denn Admiral Wemyss' Nachfolger als Befehlshaber der ägyptischen Flotte galt bei anderen Dienststellen nicht als besonders gefällig, obwohl er sie anscheinend nicht schlechter behandelte als seine eigenen Untergebenen. Es war in der Tat eine harte Aufgabe, Nachfolger eines Wemyss zu sein.

In Port Sudan trafen wir zwei englische Offiziere des ägyptischen Heeres, die auf die Überfahrt nach Rabegh warteten. Sie sollten die ägyptischen Truppen im Hedschas kommandieren und nach Möglichkeit Asis el Masri bei der Aufstellung der regulären arabischen Streitkräfte helfen, die von Rabegh aus den Feldzug zur Entscheidung bringen sollten. Es war mein erstes Zusammentreffen mit Joyce und Davenport, den beiden Engländern, denen die arabische Sache das meiste an der ihr von außen kommenden Hilfe zu verdanken hatte. Joyce arbeitete lange an meiner Seite. Und von Davenports Erfolgen im Süden erhielten wir regelmäßig Bericht.

Nach dem Aufenthalt in Arabien war Khartum kühl und gab mir die nötige Frische, um Sir Reginald Wingate meinen langen Bericht vorzutragen, den ich während der Tage des Wartens in Janbo niedergeschrieben hatte. Ich hob hervor, daß mir die Lage sehr aussichtsreich erscheine. Die Hauptsache wäre fachkundige Beihilfe, und der Feldzug würde sich gedeihlich entwickeln, wenn einige aktive englische Offiziere, besonders befähigt und des Arabischen mächtig, den arabischen Führern als technische Ratgeber und zur Aufrechterhaltung engster Verbindung mit uns beigegeben würden.

Wingate war froh, von hoffnungsvollen Aussichten zu hören. Der arabische Aufstand war sein Traum seit Jahren. Während ich in Khartum war, kam es dazu, daß ihm gerade die Hauptrolle dabei zugewiesen wurde; denn die Umtriebe gegen Sir Henry McMahon erreichten ihren Höhepunkt, hatten Erfolg und endeten mit seiner Abberufung nach England. Seine Stelle in Ägypten übernahm Sir Reginald Wingate. So fuhr ich nach zwei- bis dreitägigem Aufenthalt in Khartum nach Kairo, in der Gewißheit, daß die verantwortliche Persönlichkeit alle meine Vorschläge angenommen hatte. Die Fahrt den Nil hinunter war für mich eine wahre Ferienzeit.

Ägypten lag wieder wie gewöhnlich in den Geburtswehen einer Rabegh-Frage. Man hatte ein paar Flugzeuge hinuntergesandt und erörterte nun, ob man ihnen eine Brigade nachschicken sollte oder nicht. Der Führer der französischen Militärmission in Dschidda, Oberst Bremond (er war Wilsons Gegenstück, aber einflußreicher; denn er war eine anerkannte Leuchte des Seekriegs, hatte in Französisch-Afrika Erfolge gehabt und war Chef des Stabes eines Armeekorps an der Somme gewesen), trat sehr entschieden für eine Landung alliierter Truppen im Hedschas ein. Um uns die Entscheidung zu erleichtern, hatte er nach Suez einige Artillerie, Maschinengewehre und etwas Kavallerie und Infanterie senden lassen, alles algerische Moslemin unter französischen Offizieren. Diese würden im Verein mit den britischen Truppen den einzusetzenden Streitkräften einen internationalen Anstrich geben.

Bremonds scheinbar nicht unberechtigter Hinweis auf die Gefährlichkeit der Lage in Arabien blieb nicht ohne Einfluß auf Sir Reginald. Wingate war britischer General, Kommandeur eines nominellen Expeditionskorps, der Hedschas-Truppe, die in Wirklichkeit nur aus ein paar Verbindungsoffizieren und einigen Proviantmeistern und Instrukteuren bestand. Wenn Bremond seine Ansicht durchsetzte, würde er Befehlshaber einer regelrechten Brigade aus englischen und französischen Truppen werden, mit dem ganzen angenehmen Drum und Dran von Verantwortlichkeit, Schriftwechsel und der Aussicht auf Vergrößerung und offizielle Anerkennung. Daher sandte er ein Telegramm, das sich mehr oder weniger für ein unmittelbares Eingreifen aussprach.

Da meine Kenntnis der Stimmung der Araber im Harb-Lande mich zu sehr bestimmten Ansichten über die Rabegh-Frage geführt hatte (übrigens waren meine Ansichten meistens sehr bestimmt), richtete ich an General Clayton, dessen Arabischem Büro ich jetzt offiziell zugeteilt war, eine scharf gehaltene Denkschrift über die ganze Angelegenheit. Clayton teilte meine Anschauung, daß die Stämme Rabegh monatelang allein verteidigen könnten, wenn wir ihnen mit Rat und Geschützen aushülfen, daß sie aber mit Sicherheit sich wieder in ihre Zelte zerstreuen würden, sobald sie von der Landung fremder Truppen hörten; daß ferner die Interventionspläne technisch unzulänglich wären, denn eine Brigade würde gar nicht ausreichen, um die Stellung zu verteidigen, den Türken die Wasserzufuhren in der Nachbarschaft abzuschneiden und ihnen den Weg nach Mekka zu verlegen. Ich beschuldigte Oberst Bremond, daß er sich von eigensüchtigen und nicht rein militärischen Beweggründen leiten ließe und keine Rücksicht nähme auf die arabischen Interessen und die Wichtigkeit des Aufstandes für uns. Ich führte auch seine Worte und Taten im Hedschas als Beweis gegen ihn an, was meiner Anklage die richtige Färbung gab.

Clayton legte die Denkschrift Sir Archibald Murray vor, der, ihre Schärfe und Entschiedenheit sehr schätzend, sie prompt nach London kabelte als Beweis dafür, daß die arabischen Sachverständigen, die ein solches Opfer wertvoller Truppen von ihm verlangten, sogar untereinander über Wert und Richtigkeit dieser Maßnahme uneins wären. London verlangte Erläuterungen; und die Atmosphäre klärte sich allmählich, obwohl sich die Rabegh-Frage, wenn auch in weniger zugespitzter Form, noch zwei Monate lang hinzog.

Meine Beliebtheit beim Stabe in Ägypten – darauf zurückzuführen, daß ich plötzlich Sir Archibalds Vorurteile unterstützte – war neu und einigermaßen belustigend. Man fing an, mich höflich zu behandeln, und sagte mir, ich wäre ein guter Beobachter, hätte Charakter und einen prägnanten Stil. Man wies darauf hin, wie gut man daran getan hätte, mich für die Schwierigkeiten der arabischen Sache aufgespart zu haben. Ich wurde zum Oberbefehlshaber bestellt, aber auf dem Weg dorthin von einem aufgeregten Adjutanten abgefangen und zuerst zum Chef des Stabes, General Lynden Bell, geführt. Dieser hatte es für seine Pflicht gehalten, die Launenhaftigkeiten Sir Archibalds in so weitgehendem Maße zu unterstützen, daß man sie beide allgemein als einen einzigen Gegner ansah. So war ich einigermaßen erstaunt, als er bei meinem Eintritt sofort aufsprang, auf mich zueilte, mich bei der Schulter packte und mir zurief: »Also, Sie dürfen ihm auf keinen Fall einen Schrecken einjagen, verstehen Sie!«

Auf meinem Gesicht muß sich wohl einige Verwunderung gezeigt haben, denn sein eines Auge wandelte sich zu Sanftmut, er ließ mich Platz nehmen und sprach sehr nett über Oxford und den Studentenulk dort, über sein Interesse an meinem Bericht von meinem Leben bei Faisal und über seine Hoffnung, daß ich dorthin zurückgehen würde, um das so gut Begonnene weiterzuführen; untermischt waren diese Liebenswürdigkeiten mit Bemerkungen darüber, wie nervös der Oberbefehlshaber wäre und wie ihn alles aufregte, und daß ich ihm ein beruhigendes Bild von der Lage geben müßte und doch kein rosiges Bild, da sie sich nicht nach allen Seiten Extratouren erlauben könnten.

Ich war innerlich höchst belustigt und versprach, brav zu sein; aber ich wies darauf hin, daß es meine Aufgabe wäre, alles an Vorräten, Waffen und Offizieren sicherzustellen, was die Araber brauchten, und daß ich zu diesem Zweck das Interesse und, wenn nötig (denn ich würde mich durch nichts auf dem Wege meiner Pflicht aufhalten lassen), auch die Aufregung des Oberbefehlshabers erwecken müßte; worauf mich General Lynden Bell unterbrach und erklärte, der Nachschub sei seine Sache, das besorge er alles allein, und er glaube, er könne sogleich, hier und jetzt, seine neue Entscheidung treffen: alles für uns zu tun, was er könne.

Er hielt sein Wort und war danach sehr anständig zu uns. Mit seinem Chef bin ich sehr glimpflich umgegangen.


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