Adolph Freiherr Knigge
Der Traum des Herrn Brick
Adolph Freiherr Knigge

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Eilfter Abschnitt

Von den Kennzeichen der Mitglieder

Wir bedürfen nicht, wie andre Orden, solcher Zeichen, Worte und Griffe, durch welche man sich seinen Brüdern pflegt zu erkennen zu geben. Unsre Grundsätze, unser äußerer Anstand, unsre Lebensart, unsre Studien und Beschäftigungen – alles verrät uns. Süß ist es, auf diese Weise, unter einem Haufen unbekannter Menschen, seine treuen Mitarbeiter von den Kindern der Welt zu unterscheiden. In einer zahlreichen Gesellschaft fremder Personen hört man zu seinem großen Ärgernisse einen Mann lobpreisen, der den Ruf vorzüglicher Aufklärung, Tätigkeit oder Wohltätigkeit erhascht hat. Die Vernunftmenschen stimmen allgemein ein Chor zu seiner Ehre an; man muß das so mit anhören, seufzt innerlich und kann nicht zu Worte kommen. Auf einmal aber dringt aus der Ecke ein dissonierender Ton: »Ja, ja, wenn Sie diesen Mann, wie ich, vor zehn Jahren gekannt hätten, als er noch in Wien wohnte, Sie würden eine andre Meinung von ihm haben. Nichts als Heuchelei steckt hinter seinen großen Handlungen.« – Willkommen Bruder! Du bist einer der unsrigen. Oder an einer Wirtshaustafel ist die Rede von der französischen Revolution; alle Gäste sind von der Partei der Demokraten, nur einer deklamiert feurig zum Vorteile des Adels und der Geistlichkeit – wahrlich! der gehört uns an; wir umarmen ihn brüderlich.

So grüne und blühe dann immerdar der alte ehrwürdige Pinselorden und zerstöre die losen Werke der Aufklärer von nun an bis in Ewigkeit!


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