Sophie von La Roche
Rosalie und Cleberg auf dem Lande / 1
Sophie von La Roche

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Vierzehnter Brief.

Rosalie an Mariane.

Ach! wie wechselnd ist das Schicksal unserer Tage! Wie glücklich war ich sieben Jahre hindurch – wie munter noch vor einiger Zeit! Und wie umwölkt ist alles seit einer Woche! – Mein Cleberg ist krank, schmerzlich krank; es ist das erstemal seit unserer Verbindung, der Anfall ist mir also nicht nur neu, sondern auch schrecklich, weil es Steinschmerzen sind, die ihn quälen. Er trägt sie mit dem starken männlichen Sinn, mit welchem er alles vornimmt, alles thut – und wenn der Anfall vorbei ist, so spricht er ganz ruhig von allem und über alles; aber wenn er die kommenden Schmerzen fühlt, muß sich Jedermann entfernen, und besonders ich am weitesten weggehen. Ich würde ihn so gerne pflegen. Er ist dessen überzeugt, und dankte mir gestern innig dafür, sagte aber dabei: »Ich bin froh, liebes Weib! daß die Vorsicht unsere Umstände so segnete, daß ich einen treuen Bedienten halten kann, welcher mir alle nöthige Hülfe leistet. Mein Herz ist also doch von der Sorge befreit, dich in deiner jetzigen Lage übermäßig bemüht zu sehen. Hätte ich Niemand, so würde ich deine Liebe auffordern; aber so, meine Salie! sorge für dich und unser Kind. Mein Uebel ist wohl schmerzlich, aber nicht tödtlich. Ich war lange gesund – etwas muß einmal meine Geduld, prüfen. Diese Krankheit hat ihren Lauf; Arzneien können nicht sogleich helfen. Versprich mir, Liebe! wenn du mich winken siehst, immer in den Saal zu gehen, und ja nicht heimlich hier in dem Nebenzimmer zu bleiben. Wenn der Anfall vorbei ist, so wird mir deine Gegenwart und dein Anblick immer willkommen und erquickend seyn.«

Mariane! ist mein Cleberg nicht der Mann, welchen der Graf Buffou beschreibt, wenn er sagt:

»Der kluge rechtschaffene Mann, der allein Hochachtung verdient, ist Herr über sich selbst und die Zufälle des Lebens. Zufrieden mit seinem Stand, begehrt er nichts anders zu werden; verlangt nicht anders zu leben, als er immer lebte. Sich selbst genug, bedarf er Andrer nur sehr wenig, und fällt ihnen niemals zur Last. Er beschäftigt sich unaufhörlich, die Fähigkeiten seiner Seele zu üben, und seine Kenntnisse zu vermehren; und so befriedigt er jeden Augenblick seinen Geschmack, indem er die ganze Welt geniest. Dieser Mann ist das glücklichste Geschöpf der Erde; er verbindet mit den sinnlichen Vergnügen, welche ihm mit den Thieren gemein sind, die Ergötzlichkeiten des Verstandes, welche nur dem Menschen gehören – und wenn er durch einen Zufall Unglück oder Schmerz empfindet, so leidet er weniger als ein Andrer, denn die Stärke seiner Seele unterstützt ihn – die geläuterte Vernunft tröstet ihn, und er geniest noch selbst in seinen Leiden die Freude, Leiden ertragen zu können. –

Liebe! es freute auch mich, dieses Bild meinem Mann zueignen zu können; aber da er mir dadurch um so werther wurde, so vermehrte dieses auch den Kummer, welchen ich seit fünf Tagen um ihn leide – da ich bald um ihn, bald von ihm entfernt lebe. Mit jedem Tage sieht er hagerer, seine schönen Züge entstellter, seine Stimme wird matter – aber sein Geist, sein Charakter, sind sich immer gleich. – Es ist mir eine traurige Gelegenheit, ihn auf dieser Probe zu beobachten; aber es ist schön und verehrungswerth, einen Kranken so gelassen zu sehen. – Mein Oncle, mein Vetter, Ott, Latten und der Pfarrer sind wechselweise Tag und Nacht um ihn. Mein Vetter ist unaussprechlich traurig und besorgt. Oft sagt er: » Könnte ich nur das Weh meines Wohlthäters auf mich nehmen!« Geistliche, Schulmeister und Schultheiß des ganzen Amts wollen ihren geliebten obwohl sehr ernsten Vorgesetzten warten und pflegen. Mad. Grafe war zwei Tage hier, und ich erhalte eine Menge Briefe und Besuche um seinetwegen. Er sagte mir heute, als Frau Grafe abreiste: »Ach wäre van Guden oder Mariane um dich!« Alles dies macht mir ihn hochachtungswürdiger. – Der Arzt sucht mich zu beruhigen; er that es schon den zweiten Tag, aber das Uebel ist immer ärger geworden, und ich hörte erst vor einer halben Stunde, daß Cleberg schon vor acht Tagen den Arzt um eine Zusammenkunft auf dem Mooshof gebeten hatte, damit er dort, unbemerkt von mir, mit ihm sprechen konnte, weil er schon damals des Nachts von den Schmerzen beunruhigt wurde. Nun ist er im obern Stock in seiner Lieblingsstube, wo die Fenster bis auf den Fußboden reichen, und er also aus seinem Bett eine freundliche Aussicht genießen kann. Er bat mich, ihn heute nicht mehr zu sehen, küßte meine Hände, und die Thränen von meinen Wangen, als ich ihn umarmte und ihm eine ruhige Nacht wünschte. Mein Oncle begleitete mich in meine Stube, und bat mich, wie Cleberg selbst gethan hatte: Meinen Kummer in gelassene Ergebenheit zu stimmen, so wie er seinen Schmerz mit stiller Geduld trage. – Mein Oncle setzte hinzu: »Cleberg leidet, wie ein vernünftiger Mann – betrage dich, liebe Rosalie! als vernünftige Frau; – bitte Gott um Hülfe, und bete ihn an, wenn er auch nicht so bald hilft, als du es mit deiner Liebe verlangst.«

So verließ er mich. Ich hatte meine Nanny in mein Zimmer genommen, aber die Scheidwand von Clebergs Kabinet nicht aufziehen lassen, seitdem er krank liegt. – Gute Nacht! auch Ihnen, liebe Theure! Meine Augen versagen mir den Dienst.

Achter Tag meiner Sorgen.

Meine beste Freundinn! Ich glaube, die Leute haben mir gestern etwas Betäubendes zu essen oder zu trinken gegeben; denn ich schlief fest, wahrend mein Mann die grausamste Nacht durchwachte, und sogar für Schmerz in Ohnmacht fiel. Beinahe wäre es mir auch so ergangen, als ich ihn des Morgens sah, und so entkräftet fand, daß er kaum reden konnte. Alle Versicherungen des Arztes und unseres Pfarrers, die beide so geistreich und erfahren sind, und die ich um 6 Uhr in der Frühe im Nebenzimmer antraf, alles was mein Oncle mir sagte, beruhigte mich nicht – ich war sehr unglücklich. Mein guter Mann sagte sehr liebreich:

»Mein Kind! es wird besser; ich bin nur müde, wie man immer bei durchwachenden Nächten wird.«

Aber, bester Mann! warum darf denn deine arme Salie nichts für dich thun? Warum darf sie nicht bei dir seyn?

Er lächelte, und sagte: »Liebe! du wolltest mich auch niemals bei dir haben, wenn du mit Geburtsschmerzen kämpftest. Dein Kummer schmerzt mich, lieber Mann! sagtest du, ohne daß du mir helfen kannst. Die Amme ist mir nöthiger. – So ist es nun mit mir: Der Wundarzt ist mir nöthiger, als du – und ich sehe dich nicht leiden. Alles hat seine Zeit, und endet, wie auch mein Weh enden wird. Du thust genug, meine Liebe! in Besorgung der Kinder, des Hauswesens, und alles dessen, was man für mich nöthig achtet.« –

Nun bat ich ihn auf meinen Knieen, mir das Wahre von seinem Befinden zu sagen; und er versicherte mich heilig, daß er viel besser sey, aber sehr matt, wie ich es selbst fände – er wolle mich nie betrügen, ich möchte aber ruhig seyn, damit er das Vergnügen, mich zu sehen, auch ruhig genießen könne. »Ich bin besser,« sagte er. Ich küßte da seine Hände, benetzte sie mit Thränen der Freude, als ich ein herzliches: Gott sey Dank! sagte, und überwand mich. Er faßte sich so sehr, daß ich ihm des Nachmittags die Zeitungen vorlesen mußte.

Seit vorgestern kommen alle Tage Leute von den Amtsdörfern, und fragen nach seinem Befinden mit unendlicher Sorge und Liebe. Alle versichern, daß in dem Frühgebet in der Kirche, und gewiß auch in den Häusern, für ihn gebetet würde. Diese Anhänglichkeit der Landleute macht ihn sehr glücklich, und mich auch, weil es mir Beweis ist, daß er gerecht und menschenfreundlich mit ihnen umgeht.

Mein Vetter machte Mittags die Bemerkung über die Verschiedenheit des Ausdrucks, dessen sich die Stadt- und Bauerleute bedienten. Die ersten, behauptet er, sagten immer: »Der artige galante Mann« und die zweiten: »Der gute, brave Herr.« Mein Oncle freute sich, daß der junge Mensch hinzusetzte: Wie glücklich er sich fände, von einem solchen Manne gebildet zu werden. –

Neunter Tag. Abends 10 Uhr.

Ich konnte heute kein Wort schreiben. Der Arzt blieb bis acht Uhr da, und versicherte mich, daß ich nun ganz ohne alle Sorgen seyn könne, indem etwas vorgegangen sey, worüber er selbst dem lieben Kranken einen sanften Schlaf verspreche.

Der Himmel gebe es! Denn wenn Cleberg noch zweimal vier und zwanzig Stunden so viel an Kräften abnimmt, wie seit vorgestern, so ist er verloren. – Gott! Liebe! – verloren – wie konnte ich das schreiben? O gewiß, wenn nicht Hofnung in den Grund meiner Seele gelegt wäre, so könnte ich in diesem Augenblick ohnehin nicht schreiben, und am wenigsten das fürchterliche Wort, das ich jetzo nicht wiederholen kann, weil es mit allen seinen schrecklichen Folgen vor mir ist. O! Cleberg wird erhalten werden – wird leben und noch viel Gutes thun, der edle schätzbare Mann! Denn wie vortreflich erfüllte er immer alle seine Tage mit vielfacher verdienstvoller Arbeit zum Nutzen seines Fürsten und zum Besten der Unterthanen! – Wie glücklich macht er mich, seine Kinder und seine Freunde! Und alles dieses ist Folge des Fleißes seiner Jugendjahre, und der Aufmerksamkeit auf seinen Reisen. O wenn alle junge Studirende den edeln lieben Ehrgeitz meines Clebergs hätten – sich auch, wie er, aus dem Grund ihrer Seele zu sagen: » Ich will der Beste, der Geschickteste meiner Klasse werden!«

Ach Liebe! wenn wir so glücklich sind, unsern Söhnen diese Gesinnung einzuflössen, so wachsen den Nachkommen zwei edle junge Männer auf.

Frau Grafe machte letzthin, als sie mich über Clebergs Krankheit so traurig sah, einen Ausfall auf den verheuratheten Stand, und auf die Mühe, Kinder zu erziehen. – Aber ich sagte doch mitten in meinem Leiden: Er ist schön, der verheurathete Stand, besonders wenn man mit Kindern gesegnet ist, und sie gut erziehen kann. Beschwerden oder Misvergnügen sind mit dem Leben eines jeden Sterblichen verbunden; man sieht auch oft, daß der Sturm eine Rose entblättert, und die Aeste der hundertjährigen Eiche bricht – wie Kummer ein jugendliches Herz, und Sorge die Alten ergreift. Ich kann aber unverheurathete Personen herzlich lieben und ehren. Sie können, wie meine edle würdige Freundinn, aus vortreflichen Beweggründen jede Verbindung abweisen, und dennoch große gesellschaftliche Verdienste sammeln; aber ich bekenne, daß selbst in dieser traurigen Stunde der Prüfung während der Krankheit meines Mannes, bei dem Gedanken, der natürlich sich zeigte: Du kannst Wittwe werden! selbst bei diesen Vorstellungen und bei dem Gefühl meines Kummers, nie eine Reue in mich kam, daß ich meine freie Hand mit diesen bald hie bald da drückenden Banden umschlang – nie der Wunsch, daß meine Kinder ungeboren seyn möchten, damit sie ja nicht als Waisen leben sollten. Aber es mag mancher guten Mutter dieser schmerzvolle Wunsch entfliehen, wenn sie keine Nahrungs- und Erziehungs-Hülfsmittel sieht. Denn ach Liebe! wie oft liegen die Keime der Tugenden und der Laster in den Umständen, die uns umgeben; wie viele von beiden werden durch Umstände begünstigt oder unterdrückt! Vielleicht hat, ohne daß ich es weis, die Versicherung des Unterhalts für mich und meine Kinder eben so viel und wohl noch mehr Antheil an meinem gelassenen Ton, wenn ich von Wittwen- und Waisenstand rede, als irgend ein großer Grundsatz der Vernunft und Moral. Doch glaube ich auch, daß die Ideen meines Oncles über Tod und Sterben, welche er mir so oft, und so schön, bei verschiedenen Anlässen, vor mein Herz und meinen Verstand legte, sich auch beiden auf eine beinah angenehme Art eingeprägt haben. – »Der Tod ist kein Uebel, sagte er, sonst würde ihn die göttliche Allmacht und Güte nicht allgemein über das ganze Menschengeschlecht verhängt haben. Er ist nur der letzte mühsame Schritt am Ende eines mehr oder minder beschwerlichen Weges, und der Uebergang in das Gebiet der Vollkommenheit, wo die Tugend Belohnung, und das Verbrechen eine bessernde Strafe zu erwarten hat.«

Wenn er einen geliebten Freund, einen geschätzten Bekannten verlor, so sagte er so rührend und nachdrucksvoll: »Er ist näher bei seinem Urheber – sieht jetzo nichts als Wahrheit und Güte – weis, warum er leiden mußte – und ist über alle unsere Begriffe glücklich und zufrieden.«

Ich selbst wurde dadurch gewöhnt, in Denkmälern und Grabhügeln den Gedanken von Ruhe zu sehen. Ich gieng dann immer mit sanften Schritten zwischen ihnen umher, sprach leise, wie ich in dem Zimmer eines schlafenden Freundes thun würde . . . Ich gieng weg von meinem Schreibtisch, um mich nach Cleberg umzusehen. Man sagt, er schlafe sehr ruhig seit mehr als einer Stunde. Ach Dank, Dank sey der Vorsicht für diesen stärkenden Schlaf, der ihm vergönnt wurde; denn erst jetzt sagt man mir, daß der arme liebe Mann schon eilf Tage ohne Schlaf gewesen ist – und ich träumte vielleicht schöne Träume, während er schmerzvoll der Morgenstunde entgegenseufzte. Muß meine Dankbarkeit für seine schonende Sorgfalt für mich nicht meine Zärtlichkeit für ihn vermehren? O ich will sorgsam lauschen, wie ich seine Erholungstage angenehm und wohlthätig machen kann. Theure liebe Mariane! schlafen auch Sie recht wohl! Mögen Cleberg und Sie mit neuen Kräften und Heiterkeit erwachen! Ich gehe mit vieler Hofnung zu Bette.

Zehnter Tag.

Cleberg ist besser – ist auf dem Weg zur Genesung! O freuen Sie sich mit mir! Er hat in dem ganzen Amt nach den Kranken forschen lassen, besonders ob auch Leute an seinem Weh darnieder liegen. Man fand aber nur einen Taglöhner in einem der entferntesten Dörfer. Da bat er meinen Oncle, für den armen Mann sorgen zu lassen, und schickte auch den Doktor hin, welcher nun diesem Mann auch Hülfe verspricht, weil das Uebel bei ihm noch nicht so lange, aber drückender als bei Cleberg, wüthete. Nun haben wir uns eingeteilt: Ich gab dem armen Mann ein Bett und Weißzeug, mein Oncle zahlt die Wartung und Lebensmittel; Cleberg aber den Arzt und die Arzneien. –

Ich sagte: Er denke wie der Amerikaner, welcher sagte: »Ich will so viel ich kann verhindern, daß Andre nicht leiden, was ich litte.« – Der liebe Mann lächelte, und sagte sogleich mit seiner edeln freundlichen Miene: »Du denkst an den rechtschaffenen Mann, welcher im Krieg alle junge Männer rettete, die das Alter seines verlornen Sohnes hatten. Und ich erinnere mich der guten Chineserinn, die über den Absturz, wo ihr Kind sich todtgefallen hatte, eine Brücke bauen ließ, damit nie wieder eine Mutter diesem Jammer erleben möge.«

Sagen Sie, theure Mariane! war dieses nicht ein Beweis, daß seine Seele sich immer gleich blieb, und daß jeder Zug seines Charakters voll Wahrheit ist? In keiner Bewegung der Seele, sie mogte Ernst, Zorn oder Fröhlichkeit seyn, hörte ich ihn weder niedre noch schlechte Redensarten gebrauchen – nie sah ich ihn eine gewisse Würde und Güte vergessen. Ich fragte ihn einst um die Ursache, und er sagte nach einigem Nachdenken: »Er hätte diese stets gefällige Aussenseite seiner Gesandtschaftssceretärstelle zu danken, wo er alles Aufbrausende unterdrücken mußte, und nachher, wie er glaube, ein zu ehrlicher Mann war, diese stets schuldige Mäßigung nur aus Politik, nicht aus Menschenliebe zu zeigen. Denn, setzte er hinzu, warum sollten diese Pflichten weniger vermögen, als die Absichten der Politik für meinen Herrn? Wurde ich nicht durch deine Liebe, und durch die Achtung unseres Oncles und unserer Freunde, belohnt?« –

Ach Mariane! was ist dieses für ein großer Beweis des Satzes: Daß Tugend eine Fertigkeit ist, gut zu Handeln. – Und wie viel habe ich der Politik zu danken, da sie dem Thun und Lassen meines Mannes lauter angenehme Formen gab. – Denken Sie, was meine Söhne für ein herrliches Beispiel an ihrem Vater haben. Was für ein Glück, meine Beste! Aber ich war beinah immer glücklich, und bin es in dieser Stunde mehr als je. Dank, Dank der ewigen Güte! Ich will auch gut seyn, und meine Kinder Güte lehren. Mein Karl und mein Wilhelm sehen daneben den Fleiß, den Geist der Ordnung ihres Vaters, und wenn sie jetzo nur die Brosamen seines Wissens auffassen, die in ihrer Gegenwart vorkommen, so findet ihr Geist schon edle Nahrung. –

Adieu! Ich genieße nun mein eigen Leben wieder frei – und Sie vergeben mir gerne, daß mein Brief ein Tagebuch wurde, und daß ich Sie an meinem Kummer Theil nehmen ließ. –

Eine Idee muß ich noch schreiben, so wie sie diesen Augenblick vor mich trat. – Sie wissen, ich bekam von meinem Mann und meinem Oncle zwei Pettschafte von Wedgewood, wovon das eine die Hofnung mit dem Anker, das andre aber eine mit Nachdenken beschäftigte Frau vorstellt. Ich wollte dieses Paket mit dem Bild der Hofnung siegeln, und da ich es betrachtete, dachte ich, wie wahr dieses allegorische Bild sey – da die Hofnung wirklich unsere Seele fest hält, wie der Anker das Schiff, aber, wie er, nicht hindern kann, daß es nicht von Wind und Wellen hin und her getrieben werde, indem selbst in den Armen der Hofnung unser Herz zwischen Angst und Sorgen wankt. –


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