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Nicht Sklavin, sondern Liebesgenossin

Während also die offizielle Stellung der Frau im Staat trotz aller Beteuerungen der Frauen, der Literatur und der Presse, noch sehr umstritten und teilweise eine inferiore ist, ist sie selbst bemüht, sich aus einem ehemaligen primitiven Sklavenverhältnis zur höchsten ethischen Stellung emporzuentwickeln. Aber wie jede Entwicklung einen Höhepunkt hat, der nicht überschritten werden kann, so ist auch die heutige Entwicklung, so weit sie öffentliche Rechte anstrebt, bereits eine Rückentwicklung. Wir sehen bei allen Völkern der Erde, daß die Frau die meiste Achtung dann genoß, wenn sie ganz ihren Pflichten lebte. Wir dürfen nicht vergessen, daß die Welt nicht vollkommen und rein harmonisch ist. Das Verhältnis der Geschlechter birgt, wie wir zeigten, so viele Differenzpunkte in sich, daß man mit der Theorie nicht auskommt. Herrscht aber der Mann – und dies allein ist der natürliche Zustand – so ist es Aufgabe der Frau, ihn durch Erkenntnis ihrer Pflichten zur Anerkennung ihres Wertes zu zwingen, nicht aber durch Unnatur und halbwissenschaftliche Beweismittel zum erbitterten Konkurrenten und schließlich zu ihrem Sexualfeind zu erziehen. Wenn die Frau nicht begreift, daß ihr von bestimmten Parteien unsinnige Rechte eingeräumt wurden, um die Stimmen der Frauen zu gewinnen, wenn sie nicht begreift, daß Krieg, Revolution und Industrialisierung des Lebens den Mann zermürbt haben, sodaß seine Passivität ihren Hegemoniewünschen gegenüber anormal ist; wenn die Frauen nicht begreifen, daß die Weltgeschichte ihren ehernen Gang seit Jahrtausenden ging und ihn weiter gehen wird, und daß Frauen herrschaft immer gleichbedeutend war mit Seelen armut.

siehe Bildunterschrift

Nach der Züchtigung
Louis Malteste

Dann wird eben die Entwicklung der Dinge die Frauen noch belehren. Aber inzwischen wird viel verloren sein, was nur durch starke Gegensätzlichkeit wieder ausgeglichen werden kann. Videant feminae!

Es muß immer und immer wieder betont werden: die heutigen Unabhängigkeitsbestrebungen der Frau haben nichts mehr mit dem Kampf gegen die frühere Sklavenstellung des Weibes zu tun. Es ist ja auch ein Unfug ohnegleichen, Vergleiche zu ziehen, die nur dann vollwertig sind, wenn man den jeweiligen Zeitcharakter in Betracht zieht.

siehe Bildunterschrift

Der Außenseiter
Tobis Warner Production

Wenn Frauen sagen, im alten Rom hätten die Frauen schon Stimmrechte gehabt, so ist zu erwidern, daß das nicht mehr das Rom der Cäsaren, sondern der Zirkuskutscher war. Rom vor dem Untergang. Und wenn die Frauen sich vor dem Schicksal barbarischer Sklaverei für immer schützen wollen, so ist zu erwidern, daß es dazu keiner Sonderrechte der Frau bedarf, denn diese Barbarei ist durch den Fortschritt der Kultur überwunden – ohne daß die Frauen ihre natürliche Bestimmung aufzugeben brauchten. Aber keine Frauenrechtlerin wird die Natur zwingen können, den Männern das Geschäft der Geburt aufzuzwingen, und kein Vamp wird sich in einen Mann verwandeln oder sich den physischen Folgerungen seiner Weibnatur mit Erfolg entziehen können.

Keineswegs soll hier für eine Rückentwicklung in den Naturzustand das Wort gesprochen werden. Für den Fortschritt soll an dieser Stelle plädiert werden – aber für den wahren Fortschritt, für die Entwicklung der Ethik, nicht zur Unnatur, und für eine Entwicklung der Frau, die den Forderungen unseres Zeitalters angemessen ist, dessen Probleme nicht nur sozialer Natur sind. Auch die natürlichen Menschenrechte, die Familie, die Gesellschaft – und nicht letzten Endes die Liebe sollen berücksichtigt werden.

siehe Bildunterschrift

Für die Frau ist der Ausdruck Persönlichkeit eine unverständliche Phrase. Um sie ihrem Verständnis nahe zu bringen, mußte sie etwas hinzufügen. Das war das Wort Glück. So daß es nun lautet: Das Recht auf Glück der Persönlichkeit. Natürlich hat man das nicht ausdrücklich so formuliert. Aber im Stillen ist es geschehen, denn die Frau kann sich unter dem Ziel einer Persönlichkeit gar nichts anderes vorstellen, als das Glück und das Beglücken. Sich ausleben, eine Persönlichkeit sein, ist für sie ein Wort, das seltsame Begriffe in ihr weckt. Das Sichausleben der Frau war ja einmal Mode, ist es in gewissen Kreisen noch, und jeder weiß aus Erfahrung, was für Früchte diese Lebensanschauung zeitigt. Die Überweiber zeigen aber nur das Übermaß. Frei ist keine Frau mehr von dem Gedanken, sie habe ein Recht auf Persönlichkeit. Das heißt: auf Glück. Und hier beginnt nun das, was ich die Pflichtvergessenheit, die Gewissenlosigkeit der Frau nenne.

Glücklich werden und glücklich machen: das sind die Grundtriebe der Frau. Sie müssen da sein. Die Zwecke, die die Natur mit diesem Geschenk an die Frau verfolgt, sind klar zu erkennen. Wenn überhaupt ein Naturgesetz bewiesen ist, so ist es das von der Erhaltung der Art, daß die Natur alle Kräfte aufwendet, um die Fortpflanzung zu sichern. Das Mittel bei den Menschen ist der Glückshunger der Frau. Er treibt sie immer wieder in die Arme des Mannes, und so oft auch die Illusion vom Glück vernichtet wird (es ist eine Illusion), so oft wacht sie wieder auf. Falsch, sagen unsere »modernen« Frauen. Das Weib braucht dieses »Glück« nicht. Folglich auch nicht den Mann. – Man hat die jungen Mädchen lange Jahre mit diesen Phrasen förmlich genotzüchtigt, bis viele von ihnen ihre natürliche Bestimmung abgeschworen haben. Sie mußten es bitter büßen – einige anormale Außenseiterinnen ausgenommen.

siehe Bildunterschrift

Kriegsrecht
Aus »Los Desastres de la Guerra«
Goya


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