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23

In drei Tagen rauschte viel Wasser zu Tal, aus den Gebirgen schossen die Bäche und der Wald dampfte vor Nebel. Der Kaministiquia rauscht wieder, der Fluß ist gefüllt mit Wasser, über der Thunder-Bay klagt der Sturmvogel. Es wird der letzte Regen in diesem Jahr sein. Danach fällt Schnee, die Bay friert schnell ein. Jossup, der Bär, kommt aus dem Gebirge, er wird frech und reißt Hasen und Wildkatzen entzwei, Jossup, der schwarze Bär.

Das Lager wird gewechselt und Stamer soll Wild schießen, Tag und Nacht. Sieben Mann steigen zu Tal, sie haben kein Fleisch, das Brot ist knapp. Michael Fis will nach Port Williams und Brot holen für die Männer am Kaministiquia. Ketten fehlen und Nägel und Draht zur Herstellung der Flöße. Im Tal führt Varin die Männer an, Jens wählte ihn aus. Stamer, schieß Wild! Bist wieder auf den Beinen, und wie hohl auch deine Augen sind, schieß nicht den Hirsch, Jossup sollst du schießen, uns gelüstet nach Bärenfleisch! Und helft Madun bei den Schlitten, staucht die Tannen gut und verkettet sie. Wann mag der erste Schlitten hinabdonnern? Tucy liegt wieder unter dem Zelt, er frißt an unserem Fleisch, trägt auch frische Wäsche, die Jeanne gewaschen hat. Der faule Tucy soll arbeiten, stellt ihn in die Mitte des Berges, er soll die Keile an der Gleitbahn festschlagen! He, und sagt den Mädchen, daß wir hinabgestiegen sind, als sie noch schliefen. Varin läßt Jeanne grüßen, er müsse zu Tal, um dem Mädchen ein Lager zu richten, ein Lager aus lauter Vogelfedern! –

Durch Nacht und Regen zog Varin mit sieben Männern los. Der Regen stob. Als der Morgen kam, standen alle Zelte am Nordhang. Der erste Schlitten ward auf die Bahn gehoben. Madun legte die Tannen selber zurecht. Vierhundert Tannen auf einen Schlitten, zuletzt wurden die Ketten um den Haufen gezogen. Nun stand der Schlitten gepackt auf der Bahn, ein Bremskeil hielt den Schlitten, Jens goß Öl über das Gleitholz. Weiter oberwärts stand Tucy und stierte den Hang hinab, er verstand nicht viel von dem, was hier vor sich ging. Etwas aber sah er, er beobachtete Stamer, der von der Jagd kam, und das Gewehr vor dem Bauch trug; er stand hinter einem Baum, und der Lauf des Gewehrs war auf den Schlitten gerichtet. Und Tucy sah sein Gesicht, das der Hohn verzerrte. Als Jens hinaufkletterte, folgte der Gewehrlauf seinem Rücken. Die Männer zogen einen neuen Schlitten vor, sie schleppten Hölzer und Ketten herbei, ihre Zurufe gingen durch den Regen; Scould zog mit zwei Männern den Berg hinab, sie wollten die Keile prüfen und warten, bis der erste Schlitten nach unten sauste. Ja, nicht jeder ist ein Jäger wie Stamer, der frei und ledig von Pflichten hinter einem Baum steht und das Gewehr auf einen Menschen richtet.

Nur Tucy hatte ein Auge auf Stamer. Und er schwieg zu dem, was Stamer tat und sah dem gefährlichen Treiben zu. Stamer haßt Jens, dachte er, nun, so haßt er ihn und wenn der Schuß losbrennt, stürzt Jens den Berg hinunter. In dem Lärm ist nicht einmal der Schuß zu hören.

Jens blickte auf die Uhr, er sah sich um und rief laut: Tucy, ahoi, Tucy!

Tucy starrte wie besessen zu Stamer herüber; noch ist es Zeit, dachte er und hörte Jens' Ruf nicht. Aber in diesem Augenblick entdeckte Jens seinen Freund Tucy hinter den Tannen und sah seinen abwesenden Blick. Er ging weiter auf den Platz und überschaute mit einem Blick die Lage, als er Stamer dort hinten stehen sah.

Stamer hinter dem Baum! rief er.

Der Lauf flog nach unten und Stamer schwenkte seinen Hut. Zwei Bären, ich schoß zwei Bären, gib mir einen Mann mit, der die Bären abzieht!

Jens stellte sich mit dem Rücken gegen Stamer und schwieg. Tucy kam schwerfällig angerannt, er mußte über einen Stamm springen, was für seine kurzen Beine gefährlich war. Darüber vergaß er, erschrocken auszusehen; erst als er vor Jens stand, gab er sich ein ängstliches Gesicht und flüsterte Jens zu, daß Stamer schon lange dort stand, die Büchse im Anschlag.

Deine Sorge um mich verblendet dich, antwortete ihm Jens ruhig. Geh mit Stamer und zieh die Bären ab.

Aber weshalb richtet er den Lauf auf dich?

Geh und frage ihn, versetzte Jens gleichgültig und kam Madun zu Hilfe, der einen schweren Stamm unter die Gleitbahn schob. Etwas später stand Madun mit der Axt in der Hand vor dem Bremsklotz. Aus der Tiefe erscholl Scoulds Stimme und Madun rief es weiter nach oben: Bahn frei! Er setzte die Axt an den Keil und schlug zu. Jens stand mit den Männern am Schlitten, sie zogen an Stricken die Kufen zurück. Der Augenblick war gekommen, die Mädchen standen auf einem Stein im Rücken der Männer und hielten sich umgefaßt.

Gib frei! rief Madun, der Bremsklotz flog unter den Schlitten, die Stricke wurden gekappt, der Schlitten begann langsam zu gleiten, Madun riß die letzte Bremskette fort und der Schlitten schoß los. Ein dumpfes Sausen und Ächzen kam herauf, danach ein Donnern, der Schlitten war außer Sicht und die Menschen standen atemlos und horchten nach unten. Nach langen Minuten ertönte Scoulds Stimme, Jens lauschte angestrengt nach unten und Madun rief: Habt ihr gehört! der Schlitten ist angekommen …

Ein neuer Schlitten flog auf die Bahn, die Tannen wurden gepackt, fünfhundert auf einen Schlitten, diesmal fünfhundert Tannen für Buffalo! Wer wagt es und setzt sich auf den Schlitten! Nun, wer ist der Mann, der auf Jens und Madun vertraut und die kleine Fahrt antritt. He! Ihr habt richtig gehört, wer fährt mit zu Tal?

Madun selber will fahren. – – Zum Satan, Madun fährt nicht, Madun muß die Keile abschlagen und die Schlitten richten. Er ist Vater über zwei Mädchen. Will er denn Tränen hinterlassen!

Die Mädchen lachten dagegen: Vater, fahr los! riefen sie voll Vertrauen, wir fahren mit dir!

Nein, ich fahre! rief Jens. Die Männer sahen sich erschrocken an. Das ist ein Scherz von Ihnen! sagte Madun, Sie müssen auf dem Platz bleiben!

Und Jeanne rief bebend: Sie fahren nicht!

Es ist durchaus kein Mißverständnis, sagte er, ich fahre!

Jeanne wurde weiß, sie sprang vom Stein und warf sich in den Schmutz auf die Knie … Dann fahre ich mit Ihnen!

Madun warf einen Blick auf sein Kind und sagte bestimmt: Sie fahren nicht!

Jens beugte sich und hob Jeanne auf, ihre Augen schnitten durch sein Herz. Er sagte aber spöttisch: Warum vollführen Sie die Komödie, Jeanne!

Irene aber lachte grell auf, sie riß Jeanne in ihre Arme und blickte Jens haßerfüllt an: Es geschah wohl in jener Nacht, als der Schuß fiel. Oh, Sie! Wie habe ich alle Nächte gewacht, nun ist es doch geschehen!

Über dem Platz lag ein tiefes Schweigen. Nur Madun bewegte sich, er warf eine Kette über den Schlitten und stapfte durch den Regen, der alles so schlüpfrig machte. Niedrige Wolken schwebten über den gehauenen Tannen, alles tropfte vor Nässe.

Hol auf! rief Madun und lachte plötzlich, er stieß Jens an und murmelte: Es ist nichts, es hat nichts zu bedeuten!

Ich schwöre Ihnen, Madun …

Pah, Sie wollen sie doch nicht heiraten, wie!

Und Jens sah ein Gesicht, das aus Falten und Liebe bestand, nichts als hinsterbende Liebe.

Bei Gott, ich nehme Ihnen nichts, Madun!

Hol auf! – Der zweite Schlitten war geladen und Maduns Schlagen am Bremsklotz klang gleichmäßig und fest. Der Schlitten sauste ab, ein neuer wurde geladen. –

 

Am Tage darnach. Kein Regen mehr, die Luft erwärmte sich wieder, am Nordhang blieb es düster und kalt. Die Gleitbahn war an zwei Stellen geborsten und seit dem Morgen arbeitete Madun mit mehreren Männern daran. Es wurde Mittag, die Bahn war noch nicht frei.

Jens pirschte im Walde, mittags war er fortgegangen, er traf auf kein Wild, bis zum Abend nahm er die Büchse nicht von der Schulter. Er war auf der Sonnenseite gewesen und hatte die Sonne gesehen; eine Weile war es warm geworden, um fünf Uhr sank die Sonne, eine lange Dämmerung begann. Kein Wild weit und breit. Ein glückliches Zeichen, dachte er, des Jägers seligste Stunde, da er nicht schießt. Stamer kommt das Wild nur so in den Lauf gesprungen. Einst schoß auch ich, hinter jedem Baum stand das unglückliche Wild. Jetzt ist es ein Jahr her, daß mir kein Tier vor den Lauf kam …. er hielt an und sah sich um. Die Dämmerung wob schwarze Flecken in den Wald, bisweilen glänzten die Stämme silbern, in einem wurden sie blau und dunkel, in den Baumstümpfen stand noch das Wasser. Nach der Jahreszeit war kein Insekt mehr in der Luft, die Erde dünstete kalt, kein Vogelschrei, der die Dämmerung störte.

Er erinnerte sich, daß es ein Jahr her war, fast auf den Tag ein Jahr, daß er von St. Martin in das Holz zog und daß erst jetzt die Jagdzeit beginnt, die Nächte sind kalt, aber der Tag kann noch golden sein, des Jägers Schuß klingt hell. Das Wild hat sich verändert in seinem Aussehen, es ist gewachsen und fett geworden, sein Fleisch schmeckt wieder besser. Sicher gibt es auch Schneehühner und Spielhähne im Wald und er fand plötzlich, daß er auf nichts geachtet hatte, was den Wald und die Natur angeht. Es war die Zeit, die einen Jäger juckt. Aber es blieb still in ihm.

Ein Hirsch schreckte durch den Wald, mechanisch riß er das Gewehr von der Schulter, das Holz knackte, er sah das Tier, legte an und drückte ab. Der Schuß versagte. Der Hirsch sprang durch das Unterholz und es knackte noch lange hinter ihm her. Lachend zog er weiter und gelangte auf einen Pfad, es war der Steg, der vom Tannenschlag zum alten Lagerplatz führte. Er selber hatte den Weg ausgetreten, sechs Monate lang war er diesen Steg gelaufen, jetzt kannte er ihn nicht wieder, der Weg war ihm in einigen Tagen fremd geworden. Er blickte in den Himmel und überlegte, daß er eine Stunde Wegs zum Hang hatte, in dreißig Minuten wurde es dunkel. Er begann auszuschreiten, am Wege häuften sich Aschenreste von alten Feuerstellen und frisch ausgehobene Erde. Der alte Lagerplatz tauchte auf, die Lichtung zeigte den Weg an. Als er zum Platz kam, stockte sein Fuß, er sah zwei Männer inmitten der Lichtung, sie beugten sich über ein Stück Wild. Er stellte sich beiseite und nahm Schutz hinter einem Stamm … Will sehen, was sie nun anfangen. Es ist Tucy, welcher kniet, und jener ist Stamer, der sein Gewehr über dem linken Fuß zu liegen hat.

Wenn mich nicht alles täuscht, so ist es ein Hirsch, der an der Erde liegt. Ah! es ist eine Hirschkuh und Tucy ledert sie ab. Eine Hirschkuh! Und er beschloß bei sich, Stamer ins Gebet zu nehmen, weil er bei gutem Licht eine Kuh schoß. Ja, ledert nur das Fell ab und weg mit allen weiblichen Signalen, damit keiner es sieht, daß es eine Kuh war. Pfui, der Kujon, eine junge Kuh schoß er und vergräbt nun die Scheide.

Stamer nahm sein Gewehr auf und hing es vor seinen Bauch. Tucy reinigte sich die Finger am Gras und Jens hörte, wie Tucy lachte. Auch Stamer lachte und warf den Kopf in den Nacken. Sie standen eine Weile zusammen, Tucy sprach schnell und halblaut, sein pfiffiges Gesicht war wie bei einem Sperling zur Seite geneigt. Einen Augenblick glaubte Jens einen schwatzenden Idioten zu sehen, so heftig und gestikulierend redete er auf Stamer ein. Plötzlich legte er seine Jacke ab, zog den Hemdsärmel hoch und zeigte Stamer seinen Arm. Stamer beugte sich über den Arm und betrachtete Tucys Haut; mit dem Zeigefinger fuhr er über Tucys Arm und nickte mit dem Kopf.

In diesem Augenblick wußte Jens, daß Tucy log. Der Narr zeigt Stamer die Narben am Arm. Nun wird er lügen, daß ich ihn zu Tode bringen wollte, das wird er Stamer weismachen … Ich werde ihn in Port Williams davonjagen, allein, weil er Stamer seinen Arm gezeigt hat. – In den folgenden Minuten zog Tucy seine Jacke wieder an, legte die Kuh über den Rücken und schritt mit Stamer dem Walde zu. Jens ging in einem Abstand hinter ihnen her. Er hörte die beiden sprechen, das Murmeln ihrer Gespräche ging über den ganzen Weg. Einmal blieben sie stehen, Jens kam ihnen nahe und sah, wie Tucy die Kuh auf die andere Schulter lud. Stamer rührte keinen Finger dabei, Tucy trug freiwillig das Stück Wild ohne Stamers Hilfe bis zum Hang.

Später am Abend lebte alles das wieder in Jens' Erinnerung auf, doch schwieg er über die Kuh und das, was er gesehen hatte. Er stellte aber Tucy und horchte ihn aus, ob er selber über Stamers schlechten Schuß etwas sagen würde. Tucy schwieg, er sprach von einem tüchtigen Schuß und einem starken Hirsch.

Nun wohl, sagte Jens, achte weiter auf Stamer und erzähle mir, was er sagt und denkt. Ziehe ihn in dein Vertrauen. Hat er dir aus Sault St. Marie berichtet und warum er mich haßt?

Tucy erwiderte unumwunden: Er ist schweigsam, er redet nicht viel, er brütet vor sich hin.

So, aber sei du schlau, ziehe ihn ganz in dein Vertrauen, es wäre auch gut, wenn du schlecht über mich sprichst.

Das kann ich nicht, erwiderte Tucy scheinheilig.

Zeige ihm die Narben an deinem Arm, sag ihm, daß ich dich habe umbringen wollen!

Tucy wurde blaß, er lächelte verzerrt und schwor, daß er zu einer solchen Schlechtigkeit nicht fähig sei.

Sieh, sagte Jens schlau, ich werde mich in Buffalo von Stamer trennen, das Ganze hier unternahm ich Stamers wegen. Ich wollte, daß er einen Batzen Geld verdient. Ich gestehe, daß ich eine Schuld damit abdecke und weil ich nicht will, daß er sich fernerhin quält.

 

Nun soll er hingehen und es Stamer wiedersagen, ich will meine Ruhe haben. Aber die Unruhe brannte in seiner Brust. Madun kam und berichtete, daß die Bahn vor morgen nicht fahrbar sei, und der Kaministiquia sei wild und reißend nach dem Regen.

Die Wasser werden sich wieder verlaufen, sagte ihm Jens ruhig.

Wenn ich mit Ihnen spreche, bin ich gleich wieder beruhigt, sagte Madun und zog wieder den dunklen Hang hinunter.

Die Worte des Alten hinterließen in Jens einen Strom von Zufriedenheit, er wurde lustig und sah sich nach Jeanne um, aber es war Irene, welche bei den Männern stand, Stamer tranchierte geschickt das Fleisch. Jeanne sang im Zelt, es war gut zu hören, sie sang ein Lied vom lustigen Kapitän und seinem Schiff, das noch einmal an der Küste vorüberzieht, um sein Liebchen zu grüßen.

Stamer kniete und trennte eine Keule aus. Er warf das Fleisch über einen grauen Stein. Da lag es, geschnitten aus einer jungen Hirschkuh. Und Jens sah Irene an, die nicht wußte, welches Fleisch es war. Ihr Vertrauen rührte ihn. Sie glaubt nun, es sei das Fleisch eines Hirsches. So wird sie betrogen von ihm, den sie liebt. Und aus diesem Gedanken blickte er sie milde an und fand sie schön. Sie wurde unter seinem Blick unruhig, er aber blickte sie weiter an aus dem tiefen Gefühl seiner barmherzigen Stimmung und dachte, wie winzig sie ist, und daß ihre Arme wie geschaffen sind, den Mann ihres Herzens zu umschlingen. Sie denkt wohl jetzt, daß ich sie verlangend ansehe, und sie wird mich um so mehr hassen, weil sie es glaubt. Wie mich ihre Augen anstarren, gleich wird sie sich verächtlich abwenden. Aber ich schaue dich weiter an, ich denke nur Gutes von dir, denn Stamer hat dich betrogen. So einfach sind meine Gedanken, du dauerst mich …

Er wandte sich ab und schlenderte den Bergen von Tannen zu und malte sich aus, wie es sein würde, wenn sie erst auf dem Weihnachtsmarkt in Buffalo stehen. Reich und arm wandern zu den Ständen, den Armen erscheinen die Tannen zu teuer. Gewiß, aber bedenkt, daß sie vom Kaministiquia kommen, wo Jossup haust, wo Stamer schoß und Scould, Madun und Varin die Tannen fällten. Genug der Arbeit und Sorge. Der Baum kostet einen Dollar, keinen Cent darunter. He, du da mit dem Bart, fort mit dir, wenn du keinen Dollar geben willst. Geh zu den Negern und feiere Weihnachten ohne Baum. Du bist arm? sagst du. Ach, wie arm war ich, als ich aus Port Williams abfuhr. Aber geh und stelle dich hinter den Karren, ich will dir einen Baum schenken, damit du mir nicht fluchst zu Weihnachten. Scher dich hinter den Karren und wenn du mehr Arme kennst, die keinen Dollar haben, sie sollen sich alle hinter dem Karren aufstellen. Aber seid vorsichtig, daß euch Stamer nicht sieht, es ist jener mit den schwarzen Augen und den dünnen Lippen. Er ist mein Kompagnon und hat wenig Erbarmen …

Dort, wo er jetzt stand, war es düster. Hinter den Tannenbergen wurde es noch dunkler. Es duftete nach Harz und jungem Grün. Er ging um die Tannen herum und zählte hundert Schritte in der Länge. Danach stand er im Rücken der Tannen, der Wald begann. Er hörte ein Rascheln im Laub, es begegnete ihm jemand. Er rief gedämpft: Wer ist hier!

Im selben Augenblick stand jemand vor ihm und griff nach seiner Hand. Es war Irene.

Gehen wir ins Licht, sagte er leise. Sie hielt seine Hand und ging mit ihm, bis sie an eine Stelle kamen, die vom Lagerfeuer erleuchtet war.

Seien Sie so gut, flüsterte sie und gehen Sie zu meiner Schwester. Sie weiß nicht, daß ich Sie darum bitte.

Ja, ich will es tun, obgleich es keinen Sinn hat. Ich stehe in gar keiner Beziehung zu ihr. Es war ein Zufall in jener Nacht.

Und der Kniefall meiner Schwester, ihre Angst?

Sie erinnern mich daran? fragte er. Ja, das war lieb von Jeanne, daß sie sich sorgte. Es war die erste liebe Regung eines Menschen um mich …

Sie machte ihre Hand frei und fragte: Die erste liebe Regung?

Bewegt Sie das so?

Sie sagte schnell: Sie blickten mich so hart an, als Sie am Feuer standen. Haben Sie an alle meine Bosheiten gedacht?

Er schwieg; sie sah von der Seite zu ihm auf. Wie winzig sie ist, dachte er wieder. Und sie sprach davon, daß sieben Monate vergangen seien, diese Zeit sei nun endgültig vorbei, zuletzt fragte sie ganz leise: War es wirklich die erste liebe Regung?

Ja, ja! lachte er heiser und verließ sie.


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