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16. Das erste Wiedersehen

Wir verließen die Duchesse und Westerly, als beide vor einem Gespenst flohen, das, einen Feuerbrand durch die Luft schwingend, hinter ihnen herjagte.

Westerly, der Brudermörder, dem schon ein blutendes Mal auf die Stirn gedrückt worden war, glaubte nicht anders in seiner wahnsinnigen Angst, als der Himmel schicke ihm schon jetzt den rächenden Geist, der ihn bis in alle Ewigkeit verfolgen solle. Unaufhaltsam stürmte er weiter, ohne sich um seine Begleiterin zu kümmern.

Der Duchesse Furcht hatte sich bald gelegt; einen Revolver in der Hand, blieb sie einmal stehen und wandte sich um; kaum aber hatte sie die in Felle gehüllte Gestalt mit wallendem Bart und Haar, mit einem Wort, das wandernde Feuer, gesehen, als sie entsetzt mit verdoppelter Eile davonrannte, hinter Westerly her.

Dies war der Mann, an dessen Elend sie schuld war; jetzt glaubte sie sich verfolgt von dem Rächer, der sie zur Verantwortung ziehen wolle.

Nur fort, immer fort! An ihre furchtbare Waffe, an den vergifteten Dolch, dachte sie gar nicht.

Ziellos stürmten sie so dahin, bald geradeaus, bald links, bald rechts, ohne an ein Ende zu kommen – auch sie hatten sich verirrt. Den Weg beleuchtete das ihnen folgende Licht, aber dies ward schwächer und schwächer, bis es ganz verlöschte; die tiefste Dunkelheit umgab beide.

Dennoch raste Westerly weiter, von dem Weibe gefolgt, bis er wuchtig an eine Mauer rannte und stöhnend zu Boden fiel.

Die Duchesse sah sich um. Kein Licht war mehr zu sehen, kein Fußtritt mehr zu hören, und auch das entsetzliche, wimmernde Geschrei war verstummt.

»Mister Westerly,« flüsterte sie und rüttelte den Daliegenden heftig, »leben Sie noch?«

Ein abermaliges Stöhnen bewies, daß der Angerufene sich den Kopf nicht an der Mauer zerschellt hatte. Das Weib wartete lange, dann schlug es Licht und entzündete eine Kerze. Am Boden lag Westerly, den Kopf mit Blut bedeckt und das Gesicht mit beiden Händen verhüllt.

Nach vielen, vielen Bemühungen gelang es der Duchesse, den Mann wieder zur Besinnung, das heißt zur Vernunft zu bringen, besonders durch die Drohung, sie wolle ihn allein hier zurücklassen, was seinen unrettbaren Tod bedeutet hätte.

In Westerly war noch nicht aller Lebensmut erloschen; nach und nach erholte er sich völlig, und konnte sogar so weit gebracht werden, daß er sich in einer Wasserpfütze das Blut vom Gesicht wusch und sich einen Verband anlegen ließ, ohne in neues Jammern über den Brudermord auszubrechen. Die Duchesse war ihm in allem behilflich.

Während sich beide im Scheine der Kerze beschäftigten, ahnten sie nicht, daß in der Nähe jemand war, der sie beobachtete.

»Und nun,« sagte Westerly, als das Blut gestillt war und er wieder einem Menschen glich, »nun haben wir uns verirrt und sind dem Tode geweiht.«

»Noch nicht; brechen Sie nicht wieder in neues Klagen aus. Ich will zu Ihrer Beruhigung gleich eine Erklärung geben. Der Mensch, welcher uns verfolgte, wird von den Eingeborenen das wandernde Feuer genannt; ich habe ihn der Beschreibung nach erkannt. Er hielt sich bis vor kurzem in der Nähe von Mirat auf, jetzt scheint er seinen Wohnsitz nach Delhi verlegt zu haben. Weiß der Himmel, wie dieser verwilderte Waldmensch – weiter ist es nichts – sich in diese unterirdischen Gänge verirrt hat. Es wäre mir ein leichtes gewesen, ihn unschädlich zu machen, Sie aber flohen ja immer weiter. Ich konnte Sie nicht allein lassen, sonst hätten Sie sich verirrt.«

»Wissen Sie denn, wo wir sind?«

»Der Zufall hat uns nach einer Stelle geführt, wo ich bekannt bin. Sie allein wären natürlich verloren. Ich wüßte den Weg von hier auch nach meinem Hause zu finden, doch ich mag nicht riskieren, Ihnen diesen geheimen Weg zu zeigen; ich ziehe vor, mit Ihnen einen anderen Ausgang zu nehmen.«

»Führen Sie mich, wohin Sie wollen, nur fort aus diesen schrecklichen Gängen! Überall, wohin ich sehe, erblicke ich die Leiche meines Bruders. Entsetzlich! Ich habe ihn getötet!«

»Mensch, nun hören Sie endlich auf! Er war ja nur Ihr Halbbruder, noch dazu ein lumpiger Indier! Nehmen Sie nur die Sache nicht gar so tragisch. Lord Canning härmt sich über den Tod seines Dieners Abel auch nicht gleich zu Tode. Hier sind wir schon am Ziel; in fünf Minuten sind Sie auf der Straße. Dann machen Sie, daß Sie nach Hause kommen.

Können Sie unbemerkt hinein?«

»Ja«

»So ist alles gut.«

Die Kerze beleuchtete einen Ring an der Wand, den das Weib mit beiden Händen erfaßte.

»Wir kommen in ein Haus, dessen Bewohner Sie gut kennen!« sagte sie dabei. »Haben Sie wohl eine Ahnung. wer es sein mag?«

»Wie sollte ich.«

»Kennen Sie einen Oskar Reihenfels?«

»Was, er wohnte hier?« rief Westerly bestürzt.

»Direkt hier über uns. Kennen Sie vielleicht eine gewisse Lady Carter? Sie wohnt mit hier; ihrem Hause wollen wir einen Besuch abstatten.«

»Wenn wir aber entdeckt werden!«

»Ohne Sorge, ich kenne mich in dem Hause meiner – von Lady Carter sehr gut aus; ich werde Ihnen sofort den Ausgang zeigen, falls ich noch etwas länger darin verweilen sollte.

Die Filzschuhe machen unsere Schritte unhörbar.«

Sie zog kräftig an dem Ring; wie eine Tür drehte sich ein Stein in Angeln, und beide schlüpften durch die Öffnung, welche zu einer Treppe führte. Nachdem die Duchesse den Stein wieder hinter sich herangezogen hatte, begann der Aufstieg, und als am Ende desselben eine Falltür geöffnet worden war, befanden sie sich in einem richtigen Keller, wie sie in den Häusern Delhis zur Aufbewahrung der Lebensmittel angebracht sind. Hier wußte die Duchesse den Weg auch im Finstern zu finden; sie verlöschte das Licht und zog Westerly mit sich fort. Einmal blieb sie erschrocken stehen; es war ihr gewesen, als hätte sie hinter sich einen leichten Schritt gehört. Sie lauschte, doch alles war still.

»Eine Ratte, nichts weiter!« flüsterte sie und setzte den Weg fort.

Nach einigen Minuten hatten sie durch Ersteigen einer Treppe einen matt erleuchteten Korridor erreicht.

»Wir sind im Hause Ihrer einstigen Braut,« raunte die Duchesse Westerly zu, »dort ist das Schlafzimmer der Lady. Haben Sie keine Lust, ihr eine Visite abzustatten?«

»Lassen Sie mich hinaus! Nur fort von hier!«

»So werde ich vielleicht an Ihrer Stelle gehen.« Es war totenstill im Hause; die Wandlampe verbreitete auf dem Korridor nur ein schwaches Dämmerlicht.

Die Duchesse führte ihren Begleiter einige breite, mit Teppichen belegte Stufen hinab, drehte vorsichtig den Schlüssel, der im Haustor steckte, und öffnete es geräuschlos.

»Ihr Besuch war mir sehr angenehm, beehren Sie mich bald wieder!« sagte sie spöttisch, als wäre sie hier heimisch, und Westerly eilte hinaus.

Die Duchesse hatte noch nicht die Absicht, das Haus zu verlassen, sie wollte wahrscheinlich auch einen anderen Rückweg nehmen, um so mehr, als sie sich ja noch in Männerkleidung befand.

Sie ging auf den Korridor zurück und betrat ohne Zögern ein abseits gelegenes Zimmer, in dem vollkommene Dunkelheit herrschte. Ohne erst zu tasten und ohne irgendwo anzustoßen, bewegte sie sich sicher vorwärts, bis sie an ein Bett kam und einen Arm berührte.

Der Schläfer, oder vielmehr die Schläferin– denn eine solche war es – fuhr auf und hatte den nächtlichen Eindringling trotz der Dunkelheit sofort erkannt.

»Missis,« flüsterte sie, »was befiehlst du?«

»Steh schnell auf, Hedwig, und gib mir einige von deinen Kleidern. Was ist heute Abend hier vorgefallen? Sind die zwei Männer endlich wieder zurück?«

»Noch nicht, Missis!« entgegnete Hedwig, die eilig der Aufforderung Folge geleistet, ein Licht angezündet hatte und nun der Duchesse beim Aus- und Ankleiden behilflich war, ohne zu fragen, wie diese eigentlich in die Männerkleidung kam, oder ohne sich auch nur darüber zu wundern.

»Immer noch nicht? So wäre Reihenfels verschwunden?«

»Bis jetzt wenigstens. Daß Charly halb geblendet worden ist, weißt du. Er erholt sich aber schnell, er hat keine Gefahr zu fürchten, sagte der Arzt.«

»Das ist schade. Was tut er jetzt?«

»Er wird schlafen; Hira Singh ist bei ihm und macht ihm Umschläge.«

»Also er wacht; da muß ich vorsichtig sein.«

»Du darfst die Lady nicht besuchen.«

»Gerade heute nicht, da das ganze Haus fast leer ist?«

»Auch die Lady schläft nicht; sie wartet und hofft, daß es endlich gelungen ist, die beiden zu finden.«

»Wo sucht man sie?«

»Auf dem Friedhof des Humayun.«

»Sie mögen in eins jener tiefen Grabgewölbe gestürzt sein, welche sich dort befinden. Es ist gut, Hedwig! Ich benutze die Tür, nicht den Gang, sonst hätte ich mich nicht erst umzukleiden brauchen; ich habe heute Nacht noch viel vor. Halte nur die Augen offen, Hedwig, die Zeit ist nahe.«

»Und du gehst nicht mehr in das Zimmer der Lady?«

»Wenn sie schläft! Ich muß mich wenigstens erst an ihrem Anblick weiden. Das gibt meinem Haß neue Nahrung.«

Wie eine einfache, indische Frau jetzt gekleidet, den Schleier zurückgeschlagen, schlich sie durch den Korridor, lauschte an einer Tür und legte die Hand auf die Klinke. In der anderen Hand hielt sie den Dolch in der Scheide. Leise klinkte sie auf.

»Isabel, Ayda, Nana Sahibs Weib, Kindesräuberin!« donnerte hinter ihr eine Stimme.

Wie vom Blitz getroffen wandte die Duchesse sich um und stand einem Manne gegenüber, der ihr den Revolver entgegenhielt.

Sie erkannte in ihm Reihenfels, den Vermißten.

»Einen Schritt, eine Bewegung, und du bist eine Leiche!« herrschte er sie an, wohl wissend, mit welch gefährlicher Person, die den Dolch in der Hand zu gebrauchen wußte, er es zu tun hatte.

Da erklang ein Klirren von zerbrechendem Glas, und augenblicklich war es auf dem Korridor dunkel. Die Lampe war zerschlagen worden.

Reihenfels stürzte auf die Stelle zu, wo er das Weib noch eben hatte stehen sehen. Er griff ins Leere, aber er hörte einen laufenden Schritt, wendete sich schnell um und jagte hinterher, der Haustür zu, die eben schmetternd ins Schloß gefallen war. Nur der Dunkelheit hatte er es zu verdanken, daß er dem Stich des vergifteten Dolches entgangen war.

Im Nu hatte er die Haustür erreicht und war im Freien. Dort sah er das Weib laufen, und sofort setzte er ihm mit Aufbietung aller seiner durch die lange Wanderung und die Schlaflosigkeit erschöpften Kräfte nach. Er lief schneller als sie, bald mußte er sie eingeholt haben, und er wollte sie nicht wieder entkommen lassen; lebendig aber wollte er sie haben, sonst hätte er sie niederschießen können.

Die Duchesse eilte nicht ihrem gegenüberliegenden Hause zu, was sie ganz sicher verraten hätte; in ihrem Kopfe war sofort ein teuflischer Plan fertig.

Jetzt hatte sie die erste Ecke erreicht. Sie rannte nicht weiter, sondern blieb plötzlich stehen, schmiegte sich dicht an die Wand, hob den vergifteten Dolch und erwartete mit funkelnden Augen den Verfolger, der in jedem Augenblick um die Ecke biegen mußte und dann sofort tot zusammengebrochen wäre.

Doch Reihenfels ging nicht in diese Falle; er machte um die Ecke einen großen Bogen, und sah das Weib.

»Steh, oder ich schieße!« rief er. »Du bist erkannt, Isabel, Nana Sahibs Weib!«

Wieder wandte sie sich zur Flucht und rannte zurück; Reihenfels hinter ihr her, den Revolver nur für den äußersten Notfall zum Selbstschutz erhoben.

Isabel fürchtete sich, sich ihm mit dem Dolch gegenüberzustellen; der Revolver bedrohte ihr Leben.

Da hemmte den Straßenweg ein Trupp Menschen, der Kleidung nach Europäer. Isabel zögerte einen Augenblick; doch bald erkannte sie einige der Leute, und eine triumphierende Freude befiel sie. Ohne Überlegen eilte sie auf den Trupp zu.

Reihenfels glaubte Engländer vor sich zu haben, die ihm beistehen mußten.

»Haltet sie!« schrie er. »Es ist Nana Sahibs, des Verräters; Weib!«

Er sah die Duchesse verschwinden und glaubte sie festgenommen. Er hatte den Trupp erreicht und mischte sich unter die Leute, das Weib suchend. Da erhielt er von hinten einen Schlag auf den Kopf, der ihn bewußtlos zu Boden warf.

Als er wieder zu sich kam, war es Nacht um ihn. Er fühlte sich auf feuchtem, vermodertem Stroh liegen, und als er die Hand ausstreckte, berührte sie eine naßkalte Wand.

Zunächst konnte er sich nur unklar entsinnen, was mit ihm eigentlich vorgegangen sei; erst nach und nach wurde es klarer in seinem Kopf, so sehr dieser ihm auch schmerzte.

Er hatte geglaubt, jene Leute wären Engländer, sie würden ihm beistehen und jene festnehmen, die er als die Feindin Englands bezeichnet. Aber er hatte sich getäuscht, es waren Franzosen gewesen, wie er noch an einem Ausruf vernommen, und immer deutlicher kam es Reihenfels zum Bewußtsein, was in Delhi, vielleicht in ganz Indien vor sich ging.

Diese Franzosen machten mit den Indiern gemeinsame Sache; es wurde ein abermaliger Aufstand geplant, und Isabel, die Schwester Emilys, der er hier zum ersten Male begegnet war, spielte dabei eine wichtige Rolle. Isabel hieß als Nana Sahibs Weib Ayda, dieser war unter dem Namen Sirbhanga als Spion in England gewesen, Sirbhanga war ...

Reihenfels' Sinne drohten wieder zu schwinden; seine Gedanken vermengten sich wenigstens; sie zauberten ihm unklare Bilder vor, riefen ihm fortwährend allerhand Namen ins Ohr, es drehte sich alles in seinem Kopfe und vor seinen Augen – Isabel, Ayda, Emily, Sirbhanga Brahma, Bahadur, Eugen, Bega, die Duchesse, Lord Canning, Sir Carter, das wandernde Feuer – alles jagte und tanzte an ihm in toller Reihe vorüber; suchte er einen Namen zu haschen und festzuhalten, so wurde dieser von einem anderen verdrängt.

Stöhnend schloß Reihenfels die Augen. Er konnte sich nur noch gestehen, daß das heftigste Fieber in seinen Adern tobte, und daß er dem Hungertode nahe war. Seit vierzig Stunden schon hatte er nicht mehr geschlafen, seit ungefähr dreißig Stunden keine Nahrung mehr zu sich genommen.

Er versuchte, die Zahl der Stunden genau festzustellen, er rechnete und rechnete, die Summen häuften sich zu ungeheuren Zahlen an, weil sie sich verschoben, sie sprangen durcheinander, und doch mußte er immer wieder mit dem Rechnen von vorn anfangen.

Er befand sich eben im Zustand des heftigsten Fiebers, und nur der, welcher einen solchen durchgemacht hat, kann wissen, was es heißt, sich Ruhe, todähnliche Ruhe als einzige Linderung herbeizusehnen und doch immer denken und grübeln zu müssen.

Plötzlich wurde Reihenfels von einem entsetzlichen Gefühl gepackt; in seinen Ohren brauste es wie Donnerhall; er glaubte, die Mauern stürzten über ihm zusammen; er wollte aufspringen. Da fühlte er, daß seine Füße mit Ketten an die Wand gefesselt waren.

Ächzend brach er wieder zusammen und verlor abermals das Bewußtsein – – – In dem schon mehrmals erwähnten roten Boudoir der Duchesse befanden sich drei Personen. Die Duchesse, also Isabel selbst, Francoeur, und in der kleinen Gestalt mit dem faltigen, gleichgültigen Gesicht erkennen wir das eigentliche Haupt der Verschwörung, Timur Dhar.

Erstere saß auf dem Diwan, sichtlich erschöpft, Francoeur ihr gegenüber; Timur Dhar stand wie gewöhnlich mit übereinander geschlagenen Armen mitten in dem Gemach.

Das Weib hatte eben seine Abenteuer erzählt, sich dabei eines indischen Dialektes bedienend.

Bei dem mißlungenen Mordversuch auf Lord Canning, bei der Schilderung von Westerlys ungeschicktem Benehmen hatte Francoeur Zeichen des Ärgers von sich gegeben, Timur war gleichgültig geblieben. Dann folgte ihr letztes Abenteuer mit Reihenfels.

Die beiden Männer waren dabei gewesen, wie der junge Mann in die Hände der von der Orgie kommenden Franzosen gefallen war, Francoeur selbst hatte den Schlag aus den Kopf Reihenfels' geführt.

»Der Bursche weiß mehr, als uns dienlich ist,« murmelte Francoeur.

»Er weiß alles,« rief Isabel heftig; »aber woher? Wie kann er wissen, daß ich Nana Sahibs Weib bin?«

»Ja, woher? Er hat es eben erfahren. Ein Glück, daß uns seine Kenntnis nichts mehr schaden kann. Und hätte er alles erraten und würde es verraten, es käme doch zu spät. Wo ist er jetzt?«

»Ich habe ihn in ein Kellerverlies schaffen und anschließen lassen.«

»Warum nicht gleich getötet?«

»Ich möchte gern noch einmal mit ihm sprechen. Ich bin wirklich neugierig, zu erfahren, woher er seine Kenntnis geschöpft hat.«

»Töte ihn!« sagte Timur Dhar kurz.

Das Weib verneigte sich leicht.

»Wie du befiehlst.«

Sie wollte gehen, doch Timur Dhar hielt sie zurück.

»Weißt du, wie die Begum mit dem jungen Manne steht?«

»Nein.« »Sie haben sich einst geliebt!« sagte Francoeur.

»Ah! Dann ist um so mehr Anlaß vorhanden, ihn sofort zu töten! Das habe ich noch gar nicht gewußt. Der Verkehr hat doch keine Folgen gehabt?«

»Ich habe zeitig genug dafür gesorgt,« sagte Francoeur, »daß sich die Liebe Begas in Verachtung gegen ihn verwandelt hat.«

»Wer ist Bega?« fragte der Gaukler scharf.

»Ich meinte die Begum. Darf ich fragen, Timur Dhar, warum sie sich heute Abend unerkannt unter die französischen Offiziere mischte?«

»Nein!«

Das war so kurz gesprochen, daß es jede zweite Frage unmöglich machte. Francoeur biß sich auf die Lippen und wechselte mit Isabel einen Blick, der aber, so flüchtig er auch gewesen, dem scharfen Auge des Gauklers doch nicht entgangen war.

»Die Begum wünschte, die Männer kennen zu lernen, welche unter ihr kämpfen sollen,« fügte Timur Dhar hinzu, vielleicht einsehend, daß sein kurzes Nein einer Entschuldigung bedürfe. »Ich brachte sie selbst hin und wachte über ihre Sicherheit, ohne zu fragen, was sie dort wolle, denn was die Begum will, müssen wir tun, wir haben keinen eigenen Willen mehr.

Ayda, bleibe hier! Ich selbst werde des Mannes Tod anordnen.«

Er verließ das Boudoir.

Isabel und Francoeur sahen sich an; Zorn und Entrüstung spiegelte sich in beider Gesichter wider.

Ehe sie jedoch sprachen, traten sie dicht voreinander hin und redeten auch dann nur im leisesten Flüsterton.

»Nun, was meinen Sie zu dem eben Gehörten?« fragte Francoeur.

»Wir sind die Puppen, die nach der Pfeife tanzen müssen,« stieß Isabel aufgeregt hervor, »und nicht etwa Bega. Wir haben uns ganz gewaltig getäuscht, als wir glaubten, sie würde nur so als ein Popanz für die Engländer aufgestellt werden. Dieser Timur Dhar, dieser elende Barbiergeselle ist ein Phantast und ein Fanatiker, in dessen Kopfe es von indischen Göttern, Geistern und Kobolden spukt, und ich vermute fast, er selbst glaubt jetzt an Begas göttliche Abstammung. Hahaha, es ist zum Tollwerden!«

»Nicht so laut!« warnte Francoeur. »Freilich, es ist schlimm, daß wir uns wie dumme Kinder oder wie willenlose Sklaven behandeln lassen müssen, denen nach unsäglichen Mühen nichts weiter als Ruhe und Essen in Aussicht gestellt wird. Aber was sollen wir machen? Vorläufig wenigstens müssen wir aushalten.«

»Ja, und ich werde auch aushalten, denn mir steht noch eine andere Belohnung in Aussicht: die Befriedigung meiner Rache.«

»Aber unsere Aktien fallen. Bega wurde sicherlich von Timur Dhar in die Spelunke der Chevaulet geschickt, um die geheimen Gedanken der französischen Offiziere auszuhorchen, und, obgleich ich noch nicht mit ihnen gesprochen habe, weiß ich doch schon jetzt ganz bestimmt, daß sie in ihrem gewöhnlichen Leichtsinn alles ausgeplaudert haben.«

»Was gehen mich diese Pläne an? Ich habe nichts mit ihnen zu tun; meinetwegen mag Indien frei bleiben oder an Frankreich fallen, wenn ich mich nur gründlich rächen kann.«

»Mich gehen sie desto mehr an. Ich halte es freilich nicht mit den übrigen Offizieren, aber ein Schatten des Verdachtes fällt auch auf mich.«

»Sie sagen, daß Sie anderer Meinung sind als die übrigen, aber ich glaube Ihnen nicht.«

»Duchesse!«

»Bah, machen Sie mir nichts vor! Ich will Ihnen aber im Vertrauen sagen, daß Sie, dies ist Ihr geheimer Wunsch, daß Sie dennoch in dem Kampfe gegen England eine hervorragende Rolle auf indischer Seite spielen werden, Sie ebenso wie die anderen französischen Offiziere.«

»Und dann?«

»Komische Frage! Sobald Sie nicht mehr gebraucht werden, wird man Sie zur Seite werfen, und ahnt man, daß Sie einen Verrat vorhaben, so heißt es sofort: Kopf ab!« »So, glaube ich, denken die indischen Fürsten auch ungefähr von der fremden Königin.«

»Natürlich! Bega ist nur das Mittel, durch welches die Radschas Indien befreien wollen; sind sie aber so weit, dann wird man sie schnell beseitigen. Doch Timur Dhar ist der mächtige Fels, an dem die Absicht dieser Radschas scheitern kann, wenn er sich mit Bega verbindet.

Nie habe ich einen solchen Mann gesehen wie Timur Dhar; alles gilt ihm nichts, wenn es sich um seine Götter und die Freiheit Indiens handelt, ich habe ihn erst in letzter Zeit richtig kennen gelernt. Sehen Sie, das ist der Unterschied: Bahadur, Nana Sahib und alle anderen Radschas wünschen nur die Freiheit Indiens, um ihre alte Macht zurückzuerlangen, und ist Indien frei, dann fällt der, der sie in ihrer Macht beeinträchtigt, und das wäre eine Königin.

Wodurch ist Sewadschi gestürzt worden? Durch die Hinterlist der Radschas, weil jeder selbst ein Souverän, und wäre er noch so klein, sein will. Timur Dhar dagegen ist ein Mann des Volkes, er will nichts weiter, als die Unterdrücker vernichten, Indien frei sehen, und wer dies bewirkt, der ist sein Gott, den betet er an. Bega hat er als befähigt dafür erkannt; sie ist sein Ideal, er hat sich so fest eingeredet, daß sie die Tochter Sewadschis und der Kali sei, daß er selbst an diesen Unsinn glaubt, und nun sagt er Bahadur den Gehorsam auf; Bega allein hat ihm noch zu befehlen. Timur aber hat über das Volk eine Macht, von der Bahadur sich nicht träumen läßt; vielleicht kennt er sie selbst noch nicht einmal völlig. Passen Sie auf! Diese Bega ist das verzogene Kind, dessen kleinster Befehl, und wäre er noch so töricht, vollzogen werden muß, weil die Eltern zu schwach sind, ihm zu widersprechen.«

Als Timur Dhar das Boudoir verlassen, trat ihm sofort eine Gestalt entgegen und wies gebieterisch mit der Hand nach einem entfernten Gemach.

Der Gaukler begab sich ohne Zögern dorthin, und vor ihm stand jenes Mädchen, das wir zuletzt so befehlend im Kreise der französischen Offiziere haben auftreten sehen – es war Bega.

Ihre Augen glühten in loderndem Feuer, eine gewaltige Aufregung schien sich ihrer bemächtigt zu haben. Keinen Augenblick konnte sie sich zur Ruhe zwingen; ihr Busen flog unter dem dünnen, schwarzen Brusttuch.

»Wohin, Timur Dhar?« fragte sie mit bebender, nervöser Stimme. »Wohin? Ich will es wissen!« wiederholte sie heftig, als der Gaukler nicht gleich antwortete. »Du willst zu dem Mann, der bei Aydas Verfolgung von den Franzosen niedergeschlagen wurde.«

»Du sagst es.«

»Was willst du von ihm?«

»Er ist unser Feind.«

»Das heißt, du willst ihm die Möglichkeit nehmen, daß er uns verraten kann?«

»Ja.«

»Du willst ihn töten?«

»Er muß sterben!«

»Und ich will es nicht, er soll frei sein. Führe mich zu ihm!«

»Begum, weißt du nicht, wer er ist?«

»Doch, ich kenne ihn, und ich will seinen Tod nicht, er soll, er darf nicht sterben!«

»Er hat deine Ehre beleidigt!«

Das Mädchen wandte sich ab; ein innerer Kampf erschütterte die schlanke Gestalt. Dieser Gaukler wußte alles, was früher geschehen war, und er machte von seiner Kenntnis Gebrauch.

Aber bald drehte sie sich wieder heftig um und schaute ihn mit blitzenden Augen an.

»Und er soll nicht sterben! Führe mich zu ihm!«

»Begum, du bist krank! Aus deinen Augen wie aus deinen Worten spricht das Fieber.«

»Ist dies ein Grund, mir nicht zu gehorchen? Bei wem hast du geschworen, mir unbedingt zu willfahrten?«

Der Gaukler verneigte sich.

»Ich gehorche.«

»So führe mich! Ist er gefesselt?« »Ja.«

»Gib mir die Mittel, ihn zu befreien.«

Der Gaukler händigte ihr einen Schlüssel ein.

»Schwöre mir, sein Leben zu schonen, bis er dir selbst als Feind entgegentritt.«

»Ich schwöre es dir!« sagte der Gaukler feierlich.

»Das Mädchen folgte dem Vorangehenden, der sie in den Kellergang führte. Dort setzte er eine kleine Laterne in Brand, gab sie dem Mädchen und deutete auf eine Tür.

»Dort liegt er. Tu, was du willst! Doch vergiß nicht, daß noch ein Tag uns von dem Anfang trennt!«

Zögernd blieb das Mädchen stehen.

»Gib ihm dies zu trinken,« fuhr der Gaukler fort, ihr ein Fläschchen hinhaltend, »und er wird uns nicht verraten!«

»Gift?«

»Ich werde dem kein Gift geben, den meine Herrin liebt!«

Mit einem Sprunge stand sie wieder vor dem Alten.

»Ich liebe ihn nicht, es ist nicht wahr!« rief sie heftig. »Ich habe ihn auch nie geliebt, ich hasse ihn, aber er soll nicht sterben, jetzt noch nicht!«

»So geh, ich bleibe hier.«

»Warte draußen, du sollst ihn führen und schützen. Gib den Trank!«

Timur Dhar gehorchte.

Es war Reihenfels, als ob seine brennenden Augen ein Lichtschein träfe; er öffnete sie, er sah eine Gestalt neben sich stehen, doch gleich war es wieder finster. Er glaubte nur im Fiebertraum eine Vision gehabt zu haben.

Doch nein, da fühlte er, wie eine Hand seine Füße berührte, Ketten klirrten, es wurde geschlossen, und dann rasselten abermals die schweren Fesseln.

»Steh auf, wenn du kannst!« flüsterte eine unterdrückte Stimme.

Reihenfels besaß eine widerstandsfähige Natur, er hatte noch Kraft genug, sich zu erheben. Er glaubte aber nicht anders, als jetzt kämen seine Henker.

»Faringi,« flüsterte wieder neben ihm die ihm unbekannte Stimme, »du bist in den Händen deiner Feinde, du sollst getötet werden, aber ich will dich befreien.«

»Wer bist du?« fragte er.

»Jemand, der dich haßt!«

»Und du willst mich befreien?«

Es erfolgte keine Antwort. Ein Tuch ward ihm vor die Augen gebunden.

»Du zitterst, du hast Fieber,« flüsterte wieder die Stimme, die ebenso gut einem Manne wie einem Weibe angehören konnte, »trink dies, es wird das Fieber vertreiben.«

Er fühlte eine weithalsige Flasche an seine Lippen gesetzt.

»Es ist Gift, du willst mich töten,« zögerte er.

»Hätte ich dir da erst die Augen verbunden?«

Mit lechzender Zunge trank Reihenfels das kühle, angenehm schmeckende Naß aus; er fühlte förmlich wie seine Kräfte wiederkehrten.

»Jetzt komm!«

Eine Hand faßte die seine. Diese fremde Hand war klein und weich, dabei zitterte sie selbst wie im Fieber und war glühend heiß. Es mußte eine Frauenhand sein.

Er wurde einige Schritte geführt, dann blieb die Begleiterin wieder stehen, er fühlte, wie durch ihren Körper ein Schauer ging. Plötzlich schlangen sich zwei weiche Arme um seinen Hals, mit einer solchen Heftigkeit, daß er das Gleichgewicht verlor. Doch er fiel nicht zu Boden, sondern sank nur auf einen bankähnlichen Gegenstand, vielleicht auf eine Kiste.

Ehe er noch wußte, wie ihm geschah, brannten zwei heiße Lippen auf den seinen; wieder und immer wieder küßten sie ihn, er drohte zu ersticken; dabei schmiegte sich ein zarter, zitternder Mädchenleib an den seinen. Halb betäubt lag Reihenfels da, das Mädchen erdrückte ihn fast mit Liebkosungen. Dann riß sie ihn empor und wollte ihn fortführen, warf sich jedoch abermals an seine Brust und küßte ihn mit leidenschaftlicher Glut und konnte nicht von ihm lassen.

Endlich aber raffte sie sich auf; die eben noch weiche Hand wurde plötzlich hart und Reihenfels wurde mehr fortgerissen als geführt. Kein Wort hatte er vernommen, höchstens ein schwaches Seufzen.

»Führe ihn!« flüsterte dieselbe Stimme von vorhin.

Eine andere, größere Hand faßte die seine; er wurde weitergeführt, eine lange Strecke.

Da erklang hinter ihm ein leiser Schrei.

»Oskar, bleibe bei mir!« ertönte es, wie aus den tiefsten Tiefen eines sehnsüchtigen Herzens kommend.

Doch mit eiserner Kraft legten sich Finger um die Hand des jungen Mannes, der Zögernde wurde schnell fortgezogen, und der Ruf wiederholte sich nicht wieder.

Jetzt blieb der Führer stehen.

»Du weißt, wo du bist,« sagte eine Männerstimme, »du wirst dein Haus finden, du bist nicht weit davon entfernt. Geh, verfluchter Faringi, und hüte dich, daß deine Wege noch einmal die meinigen kreuzen, es wäre dein Tod!«

Die Binde wurde ihm abgerissen. Reihenfels drehte sich schnell um, doch niemand war mehr zu sehen. Er stand allein in einer ihm bekannten Straße. Es war zwar noch finster, doch die Finsternis begann sich bereits zu lichten, schon ließ sich hier und da das schüchterne Piepsen eines zu früh erwachten Vögelchens vernehmen.

Mit wankenden Schritten eilte Reihenfels davon, seinem Hause zu. Wie Feuer brannte es auf seinen Lippen, er schmeckte noch die Küsse! Ach, er kannte sie ja, die sie ihm gegeben! Aber war das alles nicht nur ein Traum gewesen? Nein, nein, sie hatte ihn ja noch gerufen, und wie sehnsüchtig hatte der Ruf geklungen! »Ja, Bega, ich komme wieder, und dann bleibe ich bei dir!« jubelte er auf, und als ob dies ein Signal gewesen sei, so brach überall plötzlich das jubelnde Vogelgezwitscher hervor, welches den anbrechenden Tag begrüßte.

Mit unsagbarer Freude wurde Reihenfels in seinem Hause empfangen; man bestürmte ihn mit Fragen, er wollte erzählen, er sah Jeremy und Charly, dessen Augen rot unterlaufen waren, aber die Kraft versagte ihm, er sank in einen Stuhl und verlangte zu essen.

»Ich muß zum Gouverneur, sofort, nur etwas essen,« wiederholte er immerzu und hörte nicht darauf, daß man ihm sagte, heute sei Siwas Fest, der Gouverneur habe die fremden Radschas zu empfangen und daher keine Zeit für andere.

»Ich muß zu ihm, ich muß ihn sprechen, will nur erst einige Bissen essen,« wiederholte er.

Er hörte auch, daß Lord Cannings Diener Abel gestern Nacht plötzlich gestorben sei; man glaube an eine Vergiftung, und seltsam war es, als Reihenfels antwortete.

»Ich weiß, ich weiß, er ist von seinem Bruder ermordet worden, und der Mörder ist auch hier im Hause gewesen.«

Alles ward von der größten Besorgnis ergriffen. Reihenfels war augenscheinlich sehr erkrankt. Seine Augen glänzten unheimlich, seine Pulse flogen, bald starrte er vor sich hin, bald jubelte er wieder auf, und dabei schlang er hastig das Essen hinab.

Als er einmal allein gelassen wurde und man wieder zurückkehrte, lag er schlafend zurückgelehnt im Stuhl, das Messer war der müden Hand entfallen.

Aus Jeremys Erzählung wußte man, welche Strapazen der junge Mann durchgemacht hatte, so daß die übergroße Müdigkeit leicht begreiflich war. Doch Hira Singh schüttelte den Kopf und blieb bei seiner Behauptung, es sei ihm ein narkotisches Mittel, ein Schlaftrunk eingegeben worden.

Man holte den Arzt. Dieser sagte, es sei nur der wohltuende Schlaf, welcher bei einer starken Natur der Überanstrengung folge; die Brust ginge ja regelmäßig; als aber der Fakir bewies, daß der Schlafende selbst gegen tiefe Nadelstiche ganz unempfindlich war, glaubte auch der Doktor an eine Narkose. Höher und höher stieg die Sonne, und Reihenfels schlief noch immer; seine Züge verklärte ein glückliches Lächeln. Er vernahm nichts von dem Jubel und Jauchzen draußen auf der Straße. Heute wurde ja Siwas Fest, die Neuverjüngung der Erde, von den Indiern gefeiert.

Die Sonne neigte sich wieder zur Küste, und noch hatte der Schlafende keine Bewegung gemacht.

Es war gegen Abend, als er endlich mit dem Namen Bega auf den Lippen erwachte. Mit klaren Augen schaute er um sich, verwundert sah er die sein Bett Umstehenden.

»Ich muß zum Gouverneur, jetzt sofort!« rief er, dieselben Worte, mit denen er eingeschlafen war.

Jede Bitte, sich zu schonen, nützte nichts, Reihenfels bestand darauf.

»Wo ist Hedwig?« war seine zweite Frage.

»Sie ist diese Nacht aus dem Hause verschwunden.«

»Ich dachte es mir, und nun weiß ich alles.«

»Kapitän Atkins feiert im Fort Oliver, wo er steht, seinen Geburtstag,« sagte Lady Carter; »er hat uns heute morgen zur Teilnahme eingeladen. Auch Ihre Familie werden wir dort treffen.«

»Gehen Sie, Lady; mein nächster Weg ist in den Gouvernementspalast zu Lord Canning.«

»Auch dieser findet sich heute Abend bei Atkins ein.«

»So gehe ich mit dorthin. Wo ist Eugen?«

»Er kommandiert die Wache im Turm.«

»Schade, ich hätte ihn als Zeugen gebraucht! Also nach Fort Oliver, es wird die höchste Zeit, daß ich meine Meldung erstatte.«

Ein Wagen brachte Lady Carter und Reihenfels nach dem außerhalb der Mauern Delhis liegenden Fort Oliver, während Charly, August und Hira Singh als Wächter des Hauses zurückblieben.

Sie sollten sich nicht so bald wiedersehen, eine lange, lange Trennung, ausgefüllt mit schrecklichen Tagen stand ihnen bevor.


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