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Gefragtes und Beantwortetes

Antworten

Hochverehrter Dichter!

Dichter, die sich zusammentun, sich sammeln zum Gericht, sind heilig. Sie bilden ein Engelsgericht ... Vor einigen Jahren schon durchglühte mich meine Broschüre gegen meine Verleger: »Ich räume auf« – wie eine Mission. Für eine Mission gibt es keine Furcht vor Konsequenzen, wie heiß die mir auch von Freunden geschildert wurden. Die gesamte Presse nahm Notiz von meiner berechtigten und ehrlichen Klage, ganz zu meinen Gunsten und der Dichter, denen es ähnlich wie mir geschah. Es bildeten sich, nicht lang nach dem Erscheinen meines kleinen Buches, Vereine zur Bekämpfung der unfairen Verlage: Auch der Pen-Klub, vom emsigen Feist-Wollheim in Szene gesetzt, plauschte vorsichtig über die Verlagsvorkommnisse ästhetisch am Teetisch. Von einem der Pener überredet, wohnte ich, als Makky-Messer der Drei-Groschenoper verkleidet, so einer der zart poetischen Dämmerstunden bei. Doch eines Abends ging der Dichterakademikerweihnachtsstern über Deutschland auf, immerhin zwischen den guten Windrichtungen meiner Broschüre; aber die Autorin hatte man zur Feier einzuladen vergessen. Ich dichtete ihnen nicht gut genug ...? Ist das ein Grund – angesichts dieser Koryphäen? Wenn sie in Geistesblitzen versammelt sitzen, der Dichtkunst hohe – Häkelspitzen! – »Antwort!!«

Doch, es gilt ja eigentlich über Verlagsangelegenheiten zu klagen. Die aber klagte ich alle schon haarscharf in meiner Broschüre: »Ich räume auf«. Vereine, Verbindungen, Klubs, und zuguterletzt die Akademie der Dichtkunst wuchsen aus dem Boden, und gerade sind es die unbekümmertsten, rücksichtslosesten Verleger, die ungestört weiter unter den Palmen unserer Dichtkunst wandeln. Sehr liebreiche Grüße, lieber Dichter, von Ihrer

Else Lasker-Schüler


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